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Kunde König - Konsument 2/2000

Wie man eine Bank ruiniert

Alois
Grasböck


Sie fühlen manchmal einen bösen Zorn, etwa weil Ihnen Ihr Supermarkt schlappe Essiggurkerl angedreht hat und das Weißbrot am Gaumen lag wie Styropor, wenn auch weniger schmackhaft? In Ihnen brodelt das Verlangen nach Rache, und wenn Sie könnten, würden Sie gern der gesamten Weltwirtschaft ein Ohrenreiberl verpassen? Aber Sie können nicht, weil Sie nur ein kleiner Kunde sind? Doch, Sie können. In einigen Bereichen ist das ganz leicht. Wenn Ihnen zum Beispiel eine Bank ungut auffällt: Dann ruinieren Sie sie!
Phase eins des teuflischen Plans: Eröffnen Sie ein Girokonto. Laut einer Studie zahlen die heimischen Banken bei Privatkonten 3,4 Milliarden Schilling pro Jahr drauf, jedes zusätzliche Konto trifft die Bilanzen wie ein Tiefschlag. Sollte der Mann am Schalter trotzdem froh lächeln – nicht irritieren lassen, der Masochismus ist weiter verbreitet, als Sie denken.
Phase zwei: Verschärfen Sie die Gangart, indem Sie der Bank mit Bargeldgeschäften den Schweiß auf die Stirn treiben. Bargeld ist für eine Bank wie Gift, weil man es nicht durch Computerleitungen schicken kann.
Phase drei: Treiben Sie den Wahnsinn auf die Spitze. Pflegen Sie die altmodische Marotte, in der Bank stets von Menschen (!) bedient werden zu wollen. Vielleicht legt Ihnen die Dame am Schalter nahe, Sie möchten doch die vielen Automaten benutzen. Bleiben Sie hart, auch wenn der Dame der sehnliche Wunsch, endlich wegrationalisiert zu werden, aus den Augen leuchtet.
Phase vier: Der Riese wankt und bricht im Fallen in ein Heulen und Zähneknirschen über die viel zu niedrigen Kontogebühren, Überweisungsgebühren, Wechselgebühren etc. aus.
So, das wäre erledigt. Ist Ihr Rachedurst nun gestillt oder wollen Sie zum
Serientäter werden?
Wenn ja, dann winken Sie mit Ihrem Folterwerkzeug – dem Privatkonto – und Sie werden sehen, dass viele Institute schreien: „Hierher, zu uns, gib uns Saures!“ Seltsam. Masochisten halt.

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