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Raucherlunge: Mittel bei COPD - Unterschätzte Gefahr

, aktualisiert am

  • Jeder Zehnte leidet an COPD, volkstümlich Raucherlunge genannt
  • Drei von vier Betroffenen werden falsch oder gar nicht behandelt
  • COPD ist inzwischen die vierthäufigste Todesursache

Symptome werden oft ignoriert

Der Sammelbegriff COPD (chronic obstructive pulmonary disease) wird für chronische Bronchitis und das Lungenemphysem verwendet. Beides schwere Krankheiten, bei denen die Atemwege dauerhaft verengt (obstruktiv) sind und der Luftstrom vor allem beim Ausatmen behindert ist. Erste Symptome werden oft jahrelang ignoriert, der Entschluss, einen Arzt aufzusuchen, wird hinausgeschoben. Das ist fatal, denn je früher COPD erkannt wird, desto besser kann sie behandelt werden.

Entstehung der Raucherlunge

Was volkstümlich auch Raucherlunge genannt wird, hat viele Ursachen. Neben jahrelangem Einatmen von Schadstoffen, z.B. Staubpartikeln am Arbeitsplatz, können auch genetisch bedingte Faktoren, Alkoholkonsum, Allergien, Mangelernährung, schlechte Wohnverhältnisse und Luftverschmutzung zu einer COPD führen. Der wichtigste – und von den Betroffenen immer unterschätzte – Auslöser ist das inhalative aber auch das passive Rauchen.

Auch wenn nicht jeder Raucher zwangsläufig daran erkrankt, sind doch mindestens acht von zehn COPD-Patienten Raucher oder Ex-Raucher. Frühwarnzeichen ist der „Raucherhusten“: morgendlicher quälender Husten sowie zäher Auswurf, der sich bei einem Infekt gelbgrün verfärbt. Außerdem Atemnot bei körperlicher Belastung. Besonders Raucher sollten auf die AHA-Symptome (Auswurf, Husten, Atemnot) achten und bei Auftreten dieser Warnzeichen frühzeitig den Arzt aufsuchen.

Beginn wird oft nicht erkannt

COPD entwickelt sich schleichend und lange unbemerkt meist zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr. Am Beginn der Erkrankung werden die Flimmerhärchen in der Schleimhaut der Bronchien gelähmt, und die Lunge produziert übermäßig viel Schleim. In diesem Stadium (Krankheitsstufe 0) können sich die Veränderungen noch zurückbilden, wenn die Ursache der Erkrankung wegfällt. Ist das nicht der Fall, werden die Flimmerhärchen allmählich zerstört. Die Schleimhaut der kleinen Lungenbläschen verändert sich, das Lungengerüst wird abgebaut.

Schleimhaut entzündet sich

Die entzündete Bronchialschleimhaut verdickt sich, Verkrampfungen bewirken eine weitere Verengung der Luftwege: Die chronische Bronchitis wird chronisch-obstruktiv. Atmen und Ausatmen sind erschwert. Im schlimmsten Fall entwickelt sich daraus das gefürchtete Lungenemphysem. Eine COPD verkürzt die Lebenserwartung und steht in der Statistik der Todesursachen weit oben.

Lebensbedrohlich: z u wenig Sauerstoff

Durch die Behinderung des Gasaustausches zwischen der Atemluft und dem Blut kann der Körper nicht mehr ausreichend Sauerstoff aufnehmen. Schon bei geringer Anstrengung tritt Kurzatmigkeit auf. Leistungsfähigkeit und Lebensqualität sind erheblich beeinträchtigt. Diese Krankheitsfolgen sind nicht mehr umkehrbar. Aufgrund des permanenten Sauerstoffmangels tritt auch im Ruhezustand Kurzatmigkeit auf. Die Lippen verfärben sich bläulich, es entstehen aufgetriebene Finger- und Zehenspitzen (Trommelschlegelfinger und Uhrglasnägel). Es kann zum Versagen der Atemmuskulatur und Rechtsherzschwäche (Cor pulmonale) kommen. Zeichen dafür sind Wassereinlagerungen in den Beinen und im Bauch.

Raucher ab 40: j ährlich Lungenfunktionsprüfung

Die Lungenfunktionsprüfung (Spirometrie) ist das wichtigste Diagnoseverfahren, um COPD festzustellen. Dabei wird ermittelt, wie viel Luft der Patient in seine Lungen aufnehmen und wie rasch er diese wieder ausatmen kann. Die Ergebnisse liefern Aufschluss über den Grad der Atemwegsverengung. Wenn Sie rauchen, sollten Sie ab 40 jährlich eine Spirometrie durchführen lassen.

Mit dem Rauchen aufhören

Stellt Ihr Arzt bei Ihnen eine COPD fest, ist die wichtigste Gegenmaßnahme: Schluss mit jeder Schadstoffaufnahme! Sind Sie Zigaretten-, Zigarren- oder Pfeifenraucher, müssen Sie sofort mit dem Rauchen aufhören. Schaffen Sie das nicht alleine, muss Ihr Arzt eine Nikotinentwöhnung durchführen und kontrollieren. Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz oder in der Wohngegend kann einen Ortswechsel erfordern. Lassen Sie sich gegen Grippe und Pneumokokken impfen, das reduziert die Infektionsrisiken.

Gesunde Ernährung, Sport und Therapie

Wichtig ist auch die physikalische Therapie: Klopfmassagen erleichtern das Abhusten; gezielte Lungengymnastik verbessert die Leistungsfähigkeit. Beides wird, ärztlich verordnet, bei einem Physiotherapeuten erlernt und sollte von Ihnen konsequent täglich durchgeführt werden. Auch mit gesunder Ernährung und Bewegung (Ausdauersportarten wie Wandern, Nordic Walking, Schwimmen, Radfahren, Langlauf u.a.m.) können Sie sich in Absprache mit Ihrem Arzt selbst helfen.

Sauerstofftherapie bei fortgeschrittenem Stadium

Im fortgeschrittenen Stadium der COPD, insbesondere, wenn bereits eine Rechtsherzschwäche vorliegt, ist eine Langzeittherapie mit Sauerstoff sinnvoll. Dabei wird über eine Nasensonde mindestens 16 bis 18 Stunden am Tag Sauerstoff zugeführt, um die Konzentration im Blut stabil zu halten. Kleine Transportwägelchen oder Tragtaschen für die Sauerstoff-Flaschen ermöglichen Ihnen ein relativ bewegliches Alltagsleben. Die Krankenkassen bezahlen einen Teil der Kosten.

Medikamente lindern Beschwerden

Mit Medikamenten können die Ursachen der Raucherlunge zwar nicht bekämpft, aber die Beschwerden gelindert und Leistungsfähigkeit sowie Lebensqualität erhalten werden. Österreichs Lungenfachärzte (Österreichische Gesellschaft für Pneumologie – ÖGP) haben Behandlungsrichtlinien erarbeitet: Neben Vorsorge und nichtmedikamentösen Maßnahmen ist es eine medikamentöse Stufentherapie (Step-up), die sich nach den Stadien der Krankheit richtet. Das Ziel ist, zu verhindern, dass die Lungenfunktion sich ständig verschlechtert und die Krankheit sich verschlimmert.

Grundsätzlich gilt: Medikamente zum Inhalieren sind besser als solche zum Einnehmen.

  • Stadium 0 (COPD-Risiko vorhanden): In diesem Stadium genügt es, konsequent jede Schadstoffbelastung zu vermeiden. Die Impfung gegen Pneumokokken und Grippe verringert das Infektionsrisiko.
  • Stadium I (leichte COPD): Nach Bedarf werden kurz- und schnellwirksame bronchienerweiternde Medikamente wie Parasympatholytika (Ipratropium bromid) und Beta-2-Sympathomimetika (Fenoterol, Salbutamol, Terbutalin) zum Inhalieren verwendet. Sie sind geeignet, die Verkrampfung der Bronchialmuskulatur zu lockern und die Atemnot zu lindern. Langwirksame Substanzen bringen in diesem Stadium keine zusätzlichen Vorteile.

  • Stadium II (mittelschwere COPD): In diesem Krankheitsstadium erfolgt der Übergang von der bedarfsweisen zur Dauermedikation. Kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika können weiter als Einzelsubstanzen gegeben werden. Eine andere Therapieform sind Kombinationsmittel (Beta-2-Mimetika mit Parasympatholytika), vorausgesetzt die Stärke der Einzelkomponenten entspricht genau den Bedürfnissen des Patienten.
    Als Dauertherapie kommen langwirksame Beta-2-Sympathomimetika (Formoterol, Salmeterol) und langwirksame Parasympatholytika (Tiotropium bromid) zum Inhalieren zum Einsatz. Eine Therapieoption ab diesem Stadium stellt Theophyllin dar.
  • Stadium III (schwere COPD): Zusätzlich zu den bei Stadium II genannten Medikamenten kommen Glukokortikoide (Kortison) zum Inhalieren zur Anwendung. Und zwar dann, wenn es gehäuft zu akuten Verschlechterungen kommt. Als Dauermedikamente sind sie nur mit Einschränkung geeignet, werden aber oft verwendet, wenn nicht genau zwischen Asthma und COPD unterschieden werden konnte. Sie können die Symptome, nicht aber die Lungenfunktion verbessern.
  • Stadium IV (sehr schwere COPD): Als Ergänzung zur Dauertherapie ist die kontinuierliche Zuführung von Sauerstoff über eine Nasensonde oder eine Atemmaske hilfreich, wenn Sauerstoffmangel besteht und sich die Krankheit mit der Sauerstoffgabe bessert. Bei akuten starken Entzündungen der Atemwege müssen meist für 10 bis 14 Tage auch Glukokortikoide in Form von Tabletten eingenommen werden. Wegen zu großer Risiken sollten diese Präparate aber nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.

In allen Stadien können Infektionen der Atemwege die COPD akut verschlimmern. Dies lässt sich durch eine rasche Behandlung mit Antibiotika vermeiden.

Nebenwirkungen sind selten

Sie sind dosisabhängig, relativ selten und gut behandelbar. Treten Nebenwirkungen auf, sollten Sie umgehend Ihren Arzt aufsuchen und einen möglichen Wechsel zu einem anderen Mittel besprechen.

Allergische Reaktionen

Sehr selten lösen Parasympatholytika bei Menschen, die Erdnüsse oder Sojabohnen nicht vertragen, eine allergische Reaktion aus, die sich in juckendem Hautausschlag, Herzrasen, Atemnot, Schwäche und Schwindel äußert und lebensbedrohlich werden kann: rasch den Notarzt rufen!

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind auch bei COPD-Mitteln möglich. Informieren Sie daher Ihren Arzt über alle Präparate, die Sie sonst noch einnehmen.

Asthma oder COPD?

  • Beginn. Asthma beginnt plötzlich, oft im Kindes- und Jugendalter; COPD schleichend, um das 40. Lebensjahr.
  • Atemnot. Bei Asthma nur beim akuten Anfall; bei COPD zuerst bei Belastung, später immer.
  • Auswurf. Bei Asthma wenig, sehr zäh, glasklar; bei COPD viel, flüssiger, klar bis gelblich.
  • Husten. Bei Asthma Reizhusten, auch nachts; bei COPD morgens mit viel Schleim.
  • Wahrnehmung. Bei Asthma häufiger Wechsel zwischen Gesund- und Krankheitsgefühl; bei COPD zu Beginn kaum Krankheitsgefühl, später ständig hoher Leidensdruck.

Infos im Internet

Mittel bei COPD: Kompetent mit Konsument

  • Rechtzeitig zum Arzt. Je früher Sie sich behandeln lassen, desto besser. Ignorieren verschlimmert die Krankheit nur.
  • Schluss mit blauem Dunst. Hören Sie auf zu rauchen – es ist nie zu spät. Unter ärztlicher Kontrolle und in einer Gruppe kann das leichter fallen.
  • Keine dicke Luft. Meiden Sie Räume mit Rauch, Staub und Schadstoffen.
  • Regelmäßig üben. Machen Sie Atemgymnastik. Das ist genauso wichtig wie die konsequente Einnahme der verschriebenen Medikamente.
  • Klopfmassage hilft. Lassen Sie sich für das Abhusten des Schleims den Rücken abklopfen.

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