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Mobilfunk-Provider - Was kann ich für Sie tun?

  • Das Kundenservice anonym getestet
  • One liegt voran

Es ist eine Premiere: Erstmals haben wir Unternehmen der Telekommunikationsbranche darauf getestet, wie sie es denn mit ihrer Informationspolitik gegenüber Kunden und Öffentlichkeit halten. An die vier Mobilfunk-Provider richteten wir inkognito jeweils zwei telefonische Konsumentenanfragen, je eine briefliche Konsumentenanfrage sowie eine Konsumenten-E-Mail-Anfrage. Schließlich stellten wir sie noch mit einer Journalistenanfrage auf die Probe und bewerteten ihre Internet-Website.

Frei nach dem Motto „es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten“ konfrontierten wir die Mobilfunk-Provider telefonisch zunächst mit der Frage: „Kann man mit einem Wertkartenhandy auch im Ausland telefonieren, und wie erfolgt die Abrechnung?“

Alle Auskunftspersonen waren dabei freundlich und kompetent. Auch eine rasche Verbindung war meist gewährleistet. Lediglich beim ersten Test-Anruf bei tele.ring bedurfte es dreier Versuche, um die Auskunftsperson zu erreichen. Beim zweiten Anruf ein paar Tage später klappte es jedoch auch hier sofort.

Fülle an Informationen

Was die Informationen selbst betraf, so sprudelten diese bei max.mobil im wahrsten Sinn des Wortes durch den Telefonhörer. Auch bei mobilkom (A1) erwiesen sich die Informationen als gut, bei tele.ring und Connect Austria (one) waren sie in Teilbereichen etwas dürftig.

Einzelgesprächsnachweis

Bei unserer brieflichen Anfrage wollten wir wissen, ob bei einem „Familien-Handy“ die geführten Gespräche im Nachhinein zuordenbar sind, ob es also einen Einzelgesprächsnachweis gibt und wie viel dieser kostet.

Besonders rasch erhielten wir die Antwort von tele.ring, die zudem auch relativ ausführlich war. Etwas länger dauerte es bei Connect Austria. Dieser Provider versandte als Information neben einem Begleitbrief mit einem Hinweis auf die Service-Telefonnummer auch lediglich Prospekte, aus denen man sich die Antwort heraussuchen musste.

Gezählte 14 Tage dauerte die Antwort bei mobilkom, die zudem Mängel aufwies.

Am raschesten ging es bei max.mobil – allerdings durch Anruf am Handy, was uns sehr verwunderte. Man durchforstete also bei diesem Provider die Kundendatei aufgrund des Namens des Anfragers und wurde fündig. Wer sich die Mühe macht, einen Brief zu schreiben, erwartet in der Regel aber detaillierte schriftliche Informationen, die bei einem Anruf nur eingeschränkt gegeben werden können.

Internetsurfen im Ausland

Getarnt als Konsumenten wandten wir uns auch per E-Mail mit einer Anfrage an die Provider und wollten wissen: „Ist es mit einem WAP-fähigen Handy auch im Ausland möglich, im Internet zu surfen und wenn ja, welche Kosten würden dabei anfallen?“

Sieht man von tele.ring ab, waren alle – ebenfalls per E-Mail gegebenen – Antworten kompetent. Man teilte uns unter anderem mit, dass so genannte Roamingkosten anfallen, die je nach Land, Netzanbieter und Tageszeit sehr stark schwanken können. Deshalb verwies man uns auch auf die entsprechenden Websites, auf denen diese Kosten ersichtlich sind. Lediglich die Information, dass die eigentlichen WAP-Gebühren im Inland und im Ausland gleich hoch sind, wurde nicht gegeben.

Die Antworten erfolgten noch am gleichen Tag, spätestens am nächsten. Am schnellsten war max.mobil: Hier dauerte die Antwort keine fünf Minuten.

Auf eine Antwort von tele.ring warten wir allerdings jetzt noch. Wir erhielten lediglich die Rückmeldung, dass man sich mit der entsprechenden Abteilung in Verbindung gesetzt habe und sich nach Klärung der Anfrage wieder melden werde. Ist hier die Organisation tatsächlich so aufgeblasen, dass der Informationsfluss irgendwo versickert? Jedenfalls wurde mittlerweile die Entlassung jedes siebenten Mitarbeiters angekündigt.

Engpässe im Versorgungsnetz

Wie gut ein Unternehmen die Öffentlichkeit informiert, zeigt sich auch an der Beantwortung von Medienanfragen. Wenn Journalisten für das Schreiben eines Artikels Informationen benötigen, erwarten sie eine prompte und kompetente Antwort. Diesmal fragten wir ganz offiziell und als Testmagazin „Konsument“ telefonisch bezüglich Engpässen beziehungsweise Problemzonen bei der Mobilfunk-Versorgung an.

Wirklich prompt erhielten wir in keinem Fall eine Antwort – alle Pressestellen mussten erst einmal im eigenen Haus recherchieren. Im raschesten Fall dauerte es vier Tage, im langsamsten neun. Und auch die gebotenen Informationen waren mitunter spärlich. Lediglich bei Connect Austria klappte es gut: Hier wurden uns eine Service-Hotline und eine E-Mail-Adresse mitgeteilt, unter denen man Auskunft über einzelne Regionen erhalten kann, sowie eine CD-ROM mit einer Netzabdeckungskarte von Österreich zugesandt.

Bei tele.ring und mobilkom erfuhren wir den prozentmäßigen Versorgungsgrad und erhielten den Hinweis auf die entsprechenden Websites. Während bei tele.ring hier ein Suchen durchaus zum Ziel führt und man uns auch eine Netzabdeckungskarte zugeschickt hätte, gingen unsere Internet-Recherchen bei mobilkom ins Leere.

Von max.mobil erhielten wir ein langes E-Mail, in dem über den prozentmäßigen Versorgungsgrad und sehr detailliert über die Errichtung von Mobilfunk-Anlagen, Hindernisse bei den Ausbreitungsbedingungen, gesetzliche Rahmenbedingungen sowie gesundheitliche Aspekte berichtet wird. Ein Hinweis, wo und wie man mehr über die Netzabdeckung erfahren kann, fehlte und kann möglicherweise auch nicht gegeben werden.

Gute Infos im Internet

Schließlich nahmen wir auch die Websites der einzelnen Provider unter die Lupe. Als gut erwiesen sich jene von Connect Austria und tele.ring: Sie sind übersichtlich gestaltet, und es gibt eine Karte zur Netzabdeckung inklusive Detailkarte (die vor allem bei tele.ring sehr informativ ist).

Die Website von mobilkom ist zumindest teilweise unübersichtlich und nach einer Karte bezüglich Netzabdeckung wird man – ebenso wie bei max.mobil – vergeblich suchen. Einen wichtigen Punkt erfüllten alle Provider gleichermaßen gut: Die Tarifangaben sind bei allen Websites leicht zu finden und übersichtlich.

Getestet wurden die Websites übrigens mit den Browsern Internet-Explorer 5.5 und Netscape 6.0. Dabei stellten wir fest, dass die Website von max.mobil nicht netscape-tauglich ist. Für ein Unternehmen der Telekommunikationsbranche nicht gerade ein Renommee.

Manche Aktionsangebote schauen auf den ersten Blick attraktiver aus als sie wirklich sind.

Tatsache ist, dass jene starrköpfigen Zeitgenossen, die sich mit dem guten alten Festnetz begnügen, unterm Strich günstiger aussteigen. Vergleichsweise niedrig sind die mobilen Gesprächsgebühren nur innerhalb des eigenen Netzes – und auch nur dann, wenn man ein vertragsgebundenes Handy mit einer monatlichen Grundgebühr von mindestens 99 Schilling besitzt. Bei den Wertkartenhandys ist die Ersparnis gering, auf andere Wertkartenhandys des gleichen Netzes beschränkt (B-Free Compact im analogen D-Netz) oder – wie bei max.mobil – auf einen einzigen Gesprächspartner. Diese so genannte Herziline ist vor kurzem um 40 Groschen teurer geworden. Vermutlich rein zufällig entsprechen 1,40 Schilling etwa 10 Euro-Cent (exakt: 1,38 Schilling).

Grundsätzlich hat man jedenfalls die Wahl zwischen Tarifmodellen ohne Grundgebühr, aber mit sehr hohen Gesprächsgebühren und solchen mit Grundgebühr und immer noch hohen Gesprächsgebühren. Gratisminuten, wie bei tele.ring, bringen dann Vorteile, wenn man das Guthaben (das nach einem Monat verfällt) regelmäßig ausschöpft. Die kostenlosen Gespräche mit dem tele.ring-Wertkartenhandy zwischen 22 und 6 Uhr dürften hingegen vor allem für schwarze Ringe unter den Augen und Unmut bei den Bekannten sorgen. Außerdem gelten sie nicht unbegrenzt, sondern nur 31 Nächte lang nach jedem Aufladen. Was zeigt, wie wichtig es ist, auf das Kleingedruckte zu achten. Ein Hinweis, der sich auf alle Netzbetreiber bezieht und nicht zuletzt deren Aktionsangebote betrifft.

Gesamtkosten zählen: Grundsätzlich gilt es, die Gesamtkosten (einmalige plus laufende Kosten) im Auge zu behalten und sich nicht durch die niedrigen Handypreise verlocken zu lassen. Wer wenig aktiv telefoniert, steigt mit einem Wertkartenhandy immer noch am günstigsten aus. Ausgesprochene Plaudertaschen hingegen, die oft tagsüber telefonieren, sollten nachrechnen, ob sich nicht sogar ein Business-Tarif lohnt (meist ab etwa 90 Minuten pro Monat).

Die Ergebnisse in Tabellenform finden sie unter Tabellen - "Handy-Tarife".

Die Bewertung der Informationsoffenheit der Mobilfunk- Provider ist Teil eines Unternehmens-Ethik-Tests, der in Heft 11/2001 veröffentlicht wird. Kriterien für die Informationsoffenheit waren:

Konsumenten-„Mystery-Call“:
Bewertet wurden Wartezeit am Telefon, Erreichbarkeit der Auskunftsperson sowie Informationsqualität der Antwort.

Briefliche Konsumentenanfrage:
Die Bewertung erfolgte nach Wartezeit auf die Antwort und deren Informationsqualität.

Mystery-Konsumenten- E-Mail-Anfrage:
Die Bewertung erfolgte nach Wartezeit auf die Antwort und deren Informationsqualität.

Journalisten-Anruf:
Die Bewertung erfolgte nach Wartezeit am Telefon, Erreichbarkeit der Auskunftsperson (wenn nicht sofort erreichbar: wird Rückruf vereinbart oder um E-Mail-Adresse zwecks rascher Antwort gebeten?) sowie Wartezeit auf die Ant-wort und deren Informationsqualität.

Internet-Website:
Bewertet wurden Übersichtlichkeit, Navigation beziehungsweise Zugang zu aktuellen Tarifen, Informationen über Netzabdeckung, Geschäftsbedingungen und Kommunikationsmöglichkeiten mit dem Provider, die Informationsqualität in diesen Bereichen sowie die Netscape-Tauglichkeit.

Der Test der Informationsoffenheit der Mobilfunk-Provider wurde von der Agentur Synerga/Baden bei Wien (synerga@magnet.at) in Zusammenarbeit mit der zuständigen Fachabteilung des VKI durchgeführt.

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