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PROBLEM Nr. 1: bezahlte Rezensionen
Bezahlte Rezensionen gelten gemeinhin als das größte Übel – und sind deshalb laut Amazon-Regeln auch streng verboten: Dabei beauftragen Anbieter Text-, Werbe- oder Marketingprofis um (a) positive Rezensionen über ein Produkt zu schreiben und, nicht minder wichtig, (b) auftretenden kritischen Beurteilungen rasch zu begegnen und ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Der umgekehrte Fall – das Heruntermachen der Konkurrenz – kommt auch vor, tritt aber seltener auf. Das Spektrum der Texter reicht dabei von Studenten, die auf Internetplattformen ihre einschlägigen Dienste für ein paar Euro anbieten, über eigene Mitarbeiter der entsprechenden Abteilungen bis zu spezialisierten Agenturen. Zumindest die echten Profis dreschen dabei natürlich keine Werbeparolen, sondern schlüpfen in die Rolle eines normalen Konsumenten, oft mit kleinen persönlichen Gschichterln garniert.
Wer schreibt täglich mehrere Rezensionen?
Geschobene, gekaufte Rezensionen tragen kein Mascherl (für deutsche User: "Fliege", "Schleife", ein sichtbares Kennzeichen). Es gibt aber Indizien, die den Verdacht auf eine gefakte Rezension nahelegen – und diese sind bei weitem nicht auf Amazon beschränkt. Auch namhafte österreichische Unternehmen greifen auf dieses Mittel zurück, um die öffentliche Meinung zu manipulieren. Das hat das Magazin DATUM im November 2014 aufgedeckt - bezeichnender Titel: "
Die Netzflüsterer - Wie Parteien und Banken, Pharmakonzerne und Staatsunternehmen das Internet ... mit hunderttausenden Postings manipulierten
."
Es gibt aber Indizien, die den Verdacht auf eine gefakte Rezension oder einen Forenbeitrag nahelegen – wir haben die wichtigsten aufgelistet. Auch der Hausverstand (für deutsche User: gesunder Menschenverstand) ist eine wertvolle Hilfe: Wie wahrscheinlich ist es, dass jemand jährlich rund 1.000 Rezensionen schreibt?
3,5 Monate Arbeit für 1000 Bewertungen
Veranschlagt man pro Rezension 30 Minuten Arbeitsaufwand, sind das für 1.000 Bewertungen 30.000 Minuten, 500 Stunden oder rund dreieinhalb Monate Normalarbeitszeit einer Vollzeit-Arbeitskraft. Würde jeder Rezensent jedes rezensierte Produkt kaufen und ein Produkt durchschnittlich 20 Euro kosten, sind das 20.000 Euro. Das entspricht dem Nettoeinkommen aus zehn Monaten Arbeit, das ein angestellter Vollzeit-Erwerbstätiger durchschnittlich in Österreich verdient. Ist so ein Käuferverhalten plausibel?
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