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Kleinwagen - Diesel - mehr als eine Preisfrage

  • Sicherheit ist kein Problem
  • Qualität oft wie bei den Großen
  • Manche sind nur für die Kurzstrecke optimal

Noch vor wenigen Jahren wäre es gar nicht vorstellbar gewesen, dass sich auch in der Kategorie der Kleinsten der Dieselmotor durchsetzen würde. Aber der Reiz der Sparsamkeit ist groß. Das heißt, für eine kleinere Rechnung an der Tankstelle nehmen die Menschen mitunter gerne geringere Laufkultur, einen höheren Neuwagenpreis und schlechtere Abgaswerte gegenüber dem Benziner in Kauf.

Airbags und ABS

Punkto Sicherheit wird auch bei Kleinwagen nicht mehr gespart. Entdeckte man bis vor kurzem noch einzelne Modelle, die kein ABS hatten, so kann man heute davon ausgehen, dass ein Auto ohne Airbags und ohne ABS praktisch unverkäuflich ist, und sei es noch so klein und billig. Unsere zwölf Testkandidaten weisen jedenfalls alle dieses Mindestmaß an Sicherheitsausstattung auf. Manche geben sich sogar mustergültig: der Renault Clio zum Beispiel, der nicht nur Seiten-, sondern sogar Kopfairbags besitzt.

Mindestaustattung

Die beiden Grenzgänger, was die Ausstattung betrifft, sind Smart und VW Lupo; sie sind allerdings auch die mit weitem Abstand billigsten Autos im Vergleich. Hier fühlt man sich in alte Zeiten zurückversetzt. Keine elektrischen Fensterheber, keine Servolenkung, keine Seitenairbags beim Basismodell des VW Lupo. Zwar besitzt auch der Smart keine Servolenkung, bei ihm stört das aber am wenigsten, da er durch seine schmalen Vorderreifen und den Heckmotor wenig Kraftaufwand beim Lenken erfordert.

Fahrverhalten und Handling

Große Unterschiede weisen die getesteten Kandidaten beim Fahrverhalten und im Handling auf. Guter Federungskomfort, guter Geradeauslauf und sicheres Fahrverhalten sind gerade bei kleinen Autos schwierig unter einen Hut zu bringen. Bei einigen ist der Kompromiss trotzdem auf hohem Niveau gelungen, und im Wesentlichen ist es eine Frage des Radstandes: Ab einer gewissen Kürze gleicht diese Aufgabe der Quadratur des Kreises, womit der zweisitzige Smart eine Sonderstellung einnimmt. Mit dem Gokart-haften Fahrgefühl eröffnet er eigentlich eine eigene Liga, wenngleich er auch mit der herkömmlichen Messlatte geprüft noch respektabel dasteht.

Überraschungen

Überraschungen kommen durchaus von den jüngeren Modellen am Markt, wie etwa dem Honda Jazz oder dem Citroën C3. Der Honda Jazz verblüfft durch ein interessantes Innenraumkonzept, und der Citroën C3 kann sich durch seine generell gute Bewertung sogar vereinzelt Abstürze leisten, wie etwa beim Bremsen (45 m von 100 km/h bis zum Stillstand), um am Ende trotzdem noch als Sieger hervorzugehen.

Vorsicht beim Bremsen!

Ein schlechter Bremser ist übrigens auch der Peugeot 206, der aus dem gleichen Konstruktionsbüro kommt, mit knapp über 44 Metern. Darüber hinaus kann man den Kleinwagen auch in dieser Hinsicht nicht mehr viel vorwerfen.

Reisetauglichkeit

Punktuell hervorragende Leistungen gehen gerade in dieser Klasse fast immer auf Kosten anderer Eigenschaften. Hier ist wiederum der Honda Jazz ein Paradebeispiel: Durch die Priorität von Innenraumvolumen und -nutzbarkeit ist den Fahrwerktechnikern einfach nicht mehr genug Platz geblieben, um ein rundum ausgewogenes Fahrverhalten zu erzielen. Abgekürzt ausgedrückt heißt das: Alles wunderbar bis etwa 100 km/h, darüber wird der Wagen aber unangenehm, sowohl Fahrgefühl als auch Geräuschkulisse betreffend. Fazit: Obwohl er von seiner Innenraumgröße her als Reisewagen taugen würde, ist er doch eher ein Kurzstreckenauto.

Diesel oder Benziner?

Der geringere Verbrauch, zusammen mit dem niedrigeren Treibstoffpreis, macht den Diesel auch in dieser Klasse zu einer verlockenden Sache. Aber auch hier gilt: Dieselmodelle rentieren sich erst ab einer gewissen Jahreskilometerleistung, da ihr Neupreis höher ist als der eines vergleichbaren Benziners. Wo dieser Amortisationspunkt liegt, ist allerdings sehr unterschiedlich. Verschwommen wird die Rechnung erst recht, wenn man auch noch die bessere Nachfrage des Diesel als Gebrauchtwagen im Vorhinein in Zahlen festlegen will.

Verbrauch kontra Komfortverlust

Aber ist es überhaupt klug, bei einem Kleinwagen zum Diesel zu greifen? Bis vor wenigen Jahren war von einem Dieselmotor in einem Kleinwagen schlichtweg abzuraten. Die Verbrauchsersparnis stand in keinem Vergleich zum Komfortverlust. Durch die heftigen Vibrationen neigten die Autos dazu, sich über kurz oder lang selbst zu zerlegen. Außerdem waren sie ursprünglich gar nicht für den Betrieb mit dem deutlich schwereren Dieselmotor konzipiert, was die ganze Fahrzeugstruktur übermäßig belastete.

Heute kein Thema mehr

Diese Sorge sind wir mittlerweile los. In Laufruhe, Kraftentfaltung und Ausgewogenheit steht der Diesel dem Benziner kaum mehr nach. Auch punkto Haltbarkeit der Karosserie und Lebensdauer gibt es keine Unterschiede. Übrig bleibt aber das Problem mit dem Rußausstoß. Das heißt: Dieselautos zeichnen sich zwar durch geringeren Verbrauch und dadurch geringeren Ausstoß des Treibhausgases CO2 aus, belasten die Umwelt aber dennoch stärker als Benzinfahrzeuge. Neben den Rußpartikeln ist es dem Dieselmotor auch erlaubt, mehr als dreimal so viel Stickoxide auszustoßen wie ein Bezinmotor.

Abgasnorm Euro 4

Dazu kommt noch eines: Während alle neueren Benzinmotoren die Abgasnorm Euro 4, die 2005 in Kraft treten wird, schon heute erfüllen, schafft dies praktisch kein Diesel (ausgenommen die kleinsten, leichtesten Sparvehikel wie der VW Dreiliter-Lupo). Selbst die vorbildhaften größeren Dieselmotoren von Peugeot, die bereits einen Rußfilter besitzen, liegen beim Stickoxid immer noch so hoch, dass sie Euro 4 nicht schaffen.

Kleinwagen - Diesel

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Citroen C3 1
Citroen C3 1 Citroën C3 Frisches Modell, originelles Design Testsieger, durchwegs gute Beurteilungen, aber sehr langer Bremsweg (45 m aus 100 km/h bis zum Stillstand). |
VW Polo 2
VW Polo 2 VW Polo Dem Golf schon nah Neues Modell mit starkem, sehr genügsamem und trotzdem nicht rauem Dreizylinder-Direkteinspritz-Dieselmotor. |
Seat Ibiza 3
Seat Ibiza 3 Seat Ibiza Mit deutscher Gründlichkeit Spanischer Cousin des VW Polo. Stärkerer Motor zum ungefähr gleichen Preis, keine Abstriche in Qualität und Fahrgefühl. |
Renault Clio 4
Renault Clio 4 Renault Clio Billig und gut Seiten- und sogar Kopfairbags sind serienmäßig. Ob Stadt, Autobahn oder Überland: lauter Einser im Verbrauch. |
Toyota Yaris Verso 5
Toyota Yaris Verso 5 Toyota Yaris Verso Reisekoffer auf Rädern Mit tapferen Leistungen im Detail schiebt er sich trotz des relativ hohen Preises unauffällig auf den fünften Rang. |
Peugeot 206 6
Peugeot 206 6 Peugeot 206 Feschak und Frauenliebling Trotz einiger signifikanter Schwächen immer noch ein tapferes Endergebnis im Mittelfeld. Sehr sparsam! |
Citroen C3 1
VW Polo 2
Seat Ibiza 3
Renault Clio 4
Toyota Yaris Verso 5
Peugeot 206 6

Kleinwagen - Benzin

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Ford Fiesta 7
Ford Fiesta 7 Ford Fiesta Das Mittelmaß der Dinge Gutes Handling, hoher Fahrkomfort, viel Platz vorne, aber schlechter Zugang, wenig Platz und Variabilität hinten. |
Opel Corsa 8
Opel Corsa 8 Opel Corsa Brav und preisgünstig So gut wie keine ausgeprägten Schwächen, aber auch nirgends im Spitzenfeld der Beurteilung. |
VW Lupo 9
VW Lupo 9 VW Lupo Kleiner Knauserer Der Lupo ist nicht nur einer der sparsamsten Benziner, er ist auch am spärlichsten ausgestattet und am schwächsten motorisiert. |
MCC Smart 10
MCC Smart 10 MCC Smart Der exotische Zweisitzer Der extrem kurze Smart kann trotz Gokart-haftem Fahrgefühl auch nach objektiven Kriterien gut mithalten. |
Mini One 11
Mini One 11 Mini One Moderner Kleiner im Retro-Look Fahrspaßauto mit viel Platz vorne, aber schlechtem Zugang und wenig Beinfreiheit hinten sowie kleinem Kofferraum. |
Honda Jazz 12
Honda Jazz 12 Honda Jazz Der Kurzstrecken-Raumgleiter Außergewöhnliche Raumausnutzung und Innenraumflexibilität auf Kosten der Fahreigenschaften bei hohem Tempo. |
Ford Fiesta 7
Opel Corsa 8
VW Lupo 9
MCC Smart 10
Mini One 11
Honda Jazz 12

Sparmeister Diesel. Dieselmodelle sind wegen ihres hohen Ruß- und Stickoxidausstoßes Umweltsünder. Die geringeren Treibstoffkosten wirken sich erst bei höheren Jahreskilometerleistungen aus.

Benziner für die Umwelt. Sie wirken in Kombination mit dem geringen Fahrzeuggewicht gleichermaßen agil wie kultiviert und sind umweltfreundlicher als Dieselmodelle. Sie kommen im CO2-Ausstoß dem Diesel schon sehr nahe, stoßen aber keinen Ruß und weniger Stickoxide aus.

Preis bestimmt Ausstattung. Bei den billigsten Modellen muss man mit deutlichen Komfortabstrichen leben (es fehlen unter anderem elektrische Fensterheber und Servolenkung). Die teuersten kommen im Komfort gut ausgestatteten Kompaktwagen gleich.

Sicher wie ein Großer. Airbags und ABS sind in dieser Auswahl generell serienmäßig. Insgesamt ist das Sicherheitsniveau bei Kleinwagen so hoch wie nie zuvor.

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