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Digitalkameras - Besser und billiger

  • Die Preise fallen, der Pixelwahn geht weiter
  • 3 Millionen Pixel sind im Normalfall ausreichend

Großer Renner

Mehr als 40 Millionen Digitalkameras dürften in diesem Jahr weltweit verkauft werden (ein Plus von 55 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), für 2004 rechnet die Industrie gar mit einem Absatz von 53 Millionen Stück. Erfreuliche Folge: Die Preise sind im Sinkflug.

Preise gefallen

So gibt es heute etwa eine „gute“ Digicam mit mehr als 5 Millionen Bildpunkten (Megapixel, 5 MP) ab 540 Euro, wogegen man dafür Anfang des Jahres noch zwischen 850 und 1590 Euro auf den Ladentisch legte. Ein Modell mit 4 Megapixel gibt’s derzeit für durchschnittlich 500 Euro (im vergangenen Februar noch 670 Euro), eines mit 3 Megapixel im Schnitt sogar schon für knapp über 400 Euro.

„Billiger“ heißt nicht „billig“

Doch bevor Sie jetzt das Heft in die Ecke schleudern, um sofort in den nächsten Elektronikmarkt zu stürzen, sei gewarnt: Wir sprechen davon, dass Digitalkameras „billiger“ geworden sind – wir sagen nicht, sie seien „billig“, etwa im Vergleich zu einer herkömmlichen analogen Kompaktkamera. Und auch die Vergleichsbasis der verarbeitbaren Bildpunkte mag zwar vielen Konsumenten plausibel erscheinen, sie darf – wie wir später noch sehen werden – aber nicht den Ausschlag geben. Die Qualität des Bildergebnisses wird von weit mehr Faktoren beeinflusst, zunehmend zum Beispiel von der Qualität der Optik.

Qualität der Optik

Wenn man vom Chip und seinen Pixel ab- und sich das Gesamtergebnis ansieht, gibt es ebenfalls Erfreuliches zu berichten: Der Anteil „guter“ Kameras hat weiter zugenommen, man kann sie heute schon um durchschnittlich 480 Euro erstehen (im Februar noch 920 Euro!), und zwar ohne dass sie wesentlich teurer als nur „durchschnittliche“ Modelle sind. Es lohnt sich also ein ausführlicher Blick auf die Tabelle, in der wir die Ergebnisse von 18 neuen Modellen präsentieren, die 300 bis rund 3000(!) Euro kosten.

3000-Euro-Digitalkamera

3000 Euro? Ja, das gibt es auch. In unserem Fall handelt es sich um die digitale Spiegelreflexkamera von Canon, die EOS 10D. Ein Gerät, das für die Zielgruppe der sehr ambitionierten Hobbyfotografen bis Profis ausgelegt ist. Fotopuristen und Technofreaks mögen bei der Aufnahme eines solchen Gerätes in einen Test, der auch Digitalkameras um ein Zehntel des Preises beinhaltet, einwenden, dies sei unfair gegenüber den „Kleinen“. Denn der Sieg der „Großen“ sei ja vorprogrammiert. Tatsächlich landete sie auch an erster Stelle, der Unterschied zu den nachgereihten „guten“ Digitalkameras ist aber in vielen Punkten nur hauchdünn; vor allem bei Betrieb im Automatik-Modus verschwindet er in manchen Punkten gänzlich.

Manuelle Einstellungen

Erst wenn es um die Vornahme manueller Einstellungen geht, um den Einsatz beliebiger Objektive, um die manuelle Kontrolle jedes Aufnahmedetails, dann hebt sich die Spiegelreflex erkennbar vom Feld ab. Es bleibt also der Einschätzung des persönlichen Fotografierverhaltens überlassen (überwiegend mit Automatikfunktion oder mit händischer Einstellung?), ob man die beträchtliche Mehrausgabe als sinnvoll erachtet.

Mythos Megapixel

Bei den Digitalkameras ist seitens der Konsumenten und der Produktwerbung ein ähnlicher Trend festzustellen wie bei den PCs. Wird dort gerne die Geschwindigkeit des Prozessors als „das Maß der Dinge“ schlechthin angenommen und dargestellt – auch wenn man bei den meisten typischen PC-Anwendungen kaum etwas von der Taktgeschwindigkeit des super-schnellen Prozessors merkt –, übernehmen bei der Digitalkamera die Megapixel des Chips diese Funktion: „Mehr ist besser“, lautet die Devise.

Pixel sind nicht alles

Dies trifft aber nur eingeschränkt zu. Mehr Megapixel führen nicht „automatisch“ zu besseren Bildern, sondern primär einmal „nur“ zur Möglichkeit größerer Abzüge! Es liegt ja wohl auf der Hand, dass für einen Poster-Ausdruck vom Foto mehr Bildinformationen vorhanden sein müssen als für einen Abzug im Format 13 mal 18 Zentimeter; dafür würde man problemlos auch mit einer 2-Megapixel-Kamera das Auslangen finden. Die freilich sind weitgehend vom Markt verschwunden und tauchen allenfalls noch bei „Sonderaktionen“ von Diskontern auf – weshalb sich auch kein derartiges Gerät mehr in unserem Test findet. (Diese Restposten sind aber allemal gut geeignet für überwiegende PC-Fotodarstellung – oder zum budgetfreundlichen Fototraining der Kinder).

Ein Blick in die Tabelle zeigt jedoch, dass es nicht unbedingt 4, 5, oder 6 Megapixel braucht, um zu „guten“ Ergebnissen zu kommen, der „Standard“ von 3 Megapixel tut es auch, sofern das typische Ausgabeformat etwa einem A4-Blatt entsprechen soll.

Durchschnittliches beim Zoom

„3-fach“ ist  mittlerweile der Standard beim Zoom – nur drei Kameras im Test erlauben es, die Objekte noch näher heranzuholen: die Olympus C 740 Ultra Zoom (10-fach), die Pentax Optio 550 (5-fach) sowie natürlich auch die Spiegelreflex von Canon, abhängig vom gewählten Wechselobjektiv.

Unterschied bei Speichermedien

Gemessen an dieser weitgehenden Einheitlichkeit sind die Unterschiede bei den mitgelieferten Speichermedien deutlich größer: Es finden sich praktisch alle auf dem Markt erhältlichen Speichermedien (außer Smart Media-Karten), meist in eher bescheidenen Dimensionierungen von 16 oder 32 Megabyte. Damit können gerade einmal zwischen 2 (Olympus C 740 Ultra Zoom) und 14 Aufnahmen (Canon Digital Ixus 400) in bester JPG-Qualität gespeichert werden; Zubehörkauf ist also angesagt (siehe dazu: Weitere Artikel - "Speichermedien"), was nochmal ganz schön ins Geld gehen kann – deshalb vor dem Kamerakauf nach den verfügbaren Speichermedien und deren Preis fragen!

Bald Erweiterung nötig

Etliche Geräte im Test speichern die Bilder primär im internen Memory und kommen ohne jede externe Speicherkarte daher: Casio Exilim EX-Z3, Kodak EasyShare LS 633 Zoom, Pentax Optio S, Ricoh Caplio G 3 und Canon EOS 10D, hier wird ein Erweiterungskauf wohl zwingend nötig sein.

Kaum Anschlüsse für externe Blitze

Umgekehrtes gilt für Blitz-Zubehör: Mit Ausnahme der Canon EOS 10D erlaubt kein Gerät den Anschluss eines externen Blitzgerätes, was aber dadurch gemildert wird, dass alle Geräte kein Problem bei Reichweiten bis 3,5 Meter haben, die meisten werden auch mit fünf Meter entfernten Objekten fertig.

Bildausschnitt: Abweichungen bis 40 Prozent

Nicht ganz so erfreulich sind die Testergebnisse bei der Frage, in welchem Umfang der im optischen Sucher oder am Kameramonitor gesehene Bildausschnitt mit dem übereinstimmt, was dann am Chip gespeichert wird: Hier kommt es zu Abweichungen von bis zu 40 Prozent, wenn der Sucher verwendet wurde, und bis zu zehn Prozent, wenn nach dem Einschalten das Motiv über den Monitor ins Auge gefasst wurde. Apropos Einschalten: Bis zu 8 Sekunden kann es dauern, bis die Kamera schussbereit ist (Toshiba PDR-T30), die Mehrzahl der Geräte braucht etwa 2,5 Sekunden.

"Digital" heißt oft langsam

Nach dem ersten Drücken des Auslösers warten Besitzer einer Pentax Optio S oder einer Samsung Digimax V4 im „Single-Shot-Modus“ fast 8 Sekunden, bis sie erneut „schießen“ können; die meisten anderen schaffen das in 2 Sekunden. Lässt man den Finger am Auslöser („Continuous-Shooting-Modus“), benötigt die Fujifilm FinePix F410 gerade mal 0,29 Sekunden pro Aufnahme (bis maximal 4 Bilder), die Pentax Optio S und die Canon Powershot A 70 aber fast 1,7 Sekunden.

Was einmal mehr zeigt: „digital“ heißt nicht schnell. Für so manche Aufnahmesituationen kommen Sie mit der digitalen Kamera zu spät. Eine Eigenheit, über die sich schon viele beim Einstieg in die digitale Fotowelt geärgert haben.

Kompetent mit Konsument

  • Billiger, aber nicht billig. Trotz geschrumpfter Preise sind digitale immer noch viel teurer als analoge Kameras.
  • Wie viele Megapixel? Standard sind derzeit 3 Megapixel. Das ist im Normalfall ausreichend.
  • Spiegelreflex fasziniert. Ist aber, unter Einbeziehung des Preises, nur etwas für ambitionierte, „gestandene “ Spiegelreflex-Fans und Profis.

So haben wir getestet

Aus einem international durchgeführten Test veröffentlichen wir die Ergebnisse für 1 Spiegelreflexkamera und 17 Zoomkameras, die auch in Österreich erhältlich sind.

  • Bildqualität: Zur Ermittlung von Auflösung, Farbwiedergabe, Verzerrungen und Scharfstellung wurden Testtafeln fotografiert. Die Bildqualität wurde auch durch subjektive Beurteilung von mehreren Testpersonen ermittelt.
  • Videoaufzeichnung: Zur Beurteilung wurden vier Videosequenzen in der besten Qualität aufgenommen und über einen hochwertigen TV-Monitor wiedergegeben.
  • Sucher/Monitor: Die Abweichungen des Sucherbildes und der Wiedergabe am Monitor vom aufgezeichneten Bild wurden gemessen.
  • Blitz: In einem abgedunkelten Raum wurden bis zu fünf Meter entfernte Objekte mit dem eingebauten Blitz aufgenommen.
  • Handhabung: Von mehreren Testpersonen wurden die Bedienungsanleitung, Sucher und Monitor, die Datenrate beim Überspielen auf einen PC, die Auslöseverzögerung, das Tauschen der Speichermedien und Batterien, die Einstellungen am Gerät und die Bedienung selbst bewertet.
  • Stromversorgung: Bewertet wurden die Betriebszeit mit einem Akku- oder Batteriesatz, die Anzeige der Restkapazität und Warnanzeigen bei fast leerem Akku.

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