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Änderungsschneidereien - Verflixt und zugenäht!

  • Große Änderungen rentieren sich nur bei teuren Stücken
  • Halten Sie die Änderungswünsche schriftlich fest
  • Preisvergleich lohnt sich

Soll ja vorkommen, dass der Speck auf den Hüften schmilzt und die Hose haltlos nach unten rutscht, oder dass eine neue Hose so lang ist, dass sie hilfreich über den Boden wischt. Wenn in solchen Fällen niemand willens und fähig ist, dem mit Nadel, Zwirn und Nähmaschine abzuhelfen, dann sind die Dienste der Änderungsschneider gefragt. Eine einfache Dienstleistung, sollte man meinen. Doch aus Anrufen und Anfragen in unserem Beratungszentrum wissen wir, dass zwischen Hose kürzen und Hose kürzen nicht nur Zentimeter, sondern auch Welten liegen können – in der Qualität ebenso wie im Preis.

Unsere Fachleute gingen zu Änderungsschneidereien und erfragten anonym die Preise und Kosten für einfache Standardleistungen bei einer Herrenhose aus Schurwolle: a) einen Metallreißverschluss erneuern, b) Hose kürzen mit Stulpe und Stoßband, c) Hose kürzen ohne Stulpe und Stoßband. Das Ergebnis sehen Sie in der Tabelle: Die Preisunterschiede und die Dauer, die die Änderungen in Anspruch nehmen, sind erheblich. Sie können mehr als das Fünffache des niedrigsten Preises ausmachen. Manche Betriebe verlangen für die Expresserledigung einen Aufschlag.

Kaufhäuser mit Qualitätskontrolle

Kunden haben im Grunde drei Möglichkeiten, Kleidungsstücke ändern zu lassen. Fast alle Kaufhäuser und einige Textilgeschäfte bieten beim Kauf an, Änderungen durchzuführen. Früher, so erklärt Renate Spernbauer, Bundesinnungsmeisterin des Fachverbandes der Kleidermacher, boten viele Kaufhäuser dieses Service kostenlos an. Jetzt werden diese Änderungen in der Regel an Änderungsschneider außer Haus gegeben, und der Kunde muss sie extra zahlen. Die Wiener Innungsmeisterin Eva Willinger ergänzt: „Die Qualität ist in den Kaufhäusern in der Regel nicht schlecht. Denn diese Unternehmen verfügen meist über eine Qualitätskontrolle und achten auf ihr gutes Image.“ Die zweite Möglichkeit ist die Maßschneiderei (ein Meisterbetrieb) und die dritte die Änderungsschneiderei. Beim Maßschneider hat der Inhaber die Meisterprüfung abgelegt, der Änderungsschneider verfügt über einen fachlichen Befähigungsnachweis (in der Regel sind das Lehrabschluss und Praxis als Geselle). Ein Änderungsschneider hat aber nicht die gesamte Palette an Prüfungen abzulegen wie ein Schneidermeister.

Teure Stücke zum Maßschneider

Änderungsschneiderei oder Maßschneiderei? Spernbauer: „Generelle Aussagen sind schwierig, doch eines lässt sich sagen: Ist es ein individuelles Stück, ein Stück von höherer Qualität und höherem Preis, dann wird eher die Änderung in einer Maßschneiderei sinnvoll sein.“ Von einem Maßschneider kann man wahrscheinlich ein umfassenderes handwerkliches Können erwarten. Wenn es sich aber um billige Textilien einfacher Machart handelt, dann werden ein paar hundert Schilling für eine Änderung nur bei einem Liebhaberstück sinnvoll sein.

Maßschneidereien sind in der Regel teurer als Änderungsschneidereien. Das lässt sich durch die umfassendere Ausbildung erklären. Aber es gibt noch andere Gründe: Änderungsschneidereien arbeiten bei manchen Änderungen routinierter und verrechnen zumeist niedrigere Stundensätze. „Richtlinien, wie viel für einzelne Leistungen verlangt werden darf“, so Spernbauer, „gibt es keine.“ Gemessen an dem, was eine Mechaniker- oder eine Installateurstunde kostet, haben viele Kleinbetriebe niedrige Preise.

Besser nachher zahlen

Für Sie als Kunde ist es besser, eine Änderung erst dann zu bezahlen, wenn Sie das Stück abholen. Sollte es Mängel geben, können Sie so besser auf deren Behebung drängen. Manche Änderungsschneidereien haben die Erfahrung gemacht, dass Kunden das Stück vergessen oder dass ihnen das Geld ausgeht und sie daher die geänderten Kleidungsstücke nicht abholen. Um so etwas zu verhindern, verlangen manche Betriebe eine Anzahlung. Änderungsschneidereien sind – im Gegensatz zu Friseuren und Gastwirten – nicht verpflichtet, eine Preisliste auszuhängen.

Eva Willinger: „Es kommt immer wieder vor, dass der Kunde ein Stück hinschmeißt und sagt: ‚Machen’s mir das g’schwind.‘ – Kleine Änderungsschneidereien müssen oft sehr viele Arbeiten übernehmen und dementsprechend schnell arbeiten, damit sie auf ihren Verdienst kommen.“ In solchen Fällen kann es leicht zu Fehlern und Missverständnissen kommen.

Offene bzw. verborgene Mängel

Juristen unterscheiden zwei Arten von Mängeln: die offenen und die verborgenen. Ein offener Mangel ist sofort sichtbar (zum Beispiel unterschiedlich lange Hosenbeine). Einen verborgenen Mangel entdecken Sie in der Regel erst viel später. Den offenen Mangel – also einen, der Ihnen im Geschäft gleich ins Auge springt – müssen Sie sofort beanstanden, sonst verzichten Sie auf Ihren Anspruch auf Gewährleistung. Anders ist die Situation, wenn der Mangel nicht sofort erkennbar ist (verborgener Mangel) und erst einige Zeit nach dem Abholen zu Tage tritt. Hier haben Sie (beim Kauf und bei der Reparatur) sechs Monate das Recht auf Gewährleistung (Rechnung, möglichst mit Datum). Der Betrieb, so steht es im Gesetz, muss die Gelegenheit bekommen, diesen Mangel zu beseitigen. Erst wenn das nicht möglich ist, kommen Alternativen in Frage. In den meisten Fällen wird dann der Kunde den Werklohn reduzieren oder gar nicht zahlen. Auch Schadenersatzforderungen sind juristisch denkbar, kommen aber in der Praxis kaum vor. Eines ist aber klar: Wenn Sie zu Hause an einem Stück manipulieren, bei dem die Änderung nicht Ihren Vorstellungen entspricht, dann verlieren Sie den Gewährleistungsanspruch. Nähte auftrennen oder Knopflöcher nachnähen und sich dann, wenn der eigene Verbesserungsversuch misslingt, beim Schneider über die mangelhafte Arbeit beschweren, das geht zum Beispiel nicht. Gleich reklamieren ist besser.

Aus dem Beratungszentrum kennen wir einen Fall, wo ein Kunde viele Kleidungsstücke auf einmal ändern ließ (Kosten: zirka 1500 Schilling). Leider waren fast alle Änderungen mangelhaft. Friederike Grösser, Textilexpertin des VKI: „Wenn Sie die Änderungsschneiderei nicht kennen, dann sollten Sie erst ein paar kleine Stücke probehalber machen lassen. So können Sie erkennen, wie gut die Firma arbeitet.“

  • Die Änderungsschneiderei kennzeichnet die übernommenen Stücke nicht ausreichend und findet sie bei der Abholung nicht.
  • Kunden übergeben die Stücke mit einem ungenauen, missverständlichen Auftrag. Oder sie geben erst einen Auftrag (schriftlich oder mit Zeichnung), ändern ihn dann aber (mündlich).
  • Bei alten Stücken oder Textilien aus und mit Kunstfasern können herausgelassene Stellen trotz sorgfältiger Arbeit sichtbar bleiben. Enger machen und kürzen ist wesentlich einfacher als weiter machen und verlängern.

 

 

Hose kürzen

 

 

Reißver-schluss einnähen

mit Stulpe

ohne Stulpe

Dauer in Arbeits-tagen

Bundes-land

Be-triebe

von

bis

von

bis

von

bis

Wien

38

120,–

320,–

100,–

360,–

95,–

240,–

1 bis 15

Salzburg

7

90,–

200,–

120,–

220,–

90,–

160,–

1 bis 5

Ober-österreich

16

120,–

300,–

120,–

350,–

100,–

320,–

1 bis 10

Nieder-österreich

6

140,–

250,–

140,–

320,–

130,–

180,–

1 bis 10

Tirol

5

120,–1)

250,–

150,–

200,–

150,–

200,–

2 bis 5

Burgenland

4

150,–

160,–

108,–

200,–

120,–

170,–

1 bis 5

Steiermark

12

125,–

180,–

100,–

168,–1)

100,–

158,–1)

2 bis 10

Kärnten

15

80,–

410,–

130,–

380,–

70,–

380,–

2)

Vorarlberg

6

130,–

200,–

150,–

200,

120,–

160,–

2 bis 7

Gesamt

109

80,–

410,–

100,–

380,

70,–

380,–

 

Zeichenerklärung: alle Preise in öS
1) Material extra 2) 2 Stunden bis 8 Arbeitstage

Vorher klären. Klären Sie vorher die Details der Änderung (schriftlich), die Kosten und den Abholtermin.

Gleich anprobieren. Kontrollieren Sie die Änderung bei der Abholung; probieren Sie das Stück im Geschäft an.

Nachher bezahlen. Dann haben Sie bei der Reklamation bessere Karten.

Zur Maßschneiderei sollten Sie eher hochwertige Stücke bringen (und solche, an denen Ihr Herz ganz besonders hängt).

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