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Volksbank verspricht hohe Zinsen - Fix Plus Garant 9/2012

Die Volksbank verspricht hohe Zinsen für ihr Zertifikat. Aber nur unter bestimmten Bedingungen.

Weiterhin befinden wir uns in einem tiefen Zinsental: die Republik Österreich zahlt bei Bundesschätzen nur 2 Prozent Zinsen bei einer Laufzeit von 10 Jahren. Festgeld bei Banken bringt immerhin bis zu 3 Prozent bei einer Laufzeit von 6 Jahren. Gibt es bessere Angebote?

6 Prozent Zinsen angeboten

Die Österreichische Volksbanken AG stockt jetzt ihren Fix Plus Garant 9/2012 auf. Der Name ist zugleich Programm, wie ein Schnelldurchgang der Rahmenbedingungen zeigt:

Fix: Fixer Zinssatz von 2 Prozent pro Jahr vor Steuern, d.h. 1,5 % nach Steuern
Plus: Chance auf 4 % höhere (d.h. dann 6 %) Zinsen pro Jahr
Garant: Die Österreichische Volksbanken AG garantiert Ihnen, dass sie ihrer Pflicht zur Kapitalrückzahlung hundertprozentig nachkommen wird.
9/2012:  Im September wurde das Produkt erstmalig aufgelegt.
Laufzeit: Sechs Jahre bis November 2018.

Bis zu 6 Prozent Zinsen? Also quasi eine Wette mit einer Fixverzinsung von 2 Prozent und der Chance auf viel mehr? Wir haben uns für Sie einmal das Kleingedruckte angesehen.

Keine Einlagensicherung

Zuerst einmal handelt es sich bei diesem Produkt um ein Zertifikat. Dies ist eine sogenannte Inhaberschuldverschreibung, wie auch eine Anleihe. Hier gibt es keine Einlagensicherung. Im Vergleich zu Spareinlagen haben Sie hier also ein erhöhtes Risiko. Und ein erhöhtes Risiko wird üblicherweise mit einem höheren Zinssatz abgegolten.

Spesen knabbern am Ertrag

Das Zertifikat „Fix Plus Garant 9/2012“ wird mit einem Agio von 3 Prozent an einmaliger Verkaufsgebühr angeboten. Auf die Laufzeit von 6 Jahren umgerechnet sind dies zwar nur noch 0,5 Prozent, Ihr Jahreskupon nach Steuern von 1,5 Prozent sinkt hierdurch rechnerisch allerdings auf nur noch 1,0 Prozent (Spesen werden vom Nach-Steuer-Ertrag abgerechnet, da sie keine Relevanz auf die Steuerberechnung haben). Verwahren müssen Sie Zertifikate natürlich in Ihrem Bank-Depot. Dies belastet Sie nochmals mit rund 0,24 – 0,3 Prozent des Wertes pro Jahr. Also reduziert sich Ihre Nach-Steuern-und-Spesen-Rendite auf 0,7 bis 0,76 Prozent pro Jahr.

Aktienkurs schwer abzuschätzen

Chance auf 6 Prozent pro Jahr

Nach all den negativen Anmerkungen sollten wir jetzt auch über die Chance sprechen. Denn diese würde unseren Ertrag (nach Steuern und Spesen) ja direkt auf sehr beachtliche 3,7 bis 3,76 Prozent (6 % - 1,5 % KEST – 0,5 % Agio – 0,24-0,3 % Depotgebühr) heraufkatapultieren. Die Emissionsbedingungen hierzu sagen klar: die Zusatzrendite hängt an einem Aktienkorb von 20 bekannten und auch nachhaltigen Unternehmen. Und einen Sicherheitsbereich von 19,99 Prozent gibt es auch.

„Wenn keine Aktie im Korb an einem von 12 Beobachtungstagen pro Jahr 80% des Startwertes berührt oder unterschreitet, erhalten Sie eine Zinszahlung von 6% p.a., sonst eine Verzinsung von 2% p.a.“ steht hierzu in der ausführlichen Produktinformation.

Wette auf den Aktienkurs

Zu Deutsch heißt dies: jeden Monat wird an einem bestimmten Tag geschaut, ob eine der Aktien seit dem Start 20 Prozent oder mehr Verlust gemacht hat. Falls ja – erhalten Sie nur 2 Prozent Verzinsung vor Steuern und Spesen. Dabei dürfen Sie nicht vergessen, dass bei Aktien die Dividende vom Aktienkurs abgezogen wird. Im Monat der Dividendenzahlung kann es daher bei einer Dividendenrendite von z.B. 5 Prozent bei der Aktie zu einem Kursrutsch um 5 Prozent kommen. Dies bringt Sie der Risikogrenze ein gutes Stück näher.

Schwer abzuschätzen

Nur wie realistisch ist jetzt diese Chance? Dafür müssen wir uns die Liste der beteiligten Unternehmen ansehen und uns Gedanken machen, wie die mögliche Kursentwicklung in den nächsten 6 Jahren sein wird. Und bei den in Fremdwährung notierenden Aktien wie Canon oder Panasonic (in japanischen Yen) müssen wir uns auch Gedanken um die Währungsentwicklung machen.

Wir machen hier eine kleine Probe und schauen uns die Aktie von Peugeot (ISIN: FR0000121501) an. Hierzu rufen wir im Internet einen Anbieter von Finanzinformationen (hier: www.finanztreff.de) auf uns schauen uns dem Chart der letzten Jahre an:

Aktienkurs: Peugeot S.A von den letzten 10 Jahren (Bild: Finanztreff.de)  

In den letzten 10 Jahren lag der Höchstkurs der Aktie bei rund 57 Euro, aktuell nahe dem Tief von 5,73 Euro. Und tatsächlich liest man ja in den Zeitungen von einer Auto-Krise und sinkenden Absatzzahlen. Aber ist hiervon auch Peugeot betroffen und wird um weitere 20 Prozent vom Startwert sinken? Wir wissen es nicht. Skeptisch sind wir jedoch schon, ob der Zusatzertrag von 4 Prozent tatsächlich erreicht wird. 

Unser Fazit

Im ungünstigen Fall einer Verzinsung von nur 2 Prozent per annum erhalten Sie nach Steuern und Spesen einen Ertrag von 0,7 bis 0,76 Prozent. Dies ist weniger als bei einem Sparbuch mit einem Nominalzinssatz von 2 Prozent auf 6 Jahre, d.h. 1,5 Prozent nach Steuern und Spesen. Zusätzlich verzichten Sie auf den Schutz der Einlagensicherungseinrichtungen.

Ihre Chance auf einen Mehrertrag hängt an der Kursentwicklung von 20 Aktien, die zum Teil in Fremdwährungen notieren. Hier müssen Sie sich für die Beurteilung intensiv mit den Aktien und den Währungen für eine Zukunft von 6 Jahren beschäftigen. Dies halten wir für zu aufwendig. Unsere Stichprobe bei einer Aktie zeigte hohe Unsicherheiten für die zukünftige Kursentwicklung. Wer auf Sicherheit setzt, ist mit diesem Zertifikat schlecht beraten. Hohe Renditen sind nur um den Preis hohen Risikos möglich. Und ob diese Erwartungen erfüllt werden, steht in den Sternen.

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