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Autoservice in Tirol - Im Westen nichts Neues

  • Schlampereien bei der Pickerlüberprüfung
  • Im Streitfall haben Kunden schlechte Karten

Regelmäßige „Konsument“-Leser wissen: Bei unseren vergangenen Werkstättentests haben wir schon einiges erlebt. Hart gesottene Werkstatttester kann nichts mehr überraschen, meinten wir und begaben uns auf unserer Testtour in den Westen Österreichs. Nach Wien, Linz, Niederösterreich und Graz wollten wir wissen, wie gewissenhaft denn die Kfz-Betriebe im heiligen Land Tirol ans Werk gehen. Und erstmals haben wir auch einen Blick über die Grenzen gemacht und je eine Werkstatt in Bayern und Südtirol aufgesucht. Und siehe da: Auch bei diesem Test erlebten wir so manches Abenteuer. Wie immer, haben wir auch diesmal die Testfahrzeuge mit Mängeln präpariert und dann Bilanz gezogen, wer was gefunden und behoben hat.

Nicht Vertrauen erweckend

Wie sooft, entpuppte sich die falsche Scheinwerfereinstellung als großer Stolperstein. Gleich fünf Werkstätten korrigierten diesen Fehler nicht, zweimal sogar im Zuge von §-57a-Begutachtungen, bei denen die Kontrolle der Scheinwerfereinstellung ein absolutes Muss ist. Das ist nicht gerade Vertrauen erweckend, wenn nicht einmal eine solche „Pflichtübung“ absolviert wird!

Ebenfalls sechs Mal wurde die fehlende Gummihalterung des Auspuffs nicht ersetzt. Im Autohaus Moriggl erkannte man zwar das Fehlen der Halterung, aber diese war nicht lagernd. Wir hätten zwecks Montage einen Termin vereinbaren müssen, worauf wir aber verzichteten.

In jeweils drei Fällen wurden der Reifendruck nicht auf das vorgeschriebene Maß erhöht beziehungsweise der lockere Keilriemen nicht nachgespannt, zweimal die defekten Wischerblätter nicht getauscht. Lediglich halbe Arbeit verrichtete das Autohaus Ostermann: Dort tauschte man nur eines der defekten Wischerblätter.

Fairness zählt zu unseren Prinzipien, deshalb der Vollständigkeit halber auch die Feststellung, dass das Nachspannen des lockeren Keilriemens in zwei Fällen nicht bewertet werden konnte. Beim der Firma Lüftner übergebenen Lancia ist dies beim kleinen Jahresservice nicht im Wartungsplan, beim VW Golf TDI (Autohaus Vowa), ist der Keilriemen nicht zu lockern, da er automatisch nachgespannt wird.

„Pfusch“ beim Pickerltest

Weiter im „Sündenregister“: Bei der Firma Ahrer wurde vergessen, das Kühlmittel aufzufüllen, beim Autohaus Ostermann übersah man (bei §-57a-Überprüfung) sogar das defekte Bremslicht. Auch da muss sich der Werkstattkunde fragen, wie zuverlässig Pickerlüberprüfungen in diesem Betrieb durchgeführt werden... Apropos Autohaus Ostermann: Diese Werkstatt hinterließ überhaupt einen denkbar schlechten Eindruck. Die Fakten: Von allen Mängeln wurde nur ein einziger – nämlich der zu niedrige Kühlmittelstand – behoben. Dafür steht zu Buche, dass bei Ostermann der Kat unseres Testfahrzeuges durch einen unprofessionellen Reparaturversuch stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Als wir das Auto abholten, war die Leerlaufdrehzahl zu gering. Das Fahrzeug starb des öfteren ab und ruckelte extrem beim Anfahren. Wieder zurück in der Werkstätte, wurde jedoch nichts entdeckt, weshalb wir zu einer anderen Vertragswerkstätte fuhren. Dort lautete die prompte Diagnose: Kat defekt. Und siehe da: Mit neuem Kat schnurrt das Testfahrzeug wie eh und je. Wir haben schließlich die Kosten von Ostermann ersetzt bekommen – wie es wohl anderen Kunden ergangen wäre?

Immerhin fünf Mängel entdeckte man auch bei der Firma Linser nicht, beim Autohaus Moriggl waren es zwei und beim Autohaus Vowa lediglich einer. Eindeutiger Testsieger ist jedenfalls das Autohaus Lüftner.

Mängel in der Abwicklung

Unsere grundsätzlichen Beanstandungen kennt die Kfz-Reparaturbranche schon aus den vergangenen Tests, sie haben alle mit der Transparenz der Werkstatt-Kundenbeziehung zu tun. So bekamen wir nur in vier Fällen eine Auftragsbestätigung über die durchzuführenden Arbeiten zu Gesicht beziehungsweise zur Unterschrift vorgelegt. Eine Kopie wurde uns in keinem Fall ausgehändigt. Tauscht in diesem Fall die Werkstatt einen Ersatzteil eigenmächtig aus, kann es im Streitfall Beweisprobleme geben.

Nur im Autohaus Vowa nahm man sich die Zeit, das Auto zu besichtigen und gezielt Fragen zu stellen. Nicht immer wird übrigens bei der Übergabe die Telefonnummer verlangt, unter der der Autobesitzer tagsüber erreichbar ist. Wie wollen die Werkstätten dann abklären, ob der Kunde mit einer vorher nicht absehbaren Reparatur einverstanden ist?

Schließlich lag bei keinem Betrieb der Rechnung eine Kopie der betriebsinternen Checkliste bei. Die Branchenvertreter sehen das nicht weiter tragisch: Auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden würde diese natürlich ausgefolgt.

Zwischen 840 und 984 Schilling

Noch ein paar Anmerkungen zu den Preisen, die sich weitgehend einer seriösen Beurteilung entziehen: Servicepakete werden meist zu einem Pauschalpreis angeboten, wobei die durchzuführenden Arbeiten von Autotype zu Autotype unterschiedlich sein können. Waren bei unserem Test im Servicepaket besonders kostenintensive Arbeiten enthalten, so haben wir diese in unserer Tabelle angeführt („Im Service inkludierte Arbeiten”). Zusätzliche Arbeiten beziehungsweise Reparaturen (in unserer Tabelle „Zusatzarbeiten/Erneuerungen“) sowie Material sind immer extra zu bezahlen.

Das alles macht Preisvergleiche schwierig. Besser ist es, sich am Mechanikerstundensatz zu orientieren, der von Werkstätte zu Werkstätte unterschiedlich ist. Bei unserem Test reicht er von 840 bis 984 Schilling. Ob es ein Zufall ist, dass die beste Werkstätte den höchsten und die schlechteste den niedrigsten Stundensatz hat, darüber muss gerätselt werden.

Gemischte Erfahrungen

Erstmals haben wir mit einem Servicetest auch im benachbarten Ausland Halt gemacht. Ziele unserer Abstecher über die Grenze: Sterzing und Garmisch-Partenkirchen.

Bei der Firma Nitz im Südtiroler Sterzing wurden drei Mängel nicht behoben, dafür kostete das Service nur rund 1400 Schilling. Dies dürfte vor allem auf den niedrigen Stundenlohn von 426,40 Schilling zurückzuführen sein. Wir zahlten übrigens in Schilling, wobei die Umrechnung korrekt war und auch keine Wechselgebühr verlangt wurde.

Nicht so beim Autohaus Sturm im bayrischen Garmisch-Partenkirchen. Hier wurden vier Mängel nicht behoben, und bei der Bezahlung kamen wir uns einigermaßen angeschmiert vor: Abgesehen davon, dass eine Begleichung der Rechnung mit Kreditkarte oder Scheck nicht möglich war, bezahlten wir um rund 450 Schilling mehr, als die Umrechnung auf Basis des Euro ergab. Der astronomische Umrechnungskurs wurde noch dadurch gewürzt, dass uns obendrein noch 10 DM Bankspesen weiterverrechnet wurden. Die sprichwörtliche Gemütlichkeit der Bayern hat offensichtlich ihren Preis…

Ahrer Auto GesmbH: Haller Straße 239, A-6020 Innsbruck, 0 51 2/244 20–0

Linser: Auto-Linser GesmbH & CoKG, Haller Straße 119 A, A-6020 Innsbruck, 0 51 2/248 21–0

Lüftner: Autohaus Dr. W. Lüftner GesmbH & CoKG, Austraße 10–12, A-6063 Neu-Rum, 0 51 2/249 99–0

Moriggl Viktor GesmbH & Co. KG: Autohaus, Haller Straße 9 und 15, A-6020 Innsbruck, 0 51 2/26 69 44–0

Ostermann Autohaus GesmbH: Fürstenweg 93 A, A-6020 Innsbruck, 0 51 2/28 17 41

Vowa GesmbH: Autohaus, Haller Straße 165, A-6020 Innsbruck, 0 51 2/24 23–0

Nitz Franz: Deutschhausstraße 1, I-39049 Sterzing, 00 39/472/76 52 81

Sturm Autohaus: Hauptstraße 16, D-82467 Garmisch-Partenkirchen, 00 49/88 21/95 85-0

Auftragsbestätigung verlangen. Berichten Sie über alle vorhandenen Probleme beziehungsweise Fehler, lassen Sie alle vorzunehmenden Arbeiten auflisten und verlangen Sie eine Kopie des Auftrages.

Service-Checkliste verlangen. Lassen Sie sich eine Checkliste geben, die Auskunft darüber gibt, welche Überprüfungen bei einem Service durchgeführt werden.

Rückruf vereinbaren. Vereinbaren Sie, dass Sie bei notwendigen, nicht im Arbeitsauftrag enthaltenen Reparaturen zurückgerufen werden.

Pickerl inbegriffen. Viele Werkstätten bieten mit dem Jahresservice eine §-57a-Begutachtung ohne Aufpreis an. Achten Sie deshalb darauf, dass Sie Service und Pickerlüberprüfung möglichst miteinander verbinden.

Kundenfreundliches Extra. Immer mehr kundenorientierte Werkstätten bieten Stammkunden für die Dauer des Service oder der Reparatur ein Leihauto an.

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