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Wertpapierspesen - Minus für Kleinanleger

  • Jeder Kauf kostet
  • Erfahrene können bei Beratung sparen

Wertpapiere nehmen auch in Österreich einen zunehmend wichtigen Platz bei der Vermögensbildung ein. Durch den gewaltigen Aufschwung der Aktienbörsen in den vergangenen Jahren haben viele Anleger erstmals in so genannte höherwertige Anlageformen investiert. „Höherwertig“ sind allerdings auch die Spesenabrechnungen, wie wir in unserer aktuellen Erhebung der Nebenkosten beim Wertpapierkauf festgestellt haben. Gerade bei kleineren Anlagebeträgen fressen die Nebenkosten, vor allem die Mindestspesen, leider allzu oft die Rendite.

Spesenkategorien

Die wichtigsten Spesenkategorien der Wertpapierveranlagung sind die Depotgebühr und die Orderspesen (An- und Verkaufsspesen). Die Depotgebühr fällt für die Führung und Verwaltung des Depotkontos an. Die Orderspesen werden für die Abwicklung des jeweiligen An- oder Verkaufs verrechnet. Ein Beispiel: Für einen Auftrag über den Ankauf von Aktien von drei verschiedenen Unternehmen fallen einmal Depotgebühr und dreimal Orderspesen an, im ungünstigsten Fall zu den jeweiligen Mindestbeträgen.

Handelt es sich um ausländische Titel, dreht sich die Spesenschraube noch weiter nach oben. Neben höheren Spesensätzen ist zusätzlich mit einer Devisenkommission/-provision (wenn nicht in einem Land der Euro-Zone eingekauft wurde), Courtagen (zum Beispiel an deutschen Börsen) und anderen Kosten wie „Fernschreibspesen“ oder „Beorderungsgebühren“ à 50 Schilling pro Auftrag zu rechnen. Einen gewissen Überraschungseffekt beinhalten auch die sonstigen „fremden Spesen“, die erst nach Abrechnung der Partnerbank vorliegen. Diese differieren von Land zu Land, aber auch von Bank zu Bank. Die Bandbreite liegt nach Angaben der Banken zwischen 0,18 und 1 Prozent des Anlagebetrages.

Kosten für die Depotführung

Inländische Wertpapiere werden von den Banken mit einer so genannten Sammelverwahrung verwaltet. Darunter versteht man die Verwahrung von Wertpapieren gleicher Gattung in einem gemeinsamen Depot. Die Kosten für die Sammelverwahrung liegen bei allen Anbietern in etwa gleich zwischen 0,24 und 0,30 Prozent des Anlagebetrages. Eigene Emissionen (institutseigene Wertpapiere, die von der kontoführenden Bank begeben werden) werden von vielen Banken spesenmäßig bevorzugt und dementsprechend heftig beworben.

Ausländische Wertpapiere werden gegen Wertpapierrechnung, so der Fachbegriff, bei Partnerbanken oder Clearingstellen verwahrt. Für die Wertpapierrechnung heben die österreichischen Banken fast einheitlich 0,60 Prozent des Depotwertes ein.

Mindestspesen

Zu beachten sind insbesondere die Mindestspesen, die jeweils pro Wertpapierkategorie (zum Beispiel Aktien, Anleihen, Investmentzertifikate…) beziehungsweise pro Wertpapierkonto einmal jährlich verrechnet werden. Nur die Raiffeisenbank für NÖ und Wien und die Raiffeisen-Landesbank Tirol verzichten auf einen Mindestbetrag für die Depotführung. Alle anderen Kreditinstitute heben zwischen 204 Schilling (Volksbank) und 408 Schilling (Bank Austria) ein. Einige Banken (Volksbank, Hypo Tirol, SKWB Schoellerbank) verlangen zusätzlich ein kostenpflichtiges Verrechnungskonto für Wertpapiergeschäfte (weitere 40 bis 400 Schilling pro Jahr).

An- und Verkaufsspesen

Der Löwenanteil der Nebenkosten entfällt auf die An- und Verkaufsspesen, wenn das Portfolio häufig umgeschichtet wird (was bei Aktienveranlagung je nach Börsenlage eigentlich die Regel und nicht die Ausnahme ist). Auch wer eine größere Kapitalsumme abziehen oder veranlagen will, muss mit beträchtlichen Nebenkosten rechnen. Der Spesensatz für Aktien beträgt 1,25 Prozent, Anleihen sind etwas günstiger zu haben (0,75 Prozent). Theoretisch, denn viel eher fallen in der Praxis auch hier wieder die Mindestspesen an. Ein Beispiel: Kauft man bei der Creditanstalt ausländische Anleihen zu einem Betrag von 20.000 Schilling, sollten die Orderspesen lediglich 190 Schilling (0,95 Prozent des Anlagebetrages) ausmachen. Tatsächlich werden jedoch Mindestspesen von 800 (!) Schilling verrechnet, was einem Spesensatz von 4 Prozent gleichkommt. Die „fremden“ Spesen der ausländischen Bank und die Depotgebühr sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Bei Ankauf von Investmentfonds fallen normalerweise keine Orderspesen an, sondern „nur“ der jeweilige Ausgabeaufschlag (zwischen 0,5 und 5 Prozent des Kurswertes). Ausgabeaufschläge sind jedoch verhandelbar

Unser Tipp: Bei der Auswahl der „günstigsten“ Bank ist daher in erster Linie auf die wesentlich höheren Orderspesen zu achten. Oftmaliges An- und Verkaufen von Wertpapieren führt naturgemäß zu höheren Kosten, die jedoch im Idealfall durch höhere Erträgnisse ausgeglichen werden. Es sei denn, man plant kaum „Umschichtungen“ des Wertpapierpakets. In diesem Fall sind die Mindestspesen pro Kategorie und Depot ausschlaggebend, insbesondere wenn man nur kleinere Beträge investiert. Wer eine möglichst breit gestreute Anlage bevorzugt, aber keine allzu großen Summen zur Verfügung hat, kann durch die Veranlagung in Investmentfonds (eventuell in vergünstigte eigene Emissionen) Spesen sparen.

Eine andere Möglichkeit sind Discountbroker, die vor allem im Online-Bereich Wertpapiere zu wesentlich niedrigeren Spesensätzen vermitteln.

Auf Mindestspesen achten. Kleinere Anlagebeträge können teuer kommen.

Discountbroker für Erfahrene. Wer keine Beratung bei Wertpapieren braucht, kann im Online-Bereich mit „Diskontern“ Spesen sparen.

Billig kann teuer kommen. Keine unbekannten Broker mit Sitz in Übersee!

Vorsicht bei ausländischen Wertpapieren. Je nach Titel und Börseplatz ist mit zusätzlichen Fremdspesen zu rechnen.

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