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Hausbau: Fertighäuser - Fertig oder vom Baumeister

Auch Fertighäuser können aus massiven Baustoffen wie Ziegeln oder Wohnbeton errichtet werden. Bei Schallschutz und Wärmedämmung erreichen sie oft ähnlich gute Werte wie ein Baumeisterhaus.

Über 80 Prozent aller österreichischen Fertighäuser sind Holzhäuser. Fertighäuser können aber auch aus massiven Baustoffen bestehen. Bei der Wohnbetonbauweise werden in der Werkhalle Leichtbaustoffe mit Zement gebunden und in Schalungen zu geschoßhohen Teilen gegossen.

Bei der Ziegelelementbauweise werden im Werk klassische Hohlziegel zu geschoßhohen Wandelementen zusammengefügt und zur Baustelle ausgeliefert. Stahlarmierungen sorgen hier für die nötige Stabilität.

Fertighaus: gemischte Bauweise

Neben Fertighäusern aus Holz, Wohnbeton und Ziegeln gibt es auch solche, die in gemischter Bauweise entstehen. Hier werden die bereits erwähnten (Grund-)Bauweisen durch Verwendung verschiedener Materialien kombiniert. So gibt es z.B. Fertighäuser in Holzrahmenkonstruktion mit zusätzlicher Vormauerung aus Ziegeln oder Naturstein an der Außenseite.

Die Teile eines Fertighauses werden maschinell vorgefertigt und anschließend mit Lastwägen zur jeweiligen Baustelle gebracht. Mithilfe eines Kranes werden ganze Wände und Deckenelemente platziert und montiert. Es gibt Fertighäuser, die tatsächlich innerhalb von wenigen Tagen stehen. Das heißt aber nicht, dass das Haus dann schon bezugsfertig ist.

Startschuss erst nach Baubewilligung

Die Herstellung der Wand- und Deckenelemente erfolgt in der Regel erst nach Erteilung der Baubewilligung. Ab diesem Zeitpunkt muss mit mindestens sechs Monaten bis zur tatsächlichen Montage gerechnet werden. Abhängig von den Vertragsbedingungen sowie der Witterung kann es natürlich auch länger dauern.

Bauzeit

Das schrittweise Entstehen eines Baumeisterhauses ist nicht jedermanns Sache. Fertighäuser können rascher gebaut werden. Eine gewisse Beaufsichtigung der Bauarbeiten ist aber beim Fertighaus genauso dringend zu empfehlen. Auch wer nicht selber am Rohbau mitarbeiten möchte, sollte sich als Bauherr regelmäßig auf der Baustelle blicken lassen. Eine kürzere Bauzeit bedeutet mitunter eine Mietzinsersparnis in der bis dahin genutzten Wohnung.

Planung und nachträgliche Änderungen

Planung und nachträgliche Änderungen

Das klassische Baumeisterhaus ermöglicht eine sehr individuelle Gestaltung. In die Planung können dabei auch die örtlichen Gegebenheiten einfließen. Die Palette der angebotenen Fertighaustypen ist vielfältig genug, dass sich für jeden Geschmack ein Modell findet. Abweichungen von einem Fertighaustyp („individuelle Planung“) sind inzwischen bei den meisten Anbietern auch in großem Ausmaß möglich, können aber zu einer Verteuerung des Projektes führen.

Früh planen beim Fertighaus

Durch die kurze Bauzeit gewinnt beim Fertighaus die Planungsphase erhöhte Bedeutung. Während beim Baumeisterhaus mit einzelnen Entscheidungen bis zum nächsten Bauabschnitt zugewartet werden kann, gilt es beim Fertighaus, sich relativ früh weitgehend festzulegen. Fertighäuser können in Musterhaussiedlungen besichtigt werden. Beim Baumeisterhaus können Sie sich die wesentlichen Eindrücke vor Auftragserteilung zumeist nur aufgrund der Baupläne verschaffen.

Zu- und Umbauten

Die Möglichkeit, später umzubauen, ist beim Fertighaus nicht selbstverständlich. Welche späteren Änderungen (z.B. Dachbodenausbau, Verlegung des Badezimmers) beim jeweiligen Fertighausmodell machbar sind, sollten Sie daher rechtzeitig abklären. Bei Baumeisterhäusern dagegen können spätere Um- oder Zubauten in großem Umfang vorgenommen werden.

Errichtungskosten und Wertbeständigkeit

Errichtungskosten

Die industrielle Vorfertigung von Fertighausteilen kann gegenüber dem Baumeisterhaus einen Kostenvorteil bedeuten. Genaue Preisvergleiche sind aber empfehlenswert. Im Allgemeinen hat sich das Preisniveau wohl angeglichen.

Bei Abweichungen vom Musterhaus, etwa durch Sonderwünsche zur Grundrissgestaltung, kann der eventuelle Preisvorteil eines Fertighauses rasch dahin sein. Sehen Sie sich den angebotenen Leistungsumfang ganz genau an. So sind beispielsweise die Kosten für Keller bzw. Fundamentplatte und Rauchfang beim Fertighaus nicht im Kaufpreis inbegriffen!

Wertbeständigkeit

Bei der Lebensdauer von Fertighäusern aus Holz hat eine Angleichung an jene von Baumeisterhäusern stattgefunden. Trotzdem kann weiterhin von einer höheren Wertbeständigkeit eines Baumeisterhauses ausgegangen werden.

Konkursrisiko

Geht das beauftragte Unternehmen in Konkurs, verliert man seine Gewährleistungsrechte als Bauherr sowohl beim Baumeisterhaus als auch beim Fertighaus. Um den finanziellen Schaden im Fall eines Konkurses in Grenzen zu halten, sollten da wie dort möglichst keine bzw. nur geringe Vorauszahlungen vereinbart werden.

Wohnen in der Gruppe

Auch Doppelhäuser und Reihenhäuser können in Fertigbauweise errichtet werden. Manche Wohnbauförderungsvorschriften sehen eine höhere Förderung bei flächensparender, verdichteter Bauweise vor. Planungs- und Aufschließungskosten können aliquot aufgeteilt werden, was zu einer weiteren Kosteneinsparung führt.

Österreichischer Fertighausverband

Österreichischer Fertighausverband

Mehrere österreichische Fertighausanbieter haben sich zum Österreichischen Fertighausverband (ÖFV) zusammengeschlossen. Es ist eine Mitgliedschaft auf freiwilliger Basis, daher sind nicht alle Fertighausfirmen im Verband organisiert. Richtlinien und Vorgaben des Verbandes sind für die Mitgliedsfirmen bindend.

Neben Fertighausanbietern gibt es noch Unternehmen aus der Zulieferindustrie, die sich dem Fertighausverband als außerordentliche Mitglieder angeschlossen haben. Der Fertighausverband fungiert als Interessenvertretung seiner Mitglieder. Seine Tätigkeit hat aber auch für Konsumenten einige Verbesserungen gebracht.

Mindestleistungsumfang definiert

Der Fertighausverband hat maßgeblich an der Entstehung der ÖNORM B 2310 mitgewirkt, die den Begriff Fertighaus definiert. In dieser ÖNORM ist auch festgelegt, welcher Mindestleistungsumfang bei einem "Ausbauhaus" (Stufe 1), bei einem "belagsfertigen Haus" (Stufe 2) und bei einem "schlüsselfertigen Haus" (Stufe 3) von einer Fertighausfirma grundsätzlich erbracht werden soll. Diese Aufstellung von Leistungen soll Preisvergleiche erleichtern.

Kontrolle, Gütezeichen, Ombudsmann

Unabhängige Kontrolle, Gütezeichen

Mitgliedsfirmen des Österreichischen Fertighausverbandes müssen jedenfalls einen gültigen Überwachungsauftrag mit einem unabhängigen Prüfinstitut abgeschlossen haben. Kontrolliert wird zweimal jährlich, sowohl im Werk als auch auf der Baustelle. Die Ergebnisse der Kontrollen werden einer unabhängigen Prüfungskommission vorgelegt und bei positiven Ergebnissen wird das "Gütezeichen Fertighaus" verliehen. Dies allerdings ausschließlich an Verbandsmitglieder.

Für Fertighausfirmen die nicht Mitglied dieses Verbandes sind, kommt ebenfalls ein Prüfzeichen in Betracht, nämlich das "Austria Gütezeichen". Es wird nicht vom Fertighausverband vergeben, sondern von der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Qualität.

Ombudsmann

Für Unklarheiten oder Streitfragen zwischen Fertighausunternehmen und Konsumenten hat der Fertighausverband eine Servicestelle eingerichtet, die kostenlos in Anspruch genommen werden kann. Als Ombudsmann für Fertighäuser ist ein unabhängiger Ziviltechniker bestellt. Er soll helfen, Missverständnisse aufzuklären und Konflikte außergerichtlich beizulegen. Dieser Service steht nur den Kunden von Mitgliedern des Fertighausverbandes zur Verfügung.

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Aus dem Inhalt

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"Fertighaus & Recht": 140 Seiten; 14,90 Euro (+ Versandspesen)

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