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Kaninchenkauf in Tierhandlungen - Tierisch gut

, aktualisiert am

  • Wie kompetent Zoohandlungen beraten
  • Was das neue Tierschutzgesetz bringt
  • Wo es Schwächen gibt

Traum der Kinder

Ein eigenes Haustier – das ist der Traum der meisten Kinder. Und weil man mit einem Hund Gassi gehen muss und Katzen möglicherweise mit ihren scharfen Krallen das Sofa ruinieren, gelten Meerschweinchen, Hamster und Kaninchen als pflegeleichte und ideale Spielgefährten für Kinder. Sie wohnen im Käfig, sind handlich klein und verursachen weder viel Schmutz noch hohe Kosten – so zumindest die landläufige Meinung. Da die Realität etwas anders aussieht, landen auch diese Kleintiere häufig im Tierheim.

Fachkundige Beratung ist nötig

Doch das muss nicht sein. Bei richtiger Einschätzung und artgerechter Haltung können Kaninchen und Kinder wunderbar zusammenleben – und auch die Eltern jede Menge Freude an den tierischen Hausgenossen haben. Das Gelingen der Beziehung hängt aber nicht zuletzt von der fachkundigen Beratung in der Tierhandlung ab. Gekauft ist so ein Häschen – korrekt: Zwergkaninchen – im Handumdrehen. Doch längst nicht immer weiß der tierliebe Kunde, was er sich tatsächlich „einhandelt“.

Zehn Tierhandlungen unter der Lupe

Wir haben deshalb zehn Tierhandlungen – gleichmäßig über das Wiener Stadtgebiet verteilt – unter die Lupe genommen. Unsere Testerin gab an, für zwei Kinder im Alter von sechs beziehungsweise zehn Jahren ein Zwergkaninchen als Geschenk kaufen zu wollen. Bewertet haben wir einerseits die Beratung, andererseits aber auch die Haltungsbedingungen in den Tierhandlungen – wobei diese Testpunkte bei zwei Geschäften (Zoo-Center Rieder und Zoo-Paradies Auersperg) entfallen mussten, da zum Testzeitpunkt gerade keine Kaninchen zum Kauf angeboten wurden.

Sieger Gartenfachmarkt Dehner

Unter die Lupe genommen haben wir aber nicht nur Einzelgeschäfte, sondern ebenso Shops in Einkaufszentren. Und wir recherchierten auch bei Ketten, etwa in der Kleintierabteilung des Gartenfachmarktes Dehner. Dort erlebten wir gleich die erste Überraschung: Obwohl gegen den Tierverkauf in Supermärkten vonseiten des Tierschutzes immer wieder Vorbehalte geäußert werden, ging ausgerechnet der deutsche Gartenfachmarkt als Testsieger hervor.

Vorbildlich erfüllt

Sämtliche Testkriterien wurden dort vorbildlich erfüllt: Die Kleintierabteilung machte einen rundum gepflegten Eindruck, alles war rein, es gab keine Geruchsbelästigung. Die Kaninchen waren in einer Gruppe mit idealer Besatzdichte in einem sauberen und sehr großen Käfig tadellos untergebracht. Das ist wichtig, denn bei zu vielen Tieren leiden diese unter Stress, bei Einzelhaltung fehlt dagegen der so wichtige Sozialkontakt.

Kompetente Beratung

Besonders beeindruckend aber war die ausführliche und in jeder Hinsicht kompetente Beratung durch die Verkäuferin. Zum Abschluss des Gesprächs gab es noch einen Folder, der knapp, aber umfassend über die Haltungsansprüche von Zwergkaninchen informiert. Wer ein Kaninchen kauft, muss ein Informationsblatt mitbekommen, so sieht es das neue Tierschutzgesetz vor, das mit 1. 1. 2005 in Kraft getreten ist. Keine andere der getesteten Tierhandlungen bot so eine Kurzinfo an. Ob das wohl nur daran lag, dass wir kein Tier kauften, sondern uns lediglich informieren wollten?

Auch der Testzweite, die Tierhandlung Bruno Hiesel, beeindruckte. Und zwar unter anderem mit einem sortenreichen, qualitativ hochwertigen Angebot an offenem Futter. Hier wurde ebenfalls ausführlich und sachkundig informiert. Schade, dass sich die zwei angebotenen Kaninchen einen sehr kleinen Käfig teilen mussten.

Nicht in der Auslage präsentieren

Seit Anfang des Jahres dürfen Tiere nicht mehr in straßenseitigen Auslagen präsentiert werden. Zum Schutz der Tiere vor Stress und ungünstigen Klimabedingungen, aber auch um Spontankäufe zu vermeiden. So sieht es das neue Tierschutzgesetz vor. Wie unser Test zeigt, scheint sich die neue Regelung noch nicht überall herumgesprochen zu haben. Denn Tier & Wir, die Hietzinger Zooboutique Gartner und der Favoritner Zoo Malek präsentierten ihre Kaninchen ungeniert in der Auslage.

Auch Cats & Pets sowie Zoo Sauer wollten darauf nicht verzichten. Beide Geschäfte stellten aber ihre Kaninchen in der Auslage bei einem Seitengang aus, und das ist zumindest tagsüber erlaubt. Da wir unsere Untersuchung unmittelbar nach In-Kraft-Treten des neuen Tierschutzgesetzes durchführten, haben wir diesen eindeutigen Verstoß einiger Zoohandlungen nicht in unsere Bewertung einfließen lassen. Nach einer Schonfrist werden wir jedoch alle getesteten Geschäfte nochmals aufsuchen und überprüfen, ob die neuen Bestimmungen eingehalten werden.

Käfige nicht sauber

Wenig erfreulich auch, dass beim Testdritten Cats & Pets die Sauberkeit der Käfige zu wünschen übrig ließ. In einigen Geschäften wurde neben Pellets auch Heu als Einstreu verwendet, ohne Heu zusätzlich in einer Raufe anzubieten (Zoo Malek, Zooboutique Gartner, Cats & Pets, Tier & Wir). Das ist nicht nur abzulehnen, sondern seit 1. Jänner schlicht verboten. Und zwar aus gutem Grund: Heu ist das Hauptnahrungsmittel von Kaninchen. Kommt es als Einstreu in den Käfig, wird es naturgemäß verschmutzt; die Tiere lassen es dann links liegen und weichen auf die angebotene Körnermischung aus. Ernährungsbedingte Probleme wie Verfettung und geringere Lebenserwartung sind vorprogrammiert.

Gute Herkunft

Dafür wurde uns bei Zoo Malek ausführlich erklärt, warum die dort angebotenen Kaninchen teurer sind als bei der Konkurrenz: Man würde Wert auf eine gute Herkunft legen, die Tiere stammten von österreichischen Züchtern mit nachweislich gesunden Elterntieren, denen zwischen den Würfen auch Regenerationspausen gegönnt würden.

Im Detail sattelfest

Über Zwergkaninchenrassen wurden wir überall korrekt informiert. Derzeit werden in Wien drei Rassen, nämlich Zwergkaninchen mit Stehohren, Löwenkopfkaninchen mit längeren Haaren im Kopfbereich und Zwergwidder – so werden Kaninchen mit Hängeohren genannt – angeboten. Die Lebenserwartung der Tiere wurde mit acht bis zehn Jahren fehlerfrei angegeben. Tadellos auch die Auskünfte über das ideale Abgabealter (eine Ausnahme machte hier nur die Hietzinger Zooboutique Gartner).

Vor Abschluss der sechsten Lebenswoche sollte kein Jungkaninchen vergeben werden, noch besser verbleiben die Jungen acht Wochen bei der Mutter – so werden sie optimal sozialisiert. Gesetzlich dürfen die Tiere erst ab einem Alter von acht Wochen alleine gehalten werden. Möchten Sie ein Kaninchen für eine Einzelhaltung, muss das Tier beim Kauf daher mindestens acht Wochen alt sein.

Wann geschlechtsreif

Wie groß die putzigen Flauschohren in ungefähr werden, wollten wir noch wissen, und wann die Geschlechtsreife eintritt. Über den letzten Punkt konnte nur das Zoo-Paradies Auersperg keine richtige Auskunft geben. Das war übrigens genau jenes wenig paradiesische Geschäft, in dem wir insgesamt am schlechtesten informiert wurden. Die Tierhandlung bot zum Testzeitpunkt auch keine Kaninchen an. Zum Glück, denn Geruch und Geräuschpegel waren dort weder tier- noch menschenfreundlich. Aufgrund einer beachtlichen Reihe von Verstößen gegen das neue Tierschutzgesetz haben wir die Tierhandlung dem Wiener Tierschutz-Ombudsmann gemeldet.

Insgesamt positives Ergebnis

Abgesehen von diesem „Ausreißer“ präsentierten sich die getesteten Zoogeschäfte insgesamt äußerst positiv. Überall stand man uns gern, und in den meisten Geschäften auch lange und ausführlich, Rede und Antwort. Nützen Sie dieses Informationsangebot, wenn Sie überlegen, sich zwei Langohren (Einzelhaltung ist, wie bereits erwähnt, nicht artgerecht) ins Haus zu holen. Und lesen Sie sich vor dem Kauf zusätzlich ein. Es gibt inzwischen kompetente Ratgeber um weniger als zehn Euro. Oder Sie recherchieren direkt vor Ort in einem „Kaninchenhaushalt“, etwa bei Schulkollegen Ihrer Kinder.

Artgerechter Käfig ist nicht billig

Bei aller Begeisterung dürfen Sie nicht auf die Kosten vergessen: Ein artgerechter Käfig ist in der Anschaffung um einiges teurer als die Kaninchen selbst, zu den Futterkosten kommen jene für den Tierarzt.
Überlegen Sie also gründlich vorm Kaufen und Schenken. Denn nur wenn die Rahmenbedingungen passen, werden die immerhin acht bis zehn „Kaninchenjahre“ für alle ein Erfolg.

Mit diesen Kosten müssen Sie rechnen

  • Anschaffung :  30 bis 50 Euro pro Kaninchen
  • Käfig : ab 60 Euro (ohne Einrichtung)
  • Einstreu und Futter : 20 bis 40 Euro (pro Monat, Futter für zwei Tiere)
  • Impfung : 30 Euro (einmal jährlich bei Bedarf)
  • Kastration : 70 bis 100 Euro

Was das Kaninchen braucht

Artgenossen . Immer zu zweit, sollte die Devise lauten. Egal, wie sehr Sie Ihren flauschigen Mitbewohner umsorgen, den Kontakt mit seinesgleichen können Sie ihm nicht ersetzen. Und
auch Meerschweinchen sind dafür kaum ge-
eignet.

Geborgenheit, Aussicht, Freilauf . Schon bevor die Kaninchen ins Haus kommen, sollte ihr Heim fertig eingerichtet sein. Wildkaninchen leben in unterirdischen Bauen, deshalb muss jeder Kaninchenkäfig ein Schlafhäuschen enthalten. Dessen Dach wird auch als Aussichtswarte genutzt. Selbst Hauskaninchen behalten aus Sicherheitsgründen gern den Überblick. Der Käfig sollte geräumig sein (für zwei Tiere zumindest 120 mal 60 Zentimeter), dennoch ist der tägliche Freilauf Pflicht. Doch nur im „kaninchensicheren“ Zimmer oder unter Aufsicht, um das gefährliche Annagen von Kabeln etc. zu verhindern.

Sauberkeit und Futter . Kaninchen lernen rasch, eine mit Spezialsand gefüllte Klowanne zu benutzen. Ihren Harn setzen sie meist bald nur noch dort ab, ihre „Köteln“ jedoch an der Stelle, wo sie sich gerade befinden. Deshalb darf der Kaninchenkäfig nie mit Heu eingestreut werden! Da Kaninchen kein verschmutztes Heu fressen, stillen sie ihren Hunger gezwungenermaßen mit Körnerfutter und verfetten.

Wird ein Kaninchen falsch, zu üppig und zu wenig ballaststoffreich ernährt, kann das auch zu schweren Verdauungsstörungen führen. Heu am besten immer frisch und gut duftend in einer Raufe anbieten. Es dient dort nicht nur als Nahrung, sondern auch als Beschäftigung. Das Kaninchenklo täglich säubern, den Käfig ein- bis zweimal pro Woche putzen.

Grünfutter & hartes Brot . Löwenzahn, Kräuter, Obst und Gemüse in Maßen anbieten. Keinesfalls vertragen Kaninchen blähende Sorten wie Kohl oder Karfiol. Ungespritzte Ware ist Pflicht! Hartes Brot oder ein Nagerstein befriedigt das Nagebedürfnis der Tiere und verhindert, dass die Zähne zu lang werden.

Gesundenuntersuchung . Auch wenn das Langohr gesund und munter scheint, sollten Sie mit ihm ein- bis zweimal jährlich zum Tierarzt gehen. Er wird Zähne und Krallen bei Bedarf in Form bringen – beides wächst bei Kaninchen Zeit ihres Lebens und muss bei übermäßigem Wachstum geschnitten werden. Reine Wohnungskaninchen kommen ohne Impfung aus. Tiere, die auch ins Freie dürfen, brauchen einen Schutz gegen Myxomatose.

Kastration . Männliche Kaninchen sollten bei paarweiser Haltung unbedingt kastriert werden, um Kämpfe zu vermeiden. Bei gemischten Gruppen ist die Kastration ebenfalls nötig.

Drei Kaninchenarten

Große Ohren, kleine Ohren: Die am häufigsten angebotenen Zwergkaninchenrassen sind (von oben nach unten): Zwergwidder, Zwergkaninchen mit Stehohren und Löwenkopfkaninchen

Zwergwidder (Foto: Andrea Steiner)

Zwergkaninchen (Foto: Andrea Steiner)

Löwenkopfkaninchen (Foto: Andrea Steiner)

 

Prozess gegen Tierhandlung

Kaninchen beschäftigen uns auch außerhalb dieses positiven Tests. Der VKI klagt eine Tierhandlung. Das Tier war krank und hatte ein Kind infiziert. Mehr dazu finden Sie in einer Meldung unserer Rubrik "Service non stop".  

[ VKI-Musterprozess gegen Tierhandlung ]

Anbieteradressen

Cats & Pets Heimtierbedarf
Shopping City Süd Top 133 bzw. Top 74
A - 2334 Vösendorf
(01) 699 29 92

Dehner Garten-Center GmbH
Hirschstettner Straße 62
A - 1220 Wien
(01) 285 78 40

Favoritner ZOO Fachhandel
B. Malek & M. Malek OEG
Columbusgasse 27-29
A - 1100 Wien
(01) 603 61 87

Hiesel Bruno
Klopstockgasse 3
A - 1160 Wien
(01) 486 14 26

Hietzinger Zooboutique
Ilse Gartner
Altgasse 8–10
A - 1130 Wien
(01) 876 34 14

Scharf Michael
Landstraßer Hauptstraße 83
A - 1030 Wien
(01) 713 62 18

Tier & Wir  
Tierfachgeschäft Sänger
Singerstraße 11
A - 1010 Wien
(01) 512 77 44

Zoo Sauer Alsergrund
Inh. Andreas Popper
Nußdorfer Straße 32–34
A - 1090 Wien
(01) 319 94 99

Zoo-Center Rieder Gerhard
Millennium City
A - 1200 Wien
(01) 769 19 84

Zoo-Paradies Lilly Auersperg
Döblinger Hauptstraße 23
A - 1190 Wien
(01) 369 03 77

Kompetent mit Konsument

  • Gute Noten. Bis auf zwei Ausreißer schnitten die getesteten Tierhandlungen erfreulich gut ab. Fachkundige Beratung der Kunden wurde bei allen groß geschrieben.
  • Unbekannte Größe. Schwächen mussten wir bei der Umsetzung des seit Jahresanfang geltenden neuen Tierschutzgesetzes feststellen. Nach einer Schonfrist wird es daher einen Nachtest geben.
  • Arbeit nicht unterschätzen. Auch Kleinvieh macht Mist. Erst ab etwa zwölf Jahren sind Kinder in der Lage, ein Tier zu versorgen. Bis dahin, und sehr oft auch noch später, müssen die Erwachsenen die Versorgungsarbeit übernehmen.
  • Kosten kalkulieren. Ein artgerecht gehaltenes, gut versorgtes Kaninchen gibt es nicht zum Nulltarif. Auf die Jahre gesehen kommt, wie unsere Aufstellung zeigt, einiges zusammen.

So haben wir getestet

Zehn Wiener Tierhandlungen (Einzelgeschäfte, aber auch Ketten), gleichmäßig über das ganze Stadtgebiet verteilt, wurden von einer Testperson besucht.

Die Beratungsdauer wurde ebenso in einem Testprotokoll festgehalten wie die Qualität der Auskünfte zur gewählten Tierart, zur Haltung und zu den Kosten. Ebenfalls ins Urteil einbezogen wurden eine grobsensorische Beurteilung und der Gesamteindruck der Tierhandlung. Das Ergebnis der Erhebungen wurde anschließend ins Schulnotensystem übertragen.

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