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Gastarife - Liberialisierung auf Sparflamme

, aktualisiert am

  • Bisher nur wenige Umstiegswillige
  • Keine Wahlfreiheit für Tiroler und Vorarlberger
  • Gaspreis kaum durchschaubar

Frei? Gasmarkt? Wo?

Freier Gasmarkt in Österreich: In der Steiermark hätten fünf Haushaltskunden den Gaslieferanten gewechselt, heißt es, in Kärnten neun... Diese Angaben der jeweiligen Gebietsversorger (Stand: Juni 2003) sind zwar mit Vorsicht zu genießen, dennoch scheint sich die Begeisterung der Österreicher tatsächlich in engen Grenzen zu halten.

Wenig Wechsel

Selbst die optimistischeren Zahlen der Regulierungsbehörde Energie-Control belegen, dass der Gasmarkt auch 11 Monate nach der Öffnung noch nicht so recht vom Fleck gekommen ist. Insgesamt sollen 10.000 Kunden den Gaslieferanten gewechselt haben, und das überwiegend im Osten des Bundesgebiets. Mit Ausnahme von Wien und Niederösterreich beschränkt sich die Zahl der Wechsler bestenfalls auf einige hundert pro Bundesland.

Mehr als drei Viertel im Osten

Der Grund für das Ost-West-Gefälle liegt zum einen in der unterschiedlichen Zahl der Gasanschlüsse. Von den rund 3,3 Millionen österreichischen Haushalten werden 950.000 mit Erdgas versorgt. Davon befinden sich mehr als drei Viertel in Wien und Niederösterreich.

Ruhrgas für den Westen

Es gibt aber noch einen weiteren Grund: Im Westen Österreichs existiert der Gasmarkt nur auf dem Papier. Denn Tirol und Vorarlberg werden von der deutschen Ruhrgas beliefert, zum Rest Österreichs gibt es keine Gasverbindung. Das bedeutet, ein alternativer Anbieter müsste sein Gas über deutsche Leitungen durchleiten lassen. Doch die deutschen Versorgungsunternehmen haben dazu wenig Lust, zumindest nicht zu realistischen Preisen. Denn anders als in Österreich gibt es dort keine Durchleitungsverpflichtung. Und freiwillig rührt kein Monopolist einen Finger, das wissen wir aus eigener leidvoller Erfahrung.

Zu wenig lukrativ

Um wenigstens die Tiroler an das österreichische Netz anzuschließen – für Vorarlberg besteht keine Aussicht –, müsste eine rund 20 Kilometer lange Leitung zwischen Saalfelden und Hochfilzen gelegt werden. Der Bau würde nach Angaben der E-Control rund eineinhalb Jahre in Anspruch nehmen, doch es ist fraglich, ob es überhaupt dazu kommt. Zu wenig lukrativ ist der kleine Tiroler Markt.

Aber auch im Osten bleibt die Lust am Umstieg hinter den Erwartungen zurück.

Die Angebote lassen sich nicht direkt vergleichen, weil sich der Gaspreis aus unterschiedlichen Komponenten zusammensetzt und nur der Energiepreis dem Wettbewerb unterliegt. Auch wer zu einem alternativen Lieferanten wechselt, muss Netznutzungsgebühr, Messgebühr und auch die Energieabgabe an den bisherigen Gebietsversorger entrichten.

Dazu kommt, dass es keinen einheitlichen Energiepreis gibt: Er sinkt mit steigendem Verbrauch. Zu allem Überfluss versuchen die Gasanbieter mit diversen Zuckerln die Kunden anzulocken bzw. an sich zu binden, die sich kaum vergleichen lassen.

Andere Umrechnung oben am Berg

Für Verwirrung sorgt überdies, dass der Verbrauch neben der klassischen Einheit Kubikmeter zunehmend in Kilowattstunden angegeben wird. Umrechnungsfaktor: 10,7 kWh sind 1 Kubikmeter. Allerdings gilt dies nur in Tallagen bis zirka 400 Meter Seehöhe. In höheren Lagen sinkt die Energiedichte und damit auch der Umrechnungsfaktor.

Vier Anbieter

Derzeit kann man österreichweit (immer ausgenommen Tirol und Vorarlberg) zwischen vier alternativen Lieferanten wählen. Es handelt sich durchwegs um bestehende Energieversorgungsunternehmen bzw. deren Vertriebstöchter:

  • MyElectric (Salzburg AG);
  • KELAG;
  • Erdgas Oberösterreich (OÖ Ferngas);
  • Unsere Wasserkraft (ESTAG).

Unklare Angebote

Die KELAG bietet einen Umsteigerbonus, der aber nur einmal gewährt wird. Man sollte ihn daher besser nicht beim Tarifvergleich mitrechnen: Er differiert nach der Höhe des Verbrauchs, bei 1200 m3 sind es rund 17 Euro. Außerdem kann man zusätzlich 10 Euro pro Jahr sparen, wenn man per E-Mail korrespondiert (Bekanntgabe des Zählerstandes, Zustellen der Rechnung etc.).

Bei Unsere Wasserkraft und MyElectric gibt es einen Bonus für Mehrverbraucher: 18,12 Euro bei einem Jahresverbrauch über 1400 m3. MyElectric bietet außerdem einen Kombi-Bonus: Wer nicht nur Gas, sondern auch Strom bezieht, bekommt (einmalig) 25 Euro gutgeschrieben.

Unklarer Bonus

Unklarheit herrschte um einen Bonus in Höhe von 35 Euro bei Unsere Wasserkraft: Umsteigerbonus oder Kombi-Bonus? Nach einer Intervention des VKI stellte der Anbieter klar: Er wird für den Gas-Umstieg gewährt, man braucht nicht auch Strom von dort zu beziehen.

Weitere Verlockungen entziehen sich jeder Vergleichsmöglichkeit: Als Kunde der Erdgas Oberösterreich kann man sich etwa gratis einen Autoanhänger ausleihen oder günstig ein Landesmuseum besuchen…

Es gibt daher keine einfache Antwort auf die Frage nach dem billigsten Anbieter. In der Tabelle haben wir drei repräsentative Verbrauchstypen dargestellt, an denen Sie sich orientieren können: 500, 1200 und 2500 m3. Für die 13 größeren Gebietsversorger haben wir angegeben, was der Umstieg zum jeweils günstigsten Alternativlieferanten – das ist durchwegs die KELAG – bringen kann; und zwar mit (einmaligem) Umsteigerbonus und ohne diesen. Spezielle Rabatte, Kombitarife oder nichttarifäre Vergünstigungen wurden nicht berücksichtigt.

Versprechen nicht eingehalten

Die im Frühjahr angekündigte Senkung der Netznutzungsgebühr steht bei den meisten Netzbetreibern noch aus. Lediglich bei der EVN wurde der Tarif mit 1. Juni gesenkt. Alle anderen sollen laut Plan der E-Control mit 1. Oktober nachziehen, ein Durchschnittshaushalt könnte sich dadurch ein paar Euro ersparen. Doch ob die Gebührensenkung weitergegeben wird, ist ungewiss. Außerdem steht bereits mit  1. Jänner 2004 der nächste Teuerungsschub bevor. Mit diesem Stichtag wird die Energieabgabe (als ein Nebenprodukt zur Steuerreform) drastisch hinaufgesetzt: von 0,3939 Cent pro kWh auf 0,5962 Cent, das ist ein Plus von 50 Prozent. Für den Durchschnittshaushalt (1200 m3) bedeutet das eine Steigerung um 32 Euro (inkl. Umsatzsteuer).

Gaspreis steigt tendenziell

Die Tendenz der Gaspreise ist also weiter steigend. Denn entgegen ständig wiederkehrenden Behauptungen ist den Gaskunden in der Liberalisierungsphase immer mehr Geld aus der Tasche gezogen worden. Spitzenreiter bei den Kleinverbrauchern (500 m3) ist ausgerechnet die KELAG. Der Alternativanbieter hat im eigenen Versorgungsgebiet noch einmal kräftig zugelangt: 13,7 Prozent seit Februar 2002. Ebenfalls zweistellige Zuwachsraten weisen in diesem Zeitraum Steirische Ferngas, Linz Gas und Erdgas OÖ auf.

Kompetent mit Konsument

  • Ihr Verbrauch zählt. Ob sich ein Umstieg lohnt, sehen Sie am Vergleich des Energiepreises. Doch der schwankt in Abhängigkeit vom jährlichen Gasverbrauch und wird auf der Gasrechnung nicht ausgewiesen. Generell gilt: Je höher der Verbrauch, desto eher lohnt sich ein Umstieg.
  • Billigstbieter KELAG. Unsere Verbrauchsbeispiele zeigen: Die KELAG ist der günstigste Alternativhändler (wenn auch nicht immer billiger als Ihr eigener Netzbetreiber). Bei mittlerem Verbrauch (1200 m3) lassen sich in Wien und Oberösterreich bis zu 34 Euro jährlich einsparen (ohne Einmalbonus und andere Vergünstigungen).
  • Vorsicht bei Zuckerln. Lassen Sie sich von diversen „Geschenken“ nicht verführen. Vergleichen Sie zuerst die nackten Zahlen; Bonus, Rabatt und anderes berücksichtigen Sie erst in einem zweiten Schritt. Ein Beispiel: Der Einmalbonus reduziert Ihre Gasrechnung nur im ersten Jahr.

Strom- und Gas-Hotline: 0810 810 224

Preisvergleiche, die Berechnung des individuellen Energiepreises, Vorgangsweise bei Lieferantenwechsel, Fragen rund um Ihre Gasrechnung: aus ganz Österreich zum Ortstarif. Eine Kooperation von VKI und E-Control.

Der Tarifkalkulator der E-Control bietet einen individuellen Preisvergleich:www.e-control.at

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