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Druckertinten für Canon im Test - Auf Sparkurs

, aktualisiert am

  • Chip-Sperre der Originalpatronen geknackt
  • Allerdings häufig Schwächen bei Füllstandsanzeige
  • Wesentliche Einsparungen möglich

Kosteneinsparung 

Ups – da passt gerade noch ein Blatt Normpapier dazwischen: Mit 68 von 100 erreichbaren Punkten hat die Originaltinte von Canon nur noch einen Vorsprung von acht Punkten gegenüber Produkten von Tinten-Drittherstellern, den Firmen Peach, Pearl und Pelikan (60 Punkte). Wesentlich kräftiger fällt auf der anderen Seite der Unterschied im Preis aus: Durchschnittlich die Hälfte der Druckkosten lässt sich pro gedruckter A4-Seite mit den Fremdprodukten sparen. Und das ist noch nicht einmal die maximal mögliche Ersparnis, wie unsere Tests von sechs Drittanbieter-Produkten für Canon-Drucker und Multifunktionsgeräte zeigen.

Aufmerksame Leser und Leserinnen erinnern sich vielleicht: Bereits in der Juli-Ausgabe 2008 von „Konsument“ hatten wir einen ähnlichen Test durchgeführt, damals aber mit definiertem Schwerpunkt für eines der Billiggeräte des japanischen Herstellers (den iP3500) im Vergleich zu Geräten derselben Preisklasse von Epson und HP. Der aktuelle Test sieht hier genauer hin: Die jetzt geprüften Produkte sind ausgelegt für die Canon-Tintendru­cker der Pixma-Serien iP 3000/4000/5000 und die Multifunktionsgeräte der Serien MP400/500/600/900, womit schon ein erheblicher Teil der Produktpalette abgedeckt ist.

Tröpfchenweise

Übrigens: Es heißt korrekt tatsächlich „Tintendrucker“ und nicht „Tintenstrahldru­cker“. Der Tintenstrahldrucker – wie er im gewerblich-industriellen und im kreativen Bereich (hochwertige Kunstdru­cke) zur Beschriftung unterschiedlicher Materialien eingesetzt wird – setzt einen kontinuierlichen Strahl von Tinte voraus (überschüssige Tinte wird aufgefangen und wieder verwendet), während bei den typischen Geräten für den Heim- und Bürobereich „Tropfen nach Bedarf“ (Drop on Demand) erzeugt und mit einer Geschwindigkeit von rund 50 km/h auf das Papier geschleudert werden.

Bei Canon, HP, Brother, Dell und anderen Herstellern bewerkstelligt man dies durch extremes Erhitzen der Tintentröpfchen, also durch ein thermisches Tintendruckverfahren (einzig Epson verwendet ein mechanisches Prinzip, den Piezodruck).

Spannend-heiße Sache

Beim thermischen Tintendrucken werden die einzelnen Tröpfchen im Druckkopf durch Anlegen einer elektrischen Spannung auf bis zu 300 Grad Celsius erhitzt – sie „explodieren“ und werden durch die Düsenöffnung auf das Papier geschleudert. Je mehr solche Düsen vorhanden sind, je schneller diese feuern, je kleiner die erzeugten Tintentröpfchen sind, desto flotter arbeitet der Drucker bzw. desto feiner sind Bildauflösung und Farbübergänge – sofern die Tintenqualität mitspielt. Denn nach wie vor geht ein Kamel nicht durch ein Nadelöhr.

Und die Ingenieure der Druckerhersteller haben dieses Nadelöhr immer kleiner werden lassen. Während man in den 1980er-Jahren noch stolz darauf war, Tintentröpfchen mit einer Größe von 180 pl (Picoliter = Billionstel Liter) erzeugen zu können, arbeiten die aktuellen Geräte von Canon (und anderen) heute schon mit Tröpfchengrößen von nur 1 pl.

Farbige Winzigkeiten

Farbige Winzigkeiten

Auch hier zur Veranschaulichung: Stellt man sich einen Würfel mit nur einem Zentimeter Kantenlänge vor, passen in diesen weitere 1.000 Würfel mit einer Kantenlänge von einem Millimeter hinein. Und jeder dieser Ein-Millimeter-Würfel bietet wiederum Raum für eine Million(!) Würfel mit dem Volumen von einem Picoliter. Canon gibt an, mit seiner FINE genannten Druckerkopftechnologie auf einer Fläche von nur 16 mal 20 Millimetern bis zu 6.000 Düsen aufbringen zu können, die diese Winzigtröpfchen in Richtung Papier explodieren lassen.

Daraus ergibt sich, dass so komplexe Vorgänge im mikroskopischen Bereich höchste Anforderungen (auch) an den Gegenstand unseres Tests stellen: die Tinte. Kein Wunder also, dass Gerätehersteller auf der ganzen Welt die Rezepturen ihrer Originaltinte hüten wie die für die aktuelle Wirtschaftskrise verantwortlichen Finanzjongleure ihre Machenschaften. Dritt­anbieter sind nicht gerne gesehen, Konsumenten, die deren Produkte verwenden, wohl auch nicht.

Elektronische Wachhunde ausgetrickst

Um die Verwendung solcher Produkte auszuschließen oder doch zumindest zu erschweren, werden (auch) bei Canon Chips in die Druckpatrone eingebaut, die unter anderem für die korrekte Angabe des Patronenfüllstandes (mit) verantwortlich sind. Wie nicht anders zu erwarten, haben es Dritthersteller geschafft, diese Blo­ckade zu umgehen. Alle Produkte im Test kommen mit einem nachgebauten Chip daher, der aber leider nicht immer zuverlässig funktioniert: So zeigte die Schwarzpatrone von Geha den Leerstand der Patrone an, lange bevor dieser wirklich erreicht war.

Zu gelegentlichen Ungereimtheiten kam es auch bei iColor – wenngleich in umgekehrter Richtung: Der Leerstand wurde zu spät angezeigt. Auch erfolgt keine zuverlässige Füllstandsanzeige. Bei den Patronen von KMP muss­ten die Tester erst einmal an der Patrone ruckeln, bis der Kontakt zwischen Chip und Patronenhalterung korrekt hergestellt war.

Qualität näher betrachtet

Qualität näher betrachtet

Wie nicht anders zu erwarten – siehe die Erläuterungen zuvor –, kommt kein Produkt hundertprozentig an das Original heran. Das ist aber für viele alltägliche Aufgaben wohl gar nicht nötig. Am auffälligsten werden Qualitätsunterschiede beim Druck von Grafiken und Fotos auf Normalpapier (Jet Tec schloss hier mit „weniger zufriedenstellend“ ab). Beim Fotodruck auf Spezialpapier gab es zwei nur „durchschnittliche“ Ergebnisse (Jet Tec und KMP), beim Textdruck gilt dies nur für Jet Tec.

Neben dem Druckergebnis sollte man aber, vor allem beim Fotodruck, auch die Lichtbeständigkeit im Auge behalten – nach kurzer Zeit verblasste Fotos vermögen die Freude am gelungenen Schnappschuss (und an der Ersparnis) doch erheblich zu mindern. Neben Canon schnitten in diesem Punkt Peach, Pearl, Pelikan und Geha „gut“ ab, während bei der Füllstandskontrolle nur das Originalprodukt wirklich überzeugen konnte.

Ersparnis fällt kräftig aus

Auch das entspricht den Erwartungen: Eine mittlere Ersparnis (gerechnet über alle Druckaufgaben) von 45 Prozent (Pelikan) bis zu 55 Prozent (Peach, Pearl) gegenüber dem originalen Canon-Produkt ist durchaus erheblich. Was sich in der Brieftasche aber wohl nur dann nachhaltig bemerkbar macht, wenn man sehr viel druckt. Wer hingegen üblicherweise mehrere Monate mit einem Patronenset auskommt oder wer Wert auf in jedem Fall höchste Qualität legt (und dabei auch auf die Rolle des Papiers nicht vergisst), der mag mit den Entwicklern und Verkäufern bei Canon ein Einsehen haben und bei deren Produkten bleiben, leitet sich „Canon“ doch von „Kwanon“ ab – der buddhistischen Göttin der Barmherzigkeit …

Tabelle: Druckertinten für Canon

Was in der Tinte drinnen ist

Was in der Tinte drinnen ist

as unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller, ja sogar von Produktfamilie zu Produktfamilie desselben Herstellers. Mit ein bisserl Wasser und Farbstoff ist es jedenfalls nicht getan, wie ein von Prof. Dr. Ing. Hans Brümmer präsentiertes Beispielsrezept zeigt:

  • Farbstoff (0,2 bis 5 Gewichtsprozente) zur Farbgebung
  • Feuchthaltemittel (2 bis 10 Gewichtsprozente) zur Verhinderung des Eintrocknens in den Tintenkanälen und Düsen
  • Konservierungsmittel (0,1 bis 3 Gewichtsprozente) zur Verhinderung von Schimmelbildung
  • Binde- und Verdickungsmittel (0 bis 0,2 Gewichtsprozente) zum Einstellen des Fließverhaltens und zur Verbesserung der Haftung auf dem Papier
  • Tenside (0 bis 0,2 Gewichtsprozente) zur Verbesserung der Benetzung von Tinte führenden Bereichen und Medien
  • Biozid zur Verhinderung von Pilz- und Bakte­rienwachstum
  • Lösemittel und/oder Wasser (Rest auf 100 Gewichtsprozente) zur Lösung der Zusatzstoffe und zur Beeinflussung des Fließverhaltens

Die Veränderung jedes einzelnen Bestandteils verändert das Gesamtverhalten der Tinte – und damit nicht nur das Druckergebnis, sondern unter Umständen auch die Haltbarkeit des Produkts. Gerade dazu machen aber die meisten Anbieter keine Angaben – was mit Ausnahme der Tinten von Canon und Pearl/iColor bei allen zu einer Abwertung im Teilurteil "Handhabung“ führte.

Kompetent

kompetent

  • Kompromisse. Druckertinte ist ein komplexes Produkt – optimale Ergebnisse in jedem Anwendungsbereich sind nur mit dem Originalprodukt erreichbar.
  • Manchmal kaum sichtbar. Abstriche bei der Qualität sind bei vielen Alltagsanwendungen jedoch akzeptabel und der Unterschied ist oft ohnehin nur bei genauem Hinsehen erkennbar.
  • Interessant bei großen Mengen. Einsparungen können für Vieldrucker beträchtlich ausfallen.
  • Wermutstropfen. Handhabung und Angaben zur Haltbarkeit sind verbesserungswürdig.

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