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Versicherungen - Besser jährlich bezahlen

Versicherungsprämien monatlich zu berappen kommt teuer. Die Umstellung auf jährliche Zahlung kann bis zu mehrere Hundert Euro bringen.

Versicherungsprämien sind einmal jährlich zu Beginn des Versicherungsjahres fällig, also zu dem Zeitpunkt, an dem die Polizze abgeschlossen wurde. Oft handelt es sich dabei um relativ hohe Beträge. Große Summen auf einmal hinzulegen, fällt oft schwer. Daher zeigen die Versicherer Entgegenkommen und bieten ihren Kunden häufig die Möglichkeit, die Prämie in monatlichen, viertel- oder halbjährlichen Raten abzustottern.

Unterjährigkeitszuschlag

Das gibt es natürlich nicht umsonst: Was bei Banken als Kreditzins und im Handel als Teilzahlungszins bekannt ist, läuft bei Versicherern unter dem Begriff Unterjährigkeits­zuschlag. Die Höhe der Zuschläge ist von ­Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Die meisten sehen eine Staffelung vor, die bei mindestens 2 Prozent für eine halbjährliche Zahlung beginnt und bis zu 6 Prozent bei monatlichen Einzahlungen klettert.

Rechtlich ok

Rechtlich ist das durchaus gedeckt, denn ­Versicherungsunternehmen dürfen neben der Prämie auch Gebühren verlangen, die der Abgeltung von Mehraufwendungen dienen, wenn sie durch das Verhalten des Versicherungsnehmers veranlasst wurden. Dieser Mehraufwand entsteht nach Angaben aus der Branche durch höhere Verwaltungs­kosten, etwa aufgrund von mehr Mahnungen, aber auch aufgrund des Zinsentgangs durch die Stundung der Prämie.

Unterjährigkeitszuschlag

Keine Kinkerlitzchen

Was in der Polizze reichlich harmlos mit ­Nominalzinsen von 2 bis 6 Prozent daherkommt, summiert sich übers Jahr gerechnet zu Effektivzinsen von mehr als 12 Prozent! Wenn man bedenkt, dass für länger gebundene Spareinlagen derzeit kaum mehr als 2 Prozent an effektiven Zinsen zu haben sind, dann wird deutlich, was sich durch den ­Wegfall der Zuschläge lukrieren ließe! Wer auf den überflüssigen Ratenzahlungskredit des Versicherers verzichtet und es schafft, die Prämie auf einmal einzuzahlen (siehe „So können Sie sparen“), kann sich gewissermaßen über eine Veranlagungsrendite von bis zu 12 Prozent freuen, und das noch dazu kapitalertragsteuerfrei.

Lebensversicherung - Zuschlag geringer bei monatlicher Zahlung

Je höher die Prämien und je länger die Laufzeit, desto stärker wirkt sich der Unterschied zwischen Jahres- und Monatsprämie aus. Das zeigt besonders drastisch ein Beispiel aus dem Lebensversicherungsbereich. Bei einer Laufzeit von 25 Jahren, Einzahlungen von 100 Euro pro Monat, Abschlusskosten von 4 Prozent und einer Gesamtverzinsung von 3 Prozent liegt die Ablaufleistung bei 39.600 Euro. Würde man die Prämie hingegen jährlich begleichen, käme man auf 42.900 Euro Ablaufleistung. Bei einer Gesamtprämiensumme von 30.000 Euro sorgt der Unterjährigkeitszuschlag also in Summe dafür, dass die Ablaufleistung bei monatlicher Zahlung um 3.300 Euro geringer ausfällt!

Hohe Vorauszahlung bei Kfz-Versicherung

Besonders kräftig wirkt sich der Zuschlag auch bei der Kfz-Versicherung aus, weil hier nicht nur der Versicherer seine Prämie stundet. Auch das Finanzamt besteht bei der ­motorbezogenen Versicherungssteuer auf Vorauszahlung des gesamten Jahresbetrags. Wird die Steuer unterjährig abgestottert, kommt das ziemlich teuer: Bei halbjährlicher Zahlung liegen die Zuschläge bei 6 Prozent, bei vierteljährlicher Zahlung bei 8 Prozent und bei monatlicher Zahlung gar bei 10 Prozent. Das ergibt übers Jahr gerechnet einen Effektivzinssatz von 20 Prozent!

Zahlungsweise

Viele Versicherte nicht informiert

Kreditzinsen in dieser Höhe machen rasch klar, warum die Versicherer die Sache nicht gern an die große Glocke hängen: Hier ist ein nettes Zubrot drinnen, das nebenbei auch förderlich auf die Provisionen der Vermittler wirkt. So kommt es wahrscheinlich, dass bei Abschluss einer Polizze immer wieder darauf vergessen wird, auf die günstigere Jahres­prämie hinzuweisen. Und das erklärt letztlich auch, warum die Zahl der „unterjährigen Zahler“ nach einem Bericht des Fachmagazins „Versicherungsjournal“ bei manchen Anbietern noch immer bei unglaublichen 90 Prozent liegt.

Versicherungsgesellschaften halten sich bedeckt

„Wie halten Sie es mit der Unterjährigkeit?“, wollten wir von den Versicherungsgesellschaften wissen und mussten feststellen: Die meisten halten sich hier ziemlich bedeckt. Von 24 Anbietern beantworteten nur 11 unsere Fragen zur Höhe und Anwendung von Zuschlägen.

Zahlungsweise beachten

Dabei zeigte sich zumindest, dass manche Anbieter auf den Unterjährigkeitszuschlag verzichten, wenn die Versicherungsprämie per Einzugsermächtigungsverfahren (also Abbuchung vom Bankkonto) bezahlt wird. Einige wenige, wie etwa die HDI oder bei Schadens- und Unfallversicherungen zunehmend auch die Zürich, kommen erstaunlicherweise sogar ganz ohne Zuschlag aus. Für Versicherungskunden ergibt sich daraus der zwingende Schritt, bei Abschluss einer neuen Polizze unbedingt auch auf die Zahlweise zu achten.

In manchen Fällen lässt sich ein ­Unterjährigkeitszuschlag vielleicht wegverhandeln. Falls das nicht möglich ist und das Angebot sonst passt, sollte unbedingt die jährliche Zahlweise gewählt werden. Bei bestehenden Polizzen ist ein Umstieg von einer Monats- auf eine Jahresprämie meist problemlos möglich. Falls sich der Versicherer sperrt, sollte ein Wechsel zu einem anderen Anbieter in Betracht gezogen werden, denn hier hapert es ganz offensichtlich bei der Kundenfreundlichkeit. Vor allem bei einer Haushalts- oder Kfz-Versicherung ist ein ­Anbieterwechsel einfach möglich.

Monatliche Zahlungen aus Anlagegründen zu empfehlen

Keine Rolle spielt der Unterjährigkeits­zuschlag übrigens bei fondsgebundenen ­Lebensversicherungen und der prämien­geförderten Zukunftsvorsorge: Dort sind monatliche Zahlungen aus Anlagegründen sogar zu empfehlen.

So können Sie sparen

Bestehende Polizzen auf jährliche Zahlung umstellen

Wenn Sie sich damit schwer tun, zu Beginn des Versicherungsjahres gleich die gesamte Prämie zu berappen, sollten Sie versuchen, sich selbst auszutricksen: Legen Sie sich ein täglich fälliges Sparbuch oder Online-Sparkonto zu und zahlen Sie neben der monat­lichen Versicherungsprämie ein Jahr lang einen ebenso hohen Betrag auf das Sparbuch oder Konto ein. Am Ende des Jahres steht Ihnen die gesamte Jahresprämie zur Verfügung – sogar leicht verzinst, sodass bei inflationsangepassten Prämien auch gleich die jährliche Erhöhung teilweise abgedeckt ist. Ab da wird gleich wieder für das nächste Jahr angespart.

Neuverträge ohne Zuschlag abschließen

Ein Wechsel ist nicht immer möglich oder sinnvoll (etwa bei der Lebens- oder Krankenversicherung). Aber bei Schaden- (z.B. Haushalts-) und Unfallversicherungen gibt es Versicherer, die bei Neuabschlüssen ­keine Zuschläge für unterjährige Zahlung veranschlagen. Vielleicht lassen sie sich auch aus Altverträgen wegverhandeln. ­Fragen Sie auf jeden Fall bei Ihrem Berater oder Makler nach.

Bei der Auswahl berücksichtigen

Bei Versicherern, die auf Unterjährigkeitszuschläge verzichten, lassen sich höheres Engagement und besserer Kundenservice vermuten.

Berechnung Unterjährigkeitszuschlag


Der Zuschlag ist in der Polizze meist als Nominalzinssatz in Prozent angegeben, z.B. „5 % bei monatlicher Zahlweise“.

Wird also beispielsweise eine Jahresprämie von 1.200 Euro in monatlichen Raten abbezahlt, ergibt sich folgender Gesamtbetrag:

monatliche Prämie 100 € x 12 = 1.200 € 
+ 5 % Zuschlag  5 € x 12 = 60 €


Bei monatlicher Zahlweise sind also um 60 Euro pro Jahr mehr zu zahlen. Das entspricht einem Effektivzinssatz von 10,2 Prozent.

Zusammenfassung

  • Teure Zuschläge. Versicherungsprämien sind Jahresprämien. Wer sie monatlich, viertel- oder halbjährlich abzahlt, muss dafür Zinsen zahlen und verschenkt buchstäblich jede Menge Geld.
  • Höhere Kosten. Die tatsächlichen Zinsen liegen mit bis zu 12 Prozent und mehr weit über den in den Polizzen angeführten Nominalzinssätzen.
  • Umstieg sinnvoll. Besonders bei einer Lebens- oder Kfz-Versicherung „gewinnen“ Sie durch den Wechsel zu jährlicher Zahlweise Hunderte bis Tausende Euro.

Buchtipp: Polizzen-Check

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Ersparnisse von mehreren Hundert Euro pro Jahr sind durchaus drinnen – und erspartes Geld ist schließlich immer noch das am leichtesten verdiente!

Aus dem Inhalt:

  • Welche Versicherungen wirklich notwendig sind
  • Was an Mindestschutz sinnvoll ist
  • Wie Sie bestehende Polizzen optimieren
  • Spartipps für alle Versicherungssparten
  • Achtung! Fallen im Kleingedruckten

136 Seiten, € 14,90 (+ Versand)

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