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Espressomaschinen-Reparatur Tirol - Ja keine Reparatur!

, aktualisiert am

  • Vor allem die Ersatzteile treiben die Reparaturkosten in die Höhe
  • Reparatur-Pauschalen sind oftmals ein Glücksspiel
  • Leihgerät wird nicht immer gestellt

Bittere Erfahrungen in Wien 

Im vergangenen Jahr hinterließ unser Espressomaschinen-Reparaturtest im Raum Wien einen bitteren Beigeschmack (Espressomaschinen-Reparatur 8/2008). Die Arbeitszeitkosten für dieselbe Reparatur sowie die Preise für vergleichbare Ersatzteile zwischen den einzelnen Servicestellen unterschieden sich zum Teil deutlich. Auch war die Abwicklung nicht immer kundenfreundlich (z.B. Kostenvoranschlag nur auf Anfrage, kein Rückruf).

Diesmal führten wir den Test in vergleichbarer Weise in Tirol durch. Wir verwendeten zum Teil dieselben Geräte, der Gewährleistungs- und Garantiezeitraum war abgelaufen, und auch der eingebaute Fehler – ein defekter Trafo – war derselbe.

Material als Kostenfaktor Nummer eins

Um ein Ergebnis vorwegzunehmen: Noch eindeutiger als in Wien schlug das Material als Kostenfaktor Nummer eins (zwischen 74 und 210 Euro!) zu Buche. Auch in Tirol ist es allgemein üblich, ohne nähere Erläuterung „Kleinmaterial“ zu verrechnen. Dafür wiederum kamen unsere Tester mit Beträgen zwischen 2,76 und 4,35 Euro ­ gegenüber Wien (4,80 – 8,50 Euro) vergleichsweise günstig davon.

Leihgerät ja - Abholung nein 

Beginnen wir mit dem Vollautomaten von DeLonghi. Die Adressfindung über www.delonghi.com gestaltet sich etwas umständlich. Beim Anruf in der Zentrale teilte man uns sehr freundlich mit, dass eine Abholung der defekten Maschine nicht möglich sei, und dass es auch kein Leihgerät für die Dauer der Reparatur gebe. Auch beim Tiroler Servicepartner von DeLonghi, der Firma EGS, wurden wir freundlich darüber informiert, dass eine Abholung für Privathaushalte nicht vorgesehen sei. Leihgeräte gab es zwar, im Augenblick stand jedoch keines zur Verfügung. Die Dame am ­Telefon hätte sich aber – für den Fall einer notwendigen Ersatzteilbestellung – um ein Leihgerät bemüht.

 

Glücksspiel Reparaturpauschale

30 Euro für den Kostenvoranschlag

Nachdem sie uns – aufgrund schlechter Erfahrungen – vom Postversand abgeraten hatte, brachten wir die Maschine persönlich vorbei. 30 Euro, die später von der Reparaturrechnung abgezogen wurden, behielt die Firma für die Erstellung des Kostenvoranschlags ein – eine weithin übliche Vorgangsweise. Der Kostenvoranschlag brauchte dann vergleichsweise lange vier Tage, dafür wurde das Gerät aber noch am selben Tag repariert. Konsument-Testurteil: „gut“; Kostenpunkt: akzeptable 119 Euro und eine Spur günstiger als der DeLonghi-Partner in Wien (rund 134 Euro; Testurteil: „gut“).

Glücksspiel Reparaturpauschale

Bei Jura führt das Internet nicht gleich zum Ziel. Mit der Adresse www.jura.at liegt man nämlich falsch. Über www.jura.com (bzw. direkt über www.at.jura.com) findet man dann allerdings relativ leicht die gewünschten Adressen. Angeboten werden Abholung und Zustellung für je 14 Euro sowie eine Reparaturpauschale in Höhe von 159 Euro für bis zu sechs Jahre alte Maschinen bzw. 219 Euro für ältere Exemplare. Überlegenswert, doch zugleich ein Glücksspiel. Die Reparatur kann, muss aber nicht mehr kosten als die Pauschale. Alternativ dazu nannte man uns einen Servicepartner in Innsbruck, die Firma Farbmacher. Dieser rechnet nach Aufwand ab. Am Telefon freundlich, aber unter Zeitdruck, empfahl man uns, das Gerät vorbeizubringen. Abholung sei nicht üblich, aber eventuell möglich, falls ein Mitarbeiter in der Nähe sei, ein Leihgerät würde gerne bereitgestellt, sofern eines verfügbar sei.

140 Euro Materialkosten 

Bei der Übergabe führte ein Techniker eine Erstdiagnose anhand der Fehleranzeige auf dem Gerätedisplay durch und äußerte einen (falschen) Verdacht. Zwei Tage später, bei Bekanntgabe des Kostenvoranschlags, hatte er den wahren Fehler erkannt – und auch, dass die Maschine wegen desselben Defekts bereits einmal in Reparatur gewesen war. Eine Tatsache, die ihn verwunderte, weil ihm ein solcher wiederholter Defekt noch nicht untergekommen war. Zusätzlich müsse die Steuerungselektronik getauscht werden, hieß es, was die Materialkosten um 140 Euro in die Höhe trieb. Zur Überbrückung bot man uns ein Leihgerät an.

Ein Fall für die Gewährleistung 

Erst das ausführliche persönliche Gespräch bei der Abholung brachte Licht hinter die teure Reparatur: Wegen des zwei­fachen Auftretens des gleichen Fehlers hatte der Techniker auf ein Problem mit der Elektronik geschlossen und diese „vorausschauend“ getauscht. Als Kulanzlösung bot man uns einen Rabatt von 20 Prozent an. Die ausgetauschten Teile konnte er uns nicht aushändigen, weil diese an Jura geschickt, so möglich repariert und dann wieder günstig an die Werkstätten abgegeben werden. Ein direkter Vergleich mit der Reparatur in Wien (rund 136 Euro; „gut“) ist aufgrund des zusätzlich ­getauschten Bauteils nicht möglich. Übrigens wäre der defekte Trafo unter nor­malen Umständen ein Fall für die Gewährleistung gewesen, weil er ja erst ein Jahr zuvor getauscht worden war. Dazu hätten wir uns allerdings an jene Werkstätte wenden müssen, die die Reparatur damals durchgeführt hatte.

Guter aber zu teurer Service 

Befassen wir uns nun mit dem Saeco-Gerät. Unter www.saeco.at fanden wir eine übersichtlich gestaltete Homepage. Die Auskünfte von Seiten des Herstellers waren freundlich und prompt. Auch vom Servicepartner, der Firma HGS Hausgeräte Service, können wir nur Gutes berichten. Leihgerät gab es zwar keines, aber für nur fünf Euro pro Fahrt wären Abholung und Zustellung möglich gewesen. Der Kostenvoranschlag kam nach einem Tag, das Gerät war nach vier Tagen abholbereit. Das „durchschnittlich“ in der Benotung resultiert, so wie beim Wiener Servicepartner, großteils aus den von Saeco vorgegebenen Ersatzteil­kosten in Höhe von 163 Euro. Mit geringeren Materialkosten hätten beide Werkstätten besser abgeschnitten.

Besonderheit Nespresso

Bleibt noch das erstmals mitgetestete Kapselgerät von Nespresso. Nach Eingabe von www.nespresso.at landet man auf der nationalen Startseite, auf der die wichtigen Daten einfach zu finden sind. Beim ersten Anruf wurden wir – alternativ zur Reparatur, die österreichweit zum einheitlichen Fixpreis durchgeführt wird – auf ein in Aktion befindliches Neugerät hingewiesen. Es wurde aber anstandslos akzeptiert, dass wir die unterm Strich teurere Reparatur wünschten. Die Reparaturpauschale ist nach Gerätetypen gestaffelt (siehe Tabelle). Bei unserer „Turmix“ waren es 95 Euro, darin inkludiert sind Abholung und Zustellung sowie die Bereitstellung eines Leihgerätes.

Die Kosten lagen damit deutlich unter ­denen der Vollautomaten. Diese sind allerdings wesentlich komplexer aufgebaut und haben zusätzliche Bauteile wie Mahlwerk oder Brühgruppe. Wir haben Nespresso dennoch mitgetestet, weil wir überprüfen wollten, ob die Versprechungen (Abholung, Leihgerät, Zustellung zum Fixpreis) eingehalten werden. Dies hat unser Test bestätigt. Die Maschine wurde zusätzlich gründlich gereinigt und entkalkt, und zwei Seitenteile des Gehäuses wurden erneuert. Insgesamt ein „sehr gutes“ Ergebnis, wobei die meisten Konsumenten vermutlich das Neugerät anstelle der Reparatur gewählt hätten.

Entsorgung 

Somit wird die Espressomaschine freilich zum Wegwerfprodukt, das es auch noch ordnungsgemäß zu entsorgen gilt. Apropos Entsorgung: Viele Leserinnen und Leser beschwerten sich in der Vergangenheit darüber, dass die benutzten Aluminiumkapseln im Müll landen. In diesem Punkt hat Nespresso dazu gelernt. Seit kurzem können die verwendeten Kapseln in den Nespresso-Boutiquen entsorgt werden, von dort werden sie dem Recycling zugeführt.

Tabelle: Espressomaschinen-Reparatur Tirol

Zusammenfassung

Test Espressomaschinen-Reparatur Tirol: Kompetent mit "Konsument" 

  • Direkt abgeben. Gerät wenn möglich bei der Servicestelle abgeben. Das spart Reparaturzeit und Versandkosten. Fallweise wird eine Abholung angeboten.
  • Kostenvoranschlag verlangen. Vermeidet unliebsame Überraschungen. Damit es schneller geht: Verständigung per Telefon oder SMS vereinbaren.
  • Rechnung hinterfragen. Bei Unklarheiten nachfragen. Ersatzteile, Arbeitszeit, Dauer (inkl. kleinste verrechnete Zeiteinheit), Fehler- und Reparaturbeschreibung sollten aufgelistet sein.
  • Regelmäßige Pflege. Das Reinigen von Gerät und Brüheinheit sowie das Ausführen der Reinigungs- und Entkalkungsprogramme verlängert die Lebensdauer und verringert die Reparaturkosten.
  • Hotline nutzen. Mit telefonischen Tipps lässt sich manches Problem selber lösen.

AEG-Electrolux und Siemens: Getestet aber nicht bewertet

AEG-Electrolux: Kulant ohne Rechnung

Erstmals im Test war ein Servicepartner von AEG-Electrolux (Florian Service KG), in diesem Fall in Innsbruck (in Wien wäre es derselbe wie für DeLonghi gewesen). Leihgerät oder Abholung waren nicht möglich, der Kontakt war aber sehr freundlich, und der telefonische Kostenvoranschlag (118 Euro) kam schneller als angekündigt. Danach herrschte allerdings Funkstille, bis wir selber nachfragten. Zu unserer Überraschung teilte uns der Techniker mit, dass er trotz fehlender Rechnung die Reparatur in Kulanz kostenlos erledigen würde, weil das Gerät offensichtlich nicht alt sei. Bei der Abholung entschuldigte er sich dafür, dass es wegen der Lieferung eines Ersatzteiles so lange gedauert habe. Insgesamt eine positive Lösung im Dienste der Kundenzufriedenheit.

Siemens lässt Wünsche offen

Ungefragt durchgeführte Zusatzarbeiten und eine umständliche Auftragsabwicklung hatten dem zentralen Werkskundendienst von Siemens im Vorjahr ein „weniger zufriedenstellend“ eingebracht. Diesmal schickten wir dasselbe Gerät ein – unfrei per Post, weil uns dies als günstigste Möglichkeit angeboten wurde. Abholung und Zustellung hätten pauschal 24 Euro gekostet.

Dem Paket legten wir einen Brief bei mit dem sinngemäßen Inhalt: „Habe das Gerät geerbt und daher keine Rechnung, bitte um Kostenvoranschlag und Bekanntgabe der Reparaturdauer.“ Dann hörten wir lange nichts mehr und mussten anrufen, um zu hören, dass die Reparatur zwei bis drei Wochen dauern würde. Nach 16 Werktagen kam das Gerät versandkostenfrei per Post zurück. Für die Reparatur war korrekterweise nichts verrechnet worden, weil der Trafo erst im Vorjahr von derselben Werkstätte getauscht worden war. Wir haben deshalb keine Bewertung vorgenommen. Übertriebene Kundenfreundlichkeit können wir dem Siemens-Werkskundendienst trotzdem nicht attestieren.

Anbieteradressen

DeLonghi: EGS Kramer&Plattner OEG
Gießenweg 1
A-6176 Völs
0512 27 35 04

Jura: Farbmacher Gerhard
Andechsstraße 16
A-6020 Innsbruck
0512 36 40 73

Nespresso: Josef Szot GmbH
Erlaaer Straße 171
A-1230 Wien
01 699 90 56
www.szot-service.at

Saeco: HGS Hausgeräte Service GmbH
Eduard-Bodem-Gasse 8
A-6020 Innsbruck
0512 34 39 90

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