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Technisches Museum - In der Küche

Von Elektromessern, Gemüsehobeln und patentierten Zwiebelzerhackern.

Es scheint ein bisschen unmodern zu sein, den Frauen Geschenke zu machen, die ihnen die Arbeit im Haushalt mutmaßlich verschönern. Was zum einen daran liegt, dass eine Bratpfanne unter dem Christbaum einen starken Beigeschmack von „Zurück an den Herd!“ aufweist, was zunehmend allergische Reaktionen auslöst.

Zum anderen: Es ist sowieso kein Platz mehr. Die durchschnittliche Küche hat die Eigenschaft, sich im Lauf der Zeit in eine Mischung aus Gerätepark und technischem Museum zu verwandeln. Wer zu Spontankäufen neigt, kommt leicht in die Lage, eine Ausstellung mit dem Titel „Die überflüssigsten Erfindungen des Jahrhunderts“ veranstalten zu können. Wer eine motorisierte Pfeffermühle hat, weiß, was gemeint ist.

So manchem Haubenkoch genügen ein Messer, ein Schneebesen und ein Löffel für Gerichte, bei denen die Speicheldrüsen vor Begeisterung außer Rand und Band geraten, wenn sie nur daran denken.

Dem modernen Haushalt hingegen, dessen Kochkunst die Bewertung „Na ja, essen kann man’s“ kaum übersteigt, wird suggeriert, er brauche für ein Eintopfgericht ein Elektromesser, einen patentierten Zwiebelzerhacker, einen Gemüsehobel mit den neuesten Mustern der Saison, einen Standmixer, einen Pürierstab und für die Beilage eine Brotschneidemaschine.

Von Selbstverständlichkeiten wie Herd, Mikrowelle, Kühlschrank und Geschirrspüler wollen wir nicht reden. Aber da sind auch noch Toaster, Zimmergrill, Friteuse, Eismaschine und Obstentsafter beiseite zu räumen, bevor man genug Ellbogenfreiheit zum Karottenschälen hat. Was, Sie haben nicht einmal einen vollautomatischen Karottenschäler mit Differenzialsperre und obenliegender Nockenwelle...?

Wenn das hier ein Haubenkoch, so ein altmodischer Schneebesen-Mann, liest, wird er vielleicht grinsen. Oder auch nicht. Weil er ahnt, dass wir seinem Geheimnis des guten Kochens auf der Spur sind: Ihm bleiben Platz und Zeit dafür.

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