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Winterreifen - Entscheidung bei Nässe

, aktualisiert am

  • Kaum Ausreißer in den Standarddimensionen
  • Breitreifen versagen auf nasser Fahrbahn

Aufwendiger Test

Reifentests sind eine aufwendige Sache. Laborprüfungen und Praxistests durch Experten nehmen rund neun Monate in Anspruch. Das bedeutet, dass die Prüfung für die nächstjährige Generation von Winterreifen bereits in wenigen Tagen startet.

Allein für die Verschleißtests werden hunderttausende Kilometer abgespult. Um die Fahreigenschaften bei jeder Wetter- und Straßenlage überprüfen zu können, stehen den Testteams Testgelände in aller Welt zur Verfügung.

Tester in ganz Europa

Ein so breit angelegter Test ist im Alleingang nicht zu bewerkstelligen. Autofahrerclubs und Verbraucherorganisationen aus ganz Europa haben sich deshalb zusammengetan, um ihr gemeinsames Anliegen durchzusetzen: die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen. Private Tests, auch von sehr potenten Medien oder Organisationen, können da nicht mithalten. Jahrzehntelange Erfahrung, kontinuierliche Weiterentwicklung der Prüfmethoden, Gedankenaustausch der Expertenteams auf Europaebene garantieren, dass die Testergebnisse keine Überprüfung zu scheuen brauchen. Auch die Fahrzeug- und Reifenindustrie kann daraus wertvolle Informationen für die Produktentwicklung gewinnen.

Die dritte Dimension

Erstmals wurden auch Winterreifen der Dimension 225/45 R17 V getestet. Die extrabreiten Pneus erfreuen sich ob ihrer sportlichen Optik wachsender Beliebtheit. 225 Millimeter breit bei extrem niedrigem Querschnitt (die Zahl 45 steht für die Reifenhöhe in Prozent zur Breite) – das gibt ihnen ein walzenförmiges Aussehen. Daneben wurde die Standarddimension 195/65 R15 T getestet. Breitreifen und Standarddimension können teilweise auf den gleichen Fahrzeugtypen verwendet werden. Im Test lief ein Audi A4 Avant. Dritter im Bunde: das gängige Klein- und Kompaktwagenformat 185/60 R 14 T, auf einem VW Polo montiert.

Breitreifen vorne

Auf trockener Fahrbahn spielten die Breitreifen ihre Überlegenheit aus. Bei der hohen Spurtreue konnten nur wenige Vertreter der direkten Konkurrenz – die 195 mm breiten Standardreifen – mithalten. Auf Eis und Schnee wurden jedoch keine deutlichen Vorteile mehr offenbar. Dass die breiten Walzen durchwegs einen lediglich mittelmäßigen Federungskomfort bieten, wird niemanden überraschen. Eher, dass die Abrollgeräusche bei den Breitreifen als weniger störend empfunden wurden als bei der Standardbreite. Zumindest außen, die Innengeräusche wurden gleich leise gewertet.

Probleme im Nassen

Das größte Problem haben die Superbreiten allerdings ausgerechnet bei einem sicherheitsrelevanten Kriterium. Auf nasser Fahrbahn kamen sie samt und sonders ins Schleudern. Keiner der sechs getesteten Markenpneus kam über ein „weniger zufriedenstellend“ hinaus. Aquaplaning wird zu einer stetigen Bedrohung bei Schlechtwetter, und das nicht nur in Kurven, selbst auf der Geraden! Man kann es nicht oft genug wiederholen: Regennasse oder salznasse Fahrbahnen sind in unseren Breiten Winteralltag, nur wenige heimische Autofahrer sind ständig mit Schnee und Eis konfrontiert.

Wenig Platz für Schneeketten

Die breiteren Reifen ziehen auch andere Nachteile nach sich, die man vor einem Wechsel überlegen sollte: Die geringere Bodenfreiheit kann bei Bodenunebenheiten zu bösen Erlebnissen führen. Das Montieren von Schneeketten wird zur Qual, weil der Platz im Radkasten beengter ist. Und bei eingeschlagenen Vorderrädern könnten die Schneeketten am Radkasten anschlagen. Nicht zuletzt ist auch der Preis ins Kalkül zu ziehen. Liebhaber sportlichen Outfits müssen für Breitreifen (sie kosten rund 200 Euro) mehr als doppelt so viel zahlen wie für Normalreifen.

Ausgewogenheit zählt

In den beiden Standardgruppen 185 bzw. 195 mm bietet sich eine breite Auswahl an „guten“ Modellen. Bei beiden Dimensionen kam der Michelin Alpin A2 auf das beste Gesamtresultat – nicht zuletzt wegen seiner hohen Verschleißfestigkeit. Die Ganzjahresreifen konnten mit den Winterspezialisten jedenfalls mithalten. Wenngleich keiner über ein „durchschnittlich“ hinauskam. Der Goodyear Vector 5 verfehlte in der kleineren Standardklasse allerdings nur knapp ein gutes Resultat.

Den richtigen Mix wählen

Bei Reifen sollte der richtige Mix im Vordergrund stehen – ausgewogene Eigenschaften bei allen Bedingungen und hohe Verschleißfestigkeit. Spitzenwerte in Einzelkategorien sollten nicht überbewertet werden. So mussten sich einige „Schneekönige“ mit einem bescheidenen Endresultat zufrieden geben. Am ärgsten erwischte es den Marshal I’zen KW 15 (195 mm): Trotz „sehr guter“ Wertung auf Schnee reichte es insgesamt nur zu einem „weniger zufriedenstellend“.

Preise können tiefer liegen

Wie immer sind die Preise mit Vorsicht zu genießen. Es handelt sich um Angaben von Händlern und Importeuren aus dem August. Jetzt im Oktober könnten die Preise um einiges tiefer liegen. Beachten sollte man vor allem Setpreise für vier Reifen inklusive Montage und Wuchten. Entscheiden Sie sich rechtzeitig: Im November steigen die Preise erfahrungsgemäß wieder an – vor allem, sobald der erste Schnee gefallen ist.

Vorjahrsmodell?

Will man Ihnen ein Vorjahresmodell als neu verkaufen? Eine Orientierungshilfe bietet die Angabe der Produktionszeit. Sie ist in der so genannten DOT-Kennziffer enthalten: Die letzten vier Ziffern geben die Kalenderwoche und das Jahr an.

So haben wir getestet

Aus einem internationalen Gemeinschaftstest, durchgeführt von Automobilclubs und Verbraucherorganisationen, veröffentlichen wir die Ergebnisse der in Österreich erhältlichen Modelle.

  • Nasse Fahrbahn: Handling: Zeitwertung und subjektives Urteil auf dauerberegnetem Rundkurs; Bremsen: ABS-Bremsungen auf Asphalt und Beton aus 80 auf 20 km/h; Aquaplaning auf der Geraden: Einfahrt in ein 7 mm tiefes Wasserbecken mit konstantem Tempo und Beschleunigungen; Aquaplaning in Kurven: Befahren einer 200-m-Kreisbahn mit einem dauerberegneten Teilstück von 4 mm Wassertiefe, Einfahrt mit konstantem Lenkeinschlag mit 70 bis 100 km/h; Seitenführung: Befahren einer dauerberegneten Asphalt-Kreisbahn mit ansteigender Geschwindigkeit.
  • Schnee: Bremsen: ABS-Bremsungen auf festgefahrenem Schnee aus 30 auf 3 km/h; Anfahren (Traktion): Zugkraftermittlung in Abhängigkeit vom Schlupf; Passfahren: Traktion und Seitenführung auf Steigungen zwischen 9 und 12 Prozent.
  • Eis: Bremsen: aus 25 km/h bis zum Stillstand; Anfahren: wie bei Schnee; Seitenführung: Befahren einer Kreisbahn mit 18 m Durchmesser.
  • Trockene Fahrbahn: Fahren auf einem Hochgeschwindigkeitskurs und subjektive Beurteilung der Spurtreue in Kurven und bei Spurwechsel.
  • Komfort: Federung: Befahren einer geeigneten Messstrecke mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten; bei Einzelstößen mit 80 km/h; bei hohen, mittleren und niederfrequenten Anregungen mit 50 bis 100 km/h; Geräusch innen: subjektive Beurteilung auf trockenem Asphalt und Beton mit 30 bis 80 km/h.
  • Umwelteigenschaften: Verschleißfestigkeit: Prüfung im Konvoi über 10.000 Kilometer und auf einem Verschleißprüfstand, Messung der Profiltiefe an je 24 Reifenstellen; Rollwiderstand: Verbrauchsmessungen bei 80, 100 und 130 km/h Konstantfahrt; Geräusch außen: subjektive Beurteilung einer Kunstkopfaufnahme der Abrollgeräusche auf einer ISO-Asphaltstrecke mit 80 km/h, bei abgestelltem Motor sowie Messwerte in dB(A).
  • Schnelllaufprüfung: Höchstgeschwindigkeitstest nach den über die DIN 78051 hinausgehenden Anforderungen unseres Prüfprogramms auf einem Außentrommelprüfstand.

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