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So testen wir - Nur die Besten kommen durch

Wie ein "Konsument"-Test zu Stande kommt - am Beispiel Waschmaschinen.

Vergleichende Warentests machen wir seit bald 40 Jahren. Sie erfreuen sich bei unseren Leserinnen und Lesern ungebrochener Beliebtheit. Ein Blick auf das Testurteil genügt, und man weiß Bescheid. Doch bis es so weit ist, muss viel Arbeit und Zeit investiert werden.

Für den Waschmaschinentest beispielsweise (siehe dazu: Weitere Artikel - "Waschmaschinen") hat die Abteilung Haushaltsgeräte des VKI bereits vor Monaten mit den Vorarbeiten begonnen. Zunächst galt es, den Markt zu erkunden. Vorgabe: Das höher preisige Segment soll verglichen werden. Elektromärkte und Fachgeschäfte werden abgeklappert, Rücksprachen mit den Handelsvertretungen geführt. Die gängigsten Modelle werden ausgewählt, gekauft, ins hauseigene Labor geschafft und angeschlossen.

Prüfprogramm regelt alles bis ins Detail

Bevor die Geräte in Betrieb genommen werden, sind noch einige Vorbereitungen zu treffen. Die Waschmaschinen müssen ja entsprechend befüllt werden. Da darf nicht einfach Wäsche hineingestopft werden, strikte Regeln sind einzuhalten. Getestet wird nach einem vom VKI erstellten Prüfprogramm, das sich an der Waschmaschinennorm ÖVE EN 60456 orientiert. Darin ist auch die Beladung geregelt: Bettwäsche und Handtücher für den 60-Grad-Waschgang, Hemden, Polsterüberzüge und Handtücher für das Pflegeleichtprogramm (40 Grad).

Bestimmter Trockengrad

Um die richtige Wäschemenge bestimmen zu können, muss die Wäsche einen ganz bestimmten Trockengrad aufweisen. Also kommt die Wäsche in den Klimaraum, in dem eine konstante Temperatur von 20 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 65 Prozent herrscht. Erst nach 24 Stunden ist die Wäsche bereit für den Waschgang. Sie wird abgewogen, in jede Trommel kommt exakt so viel Wäsche hinein, wie es vom Hersteller empfohlen wird. Wenn das Modell für fünf Kilogramm ausgelegt ist, dann wird es mit dieser Menge befüllt, auch wenn’s schwer fällt. Da rächt es sich, wenn der Hersteller die Menge zu großzügig angegeben hat; denn natürlich lässt die Waschwirkung nach, wenn die Trommel gerammelt voll ist.

Prüflinge mit Standardanschmutzung

Der Großteil der Wäsche kommt sauber in die Waschmaschine. Zusätzlich werden 20 Testfleckerln („Prüflinge“) mit unterschiedlicher Standardanschmutzung zur Wäsche gelegt: Rotwein, Kakao, Blut sowie ein Mineralöl-Ruß-Gemisch. Anhand der Prüflinge wird nach dem Waschgang die Reinigungswirkung festgestellt. Sie entsprechen den typischen Problemflecken, mit denen Konsumenten im Haushalt zu kämpfen haben.

Künstlich oder natürlich beschmutzt?

Erst die standardisierte Verschmutzung macht die Waschergebnisse vergleichbar. Es ist erstaunlich, dass sich die Industrie jahrelang dagegen gesträubt hat, künstlich verschmutzte Teststreifen anzuerkennen. Sie vertrat hartnäckig die Ansicht, für die Bewertung der Waschwirkung müssten „lebensnahe“ Bedingungen gelten. Die Wäsche müsste natürlich verschmutzt sein, also beispielsweise Unterhosen mit Urinflecken oder Geschirrtücher mit Fettflecken. Und das Ganze hätte nach Möglichkeit 100.000 Mal wiederholt werden müssen, um wirklich lebensnah zu sein. Selbst Wohlmeinende merken die Absicht dahinter: Die Durchführung von Prüfungen so schwer wie nur möglich zu machen; damit wäre auch kein Vergleich zwischen verschiedenen Produkten möglich. Wie hieß es doch früher so schön: „XY weiß, was Frauen wünschen“ – wozu also konkrete Angaben über die Produktqualität?

Kennzeichnung für Waschmaschinen

Erst im Rahmen der EU ist es gelungen, eine verpflichtende Kennzeichnung für Waschmaschinen (wie für andere Haushaltsgeräte) durchzusetzen, in der auch die Waschwirkung anzugeben ist. Dadurch war die Industrie gezwungen, sich auf standardisierte Verschmutzung – in Form der Testflecken – zu  einigen. Wieviel Schmutz die Waschmaschine aus dem Teststreifen herausgewaschen hat, wird in einem lichtelektrischen Remissionsphotometer gemessen. Mit diesem Gerät lässt sich die Reflexion feststellen: Je heller das Stofffleckerl, desto mehr Licht wird reflektiert. Der ermittelte „Weißgrad“ wird mit den Werten einer Referenzmaschine verglichen.

„Weißer als weiß“ gibt’s nur im Fernsehen

„Weißer als weiß“ (wie im Werbefernsehen) wäscht keine Waschmaschine. Erwartungsgemäß haben die Modelle mit dem Öl-/Rußstreifen die größten Probleme. Manche Maschinen kommen gerade auf einen Weißgrad von 20 Prozent, Modelle mit guter Waschwirkung sollten die 50-Prozent-Marke erreichen.

Jede Maschine macht zehn Waschgänge durch, jedes Mal werden die Teststreifen analysiert, insgesamt sind auf diese Art rund 7000 Messungen zu absolvieren. Aus den Messwerten wird (getrennt nach 40- und 60 Grad-Wäschen) ein Mittelwert errechnet, der schließlich die Note für die Waschwirkung ergibt.

Restfeuchte

Nach dem Waschen wird die Wäsche abermals gewogen. Die Differenz zwischen dem Gewicht der feuchten Wäsche und der trockenen vor dem Waschen gibt die Restfeuchte an. Damit erhält man eine Kennzahl für die Schleuderwirkung.

Geräuschentwicklung

Nachdem die Waschmaschinen wiederholte Male um die Wette gerumpelt sind, werden sie noch ein letztes Mal angeworfen, aber diesmal einzeln. Denn jetzt muss die Geräuschentwicklung gemessen werden. Dazu wird jede Maschine auf einen Teststand gestellt, um sie herum kommt eine Art Käfig aus Aluminiumstangen und Schnüren. Der Käfig zeigt die richtige Entfernung an, in der die Schallintensität mit einem Spezialmikrofon zu messen ist: 1,5 Meter nach oben und nach allen Seiten. Gemessen wird beim Waschen und beim Schleudern. Bei letzterem werden teilweise Schallpegel registriert, die dem eines Lkws um nichts nachstehen.

Bedienungsfreundlichkeit kein Fremdwort mehr

Bei der Prüfung der Handhabung fließen die langjährigen Erfahrungen der VKI-Spezialisten ein: Sie wissen, wo die Schwachpunkte liegen, auf die besonders zu achten ist. Fünf Tester beziehungsweise Testerinnen haben jede Maschine nach einem Prüftableau zu bewerten. Typische Mängel sind zu kleine oder schlecht unterscheidbare Knöpfe; eine fehlende Starttaste, die dazu führt, dass beim Drehen des Programmwahlknopfes die Maschine unabsichtlich in Betrieb gesetzt werden kann; ein Flusensieb, dessen Entleerung jedes Mal zu einer kleinen Überschwemmung und Ärger führt.

Bedienfeld

Ein besonders wichtiger Punkt ist das Bedienfeld auf der Waschmaschine. Übersichtlich und selbst erklärend sollte es sein. Es ist eine alte Forderung des VKI, dass die Programme auf dem Bedienfeld angegeben werden: Nicht kryptische Kürzel, für deren Erklärung jedes Mal in der Bedienungsanleitung nachgeblättert werden muss, sondern (beispielsweise) schlicht und einfach „Pflegeleicht 40 Grad“ oder ein einheitliches Symbol wie das für Wolle. Lange Zeit stießen wir auf taube Ohren. „Da müsste man ja für jedes Land eine andere Blende produzieren“, wurde als Argument ins Treffen geführt. Mittlerweile sind auf fast allen Markengeräten brauchbare Kurzbeschreibungen zu finden. Relativ verständlich sind auch die Gebrauchsanleitungen abgefasst – wenn man sie mit solchen für elektronische Unterhaltungsgeräte vergleicht, deren Lektüre ja geradezu Unterhaltungswert besitzt. Dennoch fehlt es nach wie vor an einheitlichen Begriffen und Symbolen, manche Angaben sind unvollständig oder missverständlich.

Alles in allem scheint das Ergebnis dieses Waschmaschinentests recht gut zu werden. Einen spektakulären Flop wird es nicht geben. Was auch höchst blamabel gewesen wäre, schließlich handelt es sich um Geräte der Spitzenklasse.

Waschmaschinen testen

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Test 1 Waschmaschinen Frau
Test 1 Waschmaschinen Frau Alle wichtigen Handgriffe werden von Testpersonen bewertet. |
Test 2 Prüflinge
Test 2 Prüflinge Testflecken mit Ruß, Blut, Kakao, Rotwein: vor dem Waschen, nach einem Waschgang mit 40 Grad und einem mit 60 Grad. |
Test 3 Photometer
Test 3 Photometer Im Remissionsphotometer wird exakt ermittelt, wie viel Schmutz herausgewaschen wurde. |
Test 4 Computerdiagramm
Test 4 Computerdiagramm Im Computerdiagramm lassen sich Wassertemperatur, Wassereinlauf und -ablauf, Ein- und Abschalten der Heizung sowie die Schleuderdrehzahl im Zeitablauf verfolgen. Damit können Verbrauchsangaben und die Programmdauer überprüft werden. |
Test 5 Flusensieb
Test 5 Flusensieb Bedienungsärger: Das zu tief liegende Flusensieb verursacht bei jeder Entleerung eine kleine Überschwemmung. |
Test 6 Flusensieb
Test 6 Flusensieb Hier kann austretendes Wasser mit einem Gefäß mühelos aufgefangen werden. |
Test 1 Waschmaschinen Frau
Test 2 Prüflinge
Test 3 Photometer
Test 4 Computerdiagramm
Test 5 Flusensieb
Test 6 Flusensieb

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