Zum Inhalt

Unfallversicherungen für Schüler und Studenten - Kein Ersatz für echten Schutz

Unfallversicherungen speziell für Schüler und Studenten kosten wenig, bieten aber nur geringe Leistungen. Die private Unfallvorsorge können sie nicht ersetzen.

Immer wenn das neue Schuljahr beginnt, verteilen Lehrerinnen und Lehrer in der Klasse Zahlscheine „für die Unfallversicherung“. Mit der Inskription an einer österreichischen Universität wird ebenfalls eine Unfallversicherung abgeschlossen. Diese Versicherungen haben wir im Auftrag der Arbeiterkammer Wien analysiert. Ergebnis: Solche Zahlscheinpolizzen kosten wenig, bringen im Fall des Falles aber auch nicht viel.

Teilweise gesetzlich geschützt

Dass diese Polizzen in Schulen verteilt werden, lässt vermuten, dass es für Unfälle in der Schule keine Absicherung gäbe. Das stimmt nicht: Unfälle im Zusammenhang mit der Ausbildung sind von der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) gut abgedeckt. Nicht nur Unfälle in der Schule oder auf der Uni, sondern auch jene auf dem Weg von und zur Schule bzw. Hochschule sowie Unfälle bei schulischen Veranstaltungen, etwa einem Schikurs, sind hier inbegriffen. Bei dauernder Invalidität wird auch eine Rente bezahlt. Nicht versichert ist allerdings der große Bereich von Heim, Sport und Freizeit. Gerade hier passieren aber viele mehr oder weniger folgenschwere Hoppalas. Von der gesetzlichen AUVA-Versicherung ebenfalls nicht erfasst sind Kinder, die noch nicht die Schule besuchen.

 

Geringe Versicherungssummen

Geringe Versicherungssummen

Die meisten Schüler-Unfallversicherungen, die per Zahlschein über die Schule oder den Elternverein abgeschlossen werden, sichern auch Unfälle in der Freizeit ab. Allerdings reichen die Summen im Ernstfall nicht aus. Bei Dauerinvalidität werden zwischen 10.000 und 50.000 Euro gezahlt. Bei 100-prozentiger Dauerinvalidität wird die Leistung gemäß dem vereinbarten Progressionsfaktor erhöht. Daher beträgt die Versicherungsleistung im Höchstfall 132.000 Euro (Raiffeisen). Damit ist der Geldbedarf bei lebenslanger Erwerbsunfähigkeit keineswegs abgedeckt!

Gesetzlicher Schutz 

Zum Vergleich der gesetzliche Schutz: Die AUVA zahlt bei völliger Erwerbsunfähigkeit infolge eines Schulunfalls eine Rente bis zu 1.224 Euro, und zwar 14 Mal jährlich! Bei den Zahlscheinpolizzen ist gar keine Rente vorgesehen. Bei Allianz, Raiffeisen und der Wiener Städtischen läuft die Versicherung nur während des Schuljahres, nicht jedoch in den Sommerferien. Im Ernstfall bieten diese Billig-Versicherungen lediglich ein Trostpflaster, aber keine wirksame Absicherung. Es gibt allerdings die Möglichkeit, dass eine Schule oder ein Elternverein mit einem Versicherer bessere Leistungen (zu einer entsprechend höheren Prämie) vereinbart. Eine solche Gruppen-Unfallversicherung kommt günstiger als Einzelabschlüsse.

ÖH-Beitrag

Ebenso mickrig ist der Unfallschutz für Studenten, der mit dem ÖH-Beitrag abgeschlossen wird. Ganze 36 Cent davon wandern in die Unfallversicherung, die in Kooperation mit der Allianz-Versicherung abgewickelt wird. Entsprechend dürftig fällt der Schutz aus: Bei Dauerinvalidität erhalten angehende Akademiker lediglich 51.500 Euro als Einmalzahlung. Daneben werden auf dem Markt auch spezielle Unfallversicherungen angeboten. Teilweise kann man hier Prämienhöhe und Leistung frei wählen und der Freizeitbereich ist inkludiert. Rentenzahlungen kann man aber bei Prämien um die 50 Euro im Jahr nicht erwarten.

Besser für die ganze Familie

Alle diese Fakten sprechen für eine Familien- Unfallversicherung. Hier sind Eltern und Kinder bis zum 18. Lebensjahr überall und jederzeit versichert. So ein Paket ist (bei einer Versicherungssumme von 150.000 Euro für zwei Erwachsene und zwei Kinder) ab 257 Euro pro Jahr zu haben. Bei völliger Invalidität zahlt der Versicherer 450.000 Euro (300-prozentige Progression), Einzelabschlüsse für Kinder kosten ab 60 Euro jährlich.

Studenten 

Studierende, die nicht mehr im gemeinsamen Haushalt leben, brauchen separaten Schutz. Studentinnen zahlen für die erwähnte Versicherungssumme und Progression 120 Euro, Studenten etwa 160 Euro jährlich. Wichtig ist auf jeden Fall, den Bedarf genau zu prüfen und den Schutz nach Maß anpassen zu lassen. Denn in den zitierten Beispielen ist ebenfalls noch keine Unfallrente enthalten. Aber gerade die brauchen junge Menschen oft nach einem Unfall, durch den ihr Leben aus der Bahn gerät.

Tabelle: Schülerunfallversicherungen

Zusammenfassung

Schüler- und Studenten- Unfallversicherung: Kompetent mit "Konsument"
  • Wenig Schutz bei Zahlscheinpolizzen. Billige Schüler-Unfallversicherungen, die per Zahlschein abgeschlossen werden, bieten zu wenig Leistung, um die Folgen eines schweren Unfalls finanziell abzugelten.
  • In der Familie oder in der Gruppe. Sinnvolle Unfallversicherungen werden als Paket für die ganze Familie oder als Schul-Gruppenversicherung angeboten. Wichtig: Schutz nach Bedarf vereinbaren.
  • Ältere Kinder separat. Wenn Kinder älter als 18 Jahre sind oder nicht mehr im gemeinsamen Haushalt leben, benötigen sie oft eine eigene Versicherung. Die Studentenversicherung über den Hochschülerschaftsbeitrag bietet wenig Schutz.
  • Versicherer informieren. Einen Unfall sollte man sofort dem Versicherer melden, auch wenn die Unfallfolgen noch nicht abzusehen sind. Daher die Polizze gut aufbewahren – auch eine billige Zahlscheinpolizze.
  •  

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang