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Kontaktlinsenpflegemittel - Damit nichts ins Auge geht

Fast 80 Prozent der durch Kontaktlinsen hervorgerufenen Komplikationen sind eine Folge von unzureichender Linsenpflege.

Kontaktlinsenpflegemittel - teure und komplizierte Pflegesysteme

Kontaktlinsen sind beliebt, denn viele Menschen wollen nicht immer auf eine Brille angewiesen sein. Doch ihre Reinigung und Pflege wird häufig vernachlässigt. Die teuren und teils auch komplizierten Pflegesysteme scheinen viele Linsenträger abzuschrecken. Und so werden die Linsen oft nur mit Wasser abgespült und in einer besonders preiswerten Kochsalzlösung aufbewahrt. Diese Sparmaßnahmen rächen sich aber. Denn Schmutzpartikel und Keime auf der Linsenoberfläche führen zu Unverträglichkeiten, Binde- und Hornhautentzündungen.

Hart oder weich

Wie einfach oder aufwendig die Pflege Ihrer Haftschalen ist, hängt vom gewählten Linsentyp ab. Haben Sie sich bei Ihrem Optiker für formstabile (harte) Linsen entschieden, ist die Sache relativ einfach. Auf diesen Linsen können sich nämlich Ablagerungen nicht so leicht festsetzen. Weiche Linsen bestehen hingegen aus einem so genannten Hydrogel, das Wasser ansaugt. Schmutzpartikel können sich darin besonders leicht einlagern, Keime sich ansiedeln und vermehren.

Schmutzpartikel können sich festsetzen

Die Tränenflüssigkeit des Auges sorgt normalerweise dafür, dass Schmutz sofort ausgeschwemmt wird. Tragen Sie Kontaktlinsen, werden diese ständig von der Tränenflüssigkeit überspült. Über den Tag verteilt können sich Fett, Bakterien, Eiweißablagerungen oder kleine Schmutzpartikel auf den Linsen festsetzen.

Reinigen

Als Kontaktlinsenträger kommen Sie daher um die tägliche Pflege nicht herum. Dazu kommt meist eine wöchentliche Zusatzbehandlung. Um eine besonders gründliche Reinigungswirkung zu erzielen, müssen Sie Ihre Linsen nach dem Tragen zuerst manuell von Ablagerungen befreien. Dazu werden die Kontaktlinsen am besten auf die Handfläche gelegt, mit einem Tropfen Reinigungslösung benetzt und wenige Sekunden vorsichtig mit dem kleinen Finger gerieben. Sie nur in eine Reinigungslösung zu legen, ohne Abreiben, reicht nicht aus!

Desinfizieren

Kontaktlinsen müssen so keimarm wie möglich ins Auge gebracht werden, um das Risiko für Infektionen gering zu halten. Nach dem Reinigen kommen sie daher zur Aufbewahrung über Nacht in eine Desinfektionslösung. Für weiche Linsen gilt dreiprozentiges Wasserstoffperoxid als besonders effektiv. Das Peroxid zersetzt sich in Wasser und Sauerstoff, wobei der frei werdende Sauerstoff viele organische Verbindungen aufspaltet, sodass sie leichter abgespült werden können. Durch diesen Prozess ändert sich auch der ph-Wert der Lösung, Bakterien und Keime werden abgetötet.

Für harte Linsen andere Substanzen verwenden

Für harte Linsen ist diese Form der Pflege jedoch nicht geeignet, da sich immer eine geringe Menge Wasserstoffperoxid in das Linsenmaterial einlagert und dann nur sehr langsam wieder neutralisiert werden kann! Hier kommen daher andere Substanzen zum Einsatz.

Abspülen

Bevor die Linse ins Auge eingesetzt wird, muss die Aufbewahrungslösung wieder gründlich abgespült werden. Dafür eignet sich eine sterile Kochsalzlösung. Ihre Zusammensetzung entspricht in etwa der Tränenflüssigkeit. Kochsalzlösungen gibt es in sehr preiswerter Form in der Apotheke. Allerdings ist die Entnahme aus den angebotenen 500-ml-Flaschen nicht unproblematisch. Entscheiden Sie sich dafür, ziehen Sie die Flüssigkeit am besten mit einer Injektionsnadel heraus. Noch einfacher geht es mit einer so genannten Verweilkanüle.

Unkonservierte Abspüllösungen bevorzugen

Die meisten Abspüllösungen enthalten Konservierungsmittel, wenn auch in geringer Konzentration. Für den kontinuierlichen Gebrauch sollten Sie unkonservierte Lösungen vorziehen. Sie kommen als Einmalportionen in den Handel und sind natürlich teurer als die großen Flaschen. Der Vorteil für die Augengesundheit rechtfertigt jedoch ihre Verwendung.

Kombilösungen

Viele Kontaktlinsenträger fühlen sich von dieser Flaschenparade und ihrer teilweise komplizierten Handhabung überfordert. Eine Flasche mit einer Reinigungslösung, eine für die Desinfektion und Aufbewahrung, eine zur Neutralisation vor dem Einsetzen und dann vielleicht noch eine für die gründliche wöchentliche Reinigung – das ist nicht nur auf Reisen umständlich. Kombilösungen enthalten Desinfektions-, Neutralisierungs- und Aufbewahrungslösung in einer einzigen Flasche. Das ist zwar praktisch, aber nicht unproblematisch. Sind die Wirkstoffe so dosiert, dass sie in Sekundenschnelle reinigen, können sie das Auge schädigen. Zu schwache Dosierungen sind zwar besser verträglich, vermindern aber die Reinigungswirkung.

Proteinentferner

Haben sich Proteine aus der Tränenflüssigkeit auf den Kontaktlinsen festgesetzt, sind sie nur noch sehr schwer von der Linsenoberfläche zu entfernen, da sie die üblichen Reinigungsmittel gar nicht mehr an die Linsenoberfläche heranlassen. Die Proteinschicht wird immer dicker, Bakterien und Keime können sich wunderbar vermehren. Logisch daher, dass auch die Augen bei weiterer Verwendung solcher verschmutzten Kontaktlinsen geschädigt werden können und mit einer Entzündung reagieren. Ablagerungen kommen bei weichen Kontaktlinsen viel häufiger vor als bei formstabilen. Zur Entfernung dieser Proteine werden Enzyme verwendet, so genannte Proteasen, die Eiweißpartikel aufspalten und daher leicht abspülbar machen. Eine solche Enzymreinigung sollte einmal wöchentlich durchgeführt werden.

Intensivreinigung

Kommt es trotz gewissenhafter Pflege zu hartnäckigen Ablagerungen, hilft die Intensivreinigung mit Ultraschall: Hochfrequenter Schall wird in die Reinigungsflüssigkeit eingeleitet, dadurch entstehen abwechselnd hohe und niedrige Druckwellen. Es bilden sich Millionen von mikroskopisch kleinen Unterdruck-Bläschen, die sofort wieder in sich zusammenfallen und dabei Schmutzteilchen und Proteinablagerungen lockern. Wärme verstärkt zusätzlich die chemische Wirkung des Reinigungsmittels. Die Behandlung mit Ultraschall ermöglicht eine intensive Tiefenreinigung ohne Beschädigung der Linsenoberfläche. Jeder Kontaktlinsenoptiker bietet sie an; mittlerweile gibt es aber auch schon kleine, relativ kostengünstige Geräte für daheim. Wichtig ist jedoch zu wissen, dass Ultraschall lediglich Eiweißrückstände auf der Oberfläche der Kontaktlinsen entfernt. Die normale Desinfektion wird dadurch nicht ersetzt! 

Foto: Bausch & Lomb

Bis zum nächsten Tragen kommen die Linsen in einen Aufbewahrungsbehälter.

Wegwerflinsen

Wegwerflinsen, die eigentlich für ein wöchentliches, zweiwöchentliches oder monatliches Tauschintervall vorgesehen sind, werden bei nur gelegentlichem Gebrauch oft über einen wesentlich längeren Zeitraum genutzt. Das ist kein Problem, wenn Reinigung und Aufbewahrung gewissenhaft erfolgen. Allerdings sollten Sie trotzdem das Wegwerfen nach Ablauf der Nutzungsdauer nicht vergessen. Als Richtlinie gilt: Wochenlinsen höchstens 5 Mal tragen, Monatslinsen nicht mehr als 25 Mal. Bei nur gelegentlicher Anwendung der Kontaktlinsen sind Pflegesysteme mit Wasserstoffperoxid ungeeignet. Die Konservierung von einer Anwendung bis zur nächsten ist nämlich nicht ausreichend sichergestellt. Es sollten nur chemisch konservierende Aufbewahrungslösungen verwendet werden. Weil die Linsen ja nur selten getragen werden, sind kleine Packungen oder Einzeldosen von Pflegemitteln sinnvoll. Einmal angebrochen, sollten die Lösungen rasch aufgebraucht werden, um eine Verunreinigung mit Keimen zu verhindern!

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