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Psychotherapie - Hilfe für die Seele

Sie überlegen schon länger, in eine Psychotherapie zu gehen? Wie Sie einen Therapeuten finden, was an Methoden angeboten wird und mit welchen Kosten Sie rechnen müssen.

Psychische Probleme sind so alt wie die Menschheit, dennoch ist die moderne Psychotherapie, wie Sigmund Freud sie um 1900 mit der Psychoanalyse begründet hat, kaum älter als 100 Jahre. Und erst 1991 ist in Österreich das sogenannte Psychotherapiegesetz in Kraft getreten, das sowohl die Ausbildungsvoraussetzungen als auch die Ausübung der Psychotherapie regelt. Damit erfolgte die staatliche Anerkennung einer beruflichen Tätigkeit, die lange Zeit Ärzten vorbehalten war. Inzwischen gibt es in Österreich fast 7.000 Therapeuten, die vor allem in den städtischen Gebieten flächendeckend Hilfe für Menschen mit psychischen Problemen anbieten können.

Störungen des Erlebens und Verhaltens

Wörtlich übersetzt steht Psychotherapie für Seelenbehandlung. Mithilfe anerkannter psychotherapeutischer Verfahren werden seelische Probleme bearbeitet. Ziel ist die Behebung von Störungen des Erlebens und Verhaltens, soweit sie nicht auf körperliche Ursachen zurückzuführen sind. Dazu zählen unter anderem

  • Depressionen
  • intensive Angstzustände (z.B. vor Menschen oder engen Räumen)
  • Zwangsgedanken und Zwangshandlungen (z.B. Wasch- oder Kontrollzwang)
  • Schlafstörungen
  • sexuelle Störungen
  • Abhängigkeit von Alkohol, Drogen, Glücksspielen, Essen oder Medikamenten
  • nachhaltige Selbstwertprobleme
  • Gefühle von anhaltender Sinnlosigkeit
  • erhebliche Kontaktschwierigkeiten
  • wiederkehrende Aggressionsausbrüche oder auch
  • körperliche Beschwerden, die durch seelische Belastungen bedingt sind

Sind Sie davon betroffen, sollten Sie sich an eine psychotherapeutische Einrichtung oder an einen Therapeuten in freier Praxis wenden. Infos dazu finden Sie auf der Homepage des Gesundheitsministeriums – www.bmgf.gv.at (Suchbegriff Psychotherapie) – und auf www.psyonline.at.

Behandlungsmethoden

In Österreich werden über ein Dutzend anerkannte psychotherapeutische Methoden angeboten. Kurz gefasst lassen sich folgende Orientierungen unterscheiden:

  • tiefenpsychologische Richtung: besondere Beachtung unbewusster Vorgänge bzw. Kindheitserfahrungen („Einsichtsorientierung“)
  • humanistische Orientierung: Betonung der persönlichen Entwicklung von Menschen („Personorientierung“) bzw. der Sinnfrage („Sinnorientierung“)
  • systemische Richtung: Einbeziehung des sozialen Umfelds; Ausrichtung auf vorhandene Fähigkeiten und (rasche) Lösungen („Lösungsorientierung“)
  • verhaltenstherapeutische Orientierung: setzt übend an Symptomen und Problemen an („Problemorientierung“)

Arten der Therapie

Möglich sind sowohl Einzeltherapien, die Arbeit eines Psychotherapeuten mit nur einem Klienten, als auch Gruppentherapien (8 bis 12 Teilnehmer). Bei Problemen in Partnerschaft oder Familie kann eine Paar- bzw. Familientherapie hilfreich sein. Für Probleme, die Kinder betreffen, stehen spezialisierte Kinder- und Jugendpsychotherapeuten zur Verfügung. Bei massiven Problemen ist auch eine stationäre Psychotherapie (Spitalsaufenthalt) über einen längeren Zeitraum möglich. In besonderen Fällen wie z.B. bei körperlicher Behinderung werden von manchen Psychotherapeuten auch Hausbesuche durchgeführt. Ein zeitgemäßes Angebot ist die Online- Beratung. Diese kann aber auf Dauer nicht die Vorteile einer unmittelbaren therapeutischen Beziehung ersetzen.

Auf Krankenschein oder Kostenzuschuss

Was eine Psychotherapie kostet, hängt davon ab, ob sie von der Krankenkasse übernommen (Psychotherapie auf Krankenschein) oder ob nur ein Teil des Honorars rückerstattet wird. Für die volle Kostenübernahme gibt es zurzeit leider nur sehr beschränkt Therapieplätze bei Therapeuten, die Verträge mit den Krankenkassen haben. Die meisten Klienten zahlen ihre Therapie zunächst selbst. In diesem Fall ist mit etwa 65 bis 85 Euro pro Sitzung zu rechnen, wobei manche Psychotherapeuten auch niedrigere „Sozialtarife“ anbieten. Gruppenpsychotherapie ist billiger. Die Höhe des Kostenzuschusses durch die Kassen beträgt derzeit 21,80 Euro pro Einzelstunde. In der Praxis bedeutet das, dass Sie Ihren Therapeuten bezahlen. Die Honorarnote reichen Sie dann bei Ihrer Krankenkasse ein und bekommen den Kostenzuschuss auf Ihr Konto überwiesen.

Zeitraum der Sitzungen

Was die Dauer einer Psychotherapie anlangt, so reicht diese von einigen wenigen Stunden bei eng umrissenen Problemstellungen bis zu mehreren Jahren bei tiefer greifenden Zielsetzungen. Im Schnitt ist je nach Methode von einer Dauer zwischen 1 und 3 Jahren bzw. 40 bis 120 Sitzungen auszugehen. Auch die Häufigkeit der Sitzungen in einem bestimmten Zeitraum kann sehr unterschiedlich sein: Sie variiert von einmal im Monat bis zu viermal die Woche. Das hängt u.a. von der angewandten Methode, der Problemlage und den finanziellen Möglichkeiten ab. Die gängigste Frequenz ist eine Sitzung pro Woche.

Entscheidend: Bereitschaft zu Veränderung

Wichtig ist vor allem, dass Sie als Klient bereit sind für Veränderung und eigenverantwortliche aktive Mitarbeit. Ein Zugang zu den eigenen Gefühlen ist ebenfalls von Vorteil, kann aber auch erst im Laufe einer Psychotherapie freigelegt werden. Ihr Alter spielt dagegen eine untergeordnete Rolle. Die Annahme, dass es für eine bestimmte psychische Problematik eine speziell dafür geeignete Therapiemethode gibt, trifft nicht zu. Im Grunde genommen sind alle anerkannten Methoden gleich wirksam, sofern sie von gut ausgebildeten und erfahrenen Psychotherapeuten angewandt werden.

Kontakt aufnehmen

Bevor Sie sich für einen Therapeuten entscheiden, nehmen Sie telefonisch (oder auch per E-Mail) mit ihm Kontakt auf und vereinbaren Sie nach Möglichkeit ein Erstgespräch. Sowohl am Telefon als auch im persönlichen Kontakt können Sie anhand der folgenden Punkte die für Sie wichtigen Fragen klären: • Erreichbarkeit der psychotherapeutischen Praxis/Einrichtung (Entfernung und Wegzeit) • Verfügbarkeit eines Therapieplatzes? Wenn ja, ab wann? • Kosten (Möglichkeit der Kostenübernahme durch die Krankenkasse?) und Zahlungsmodus (Bezahlung in bar vor oder unmittelbar nach der Stunde oder am Ende des Monats?) • persönlicher Eindruck vom Psychotherapeuten • angewandte Methode und Arbeitsweise • geschätzte Therapiedauer • Häufigkeit der Sitzungen und Sitzungsdauer • Urlaubs- und Absageregelung, z.B. im Krankheitsfall

Gelingen einer Psychotherapie

Nehmen Sie sich Zeit, um ausgehend von Sympathie und erlebter Kompetenz zu einer Entscheidung zu kommen. Konsultieren Sie nach Möglichkeit mindestens einen zweiten Psychotherapeuten, um vergleichen zu können. Vereinbaren Sie im Bedarfsfall ein weiteres Gespräch, um Ihren Eindruck zu überprüfen. Am wichtigsten für das Gelingen einer Psychotherapie ist nämlich die therapeutische Beziehung.

Neu: Unser Ratgeber

Heraus aus der Krise

Es gibt Tage, da wissen Sie nicht mehr ein noch aus? Sie haben große Probleme, Ihren Alltag in den Griff zu bekommen? Dann sollten Sie überlegen, in eine Psychotherapie zu gehen. In unserem neuen Ratgeber Wege zur Psychotherapie finden Sie:

  • Was ist eine Psychotherapie, für wen ist sie geeignet? 
  • Welche Methoden gibt es und wer bietet sie an? 
  • Wie finden Sie den für Sie richtigen Therapeuten?

Außerdem : Wie lange eine Behandlung dauern kann. Was eine Therapie kostet und wer Anspruch auf eine Psychotherapie auf Krankenschein hat. Was Sie tun können, wenn es zu Konflikten mit Ihrem Therapeuten kommt. Mit vielen Kontaktadressen und zahlreichen Weblinks.

Bestellungen unter 

  • Tel. 01 588 774 Fax 01 588 77-72
  • E-Mail: kundenservice@konsument.at
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