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Angst: Individuelle Unterschiede - Gelähmt vor Angst

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Warum geht der eine furchtlos durchs Leben, während der andere schon beim kleinsten Anlass wie Espenlaub zu zittern beginnt? Wer unter Angstzuständen leidet, sucht gerne nach einer Erklärung für sein Leiden.

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2004 erhielt Elfriede Jelinek den Nobelpreis für Literatur. Eine hohe Auszeichnung für die österreichische Schriftstellerin. Den Preis nahm sie gerne an, doch sie fuhr nicht zu den Feierlichkeiten nach Stockholm. ­Arroganz? Nein, Angst. Freimütig bekannte Jelinek, eine starke soziale Phobie hindere sie daran, an dem Festakt teilzunehmen.

Kein Einzelfall. Unter den Prominenten ist die Zahl von Angsthasen – wenn wir sie einmal salopp so nennen dürfen – größer, als viele denken. Weltbekannte Schauspieler wie Barbra Streisand und Hugh Grant zogen sich zeitweise ganz aus dem Filmgeschäft zurück. Sie bräuchten eine Auszeit, sagten sie, eine Auszeit von der ständigen Anspannung, der steten Angst vor dem Versagen. "Je mehr Geist, umso mehr kann sich der Mensch ängstigen", hielt der dänische Philosoph Søren Kierkegaard schon vor rund 150 Jahren fest.

Ruhm schützt nicht vor Angst

Vladimir Horowitz (1903 – 1989), der weltberühmte Pianist, trat gar 15 Jahre lang nicht auf. Als er es schließlich wieder tat, bestand er darauf, dass ein Arzt in der ersten Reihe des Publikums Platz nahm. Er wollte Hilfe in nächster Nähe wissen für den Fall, dass er wieder von großem Lampen­fieber überwältigt werden sollte. Dieses Lampenfieber fürchtete wohlgemerkt nicht irgendein Pianist, sondern der vielleicht ­begnadetste des 20. Jahrhunderts.

Ruhm schützt also nicht vor Angstempfindungen, Einblick in die diesen Empfindungen zugrunde liegenden Mechanismen auch nicht. Sigmund Freud (1856 – 1939), dem wir aufregende Theorien über die Entstehung von Angst verdanken, war selbst nicht frei von Angst. Immer, wenn er sich auf Reisen begab, so berichten seine Biografen, wurde er von großer Unruhe gepackt. Stets fürchtete er, nicht rechtzeitig auf den Bahnhof zu kommen und den Zug zu verpassen. Eine Angst, die er ein Leben lang nicht loswerden sollte.

Persönliche Unterschiede

Ängste kennen keine Schranken. Niemand ist davor gefeit, weder Jugendliche noch Alte, weder Reiche noch Arme, weder ­Männer noch Frauen. Statistisch gesehen sind Frauen häufiger von Ängsten betroffen als Männer. Das könnte aber darauf zurückzuführen sein, dass Frauen sich freimütiger zu ihrer Angst bekennen.

Wieso genießen es die einen, im Mittelpunkt zu stehen und alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, während anderen allein schon bei dem Gedanken die Knie schlottern, vor Publikum eine Rede zu halten? Wieso gehen die einen selbstsicher durchs Leben, während andere schon beim geringsten Anlass in Angst verfallen?

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