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Lichttherapiegeräte - Die Seele aufhellen

  • Hilfe gegen Winterdepression
  • Lichtkur für zu Hause
  • Drei Geräte lichttechnisch "gut"

Außen dunkel, innen finster

Wenn es draußen trüb und finster wird, verfinstert sich auch das Gemüt vieler Menschen. 10 bis 20 Prozent aller Europäer leiden an "Saisonal Abhängiger Depression" (SAD). Die Grenze zwischen Verstimmung und behandlungsbedürftiger Krankheit ist fließend (siehe dazu: Inhaltsverzeichnis - "Typische Anzeichen für Depressionen"). Leichte Stimmungsschwankungen im Lauf der Jahreszeiten sind jedoch üblich und normal.

Vorher zum Arzt

Zur Abklärung sollte man vor einer Lichttherapie den Arzt konsultieren. Denn es können auch andere Erkrankungen dahinter stecken, etwa Schilddrüsenunterfunktion, Unterzuckerung, Viruserkrankungen oder das Chronische-Müdigkeits-Syndrom.

Heilen mit Licht ist anerkannt

Erst in den 80er-Jahren wurde entdeckt, dass die Winterdepression mit gleißendem Licht erfolgreich behandelt werden kann. Bei Dunkelheit setzt die Zirbeldrüse das schlaffördernde Hormon Melatonin frei. Nimmt das Auge mehr helles Licht auf, wird Melatonin abgebaut und der Mensch munter.

Jetzt werden Therapiegeräte auch für daheim angeboten. Acht davon haben wir gemeinsam mit der deutschen Stiftung Warentest getestet, außer Konkurrenz lief ein Aktionsangebot von Tchibo (TCM) aus dem Winter 2002/2003 mit.

Licht ohne UV und Infrarot

Die Geräte enthalten zwei bis sechs Leuchtstoffröhren. Die UV- und Infrarotstrahlen werden herausgefiltert. Die nötige Lichtstärke wird durch mehrere Lampen auf kleinem Raum erreicht. Eine Abdeckscheibe sorgt für gleichmäßige Lichtverteilung und schützt vor Staub.

Der Patient sitzt einen halben bis einen Meter vor der Leuchte (Angabe des Herstellers beachten!). Während der Bestrahlung kann man lesen, arbeiten oder sich auf dem Hometrainer ertüchtigen. Eine Sitzung dauert – je nach Helligkeit – 40 Minuten bis zwei Stunden: je heller, desto kürzer die Bestrahlungsdauer.

Die Luxzahl macht’s nicht allein

Gemessen wird die Lichtstärke in Lux. Die Lampe im Wohnzimmer kommt nur auf etwa 100 Lux. Um eine Winterdepression erfolgreich zu behandeln, sind Lichtstärken von 2500 bis 10.000 Lux notwendig. Bis auf das außer Konkurrenz mitgetestete Tchibo-Gerät (nur 2000 Lux) schafften unsere Prüflinge diese Hürde. Alle Geräte in der Tabelle sind also zur Behandlung der Winterdepression geeignet. Wichtig ist auch die gleichmäßige Verteilung der Helligkeit über die gesamte Leuchtfläche. Bei ungleichmäßiger Leuchtdichte sind Blendungen nicht auszuschließen. Der Grund könnte die fehlende (Samalux) oder klare Abdeckscheibe (Chronolux, Dermalight und SunFlex) sein.

Tchibo-Gerät flimmert stark

Auch flimmern sollte das Licht nicht. Nur das Tchibo-Gerät flimmert so stark, dass es Empfindliche stören könnte. Die Handhabung ist weitgehend problemlos. Das SunFlex-Modell allerdings ist nicht sehr standsicher. Hier besteht sogar Verletzungsgefahr.

Lange Betriebszeit

Die Lampen haben meist eine Lebensdauer von 5000 bis 13.000 Betriebsstunden, das heißt, die Geräte können 10 bis 15 Jahre genutzt werden. Ausgemusterte Geräte und Lampen gehören auf den Sondermüll. Außer Konkurrenz wurde auch der Lichthelm Light-Visor begutachtet. Er sieht aus wie eine Schirmkappe und hat 12 Hochenergie-Leuchtdioden eingebaut. Das Gerät kann mit Akku benutzt werden, wiegt 200 Gramm und kostet 840 Euro. Die Lebensdauer wird vom Hersteller mit rund 10.000 Stunden angegeben. Die Fachwelt ist über die Wirksamkeit des Lichthelms geteilter Meinung.

Vorher zum Arzt

Wer ernstlich am Wintertief leidet, sollte vor der Selbstbehandlung den Arzt konsultieren. Vor und während der Therapie sollten die Augen untersucht werden, vor allem bei bestehenden Augenerkrankungen. Bisher sind keine Schädigungen durch Lichttherapie bekannt. Johanniskrautpräparate, die in höherer Dosierung ebenfalls gegen Depressionen wirken (siehe dazu: Weitere Artikel - "Johanniskraut-Präparate"), erhöhen die Lichtempfindlichkeit und sollten daher während der Lichttherapie nicht eingenommen werden. 

Wirkung schon nach kurzer Zeit

Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Augenbrennen, trockene Augen und Schleimhäute, Hautrötungen, Überaktivität  oder Gereiztheit sind selten. Am ausgeprägtesten treten sie zu Beginn der Therapie auf und verschwinden später meist. Oft helfen kleine Änderungen wie Luftbefeuchter, kürzere Bestrahlungsdauer oder die Anwendung zu einer anderen Uhrzeit..

Bei vielen Patienten wirkt die künstliche Sonne unabhängig von der Tageszeit. Meist wird zum Anfang eine morgendliche Sitzung empfohlen. Zeigen sich Erfolge, kann man die Zeit frei auswählen. Wer nicht auf die morgendliche "Erleuchtung" anspricht, kann es am Abend probieren. Allerdings werden manche Menschen dann so munter, dass sie nicht einschlafen können.

Krankenkasse zahlt nicht

Eine Besserung zeigt sich oft schon nach wenigen Tagen. Der volle Effekt  sollte sich nach zwei Wochen einstellen. Manche Menschen brauchen nur eine kurze Behandlungsdauer, andere länger oder den ganzen Winter. Die Kosten für die Lichttherapie werden von den Krankenkassen nicht übernommen.

Was hilft noch?

  • Viel Licht. Für gute Beleuchtung sorgen. Reflexion (Licht mit Strahler auf die weiße Wand gerichtet) verstärkt die Wirkung. Fenster nicht mit Vorhängen "verbarrikadieren".
  • Sport im Freien. Täglich eine halbe Stunde ins Freie, am besten verbunden mit sportlicher Aktivität, (die hilft bei leichter Depression). Selbst an einem bewölkten Wintertag ist es draußen etwa 4000 Lux hell!
  • Winterurlaub. Tapetenwechsel! Schnee oder sonniger Süden.
  • Johanniskrautpräparate in ausreichend hoher Dosierung. Arzt konsultieren. Nicht während der Lichttherapie einnehmen, weil sie die Lichtempfindlichkeit verstärken. Auch nicht zusammen mit synthetischen Antidepressiva einnehmen.

Typische Anzeichen für Depressionen

  • Ständige Traurigkeit, häufige Weinanfälle, Minderwertigkeitsgefühle, Schuldgefühle, pessimistischer Blick in die Zukunft, Selbstmordgedanken. Depression ist eine der häufigsten Selbstmordursachen!
  • Eingeschränkte Funktionen wie Anlaufschwierigkeiten am Morgen, Schlafstörungen, Heißhunger auf Kohlenhydrate, Gewichtszu- oder -abnahme, verminderte Konzentrations- und Denkfähigkeit.
  • Reduzierte Aktivitäten wie Antriebslosigkeit, Lethargie, Abkapseln gegenüber Familie und Freunden; Kranke sind selbst alltäglichen Aufgaben nicht mehr gewachsen; Schulschwierigkeiten bei Kindern.
  • Von Winterdepression spricht man, wenn die Symptome nur im Herbst und Winter in mindestens zwei aufeinander folgenden Jahren auftreten. Zum Unterschied von der chronischen Depression ist sie gekennzeichnet durch erhöhtes Schlafbedürfnis und Heißhunger auf Süßes.
  • Bei chronischer Depression treten die Symptome unabhängig von der Jahreszeit und über einen längeren Zeitraum auf. Neben der allgemeinen Trauer und reduzierten Aktivitäten stehen verringerter Schlaf, weniger Appetit und Gewichtsabnahme im Vordergrund.

Chronolux: SAMBAX GmbH, Schulgasse 12, 6065 Thaur, (05223) 49 26 04

Cosmedico Medizintechnik GmbH: Steinkirchring 56, D-78056 VS-Schwenningen, (0049 7720) 99 68-0

Davita: Georg Schreter Handelsagentur, Seewalchen 78, 5201 Seekirchen, (06212) 23 05

Dermalight: Medilas Export-HandelsGmbH, Brunhildengasse 1a/8, 1150 Wien, (01) 595 34 77

OLBRICH know how: Postfach 1502, D-58688 Hemer, (0049 2372) 68 24

Philips Austria GmbH: Triester Straße 64, 1100 Wien, (01) 601 01-2037

Samalux: LEUPAMED Medizintechnik, Bundesstraße 149, 8071 Dörfla, (0316) 40 34 24-0

SunFlex: SpektrumLicht, Bismarckstraße 9a, D-67251 Freinsheim, (0049 6353) 50 68 20

Kompetent mit Konsument

  • Wirksam und preiswert. Zur Behandlung der Winterdepression sind alle Geräte in der Tabelle geeignet. Das Philips-Modell (einfache Version) ist mit 229,99 Euro am günstigsten.
  • Ärztlich abklären. Andere Erkrankungen ausschließen. Augen vor und während der Behandlung untersuchen lassen.
  • Günstiger Behandlungszeitpunkt. Zu Beginn der Therapie morgens, dann kann der Zeitpunkt frei gewählt werden. Wirkt die Behandlung nicht, sollte man einen Abendtermin probieren.

So haben wir getstet

  • Im Test: acht Geräte für die Lichttherapie wurden gemeinsam mit der Stiftung Warentest geprüft.
  • Lichttechnische Eigenschaften: Die Beleuchtungsstärke wurde zur besseren Vergleichbarkeit bei einem Gesichtsabstand von 50 cm gemessen. Die Leuchtdichte wurde mit einer Spezialkamera gemessen. Zusätzlich wurde geprüft, ob die Leuchtdichteverteilung homogen ist. Flimmerwerte wurden mit einem photoelektrischen Empfänger kleiner Zeitkonstante erfasst und mit einem hoch auflösenden Oszilloskop dargestellt. Die gesundheitliche Beurteilung erfolgte auf Basis wissenschaftlicher Literatur.
  • Handhabung: Diese wurde gemeinsam mit der Gebrauchsanleitung durch sieben Probanden geprüft. Die Beurteilung von Erstinbetriebnahme, Standsicherheit und Transport erfolgte durch einen Experten. Die Oberflächentemperatur der Lampenabdeckung wurde berührungslos mit einem Temperatursensor erfasst.

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