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Staubsauger - Aufgeblasen

  • Kein System kann guten Papierfilter schlagen
  • Zusatzfunktionen mit mäßigem Komfort

Bei diesem Staubsaugertest werden Sie viele bekannte Namen vermissen. Kein Wunder – haben wir doch diesmal die Branchenexoten zum Vergleich auserkoren: Geräte mit spezieller Filtertechnik, Geräte mit den unterschiedlichsten Zusatzfunktionen und Modelle, die nur im Direktvertrieb erhältlich sind. Einige erfüllen alle drei Kriterien: Filter Queen, Rainbow, Delphin und Hyla sind wohl die schillerndsten Exoten im Test.

Nur über Vertreter erhältlich

Es ist auch kein Zufall, dass Geräte mit besonderer Technik und/oder Funktion meist nicht im Regal zu finden sind, sondern ein Vertreter zu Ihnen ins Wohnzimmer kommt. Diese Firmen lassen ihre – in der Regel sündteuren – Produkte nicht gern mit gewöhnlichen Staubsaugern vergleichen, die nur einen Bruchteil davon kosten. Preise von 20.000 bis 30.000 Schilling lassen sich eben nur durchsetzen, wenn der Konsument keine Vergleichsmöglichkeit hat – und unter den spezifischen Bedingungen eines Verkaufsgesprächs im eigenen Wohnzimmer, aus dem es kein Entrinnen gibt.

Alternative Systeme

Zahlreiche Hersteller versuchen eine Alternative zum Papierfilter zu bieten. Hitachi hat dies auf die einfachste Form umgesetzt: mit Stoffbeutel und Abluftfilter aus Schaumstoff. Beide lassen sich nach Ausklopfen oder Auswaschen wieder verwenden. Nur wie! Man fühlt sich in die gute, alte Zeit zurückversetzt, als es noch keine Papierfilter gab. Beim Ausschütteln fliegt einem der Staub um die Ohren. Auch mit der Filterwirkung ist es nicht weit her. Feine Schwebstoffteilchen werden unzureichend zurückgehalten.

Wasserfilter

Die drei Direktvertriebsprodukte Rainbow, Delphin und Hyla, aber auch der Polti Lecologico, arbeiten mit einem Wasserfilter, der von Firmenvertretern in den höchsten Tönen gepriesen wird: Er „wäscht die Luft, wie es in der Natur der Regen macht“. Das klingt gut und stimmt sogar – die staubbelastete Luft geht tatsächlich durch das Wasser.

Nur leider bleibt nicht alles dort. Feine Staubpartikel strömen durch undichte Stellen oder schlechte Filter zurück in die Wohnung. Die Messung ergab Emissionswerte, wie sie vor Jahren üblich waren, aber mit zeitgemäßer konventioneller Technologie (Mehrfachfilterung) weit unterboten werden. Der Vorwerk Kobold, ein einfacher Handstaubsauger mit Papierfilter, hat die beste Filterwirkung erzielt. Damit verglichen haben die Wasserfilter von Delphin und Hyla fast 20.000 Mal mehr Staubpartikel hinausgeschleudert. Selbst der erwähnte Staubbeutel von Hitachi kommt auf niedrigere Werte.

Im Staubwirbel

Dyson und Electrolux wenden das so genannte Zyklonsystem an: In einem Zylinder wird der Staub mittels Zentrifugalkraft in einem Behälter abgelagert. Die Saugkraft soll dadurch auch bei gefülltem Behälter erhalten bleiben. In der Praxis konnte dieses System nur bei Dyson überzeugen: Der Staub wurde tatsächlich zurückgehalten; bei Electrolux gelang dies nur mangelhaft. Der Bedienungskomfort ist im Vergleich zu einem Papierfilter nicht höher, im Gegenteil: Bei beiden Marken fällt das Entleeren des Staubbehälters schwerer als ein Filterwechsel bei einem konventionellen Gerät.

Schließlich verfügt auch Filter Queen über ein eigenständiges Filtersystem: Der Schmutz wird in einem Kessel aufgefangen. Ergebnis: ein „durchschnittliches“ Staubrückhaltevermögen. Alles in allem kann man konstatieren: Der Erfindungsreichtum in puncto Staubfilterung hat nichts gebracht. Kein alternatives System kann den klassischen Papierfilter (eine gut funktionierende Technik vorausgesetzt) überbieten.

Wenig überzeugend

Die Prüfung der Saugleistung erfolgte unter denselben Kriterien, die wir auch bei anderen Staubsaugern anwenden. Es zeigte sich, dass die angeblich so überlegenen Spezialsysteme keine besseren Ergebnisse aufweisen als es dem heutigen Standard entspricht. In der Mehrzahl schneiden die Exoten-Vertreter sogar deutlich schlechter ab. Nur das Zyklonsystem von Dyson und der Rainbow mit Wasserfilter konnten beim Saugen halbwegs überzeugen. Als Einziger im Test saugte das Modell G six von Kirby „sehr gut“ – ein Direktvertreiber, der beim konventionellen Filtersystem geblieben ist. Allerdings ist gerade bei Kirby Staub saugen Schwerarbeit. Mehr als 13 Kilo bringt er auf die Waage (nur Delphin ist noch schwerer). Ein gewöhnlicher Bodenstaubsauger wiegt nur die Hälfte. Dazu kommt der fast unerträgliche Lärm – neben Rainbow, Polti und Hyla zählt Kirby zu den schlimmsten Krawallmachern.

Spezialdüsen

Mehrere Staubsauger werden wahlweise mit Standarddüse (Teppich-Boden-Düse) und einer rotierenden Bürste bestückt; sie wurden getrennt getestet und bewertet. Nicht immer sorgt die Spezialdüse (Turbodüse oder Elektrobürste) für ein besseres Ergebnis. Beim Hyla beispielsweise erwies sich der Sauger als zu schwach, um die von der rotierenden Düsenwalze aufgewirbelten Schmutzteilchen in die Filter zu saugen.

Die meisten Direktvertriebsfirmen rechtfertigen den hohen Preis ihres Geräts mit den vielfältigen Zusatzfunktionen. „Das ist kein Staubsauger, sondern ein Reinigungssystem“, so der Leitspruch erfolgreicher Vertreter. Wir haben deshalb auch die jeweiligen Zusatzfunktionen überprüft.

Alles in allem werden diese mehr schlecht als recht erfüllt. Darauf spezialisierte Geräte sind in der Regel besser geeignet und kommen zusammengerechnet viel billiger als die Anschaffung eines solchen Universalgerätes. Zum Beispiel die Reinigung der Raumluft: Handelsübliche Raumluftreiniger schaffen ähnliche Resultate ohne den Höllenlärm und den hohen Stromverbrauch eines „Staubsaugers“. Besonders unsinnig scheint die Sprühfunktion: Die Umrüstung nimmt einige Zeit in Anspruch, der Sprühstrahl ist zum Teil so stark, dass die Pflanzen dadurch Schaden nehmen könnten; hält man mehr Abstand, werden wiederum auch Möbel und Fußböden besprüht. Wie einfach und problemlos ist dagegen die Bedienung einer Sprühflasche, die um ein paar Schilling in jedem Supermarkt erhältlich ist!

Auch die Teppich-Nassreinigung klappte nicht besser als mit herkömmlichen Shampooniergeräten. Sofern, wie bei Kirby und Rainbow, flüssiger Teppichreiniger zugesetzt wird. Die Flecken wurden etwas aufgehellt. Gänzlich versagt hat das Delphin-Gerät. Was nicht weiter verwundert, will doch dieses Multifunktionsgerät dem Schmutz mit purem Wasser zu Leibe rücken. Der eingearbeitete Schmutz blieb nahezu unverändert sichtbar.

 Wie halten es die Hersteller mit sozialen und ökologischen Anforderungen? Die Frage ist umso brisanter, als es sich bei sechs der zehn betroffenen Anbieter um Direktvertriebsfirmen handelt, denen ja ein eher schlechter Ruf vorauseilt. Es mag daher für viele nicht überraschend sein, dass sich überhaupt nur vier Unternehmen am Unternehmenstest aktiv beteiligt haben. Allerdings entziehen sich auch zwei Unternehmen mit konventionellem Vertriebssystem einer Ethik-Bewertung: Hitachi und Polti.

Einzig Husqvarna (Electrolux) kann für sich in Anspruch nehmen, die ethische Dimension eines Unternehmens gebührend zu würdigen (drei Ethik-Ringe). Für Dyson konnte im Bereich Soziales keine Bewertung vorgenommen werden, weil die Österreich-Vertretung (der Ethik-Test erfolgt grundsätzlich aus österreichischer Sicht) nur drei Mitarbeiter zählt, sodass nur wenige soziale Kriterien anwendbar sind. Immerhin zwei Direktvertreiber haben wenigstens versucht, sich mit Ethik auseinander zu setzen: Proair, die (deutsche) Herstellerfirma der Delphin-Geräte, sowie die heimische Vertriebsgesellschaft des slowenischen Herstellers Hyla. Das Ergebnis bleibt allerdings recht bescheiden.

Den vergleichsweise kleinen Direktvertreibern fehlen einerseits die strukturellen Möglichkeiten eines großen Unternehmens, um beispielsweise ein Umweltmanagementsystem aufzubauen. Andererseits stehen sie auch nicht so im Rampenlicht, sie können es sich also eher leisten, die Moral zu ignorieren. Dass aber auch Riesenunternehmen großen Nachholbedarf haben, belegt jedenfalls der japanische Elektrokonzern Hitachi (Vertretung in Österreich: Schabus).

Dem Test Unternehmens-Ethik Kosmetikunternehmen wurden elf bekannte Markenanbieter unterzogen – Hersteller und Handelsketten. Nicht alle sind beim vorliegenden Test Sonnenschutzmittel mit Produkten vertreten. Der Ethik-Test wurde vom IMUG (Institut für Markt-Umwelt-Gesellschaft e.V., Hannover) durchgeführt (contact@imug.de). Dabei wurden Kriterien aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Informationsoffenheit berücksichtigt.

Delphin: Top-Air Hygienesysteme Handels GmbH,
Leegasse 10, A-1140 Wien, (01) 895 93 01

Dyson GmbH, Baranygasse 13, A-1220 Wien,
(01) 280 73 50

Electrolux: Husqvarna GesmbH, Industriezeile 36,
A-4010 Linz, (0732) 77 01 01-0

Filter Queen: Galaxy 2000 – Pillichshammer Evelyn,
Dr.-Scheiber-Straße 19, A-4870 Vöcklamarkt, (07682) 62 05

Hitachi: Schabus Reinigungstechnik GmbH, Buchengasse 11–13, A-2384 Breitenfurt bei Wien, (02239) 26 57

Hyla: Lanzendorfer GesmbH, Draschestraße 85,
A-1230 Wien, (01) 615 56 50

Kirby: Hösel KEG, Fuchsienweg 29, A-1220 Wien,
(01) 734 23 83

Polti Austria GesmbH, Wiener Neustädter Straße 44,
A-2603 Felixdorf, (02628) 612 80

Rainbow Österreich Raumhygienegeräte HandelsgesmbH,
Csokorgasse 11, A-1110 Wien, (01) 769 58 08–0

Vorwerk Austria GmbH & Co KG, Schäfferhofstraße 15, A-6971 Hard, (05574) 68 55–0

Viel zu teuer.

Staubsauger im Direktvertrieb sind irrwitzig teuer, vor allem, wenn sie als Multifunktionsgeräte präsentiert werden (bis zu 31.000 Schilling im Fall Kirby). Herkömmliche Spezialgeräte erfüllen jedoch diese Funktionen mindestens ebenso gut – und sind ungleich billiger.

Gutes auch um 2000 Schilling.

Das beste Direktvertriebsmodell ist gleichzeitig auch das billigste: der Handstaubsauger Vorwerk Kobold um 7350 Schilling. Es gibt sogar gute Bodenstaubsauger, die nicht mehr als 2000 Schilling kosten – nachzulesen in unserem Test in „Konsument“ 4/2000 (siehe weitere Artikel: „Staubsauger“).

Papierfilter am besten.

Alternative Filtertechnologien bringen keinen Vorteil. Allergiker sollten sich nicht auf teure Experimente einlassen, sondern spezielle Papierfilter verwenden (S-Klasse- oder Hepa-Filter).

Im Test: In einem internationalen Gemeinschaftstest wurden insgesamt 15 Staubsaugermodelle (Boden- und Handstaubsauger) getestet. Modelle, die wahlweise mit herkömmlicher Teppich-/Boden-Bürste oder einer Turbodüse bzw. Elektrosaugbürste erhältlich sind, sind in der Tabelle in beiden Versionen berücksichtigt.

Saugen

Die Prüfung erfolgte auf zwei verschiedenen Teppichböden (Wollvelours und kurze Polyamidschlingenware). Dazu bestreuten wir die Teppiche mit einer definierten Menge Prüfstaub, walzten diesen fest und saugten dann fünfmal ab (gemäß EN 6312). Danach stellten wir fest, wie viel Staub die Sauger aufgenommen hatten. Außerdem ermittelten wir auf Wollveloursteppich, wie viel Staub an Kanten und wie gut Fasern gesaugt wurden. Mit der Bodendüse saugten wir zudem Staub aus Ritzen auf glattem Boden, mit der Polsterdüse Fasern von Polsterkissen.
Alle Prüfungen erfolgten mit neuen und mit teilweise gefüllten Filterbeuteln. Für die Füllung benutzten wir jeweils 100 und 400 Gramm normalen Hausstaub. Bei allen Tests liefen die Geräte mit maximaler Leistung.

Handhabung

Fünf Personen beurteilten unter anderem: Gebrauchsanweisung, Schalter, Griffe, Saugen auf Teppich und glattem Boden, Absaugen von Polstermöbeln und Übergardinen, Saugleistungsregulierung, Gleitvermögen und Filterwechselanzeige, Montage und Demontage des Gerätes, Auswechseln der Filter beziehungsweise Ausleeren des vollen Staubbehälters sowie die Aufbewahrung der Geräte.

Umwelteigenschaften

Staubrückhaltevermögen: Wir bestimmten den Feinstaubgehalt in der Abluft des Saugers.
Geräusch: Wir ermittelten die Schallleistung bei maximaler Saugleistung und prüften subjektiv per Hörtest auf unangenehme Nebengeräusche.
Stromverbrauch: in Relation zur Staubaufnahme.
Kadmiumgehalt in Gehäuseteilen nach DIN 38406-E: keine Beanstandung.

Haltbarkeit

Stoßprüfung: 10.000 Karambolagen an Schwellen und 1000 an Pfosten. Fallprüfung: 1200 Stürze aus 80 cm Höhe. Prüfung des Kabelauszuges (6000-mal nach VDO 0700) und der Schlauchbefestigungen (40.000 Schwenkungen bei eingespanntem Anschlussstutzen), Quetschen der Rohre, Schläuche und Nebenluftsteller (10 s Belastung mit 70 kg). Außerdem Motordauerlauf über 600 Stunden.

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