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Kunde König: Sehnsucht nach Schnee - Alle Jahre wieder

Ein satirischer Kommentar von Alois Grasböck.

Alle Jahre wieder bricht der Winter über den Verkehr herein, und er ist fair genug, sich lange vorher anzukündigen. Spätestens im September taucht im Autoradio das Wort „Schneefallgrenze“ auf. Dann ist es nicht mehr weit, bis der erste Berg ruft: „Kettenpflicht!“

Der Straßenverkehr hingegen hört nur mit halbem Ohr hin, denn er will altes Brauchtum pflegen. Es gehört nun einmal zur Tradition, dass der Winter mit der Schlagzeile „Erster Schnee überrascht Autofahrer!“ und einem kleinen Rutsch-Chaos begrüßt wird.

Früher war der Winter vor allem für den Reifenhandel wichtig, aber es mehren sich die Autofahrer, die sehnsüchtig auf ein paar Schneeverwehungen hoffen. Und zwar nicht, weil sie sich beim Anlegen der Schneeketten die Finger abfrieren wollen, sondern damit sie dem Winter endlich ihre Überlegenheit zeigen können.

Vor allem in den Städten ist eine starke Vermehrung der Geländewagen zu bemerken. Teilweise handelt es sich um Fahrzeuge, die für unwegsame Urwälder oder arktische Eishöllen gebaut sind. Da kommt es schon vor, dass sich der eine oder andere Besitzer fragen lassen muss: „Jetzt hast du einen Haufen Geld für Allradantrieb, Sperrdiffenzial und extreme Geländetauglichkeit ausgegeben – und das alles nur, um damit vom Stadtrand bis zum Badesee zu fahren?“

Da wäre mancher um eine Antwort verlegen, wenn er nicht sagen könnte: „Aber im Winter ist er unschlagbar! So viel Schnee gibt es gar nicht, dass ich damit hängen bleibe!“

So ändern sich die Zeiten im Straßenverkehr. Und wenn sich die Geländewagen weiter ausbreiten, heißt die Schlagzeile eines Tages vielleicht: „Überraschendes Schneechaos: Autofahrer jubeln!“

Alois Grasböck

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