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Bohrmaschinen - Bohren, Schrauben, Hämmern

  • Schlagbohren oder hämmern?
  • Die technischen und praktischen Unterschiede

Selbst weniger begeisterte Heimwerker besitzen eine elektrische Bohrmaschine, denn Nägel können eine sichere Befestigung mittels Dübeln nicht ersetzen. Die hier veröffentlichten Testergebnisse haben wir einem internationalen Test entnommen. Er deckt zwar mit seiner auf das mittlere Preissegment beschränkten Auswahl den heimischen Markt nicht zur Gänze ab, bietet aber Gelegenheit, auf grundsätzliche Dinge einzugehen.

Unterschiedliche Ausführungen

Bohrmaschine ist nämlich nicht gleich Bohrmaschine: Bei den meist kleineren, leichteren und preisgünstigeren Schlagbohrmaschinen erzeugen zwei gezahnte, gegeneinander laufende Stahlscheiben kleine Schläge, die sich auf Bohrfutter und Bohrer übertragen. In Kombination mit dem vom Benützer ausgeübten Druck treiben sie den Bohrer ins Material voran.
Bei den elektropneumatischen Bohrhämmern wird ein zylindrischer Stahlbolzen durch Über- und Unterdruck immer wieder mit Wucht gegen den Schaft des Bohrers getrieben, der in Drehrichtung fixiert, in Längsrichtung aber beweglich ist. So arbeitet sich der Bohrer fast von selbst voran.

Je nach Verwendungszweck

Die Hammer- beziehungsweise Schlagbohrfunktion lässt sich bei Bedarf (Bohren in Holz und Metall, Schrauben) abschalten. Für die meisten Bohr- und Schraubarbeiten genügt eine Schlagbohrmaschine, die mit Handlichkeit und geringerem Gewicht punktet. Die Nennleistung ist nicht entscheidend (500 bis 700 Watt genügen), eher schon eine hohe Drehzahl von 3000 Umdrehungen pro Minute oder mehr. Sie ist bei kleinen Bohrerdurchmessern wichtig, damit in härteren Materialien überhaupt etwas vorangeht. Trotzdem wird es in (Stahl-) Beton und Granit mühsam, weil Sie sich mit Ihrem vollen Körpergewicht dagegenstemmen müssen. Genau hier spielt der Bohrhammer seine Stärke aus: Er benötigt für das gleiche Bohrloch einen Bruchteil der Zeit – und das bei wesentlich geringerem Anpressdruck. Die Drehzahl spielt kaum eine Rolle. 1000 Umdrehungen genügen ebenso wie eine Nennleistung von 500 bis 700 Watt.

Manche Bohrhämmer bieten eine Meißelfunktion, das heißt, Sie können die Drehbewegung abschalten (Drehstopp), einen speziellen Meißel einspannen und beispielsweise Fliesen von der Wand abschlagen. Unpraktisch sind Bohrhämmer, wenn Sie in Holz oder Metall bohren oder Schrauben eindrehen möchten: Um einen herkömmlichen Rundschaftbohrer verwenden zu können, müssen Sie einen Adapter einstecken (Kress, Hitachi) oder das gesamte Bohrfutter wechseln. Eine einfache Lösung gibt’s nur bei Bosch, wo das Bohrfutter einrastet und mit einem Handgriff wieder gelöst ist.

Keine Preisfrage


Wie der Test zeigt, sind gute Ergebnisse nicht unbedingt eine Frage des Preises. So hat sich die preisgünstige Bosch-Schlagbohrmaschine gegen die Konkurrenz behauptet, während die vergleichsweise teure Black & Decker ausgerechnet beim Schlagbohren versagt hat. Dass der Rest beim Bohren auch nur „durchschnittlich“ war, liegt daran, dass harte Materialien für diese Geräte eben eine Herausforderung sind.

Auch die Bohrhämmer bewältigen ihre Aufgabe unterschiedlich gut – ein Vergleich mit den Schlagbohrmaschinen ist aber wegen der technischen Unterschiede nicht möglich. Selbst ein beim Bohren „durchschnittlicher“ Bohrhammer schlägt eine Schlagbohrmaschine in Beton. Wirklich versagt hat nur der Bosch-Bohrhammer, weil die Kohlebürsten des Motors im Zuge der Dauerprüfung allzu rasch verschlissen waren. Das „durchschnittliche“ Abschneiden des Metabo-Geräts bei der Sicherheit ist ausschließlich auf das Metallgehäuse zurückzuführen. Beim Anbohren einer elektrischen Leitung besteht die Gefahr eines Stromschlags, sofern Sie die Maschine am Gehäuse statt am Zusatzhandgriff aus Kunststoff halten. Andererseits erhöht das Metallgehäuse die Robustheit (und es gibt ja im Sicherungskasten einen Fi-Schalter, der im Ernstfall Schlimmeres verhindert).

Nützliche Details

Ein empfehlenswertes Ausstattungsdetail ist eine Sicherheitskupplung. Diese trennt das Bohrfutter vom Motor, falls sich der Bohrer in der Wand „festbeißt“. Eine lobende Erwähnung verdienen die extralangen Elektrokabel von Hitachi und Metabo mit über vier Metern bei den Bohrhämmern sowie die von AEG und Black & Decker mit rund drei Metern bei den Schlagbohrmaschinen. Nichts ist lästiger, als wenn beim Bohren auf einer Leiter die Kupplung des Verlängerungskabels irgendwo zwischen Himmel und Erde baumelt und sich in den Sprossen verfängt.

Die Tage des Zahnkranzbohrfutters, bei dem man zum Einspannen des Bohrers einen Zahnkranzschlüssel benötigte, sind gezählt. Schlagbohrmaschinen haben fast durchwegs Schnellspannbohrfutter, die man durch Drehen mit der Hand festzieht. Noch einfacher zu bedienen ist das SDS-plus-Bohrfutter der Bohrhämmer. Hier zieht man einen Ring nach hinten, steckt den Bohrer ins Futter und lässt den Ring wieder los. Während bei Schlagbohrmaschinen Rundschaftbohrer zum Einsatz kommen, die im Bohrfutter festgeklemmt werden, sind es bei Bohrhämmern SDS-plus-Bohrer mit vier Einkerbungen am Schaft. Sie rasten im Bohrfutter ein und ermöglichen die Drehbewegung bei gleichzeitiger Beweglichkeit in Längsrichtung.

Kompetent mit Konsument

  • Hammer für Hartes. Die Arbeitserleichterung beim Bohren in Beton und der geringere Verschleiß sprechen für den Bohrhammer. Zum Schrauben oder Bohren in Holz und Metall ist ein zusätzlicher Akku-Bohrschrauber überlegenswert.
  • Universelle Schlagbohrmaschine. Wenn Sie es nur fallweise mit Beton zu tun haben, kommen Sie mit einer Schlagbohrmaschine besser weg, weil sie preisgünstiger und universeller einsetzbar ist.
  • Billiggeräte meiden. Von namenlosen Billiggeräten sollten Sie wegen der geringen Lebensdauer besser die Finger lassen.

So haben wir getestet

Getestet wurden 5 Schlagbohrmaschinen und 5 elektropneumatische Bohrhämmer im Rahmen der Organisation International Testing (IT).

  • Praktische Prüfung: Bei der Prüfung des Schlagbohrens in Granit wurden horizontale Bohrungen (Bohrerdurchmesser 6, 8, 10 mm, Bohrtiefe 30 mm) vorgenommen. Das ausgebohrte Volumen wurde ermittelt und in Verbindung mit der benötigten Zeit beurteilt. Die Prüfung in Beton wurde in gleicher Weise durchgeführt. Die Bohrerdurchmesser betrugen 12 und 16 mm, die Bohrtiefe 50 mm.
    Beim Bohren in Metall wurden 10 mm tiefe Löcher mit einem 6-mm-Bohrer in Stahl angefertigt. Die Vorschubgeschwindigkeit wurde beurteilt.
    Bei der Schraubprüfung in Holz wurden Holzschrauben der Größe 3 x 40, 6 x 60 und 8 x 80 mit Kreuzschlitz verwendet, in Metall Blechschrauben der Größe 6 x 16 mit Kreuzschlitz, wobei mit 5,2 mm vorgebohrt wurde.
  • Technische Prüfung: Bei der Motor-Dauerprüfung wurde die Haltbarkeit anhand von 1860 Prüfzyklen (2260 bei den Bohrhämmern) ohne und mit Belastung ermittelt. Die Belastung wurde durch die Leistungsaufnahme beim Bohren in Granit bestimmt. Die Beurteilung der Schäden erfolgte während und nach der Gesamtprüfung. Die Schlagbohr-Dauerprüfung wurde mit der in der Funktionsprüfung ermittelten Belastung (Bohrdauer und Anpresskraft) beim Bohren in Granit/Beton durchgeführt. Insgesamt wurden 220 Zyklen durchgeführt, die jeweils von kürzeren und längeren Pausen unterbrochen waren. Die Geräuschentwicklung wurde subjektiv beurteilt.
  • Sicherheitsprüfung: Die Prüfung wurde nach EN 50144 durchgeführt. Zudem wurde die Berührbarkeit von spannungsführenden Teilen beim Anbohren elektrischer Leitungen beurteilt.
  • Bedienungsanleitung: Das Vorhandensein von Arbeits- und Anwendungsbeschreibungen sowie von Sicherheitshinweisen wurde bewertet.
  • Handhabung: Vier Männer (darunter ein Linkshänder) und zwei Frauen beurteilten Gewicht, Handgriffe, Schalter, Drehzahl-Einsteller, Schlagbohr-Einsteller, Bohrfutter und Vibrationen der Maschinen.

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