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Haartönungen - Der falsche Ton

  • Intensivtönungen: ein Mittelding zwischen Tönung und Farbe
  • Mut zur Farbe ist notwendig, Überraschungen sind möglich

Schon drei von fünf Frauen bedienen sich regelmäßig der Farbtöpfe der Industrie, um ihrer Naturfarbe auf die Sprünge zu helfen. Sei es, um dem Haarschopf mehr modischen Pfiff zu verleihen oder schlicht graue Strähnen verschwinden zu lassen. Die Branche rechnet mit steigender Tendenz. Zwei Drittel – vor allem die Jüngeren – setzen dabei eher auf Do-it-yourself. Selber färben ist zwar wesentlich billiger als beim Friseur, birgt aber auch einiges an Tücken.

Zahllose Farbtöne

Als erste Hürde steht man im Geschäft vor einem schier unendlich langen und ebenso unübersichtlichen Regal mit Haarfärbemitteln. Zahllose Farbtöne und Schattierungen wetteifern mit etlichen Varianten, was deren Haltbarkeit betrifft . Wir haben eine Gruppe herausgegriffen, die sich zwischen dauerhaften Haarfarben und rasch herauswaschbaren Tönungen entwickelt hat. Sie lässt sich mit dem Zusatz „intensiv“ beschreiben (der allerdings nicht auf allen getesteten Produkten zu finden war) – intensiver und haltbarer als Tönungen. Unsere Wahl fiel auf dunkelblonde und auf die zurzeit so modernen Rottöne.

Farbige Wunder

Als zweites Problem erwies sich, dass die Haarfarbe vielfach nur begrenzt dem gerecht wurde, was die Packung versprochen hatte. Im Praxistest mit 60 Frauen ereignete sich so manches farbige Wunder. Bei dunkelblonden Farbvarianten war es im Allgemeinen leichter, den richtigen Ton zu treffen, als bei den roten. Am schlechtesten schnitt Wella Viva Granatrot ab, der abgebildete Farbton war gar nicht zu erreichen. Vorsicht nach dem Färben: L’Oreal Tizian hinterließ Spuren auf der Kleidung. Auch die Haltbarkeit war nicht immer brillant: Nach vier Wochen beurteilten zwei Friseure die Beständigkeit der getesteten Tönungen. Nur die Hälfte hielt sich gut (Wella Viva Hellbraun 50, Poly Color Tönungswäsche, L’Oreal Tizian), am schlechtesten schlug sich Poly Country Colours. Graue Haare vermochten anfangs alle gut abzudecken, nach vier Wochen ließen die Dunkelblondvarianten jedoch stärker nach als die Rottöne.

Mut zur Farbe

Die dritte Hürde war das Herausfinden des richtigen Farbtones: Die Orientierungshilfen waren mehr als knapp. Mut zur Farbe brauchen Sie auf jeden Fall, wenn Sie zum ersten Mal färben oder das Produkt wechseln wollen. Von manchen Herstellern wird man mit der Haarfarbe des Fotomodells und einem dürren Hinweis wie „besonders geeignet für hellblondes bis dunkelblondes Haar“ abgespeist. Die Farbbezeichnungen sind teilweise völlig ungebräuchlich. Am besten wäre, die Hersteller würden Farbkarten mit Mustern aus Kunsthaar im Regal auslegen.

Vergleich mit ungefärbter Strähne

Unser Tipp: Schneiden Sie sich vorsichtshalber eine Strähne ab und vergleichen Sie sie mit dem Muster auf der Packung oder der Farbkarte. Suchen Sie sich eventuell ein Eckchen mit Tageslicht, denn Kunstlicht kann täuschen. Eine Aufhellung Ihres Naturtones ist mit Tönungen aller Art grundsätzlich nicht möglich, da braucht es eine echte Haarfarbe oder Coloration. Und sollte sich am Ende herausstellen, dass Ihnen die neu gefärbte Mähne nicht zusagt, hilft nur eins: waschen, waschen und wieder waschen.

Haare können leiden

Da es sich um problematische Kosmetika handelt, sollte der Gesetzgeber dringend eine klare Bezeichnung der Produkte vorschreiben. Wer ahnt schon, dass die Tönungswäsche von Poly Color mehr als eine einfache, auswaschbare Tönung ist? Viele Produkte strotzen vor Versprechungen über ihre schonende oder gar pflegende Wirkung. Doch es muss klar gesagt werden: Jede Färbung ist ein Angriff auf die Haarstruktur.

Pflegespülungen notwendig

Meist werden Pflegespülungen beigepackt, um dem strapazierten Haar wieder auf die Sprünge zu helfen, und das ist durchaus notwendig. Im Test wurden Glanz, Griff und Kämmbarkeit unmittelbar nach der Anwendung untersucht und im Wesentlichen für in Ordnung befunden. Das blieb auch während der folgenden vier Wochen so, obwohl sich die Frauen täglich die Haare wuschen. Doch auf längere Sicht kann Ihr Haarschopf schon Schaden nehmen. Am meisten durch Prozeduren zum Hellerfärben, denn die zerstören die Haarpigmente. Im Übrigen sind das nicht die einzigen Feinde Ihrer Mähne: Zu viel Hitze beim Haaretrocknen, Dauerwellen oder starke Sonnenbestrahlung im Urlaub zählen genauso dazu. Nimmt der Haarschopf einmal ein trockenes oder strohiges Aussehen an, ist es zu spät. Dann hilft nur noch die Schere.

Einfache Tönungen überstehen etwa sechs bis acht Haarwäschen (Haltbarkeitsstufe 1).

Intensiv-Tönungen dringen ins Haar ein. Dafür wird die Haaroberfläche angeraut. Haltbarkeit zwei bis fünf Wochen (Haltbarkeitsstufe 2).

Haarfarben oder Colorationen funktionieren nach demselben Prinzip, sitzen aber noch fester im Haar und überdauern einige Monate (Haltbarkeitsstufe 3).

Naturhaarfarben – meist auf der Basis von Henna – wirken weit weniger intensiv und zeigen ihr farbliches Ergebnis erst nach mehrmaliger Anwendung.

Nicht öfter als einmal im Monat und streng nach Gebrauchsanweisung.

Chemische Haarfarben zählen zu den problematischen Kosmetikprodukten, weil sie Stoffe enthalten, die nach der Anwendung „reaktiv bleiben“ – also nicht zu wirken aufhören. In erster Linie kommt es dadurch zu allergischen Problemen. Allerdings wird davor in den Beipacktexten gewarnt. Vor Anwendung eines neuen Produktes sollten Sie deshalb einen kleinen Selbsttest durchführen (Mittel in der Armbeuge aufbringen und 24 Stunden abwarten; zeigt die Haut eine Rötung o.Ä., ist das Produkt keinesfalls für Sie geeignet).

Darüber hinaus ist die Verwendung einiger Farbstoffe (auch aromatischer Amine) seit längerer Zeit strittig. Erwiesen ist im Moment wenig, vor allem was die Verwendung über viele Jahre betrifft. Zirka 300 Farbstoffe wurden im Lauf der Zeit untersucht, und es zeigte sich, dass bereits kleinste Mengen im Tierversuch Krebs auslösen. Einige wurden daraufhin verboten. Nach einer amerikanischen Studie schien Haarefärben langfristig Blasenkrebs zu begünstigen, doch es ist zweifelhaft, ob dieses Ergebnis auf die hiesige Situation umgelegt werden kann. Experten meinen, dass man – richtige Anwendung vorausgesetzt – wenig mit den Farbstoffen in Berührung kommt. Färben Sie jedenfalls nicht öfter als einmal pro Monat; eine Nachwuchsfärbung zwischendurch sollte unterbleiben.

Zwischenstufe Intensiv-Tönung. Echte Haarfarben sind haltbarer, Tönungen waschen sich schneller wieder aus. Von der Wirkungsweise her wenig Unterschied zu Haarfarben. Wird auch mit höherem Grauanteil fertig.

Enttäuschendes Farbergebnis. Oft glich die frisch getönte Haarpracht wenig dem, was die Verpackung verheißen hatte.

Verwirrende Bezeichnungen. Soft- oder Intensiv-Tönung, Creme- oder Pflege-Coloration – die Begriffe sagen Laien nichts. Was drin ist, zeigt sich oft erst bei der Anwendung.

Gemeinsam mit der Stiftung Warentest wurden 6 Intensiv-Tönungen der Haltbarkeitsstufe 2 untersucht; zur einen Hälfte in Rot- und zur anderen in Dunkelblondtönen.

Tönungsergebnis. Jeweils 10 Frauen verwendeten jedes Produkt vorschriftsmäßig. Zwei Friseure beurteilten das Ergebnis und den Zustand
der Haare. Ergänzende Laborprüfungen an Euro-Naturhaar mit unterschiedlichem Grundfarbton (inklusive solchem mit 50-prozentigem Grauanteil).

Haltbarkeit der Tönung. Nach vier Wochen beurteilten die Friseure Farbveränderung, Gleichmäßigkeit und Grauabdeckung. Die Frauen hatten sich täglich die Haare gewaschen.

Anwendung. Beurteilt wurden das Verhalten beim Auftragen und die Anfärbung der Kopfhaut. Reibechtheit in Anlehnung an DIN 54 021. Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit der Anwendungshinweise sowie verbale und/oder bildliche Angaben zur Farbfindung.

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