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Digitale Sat-Receiver - Sat(t) enttäuscht

  • ORF via Sat – nur für schlechte Empfangslagen
  • Die d-box sorgt für Benutzerfrust

Sie besitzen eine uuuuuralte – weil analoge – Sat-Empfangsanlage? Oder Sie erwägen überhaupt erst die Anschaffung einer Satellitenschüssel plus Zubehör, um in den erlauchten Kreis jener einzutreten, die ihre TV-Programme nicht via Kabel-TV oder Antennenausstrahlung des ORF empfangen möchten?Gleichgültig: In beiden Fällen haben Sie ein Problem.

Im ersten Fall stellt sich die Frage, ob die Umrüstung auf „digital“ etwas bringt. Im zweiten Fall, ob Sie zu einer „herkömmlichen“, analogen Sat-Ausrüstung oder besser doch gleich zu einer „zukunftssicheren“ (= Werbeslogan), digitalen Anlage greifen sollen.

Um es vorwegzunehmen – unser Rat lautet in beiden Fällen: nein. Bleiben Sie bei der alten, analogen Anlage oder kaufen Sie eine solche mit digital-tauglicher Außeneinheit (LNC = LNB).

Zauberwort „digital“

Wozu dann aber ein Test von „Digitalen Sat-Receivern“, mag man sich fragen.Die Antwort ist simpel: Einfach, weil es diese Angebote gibt. Und weil wir zunehmend die Beobachtung machen, dass allein die Beifügung des Wörtleins „digital“ zu verschiedenen Produktangeboten des technischen Bereichs nahezu automatisch die Assoziation „Das Ist Garantiert Irgendwie Total Anders, Leute!“ hervorruft. Besser nämlich, schneller, vielleicht sogar billiger? Der Einsatz eines digitalen Sat-Receivers bringt zwar üblicherweise bessere Bild- und Tonqualität als eine analoge Anlage, aber kein „besseres“ Programmangebot – und das zum (rund gerechnet) doppelten Preis.

Sie sind skeptisch, weil „irgendwas“ muss ja doch dran sein?

ORF-digital

Gut. Lassen wir also den ORF mit seiner Begründung für die seit August 2000 erfolgende digitale Aussendung seiner Programme via Satellit zu Wort kommen: „Digitales TV bringt Bilder und Töne in erstklassiger Qualität – und das auch dort, wo der terrestrische Empfang von TV-Programmen nur in eingeschränkter Qualität möglich ist“, heißt es auf der ORF-Website. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wer ohnehin einen ordentlichen Empfang hat (sei es über den ORF-Sendemast oder Kabel-TV), der benötigt dafür keinen digitalen Sat-Receiver. Er wäre sogar schlecht beraten, weil sich der ORF dieses Feature mittlerweile mit 410 Schilling (einmalig) abgelten lässt – bestehende oder erst noch vorzunehmende Rundfunkanmeldung vorausgesetzt; digitaler ORF-Empfang via Satellit ist also kein Schlupfloch für „Schwarzseher“.

Der Vorteil von digitalem Fernsehen

Aber irgendwer muss doch einen Vorteil von der Digital-Geschichte haben, meinen Sie? Richtig. Wer das – unter anderem – ist, lässt sich auch aus der ORF-Antwort auf die Frage, was „digitales Fernsehen“ eigentlich sei, ablesen: „Beim digitalen Fernsehen werden Bilder und Töne in binäre Daten (0 und 1) umgewandelt. Dadurch kann Fernsehen in erheblich besserer Qualität übertragen werden. Außerdem können digitale TV-Signale komprimiert werden, wodurch mehrere TV- und Radioprogramme über einen einzigen Satellitentransponder übertragen werden können.“

Billiger für TV-Anbieter

Der erste Teil dieser Antwort ist etwas missverständlich: Es gibt nämlich gar kein „digitales Fernsehen“. Ihr TV-Gerät arbeitet immer analog, andernfalls bliebe der Bildschirm leer. Die Digital-Receiver haben ja gerade die Aufgabe, das empfangene Digital- in ein für Ihr TV-Gerät „verständliches“ Analogsignal umzuwandeln. Es geht also um die Art der Übermittlung des TV-Signals. Und die kann analog sein (wie bei der Ausstrahlung via Sendemast oder – gäbe es das beim ORF – Sendung über ein analoges Satellitensignal) oder halt digital. Ersteres ist für die Programmanbieter, welchen Namens auch immer, vergleichsweise teuer (weil die Kapazitäten beschränkt sind), letzteres – digital – ist vergleichsweise billig, weil eben „mehrere TV- und Radioprogramme über einen einzigen analogen Satellitenkanal übertragen werden können.“ TV-Anbieter haben also via digitaler Abstrahlung die Möglichkeit, mehr Programme mit weniger eigenem Aufwand an den Fernsehzuschauer zu bringen und dies auch noch penibel zu kontrollieren. Man könnte fragen: Wird deshalb der Empfang billiger, werden die Rundfunkgebühren für jene 150.000 österreichischen Haushalte, die der ORF nicht oder nicht befriedigend zu versorgen weiß, niedriger? Mitnichten – siehe die „Einmalprämie“.

ORF-Empfang an die d-box gebunden

Dazu kommt: Während beispielsweise die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands sowohl analog als auch digital (in beiden Fällen ohne Zusatzkosten) aus dem All empfangen werden können, hat sich der ORF an ein proprietäres (also nicht offenes), rein digitales System des deutschen Filmverleihers und Medienmagnaten Leo Kirch gebunden: die d-box. Sie fällt in unserem Test durch zwei Besonderheiten auf: Sie ist rund doppelt so teuer wie die Konkurrenzprodukte und erzielt bei zugegeben guter Bild- und Tonqualität gleichzeitig das schlechteste Testergebnis… Aber sie ist erzwungener ORF-Standard und die einzige „offizielle“ Möglichkeit, wenn es darum geht, den Öffentlich-Rechtlichen via Satellit zu empfangen.

Ärger mit d-box

Neben den schon erwähnten Besonderheiten dieses Geräts existieren zahlreiche weitere Merkwürdigkeiten: So kommt es etwa ohne ausführliche Gebrauchsanweisung für die Steuerungssoftware daher (wie ein Computer besteht auch ein Sat-Receiver aus Hard- und Software). Diese müsse vom Händler ausgedruckt und dem Kunden mitgegeben werden, ließ man uns auf Anfrage wissen, das sei so mit dem Hersteller (die meisten d-boxen werden von Nokia produziert) ausgemacht. Befragte Händler wissen davon nichts, einen entsprechenden Hinweis vermisst man im d-box-Karton; ebenso etwa die Möglichkeit, eine detaillierte Gebrauchsanweisung mit Fehlercodes von der Website der für den Vertrieb in Österreich zuständigen Firma HB oder von der Website des Kirch-Pay-TVs „Premiere World“ via Internet downzuloaden (Tipp: Auf der Web-Site einer HB-Tochter findet sich zumindest eine rudimentäre Bedienungsanleitung – http://www.aces.at/; allerdings haben wir Downloadzeiten von bis zu 30 Minuten gemessen…). Dafür finden sich bei HB Produktaussagen, die schlichtweg falsch sind, wie etwa: „… dank des eingebauten 56k-Modems genügt ein Tastendruck, und Sie sind sofort im Internet.“

Benutzerfrust

Dieses Feature fehlt in Wahrheit ebenso wie zahlreiche andere Funktionen, die dem Digital-Fernsehzuschauer das Handling erleichtern sollten. So gehört der Satz „Diese Funktion steht leider noch nicht zur Verfügung“ zu den meistgelesenen des bald genervten d-box-Besitzers, der sich im Umgang mit dem Gerät vor allem in einem üben muss: in Geduld. Die Hinzufügung eines einzigen Kanals zum persönlichen Bouquet (eine individuelle Zusammenstellung der bevorzugten Sender) dauert Minuten; wer die d-box in den Deep-Sleep-Stromsparmodus versetzt, sollte sie möglichst schon fünf Minuten vor Beginn der Fußballübertragung wieder „aufwecken“, um den Anpfiff nicht zu verpassen. Will man das nicht und begnügt sich mit dem „normalen“ Stand-by-Modus, hat dies einen hohen Preis: 16 Watt verschlingt das Kastl in diesem „Stromsparmodus“, fast so viel wie im Betrieb (22 Watt). Wer also beispielsweise vier Stunden täglich fernsieht und die d-box danach im Stand-by-Betrieb vor sich hindösen lässt, verbraucht damit täglich so viel Strom, als würde er eine 60-Watt-Glühlampe mehr als fünf Stunden brennen lassen... Hightech? „Digital“ ist Synonym für besser, billiger, intelligenter?

So verwundert es also nicht, dass mancher Sat-Zuschauer schon seinem voreilig entsorgten analogen Receiver nachtrauert, mit dem sich in Sekundenbruchteilen von einem Sender zum nächsten zappen ließ, was bei den digitalen bis zu zwei Sekunden dauern kann (und das ist eine lange, sehr lange Zeit, wenn man nur einmal schnell sehen will, was wo läuft). Wie resümierten doch unsere Kollegen von der Stiftung Warentest so treffend: „Wer die Langsamkeit digitaler Medien erforschen möchte, findet in der d-box ein ideales Studienobjekt.“

„Programmvielfalt“

Solcher Kritik wird gerne die enorme Programmvielfalt entgegengehalten, welche etwa die d-box über das Kirch-Zusatzangebot „Premiere World“ zu bieten vermag. Das ist schon richtig – sofern man bereit ist, für die rund 40 zusätzlichen Kanäle bis zu 399 Schilling pro Monat auszugeben. Dafür kommen Filme, Serien und Sportübertragungen allerdings auch ohne Werbeunterbrechungen daher. Aber braucht man 40 weitere Kanäle zu den rund 150, die via Sat (egal ob analog oder digital) kostenlos zu empfangen sind? Wer die Frage bejaht, für den steht die Entscheidung fest: d-box II. Wer sie verneint, der mag mit einer analogen Sat-Anlage zum Gesamtpreis von rund 2500 Schilling das Auslangen finden – oder zur etwa doppelt so teuren Digitalanlage abseits der „d-box“ greifen.

Ein Grund dafür, dass der ORF im Gegensatz zu den deutschen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten verschlüsselt sendet, ist das Urheberrecht. Die Abgabe dafür richtet sich nach dem Zielgebiet – und da befindet sich der ORF in der ungünstigen Situation, dass der deutsche Sprachraum als Zielgebiet einfach zu groß und damit zu teuer ist. Für die deutschen Programme ist es dagegen relativ einfach, den österreichischen Empfangsbereich mitzubezahlen, da er nur etwa 10 Prozent ausmacht. Umgekehrt stellt aber Deutschland (aus österreichischer Sicht) einen Mehrbetrag von 90 Prozent dar. Darum wird der Satellitenempfang durch Verschlüsselung und Ausgabebeschränkung der ORF-Card auf Österreich eingeschränkt.

Wenn es sich um eine Einzelanlage handelt, genügt der Austausch des LNC auf einen digitalen Universal-LNC (ab öS 500,–) und ein Digital-Receiver. Wenn es sich um eine Mehrteilnehmeranlage (bis 4 beziehungsweise 8 Teilnehmer) handelt, muss der LNC gegen einen Quattro-LNC getauscht werden. Zusätzlich muss der Verteilbaustein (Multiswitch) über vier Eingänge verfügen, damit die beiden Empfangsbereiche (analog und digital) und beide Ebenen (horizontal und vertikal) für alle Teilnehmer gleichzeitig verfügbar sind. Umrüstkits (LNC und Multiswitch 4fach) sind ab etwa öS 2000,– im Handel.

Die Umrüstung von Kabelanlagen ist derzeit wenig empfehlenswert, da unter anderem die notwendigen Empfangsbausteine noch zu keinem wirtschaftlich vernünftigen Preis angeboten werden.

Hauppauge: Actebis Computerhandels GmbH, Industriestraße 14, A-2301 Groß-Enzersdorf, (02249) 70 03-0
Hirschmann Austria GmbH, Oberer Paspelsweg 6–8,
A-6830 Rankweil, (05522) 307-0
Humax: gekauft bei Conrad Electronic
Nokia Austria GesmbH, Computerstraße 6,
A-1100 Wien, (01) 661 17-0
Radix: Kleinhappl Electronic, Bachstraße 66, A-5023 Salzburg, (0662) 64 67 77-0
Schneider: gekauft bei Saturn

Wenig spricht dafür.

Digitalanlagen bringen in den meisten Fällen keine den – im Vergleich zu einer analogen Sat- Anlage – höheren Preis rechtfertigende Empfangsverbesserung.

ORF via Sat nur digital.

Dafür ist eine Einmalgebühr zusätzlich zur Rundfunkgebühr zu entrichten.

Teurer Spaß.

Kostenpflichtige Zusatzprogramme wie „Premiere World“ können nur mit der (teuren) d-box empfangen werden.

Langsam.

Digitalanlagen reagieren in der Bedienung „träger“ als analoge Sat-Anlagen.

Abwarten.

Es empfiehlt sich, mit dem Umstieg von analog auf digital noch zuzuwarten. Auch bei Erstinstallation genügt eine analoge Anlage (mit digitaler Außeneinheit).

Getestet wurden sechs Sat-Receiver in der Preisklasse von 2990 bis 7990 Schilling und eine PC-Karte für digitalen Sat-Empfang (um 3690 Schilling).

Bildqualität
Von mehreren Testpersonen wurden die Bildschärfe, der Kontrast, das Farbrauschen, die digitalen Aliases und die Bildstörungen bei Wiedergabe über einen hochwertigen TV-Monitor beurteilt.

Tonqualität
Von den Testpersonen wurden die Tonqualität insgesamt, die Störgeräusche und die Stereowiedergabe anhand von ausgestrahlten Programmen beurteilt.

Handhabung Bewertet wurden die Bedienungsanleitung für Gerät und Software (Benutzerführung), die Inbetriebnahme, die Sendereinstellung und die Umreihung in persönliche Gruppen, die Fernbedienung, die Anzeigen am Gerät und am Bildschirm, die Anzahl und der Funktionsumfang der Timerprogramme und das Verhalten bei Stromausfall.

Energieverbrauch
Gemessen wurde der Stromverbrauch im Normal- und im Stand-by-Betrieb.

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