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Nachtarbeit und schädliche Farbstoffe
Aber auch überlange Arbeitszeiten und Nachtarbeit werden in dem Report thematisiert. Dazu kommt, dass Farbstoffe und Textilien der "Pronto Moda"-Kleidung nur selten EU-Qualitätsstandards entsprechen – ein gesundheitliches Risiko für den Konsumenten.
Behörden drücken Auge zu
Der Bericht vermutet, dass die italienischen Behörden ein Auge zudrücken – schließlich bringt der florierende Handel mit den Textilien viel Geld ein: Unter den Abnehmern der in Prato hergestellten Mode sind klingende Namen wie Dolce & Gabbana, Versace, Armani, Chanel oder Cartier.
Steuerhinterziehung, Geldtransfers nach China
"Diese Firmen haben eine hohe Volatilität. Das macht unsere Arbeit so schwierig", sagte auch Gino Reolon, Chef der Finanzpolizei von Prato, in einem Interview mit der "Presse". 2013 kam sein Team Steuerhinterziehungen im Ausmaß von 156 Mio. Euro auf die Spur und konnte illegale Geldtransfers nach China in der Höhe von 10 Mio. Euro nachweisen.
Die chinesischen Einwanderer sind in Prato oft mit Fremdenfeindlichkeit konfrontiert und mit dem Vorwurf, sie unterwanderten die italienische Bekleidungsindustrie. Tatsache ist jedoch: Die ersten chinesischen Einwanderer wurden von italienischen Betrieben eingestellt, die oft am Rande zur Illegalität operierten.
Kein regionales Problem
"Die Behörden haben wenig dagegen unternommen", weiß Alessandro Fabbrizzi, Sekretär der Linksgewerkschaft CGIL. "Das von italienischen Medien immer wieder verbreitete Bild, dass die Chinesen die traditionsreiche einheimische Textilindustrie zerstört hätten, stimmt so nicht."
Italienische Unternehmen hätten im Zuge der Liberalisierung des Welthandels mit Stoffen zu wenig in die Innovation investiert, so Fabbrizzi. Und: Schwarzarbeit gab es in Italien schon, bevor die Chinesen kamen. Prato ist jedenfalls kein Einzelfall: Auch in anderen italienischen Städten gibt es ähnliche Verhältnisse. Bei Neapel sind es pakistanische Einwanderer, die für die Textilindustrie ausgebeutet werden.