Zum Inhalt

Medikamente: Rezeptfreie Augentropfen - Durchblick behalten

  • Trockene Augen, Bindehautentzündung: Ursache vom Augenarzt abklären lassen
  • Medikamente nur teilweise geeignet
  • Konservierungsmittelfreie Präparate vorziehen

Jucken, brennen und tränen

Wenn die Augen jucken, brennen und tränen, steckt häufig eine Entzündung der Bindehaut (Konjunktivitis) hinter den Beschwerden. Die durchsichtige Bindehaut überzieht den vorderen Teil des Augapfels sowie die Innenseite der Augenlider und ist für die Versorgung der Hornhaut zuständig. Bei jedem Lidschlag wird der Tränenfilm auf den Augen erneuert, verteilt und ähnlich wie bei einem Scheibenwischer weggewischt. Damit sie ihre Aufgabe als Versorgungsorgan erfüllen kann, ist die Bindehaut von zahlreichen feinen Blutgefäßen und Nervenfasern durchzogen. Bereits kleinste Verletzungen und Fremdkörper werden deshalb als sehr unangenehm empfunden.

Zugluft, UV-Strahlung, Kälte, Abgase

Eine Bindehautentzündung kann durch Umweltreize wie Zugluft, UV-Strahlung, Kälte, Abgase, lange Bildschirmarbeit oder auch Chlor aus dem Wasser im Schwimmvon becken verursacht werden. Andere Auslöser sind Allergien und Krankheiten, etwa Masern und Windpocken. Bisweilen steckt aber auch schlicht körperliche Überanstrengung oder einfach nur eine falsche Brille hinter der Entzündung. So vielfältig die Ursachen sind, so unterschiedlich sind auch die Therapien. Während bei einer bakteriellen Entzündung in der Regel Antibiotikapräparate zur Anwendung kommen, reicht in anderen Fällen künstliche Tränenflüssigkeit zur Linderung der Beschwerden aus. Es ist also wichtig, die Ursachen für eine Konjunktivitis vom Augenarzt abklären zu lassen.

trockene Augen (Foto: Ehrensberger)

Trockene Augen

Neben Entzündungen sind trockene Augen (Keratokonjunktivitis sicca) die häufigste Erkrankung unserer Sehorgane. Hornhaut und Bindehaut müssen ständig von einem Tränenfilm überzogen sein, damit beschwerdefreies Sehen möglich ist. Trockene Bereiche auf der Hornhaut treten auf, wenn zu wenig Tränenflüssigkeit produziert wird oder wenn ihre Zusammensetzung verändert ist. Nur das richtige Mischungsverhältnis aus Wasser, Schleim, Fett und Nährstoffen garantiert eine gleichmäßige Benetzung. Reißt dieser Film, läuft das Sehen im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr wie geschmiert.

Gefühl wie Sand im Auge

Bei jedem Lidschlag werden Zellen der obersten Hornhautschicht abgeschabt und wir haben ein Gefühl, als hätten wir ständig Sand im Auge. Darüber hinaus machen sich trockene Augen durch Brennen, Jucken, Augenrötung und Lichtempfindlichkeit bemerkbar. Die Produktion der Tränenflüssigkeit ist nicht immer gleichmäßig und schwankt im Laufe des Tages. Auch mit zunehmendem Alter bildet der Organismus weniger Tränenflüssigkeit. Bei Frauen ist diese Abnahme stärker ausgeprägt als bei Männern.

 

Abgase, Zigarettenrauch, Zugluft, Ozon

Trockene Augen sind aber nicht nur ein natürlich auftretendes Phänomen. Die wichtigsten Auslöser sind Umwelteinflüsse wie trockene Raumluft – etwa durch Klimaanlagen –, Abgase, Zigarettenrauch, Zugluft, die Ozonbelastung oder lange Bildschirmarbeit. Die mangelnde Bildung von Tränenflüssigkeit kann allerdings auch auf eine unzureichend korrigierte Fehlsichtigkeit, Kontaktlinsen oder eine Erkrankung zurückzuführen sein.

Diabetiker, Rheumakranke und Allergiker

Besonders betroffen sind Diabetiker, Rheumakranke und Allergiker. Probleme können allerdings auch bestimmte Medikamente (beispielsweise Schlafmittel, Antidepressiva, Augenpräparate oder auch die Antibabypille) verursachen. Keinerlei wissenschaftliche Belege finden sich hingegen für einen angeblichen Zusammenhang zwischen „falscher“ Ernährung und dem Trockene-Augen-Syndrom.

Falsche Therapie: chronische Schädigung der Hornhaut

Wie bei einer Bindehautentzündung sollten auch bei trockenen Augen die Ursachen durch den Arzt abgeklärt werden. Durch eine falsche Therapie drohen eine chronische Schädigung der Hornhaut und eine dauerhafte Beeinträchtigung des Sehvermögens. Häufig ist der Einsatz von Arzneimitteln erforderlich.

Neben rezeptpflichtigen Präparaten sind (sowohl gegen Bindehautentzündung als auch gegen trockene Augen) auch einige frei verkäufliche Medikamente (OTC) auf dem Markt. Wir haben in unserem Test zwölf OTC-Präparate zur Behandlung trockener Augen sowie alle drei derzeit in Österreich erhältlichen OTC-Mittel zur Behandlung von Bindehautentzündungen unter die Lupe genommen.

Medikamente gegen trockene Augen

Als Wirkstoffe bei trockenen Augen werden verschiedene Filmbildner eingesetzt, die das Sehorgan mit ausreichend Feuchtigkeit versorgen sollen. Die Präparate sind nur zur kurzfristigen Behandlung (maximal eine Woche) vorübergehender Beschwerden geeignet. Die verschiedenen Filmbildner unterscheiden sich vor allem dadurch, wie lange sie am Auge verbleiben. Davon hängt auch die Häufigkeit der Applikation ab. Polyvinylalkohol haftet nur sehr kurz am Auge, Polyvidon verfügt über eine mittlere und Hydroxypropylmethylcellulose über eine längere Haftdauer am Auge.

Als geeignet beurteilen wir die konservierungsmittelfreien Präparate Oculect Fluid Einmalaugentropfen und Protagent Einmalaugentropfen mit dem Wirkstoff Polyvidon sowie Artelac Edo Einmalaugentropfen und Prosicca sine Einmalaugentropfen, die als Wirkstoff Hydroxypropylmethylcellulose enthalten.

Yellow Box: Kasse zahlt nur ausnahmsweise

Artelac Edo Einmalaugentropfen und Prosicca Einmalaugentropfen befinden sich in der Yellow Box des Erstattungkodex für Arzneimittel. Diese Präparate sind also nur in begründeten Fällen, etwa bei Vorliegen einer Konservierungsmittelallergie, vom Augenarzt auf Kasse verschreibbar. Auch geeignet sind die Präparate Aquatears Augengel mit dem Wirkstoff Carbomer 974P, Artelac Augentropfen, Okuzell Augentropfen und Prossica Augentropfen mit Hydroxypropylmethylcellulose, Oculotect Fluid Augentropfen und Protagent Augentropfen mit Polyvidon und Vidisic Augengel mit dem Wirkstoff Carbopol. Diese Medikamente erfahren eine leichte Abwertung, da sie Konservierungsmittel (Benzalkoniumchlorid oder Cetrimid) enthalten.

"Künstliche Tränen" lindern Beschwerden

Lediglich als mit Einschränkung geeignet beurteilen wir das Präparat Siccaprotect Augentropfen mit den Wirkstoffen Polyvinylalkohol und Dexpanthenol. Der zusätzliche Nutzen von Dexpanthenol ist nicht ausreichend belegt. Das Präparat enthält zudem das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid. Ist keine ursächliche Behandlung möglich, kann die Benetzungsstörung durch „künstliche Tränen“ behoben werden. Derartige Augentropfen können das Fortschreiten der Erkrankung verhindern und die Beschwerden lindern.

Medikamente gegen Bindehautentzündung

In Österreich waren zum Testzeitpunkt nur drei rezeptfreie Präparate für die Indikation Bindehautentzündung erhältlich: Aconex Augentropfen und Ophtaguttal „Agepha“ Augentropfen mit dem Wirkstoff Naphazolinhydrochlorid (Letztere enthalten zusätzlich Zinksulfat) sowie Visadron Augentropfen mit dem Wirkstoff Phenylephrinhydrochlorid. Die getesteten Präparate dürfen nur bei nichtbakterieller Konjuntivitis eingesetzt werden. Sie wirken gefäßverengenden, daher ist auf Neben- und Wechselwirkungen besonders zu achten.

Antibiotika- oder cortisonhaltige Präparate

Der größte Teil der Arzneimittel gegen Konjunktivitis ist rezeptpflichtig, dazu zählen auch antibiotika- oder cortisonhaltige Präparate. Alle drei OTC-Präparate bewerten wir nur als "auch geeignet zur kurzfristigen Behandlung" von Bindehautentzündung, da sie das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid enthalten. Derzeit ist kein rezeptfreies Präparat erhältlich, das konservierungsmittelfrei ist. Bei Unverträglichkeiten gegen Konservierungsmittel kann der Augenarzt geeignete Mittel in "magistraler Rezeptur" verordnen, die vom Apotheker hergestellt werden.

Alle hemmen den Tränenfluss

Alle bewerteten Präparate hemmen den Tränenfluss und dürfen deshalb auf keinen Fall bei trockenen Augen angewendet werden. Die maximale Anwendungsdauer ohne ärztliche Kontrolle liegt bei zwei Tagen, bei längerer Applikation können die Wirkstoffe die Krankheitssymptome verschlimmern.

Vorsicht, Bindehautentzündung 

  Bindehautentzündung Eine Bindehautentzündung äußert sich typischerweise durch rote, juckende, brennende und tränende Augen. Betroffene haben ein Fremdkörpergefühl – wie von Sandkörnern, die bei jedem Lidschlag reiben. Die Bindehaut schwillt an, manchmal das gesamte Augenlid. Infolge der vermehrten Sekretion sind die Augenlider besonders morgens oft miteinander verklebt. Das Sehvermögen ist im Gegensatz zu einigen anderen Augenentzündungen nicht gestört.

Bakteriell oder virusbedingt?

Bakteriell und virusbedingte Bindehautentzündung lassen sich äußerlich häufig nicht unterscheiden. In besonderen Fällen ist ein Abstrich durch den Arzt notwendig. Nach Kontakt mit einem Erkrankten sollte man sich immer die Hände waschen. Eine Bindehautentzündung kann sich von einem Auge auf das andere ausbreiten. Dies kann durch Reiben der Augen verstärkt werden. Personen mit Bindehautentzündung sollten stets ein eigenes Handtuch benutzen und zum Trocknen der Augen nur Einmaltaschentücher verwenden.

Rezeptfreie Augentropfen: kompetent mit "Konsument"

  • Ursachen abklären . Bindehautentzündung und trockene Augen können auch Folge einer anderen Erkrankung sein. Deshalb sollte man Augenprobleme immer vom Augenarzt abklären lassen.
  • Medikamente können helfen . Medikamente gegen trockene Augen oder Bindehautentzündung sollten nie länger als eine Woche angewendet werden. Präparate ohne Konservierungsstoffe sind prinzipiell vorzuziehen. Da keine OTC-Mittel gegen Bindehautentzündung im Handel sind, ist es ratsam, sich ein entsprechendes Präparat vom Arzt verschreiben zu lassen.
  • Vorbeugende Maßnahmen . Wer häufig unter trockenen Augen leidet, sollte Zugluft, Zigarettenrauch, klimatisierte Luft, Abgase und lange Bildschirmarbeit soweit möglich meiden. Von Vorteil sind frische Luft, genügend Schlaf und ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Personen, die sich schminken, sollten auf eine sorgfältige Reinigung der Lider und Lidränder achten.

So haben wir getestet

Die Testkriterien finden Sie in unserem Artikel [   Medikamententests: Methoden ]

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Medikamente: Was bringt Aspirin plus C? premium

Medikamente: Was bringt Aspirin plus C?

Acetylsalicylsäure ist ein wirksames Schmerzmittel, doch macht ein Zusatz von Vitamin C Sinn? Wir haben nach wissenschaftlichen Belegen gesucht.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang