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Fairtrade und FLP: Blumen fair schenken - Rosen ohne Dornen

Es gibt sie: Import-Rosen aus fairer Produktion. Gütesiegel garantieren, dass Schnittblumen menschenwürdig und umweltschonend hergestellt wurden.

Hunderte Millionen Euro werden in Österreich jährlich für Schnittblumen ausgegeben. Allein am Valentinstag werden millionenfach Blumensträuße verschenkt – sei es als Liebesbeweis, aus Dankbarkeit oder als kleine Aufmerksamkeit.

16h-Arbeitstag + Spritzmittel = Fehlgeburten

In der kalten Jahreszeit kommt der Großteil der Schnittblumen aus den Ländern des Südens, von Plantagen in Kolumbien oder Kenia, wo ein Arbeitstag nicht selten 16 Stunden dauert. Die Löhne liegen meist unterhalb des Existenzminimums. Die mehrheitlich weiblichen Arbeitskräfte sind ungeschützt den Pestiziden ausgesetzt, was Hautkrankheiten und Fehlgeburten zur Folge hat.

Das FLP-Label

Seit 1998 gibt es das FLP-Label:

Es steht für "Flower-Label-Program", das von Menschenrechtsorganisationen wie FIAN (Food First Informations- und Aktionsnetzwerk), der Südwind-Agentur und dem evangelischen Hilfswerk "Brot für Hungernde" gemeinsam mit Gewerkschaften und Wirtschaftsverbänden getragen wird. Blumenfarmen, die das FLP-Zertifikat anstreben, müssen (u.a.) folgende Standards erfüllen:

  • Verbot von Kinderarbeit und Zwangsarbeit
  • feste Arbeitsverträge, geregelte Arbeitszeit
  • existenzsichernde Löhne
  • Gewerkschaftsfreiheit
  • Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit
  • nachhaltiger Umgang mit natürlichen Ressourcen (z.B. Senkung von Wasser- und Energieverbrauch, Abfallreduktion)
  • Verbot hochgiftiger Pflanzenschutzmittel

Derzeit gibt es rund 60 FLP-Blumenfarmen mit etwa 15.000 Beschäftigten in Ecuador, Kenia, Simbabwe, Tansania, aber auch in Portugal.

Fairtrade-Siegel: KaffeeFairtrade 120px, Bananen

Im Jahr 2005 hat auch die FAIRTRADE -Organisation Schnittblumen in ihr – mittlerweile reichhaltiges – Angebot aufgenommen. Das Fairtrade-Siegel gibt es ja für Kaffee, Tee, Bananen, Fruchtsäfte, Schokolade etc. Zu den Trägerorganisationen gehören Caritas, WWF, Dreikönigsaktion und Care. Sozial- und Umweltstandards stimmen im Wesentlichen mit denen von FLP überein. Die eigenen Angaben zufolge weltweit größte Zertifizierungsstelle für soziale Kriterien bezieht ausschließlich Rosen aus Kenia und Tansania.

Was sie unterscheidet

Der sichtbare Unterschied zwischen FLP und Fairtrade ist die Vertriebsstruktur. Während FLP-Blumen in rund 100  Blumenfachgeschäften österreichweit angeboten werden, konzentriert sich Fairtrade auf den Lebensmittel-Einzelhandel: Dort gibt es preiswerte, kurzstielige Rosen in vier Farben im 7-Stück-Bund. FLP-zertifizierte Betriebe liefern Blumen höherer Qualität, nicht nur Rosen, sondern auch Nelken, Callas u.a. Grundsätzlicher ist der Unterschied in der Ausrichtung der beiden Initiativen.

Lebensbedingungen und Entwicklungspolitik 

Das FLP will Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeitnehmer in Blumenplantagen verbessern, das sind oft Großbetriebe mit tausenden Beschäftigten. "Fairtrade verfolgt dagegen auch einen entwicklungspolitischen Ansatz", so Fairtrade-Mitarbeiterin Beate Irani. Neben den Arbeitern in Plantagen würden vor allem Kleinbauern-Kooperativen unterstützt. Zusätzlich zum garantierten Mindesteinkommen für den einzelnen Arbeiter (bzw. Bauern) wird eine Prämie aus dem Verkaufserlös finanziert, die für soziale Projekte (sei es Trinkwasseraufbereitung, medizinische Versorgung oder Aufbau eines Schulsystems) zweckgewidmet ist.

FLP auch in Europa aktiv

Während Fairtrade-Betriebe ausschließlich in Entwicklungsländern beheimatet sind, ist FLP auch in Europa aktiv, so gibt es in Portugal zwei FLP-zertifizierte Betriebe. Denkbar wäre das übrigens auch in Österreich, selbst hier würden nicht selten Mindeststandards unterschritten: "Gärtnereibetriebe, die afrikanische Immigranten oder Saisonarbeiter aus Osteuropa ohne Arbeitsvertrag und ohne geregeltes Einkommen beschäftigen" (Margot Fassler, FLP-Österreich).

Dass das Nebeneinander zweier Gütesiegel Verwirrung unter den Konsumenten stiften könnte, glauben beide Organisationen nicht. Die Ziele seien ähnlich, die Angebote würden einander ergänzen: Fairtrade-Rosen aus dem Supermarkt, FLP-Blumen im Fachhandel.

Regelmäßige Überprüfung

Keinem der beiden Gütesiegel kann man jedenfalls Etikettenschwindel vorwerfen, die Ethik-Kriterien sind streng und ihre Einhaltung ist gewährleistet. Sowohl FLP- als auch Fairtrade-Betriebe werden regelmäßig durch unabhängige Organisationen überprüft.

  • Rund 100 Blumenhandlungen in ganz Österreich sind als FLP-Händler registriert. Listen sind bei FLP-Österreich erhältlich: www.fairflowers.at, Tel. (01) 2350 239.
  • Fairtrade-Rosen werden in allen Eurospar-, Interspar-, Merkur- und M-Preis-Märkten sowie in ausgesuchten Filialen von ADEG/Edeka, Billa und Spar- bzw. Spar-Gourmet angeboten. Im Internet kann man sich unter Angabe der Postleitzahl die nächstgelegenen Filialen herunterladen: www.fairtrade.at, Tel. (01) 533 09 56

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