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Autos mit Alternativantrieb - Gas, Hybrid & Co

Die Diskussion um den Klimawandel und die Preissprünge beim Erdöl haben das Interesse an alternativen Antriebsformen für Autos verstärkt. Hier eine Marktübersicht über das Angebot.

Seit Juli 2008 ist die neue Bonus-Malus-­Regelung für den CO2-Ausstoß von Pkw in Kraft, seither gibt es bei der NoVA (Normverbrauchsabgabe) auch eine Vergünstigung für Fahrzeuge mit sogenanntem Alternativantrieb. 500 Euro werden für Fahrzeuge mit Hybrid-, Ethanol- (E85), Erdgas-, Flüssiggas- oder Wasserstoffantrieb beim Kauf von der NoVA abgezogen. Darüber hinaus gibt es etwa beim Kauf von Erdgasfahrzeugen noch Unterstützung durch die Energie­lieferanten von mehreren Hundert Euro, je nach Bundesland unterschiedlich. Es ­besteht also über den Umweltgedanken hinaus auch noch ein finanzieller Anreiz, sich für alternativ angetriebene Autos zu entscheiden. Trotzdem ergibt die rein rechnerische Betrachtung nicht unbedingt ­einen finanziellen Vorteil beim Autofahren, selbst über das ganze Autoleben gesehen.

Wasserstoff und Flüssiggas

Der Wasserstoffantrieb ist von vornherein kein brennendes Thema. Abgesehen von einigen Hundert Versuchsfahrzeugen weltweit gibt es weder Fahrzeuge zu kaufen noch eine entsprechende Tankstellen-­Infrastruktur. Möglicherweise wird der Wasserstoffantrieb bei Fahrzeugen auch in Jahrzehnten noch keine Rolle spielen.

Alte Technologie, in Italien verbreitet

Der Flüssiggasbetrieb ist dagegen schon ­eine alte Technologie. In Italien, wo die Kraftstoffpreise traditionell die höchsten in Europa sind, gehören Flüssiggastankstellen (auch Autogas oder LPG, Liquid Petroleum Gas) seit Jahrzehnten zum Verkehrsbild. Auch in Österreich wird dieser Kraftstoff vereinzelt angeboten, in der Breite durchsetzen konnte er sich allerdings nie.

Die Flüssiggastanks nehmen üblicherweise ­einen erheblichen Teil des Kofferraums in Anspruch. Außerdem darf man damit ­keine Tiefgaragen benutzen, da Flüssiggas schwerer ist als Luft und unsichtbare explosive Seen bildet, wenn es entweicht. Flüssiggas oder Autogas ist eine Mischung aus Propan und Butan. Es entsteht beim Raffinerie­prozess und wird bei relativ geringem Druck (fünf bis zehn Bar) gelagert.

Ethanol: teuer und umstritten

Ethanol: teuer und umstritten

Einen speziellen Fall stellt Ethanol als Kraftstoff dar. Den EU-Spielregeln zufolge wird es bereits dem herkömmlichen Benzin zu 5,75 Prozent beigemischt, aber es ist auch in fast purer Form zu haben, nämlich in ­einem Mischungsverhältnis 85 Prozent Ethanol zu 15 Prozent Benzin (E85). Da Ethanol aus Pflanzen hergestellt wird, weist es eine bessere CO2-Bilanz auf als Benzin, tritt aber mit der Nahrungsmittelproduk­tion in Konkurrenz und wird deshalb sehr kontrovers diskutiert. Derzeit spielen Autos mit Ethanolantrieb am Markt praktisch ­keine Rolle.

Es gibt in Österreich zwar ein sehr dünnes Tankstellennetz und es werden einzelne Modelle angeboten, die gesunkenen Preise für Benzin und Diesel machen die Verwendung von Ethanol mit knapp 90 Cent pro Liter derzeit aber vollkommen unwirtschaftlich. Der Haken ist nämlich, dass Ethanol zwar billiger als Benzin ist, aber etwa ein Drittel weniger Energie enthält. Damit erhöht sich der Verbrauch bei Ethanolbetrieb um das gleiche Maß.
 

Hybrid: ausgereifte Technologie

Mit dem neuen Honda Insight bekommt der Toyota Prius scharfe Konkurrenz bei den Hybridfahrzeugen (Kombination von Benzin- und Elektroantrieb). Zumal der ­Insight auch preislich eine sehr interes­sante Alternative darstellt. Fahrzeuge mit Hybridtechnik sind teurer als ihre Konkurrenten mit einfachem Benzin- oder Dieselmotor. Eine genaue Preisdifferenz lässt sich aber nicht ermitteln, da Hybridautos eigene Modelle in der Palette darstellen und kein unmittelbarer Vergleich mit konventionellen Fahrzeugen möglich ist. Der Vorteil beim Verbrauch ist aber unbestritten, nicht nur laut den Normverbrauchsangaben. In der Praxis lässt sich tatsächlich ein spürbar geringerer Treibstoffbedarf gegenüber herkömmlichen Benzinfahrzeugen feststellen. Das gilt vor allem für den Kolonnenverkehr im städtischen Bereich. Hier können Hybridfahrzeuge ihren Trumpf ausspielen.

Zusammenspiel von Benzin und Elektro

Benzin- und Elektromotor/Generator ziehen im Wesentlichen drei Vorteile aus ihrer Zusammenarbeit. Der Benzinmotor wird automatisch abgestellt, wenn das Fahrzeug zum Stillstand kommt oder der Elektro­motor die bessere Antriebsform darstellt. So ist es mit dem Toyota Prius möglich, kurze Strecken auch rein elektrisch zu fahren. Der Honda Insight besitzt einen etwas einfacher aufgebauten Hybridantrieb und bietet diese Möglichkeit nur theoretisch. Zweiter Punkt: Im Schiebebetrieb, also beim Ausrollen vor einer Kreuzung, oder beim sanften Anbremsen wird Strom zurück an die Batterie geliefert. Und drittens: Beim Beschleunigen ­unterstützt der Elektromotor den Benzinmotor, wodurch dieser in einem verbrauchsgünstigeren Drehzahlbereich läuft.

Darüber hinaus kommen noch weitere ­Effekte zum Tragen. Das hohe Dreh­moment des Elektromotors, das praktisch bei jeder Drehzahl abrufbar ist, ermöglicht gute Fahrleistungen trotz eines relativ kleinen, einfach aufgebauten und sparsamen Ben­zinmotors. Hybridautos bieten durch das geschickte Zusammenspiel der beiden An­triebselemente plus Automatikgetriebe über weite Bereiche einen hohen Fahrkomfort. Nur wer dem System die volle Leistung ­abverlangt, wird durch ein unangenehmes Motorgeräusch belästigt. Ein ganz wesent­licher Teil des Verbrauchsvorteils von Hybrid­autos liegt aber jenseits technischer Details: Sie animieren schon aufgrund ihres Charakters zu sparsamerer Fahrweise.

Haltbarkeit der Batterie

Ein viel diskutierter Punkt ist die Batterietechnologie. Unkenrufe über Defektan­fälligkeit und zu geringe Haltbarkeit konnten bis dato nicht bestätigt werden. Sollte es tatsächlich Reklamationen gegeben haben, wurden sie offenbar diskret und zur Zufriedenheit der Kunden abgewickelt.

Erdgas: Lücken im Tankstellennetz

Erdgas: Lücken im Tankstellennetz

In Zeiten des Kraftstoffpreis-Höchst­standes erschien Erdgas als finanziell interessante Alternative zu Benzin, allerdings war das Angebot an Tankstellen und Fahrzeugen noch sehr klein. Derzeit hält man bei rund 140 Tankstellen österreichweit. Grundsätzlich können Erdgastankstellen nur dort errichtet werden, wo das ­Erdgasnetz von vornherein hinreicht. Das erklärt auch die geringe Erdgas-Zapfsäulendichte an Autobahnraststätten. Die geringe Besiedlungsdichte ist der Grund dafür, dass es nördlich der Donau noch kein brauchbares Tankstellennetz gibt. Das Angebot an Fahrzeugen hat sich immerhin ausgeweitet.

Erdgas oder CNG (Compressed Natural Gas) ist leichter als Luft und wird bei einem Druck von 200 Bar gelagert. Ein Kilogramm Erdgas enthält so viel Energie wie 1,5 Liter Benzin oder 1,33 Liter Diesel. Beim derzeitigen Preisverhältnis zu Benzin und Diesel beträgt die Ersparnis bei den Treibstoff­kosten durch die Verwendung von Erdgas an die dreißig Prozent. Dieser Vorteil klingt im ersten Moment überzeugend, relativiert sich aber bei näherer Betrachtung.

Direkter Vergleich schwierig

Der Mehrpreis der Erdgasvariante lässt sich bei einem Neuwagen in den seltensten ­Fällen genau feststellen, da durch Ausstattungsunterschiede die Möglichkeiten eines direkten Vergleiches verwischt werden. Man kann davon ausgehen, dass er zwischen rund 3.000 Euro (Fiat Panda) und über 6.600 Euro (Ford Focus) liegt – laut Aufpreisliste. Das heißt, beim momen­tanen Preisunterschied (rund 95 Cent/kg Erdgas, rund 1,05 Euro/l Benzin) liegt die Amortisationsstrecke in jedem Fall weit jenseits von 100.000 Kilometern (im reinen Erdgasbetrieb!). Die Mehrkosten für einen Ford Focus mit Erdgasantrieb würden sich beim derzeitigen Preisniveau erst bei über 300.000 km amortisieren.

Sonderstellung bei Fahrzeugkraftstoffen

Dazu kommt noch ein Unsicherheitsfaktor. Erdgas ist von der Mineralölsteuer befreit. Während diese Steuerbegünstigung in Deutschland bis 2018 von der Regierung garantiert wurde, gibt es in Österreich keine Sicherheit, dass Erdgas und Flüssiggas diese Sonderstellung bei den Fahrzeugkraftstoffen auch längerfristig behalten. Nicht ganz durchschaubar ist auch die Sache mit der Benutzung von Tiefgaragen. Technisch spricht nichts dagegen, aber in einigen Bundesländern muss das generelle Einfahrverbot für gasbetriebene Fahrzeuge (Bauordnung) erst auf Flüssiggas-Fahr­zeuge eingeschränkt werden, wie etwa soeben in der Steiermark geschehen.

Monovalent oder bivalent

Bei den meisten ab Werk angebotenen ­Erdgasfahrzeugen sind die Gastanks so geschickt im Fahrzeug integriert, dass es zu keiner Ein­schränkung in der Nutzbarkeit des Innenraums kommt. Einige Autos sind für den Betrieb mit Erdgas optimiert und besitzen mitunter nur mehr einen kleinen Benzintank für den Notfall, etwa der Opel Zafira mit 14 Litern (monovalent). Die meis­ten Erdgasautos sind bivalent ausgelegt. Das heißt, ihr Motor ist üblicherweise auf Benzinbetrieb optimiert, fährt aber auch mit Erdgas, allerdings bei etwas vermin­derter Leistung.

Erdgas ist umweltfreund­licher

Erdgas ist zwar genauso ein fossiler Treibstoff wie Benzin und Diesel, verbrennt aber sauberer und entwickelt dabei etwas weniger CO2, ist also eindeutig umweltfreund­licher. Ein finanzieller Vorteil wäre nur bei einem baldigen steilen Anstieg der Benzin- und Dieselpreise zu erwarten. Wahrscheinlich würden dann aber auch die Erdgas­preise nach oben ziehen. Auch der Hybridantrieb ist beim derzeitigen Spritpreis­niveau eher eine Sache der inneren Überzeugung als des Rechenstifts, denn im Verbrauch liegt der Hybrid-Benziner etwa auf Diesel-Niveau. Sein Abgas ist allerdings deutlich sauberer (weniger NOx, keine Partikel). Das heißt, das steigende Angebot an alter­nativ getriebenen Fahrzeugen ist prinzipiell zu begrüßen, weil das richtige Signal.

Tabelle: Automodelle mit Erdgas-/Hybridantrieb

Zusammenfassung

Markübersicht "Autos mit Alternativantrieb": Kompetent mit "Konsument"

  • Realistische Alternativen. Flüssiggas und Ethanol kommt aus derzeitiger Sicht eher geringe Bedeutung zu. Hybrid- und Erdgasfahrzeuge stellen dagegen durchaus attraktive Alternativen dar.
  • Kaum Preisvorteil. Finanziell darf man sich keinen großen Vorteil erwarten. Den geringeren Treibstoffkosten steht ein höherer Anschaffungspreis gegenüber, der sich (bei Erdgas) erst jenseits einer Fahrleistung von 100.000 km amortisiert.
  • Ökologisch sinnvoll. Erdgas- und Hybridantriebe sind aber ein wichtiger Beitrag zum Schutz der Umwelt. Verantwortungsbewusste Autofahrer müssen jedenfalls keine gravierenden Mehrkosten befürchten, der Fahrkomfort ist vergleichbar hoch, auch das Raumangebot ist kaum eingeschränkt.

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