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Telefonieren im Zug - Störfaktor Handy

Teure Wertkarten, schlechter Handy-Empfang, genervte Mitreisende – das Telefonieren im Zug bietet einigen Anlass für Ärger. Änderungen sind in Sicht.

In nahezu allen EC- und IC-Zügen der ÖBB gibt es nach wie vor ein Zugtelefon, meist in Speisewagen-Nähe. War dieses früher mit den üblichen Telefonwertkarten der Telekom benutzbar, so müssen seit einigen Jahren eigene ÖBB-Wertkarten gekauft werden. Sie sind beim Schaffner um 10 Euro erhältlich und nur im Zug verwendbar.

Hohe Gebühren

Die Minute Telefonieren (zu Festnetzanschlüssen und A1-Handys) kostet 30 Cent (pro begonnene 30 Sekunden 15 Cent). Bei Gesprächen zu Handys anderer Anbieter kostet die Minute 44 Cent (bzw. 22 Cent pro begonnene 30 Sekunden). Warum eine eigene ÖBB-Telefonwertkarte? Die Telekom war nicht mehr bereit, diese fahrenden Telefonzellen wie eigene zu behandeln und auf eigene Kosten zu betreiben und zu warten. Gerätekosten und die nötige Wartung, die nun die ÖBB selber tragen müssen, werden als Grund für die nicht gerade günstigen Preise genannt. Doch diese Form des Telefonierens ist im Handyzeitalter ohnehin eine aussterbende Kommunikationsform: Die ÖBB werden daraus die Konsequenzen ziehen und nach der derzeitigen Gerätegeneration diesen Service einstellen.

Komfort durchs Mobiltelefon

Die Zukunft des Telefonierens im Zug liegt wohl im Mobiltelefon in der eigenen Tasche. Es hat dem Ferngespräch aus dem Zug zu einem bisher nicht gekannten Boom verholfen. Und es ermöglicht dem Fahrgast einen völlig  neuen Komfort: etwa, wenn es darum geht, bei einer Verspätung die pünktliche Abholung am Zielbahnhof zu arrangieren.

Gestörte Handys

Vorausgesetzt, die Funkverbindung klappt. Und die klappt nicht immer, wie jeder handybesitzende Bahnreisende aus eigener, leidvoller Erfahrung zu berichten weiß. Was auf Autobahnen mittlerweile undenkbar ist, passiert selbst auf Hauptbahnstrecken wie der Westbahn immer wieder: dass plötzlich mitten im Gespräch die Verbindung abreißt, weil man in einen Funkschatten geraten ist. Die Handybetreiber haben die Bahnkunden bisher offenbar noch nicht als ihre Kunden entdeckt.

Mit A1 und T-Mobile bald besseren Empfang

Die ÖBB arbeiten daran, die Bedingungen für die Benützung von Mobiltelefonen im Zug zu verbessern. Denn auch bei gegebener Funkversorgung können mitunter Probleme auftreten: Die zum Sonnenschutz bleibeschichteten Fenster der Fernzüge beeinträchtigen den Empfang. Die ÖBB haben daher begonnen, im Zuge des eben angelaufenen Re-Designs der 2.-Klasse-Wagons der Fernzüge die beschichteten Fenster auszutauschen. Im Jahr 2002 wurden die ersten 55 Wagons umgebaut (und auch mit einem Handy-Piktogramm kenntlich gemacht). Bis Ende des Jahres 2005 sollen rund 250 Wagons umgebaut sein und guten Handy-Empfang weitgehend sicherstellen. Auch rund 100 1.-Klasse-Wagons im Fernverkehr werden handytauglich gemacht: In Kooperation mit T-Mobile und A1 werden Verstärker, so genannte „moving repeater“, eingebaut. Diese sollen auch bei schlechter Funkausleuchtung einen funktionierenden Handyempfang sicherstellen – allerdings nur für Besitzer von A1- oder T-Mobile-Handys, da sich die anderen Mobilfunkanbieter nicht an den Kosten beteiligen wollten.

Nervende Handys

Die Kehrseite des zunehmenden Handygebrauchs im Zug haben regelmäßige Zugbenützer wohl auch schon kennen gelernt: die Belästigung durch Handybenützer, die sich nicht kurz fassen können, ein Zugabteil mit ihrem Wohnzimmer verwechseln, schlechten Empfang durch hohe Lautstärke wettzumachen versuchen und die anderen Fahrgäste in ihrer Umgebung zum ungewollten Mitlauschen nötigen.

Schwätzer unter sich

Die ÖBB planen die Einrichtung von Handyruhezonen, wie es sie bereits in Zügen der Deutschen Bahn gibt. Diese werden mit entsprechenden Piktogrammen gekennzeichnet, signalisieren aber kein Verbot (wie etwa das Nichtraucher-Piktogramm) – ein solches sei laut ÖBB, wie das deutsche Beispiel zeige, in der Praxis nicht durchsetzbar. Das Piktogramm weise nur darauf hin, dass in diesem Wagon keine Maßnahme getroffen wurde, um den Handyempfang zu verbessern. Einen klareren Weg gehen hier die SBB in der Schweiz. Dort gibt es seit längerem 1.- und 2.-Klasse-Ruhewagen in den Fernzügen, wo ein Handy- (aber auch etwa Walkman-) Verbot herrscht, das an jedem Fenster durch ein entsprechendes Piktogramm signalisiert wird und auf dessen Einhaltung auch die Zugbegleiter achten. Zu Jahresbeginn 2002 wollten die SBB diese „Flüsterwagen“ auflassen und entfachten damit in den Medien und unter ihren Kunden einen Sturm der Entrüstung, sodass sie rasch wieder von diesem Vorhaben abließen.

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