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Erkältungsmittel im Test - Attacke!

  • Erkältungen nicht durch Kälte, sondern durch Viren verursacht
  • Eine Infektion findet häufig über die Hände statt
  • Medikamente können die Symptome lindern

Virale Nomaden 

Das allgemeine Schniefen, Husten und Schnäuzen ist nicht zu überhören. Erkältungsviren sind auf Wanderschaft. Die Erreger können sich nicht dauerhaft in den Schleimhäuten ihrer Opfer einnisten, deshalb verfolgen sie eine höchst effiziente Strategie: Die viralen Nomaden bringen ihren Wirt dazu, größere Mengen an Sekret zu bilden, das als Verbreitungsmedium dient. Damit der Virusträger in Kontakt mit möglichst vielen potenziellen Opfer kommt und die Ausbreitung der Mikroben garantiert, wird er nicht so stark geschwächt, dass er unbedingt das Bett hüten müsste.

Nicht durch Kälte verursacht

Kühle und feuchte Witterung schafft den Erkältungsviren (bekannt sind rund 200 verschiedene) dabei ein günstiges Umfeld. Die Abkühlung der Körperextremitäten (Finger, Zehen, Nase, Ohren) kann nämlich unsere Immunabwehr schwächen. Über Mund und Nase in den Organismus eingedrungene Erreger haben dann leichteres Spiel. Ein einziges Viruspartikel kann bis zu mehrere Tausend Nachkommen produzieren.

Nur kurze Immunität

Im Gegensatz zur Grippe, die durch einen schwereren Verlauf mit hohem Fieber sowie heftigen Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen geprägt ist, hinterlässt eine überstandene Erkältung nur eine kurze spezifische Immunität. Erkältungsviren sind wahre Verwandlungskünstler. Sie verändern ihren genetischen Code und damit ihr Aussehen ständig und überlisten die Gedächtniszellen unseres Immunsystems immer wieder aufs Neue. Besonders anfällig sind Kinder bis zu vier Jahren, deren Immunsystem noch nicht ausgereift ist.

 Impfung ist nicht möglich

Eine Impfung gegen Erkältungsviren ist nicht möglich, doch es gibt Vorsichtsmaßnahmen, die eine Ansteckung weniger wahrscheinlich machen. So sollte man sich in der kritischen Jahreszeit häufig die Hände waschen, Händeschütteln möglichst vermeiden und in öffentlichen Verkehrsmitteln Handschuhe tragen.

47 rezeptfreie Präparate im Test

Wir haben 47 in Österreich rezeptfrei erhältliche Arzneipräparate für die Indikationen Erkältung, grippale Infekte, Fiebersenkung und Schmerzlinderung bewertet. Davon gehören 38 zur Gruppe der Phytopharmaka und 9 zu den Kombinationspräparaten mit den synthetischen Wirkstoffen Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol sowie Vitamin C und anderen Substanzen.

Präparate auf pflanzlicher Basis

Echinacea wird eine Steigerung der körpereigenen Abwehrkräfte durch Stimulierung des unspezifischen Immunsystems zugeschrieben. Derartige Immunstimulanzien bewerten wir als mit Einschränkung geeignet, da die bislang vorliegenden Studien nicht ausreichen, um die therapeutische Wirksamkeit abschließend zu belegen. Kombinationspräparate wie Esberitox werden als wenig geeignet zur Behandlung von Atemwegsinfekten beurteilt, weil die therapeutische Wirksamkeit der Einzelwirkstoffe und der Kombination nicht ausreichend nachgewiesen ist.

Kein Einfluss auf den Krankheitsverlauf

Inhalationslösungen und Einreibemittel enthalten ätherische Öle, deren flüchtige Kohlenwasserstoffkomponenten die Aktivität der Flimmerhärchen in der Nasen- und Bronchialschleimhaut anregen und die Atmung bei Schnupfen und Husten erleichtern. Allerdings nehmen diese Präparate sonst keinen Einfluss auf den Verlauf von Erkältungskrankheiten und grippalen Infekten. Präparate mit bis zu drei Wirkstoffkomponenten bewerten wir als mit Einschränkung geeignet, Präparate mit mehr Wirkstoffkomponenten als wenig geeignet. Die Kombination von vier und mehr ätherischen Ölen lässt keinen therapeutischen Mehrwert erwarten. Asthmatiker sollten ätherische Öle nicht anwenden, da durch diese Asthmaattacken ausgelöst werden können. Für Säuglinge und Kleinkinder sind menthol- und kampferfreie Präparate vorzuziehen.

Schmerzlindernde Mittel

Ascorbisal Tabletten, Ascorbisal Brausetabletten und Aspirin C Brausetabletten enthalten ASS in unterschiedlichen Konzentrationen und Beigaben an Vitamin C. ASS-Präparate sind sinnvoll, wenn bei der Behandlung von Erkältungskrankheiten eine schmerzlindernde, fiebersenkende oder entzündungshemmende Wirkung erwünscht ist. Vitamin C hat dabei keinen therapeutischen Einfluss. Derartige Präparate bewerten wir als auch geeignet bei Fieber und Kopfschmerzen, ebenso Paracetamolpräparate. Diese gelten im Vergleich zu ASS als besser magenverträglich, wirken jedoch  nicht entzündungshemmend. Personen mit Leber- und Nierenfunktionsstörungen sollten allerdings keine Paracetamolpräparate einnehmen.

Nicht sinnvolle Kombinationspräparate

Mit wenig geeignet beurteilen wir – aufgrund einer nicht sinnvollen Wirkstoffkombination aus ASS und Pseudoephedrin – das Präparat Aspirin Complex. Es enthält auch einen Wirkstoff gegen Schnupfen. Bei gleichzeitigem Schnupfen sind lokal abschwellende Nasentropfen vorzuziehen. Ähnliches gilt für Grippostad C Kapseln. Diese enthalten ASS, Paracetamol, Vitamin C, Koffein und das Anthistaminikum Chlorphenamin. Die Kombination von ASS und Paracetamol ist therapeutisch nicht sinnvoll. Koffein kann bei der Einnahme am Abend zu Schlafstörungen führen. Die Anwendung von Antihistaminika ist nur bei allergischem Schnupfen, nicht aber bei viralem Erkältungsschnupfen sinnvoll. Ebenfalls keine sinnvollen Wirkstoffkombinationen weisen die Präparate Iromin Chinin C Kapseln und Thomapyrin mit Vitamin C Brausetabletten auf.

  Erkältungsmittel im Test: Hinweise zur Bewertung

Grundlage dieses Tests ist das Handbuch „ Medikamente “, für das ein Expertengremium der Stiftung Warentest Arzneimittel auf Basis von Literaturrecherchen beurteilte. Sie finden die Methoden wenn Sie auf unserer Homepage als Suchkriterium „ Medikamententests “ eingeben.

Geeignet

sind Mittel (Standardtherapeutika), deren therapeutische Wirksamkeit ausreichend nachgewiesen ist. Ihre Nutzen-Risiko-Abwägung fällt positiv aus. „Geeignet“ sind auch Kombinationsmittel, deren Wirkstoffe sich sinnvoll ergänzen.

Auch geeignet

sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit ebenfalls nachgewiesen ist, die aber Konservierungsmittel enthalten oder noch nicht lange genug erprobt sind.

Mit Einschränkung geeignet

sind Mittel, die therapeutisch wirksam sind, aber im Vergleich zu Standardtherapeutika ein höheres oder nicht gut einschätzbares Risiko bergen.

Wenig geeignet

sind Mittel, deren therapeutische Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist, die nicht ausreichend dosiert sind, deren therapeutische Wirksamkeit im Verhältnis zu den Risiken zu gering ist sowie Mittel mit mehr als einem Wirkstoff, deren Wirkstoffe sich nicht sinnvoll ergänzen oder keinen zusätzlichen therapeutischen Nutzen aufweisen.

Keine Bewertung

Anthroposophische, homöopathische und traditionell angewendete Mittel lassen sich nach den Grundsätzen unseres Tests nicht bewerten.

Erkältungskrankheiten: Kompetent mit "Konsument"

  • Vorbeugen. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion lässt sich durch häufiges Händewaschen, Tragen von Handschuhen in öffentlichen Verkehrsmitteln und Bewegung an frischer Luft vermindern.
  • Medikamente. Medikamente gegen Erkältungen können Symptome zwar lindern, Heilung
    bringen sie keine.

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