Zum Inhalt

Carsharing - Teilen statt besitzen

Ein Auto nutzen, ohne es zu besitzen, ist die Devise beim Carsharing. Die gemeinschaftliche Autonutzung liegt im Trend.

Bei Bedarf über ein Auto zu verfügen, ohne sich um Anschaffung, Service und Versicherungen kümmern zu müssen, ist verlockend. In Österreich nutzen bereits rund 12.000 Menschen Carsharing. Rund 400.000 Per­sonen sind es in ganz Europa, schätzt die Mobilitätsorganisation VCÖ.

Fixkosten auf Kilometer umgelegt

Die gemeinschaftliche Nutzung von Autos hat viele Vorteile. Die hohen Fixkosten – wie Anschaffung und Wertverlust, Versicherungen, Autobahnpickerl – werden auf die gefahrenen Kilometer umgelegt. Das erhöht die Entscheidungsfreiheit bei der Wahl des passenden Verkehrsmittels für den jewei­ligen Weg. Das Argument, das um viel Geld angeschaffte Auto auch nutzen zu müssen, fällt weg.

Carsharing ändert Verkehrsverhalten

Untersuchungen zeigen, dass Carsharing auch das Verkehrsverhalten ändert. Laut Angaben des VCÖ fahren 43 Prozent der auf Carsharing umgestiegenen Personen häufiger mit öffentlichen Verkehrsmitteln und mit dem Fahrrad. Das Auto wird nach dem Umstieg nur halb so oft für die tägliche Mobilität eingesetzt wie davor. Und ein Carsharing-Auto wird besser genutzt: Während ein privates Auto nur rund 5 Prozent der Zeit, also rund 70 Minuten täglich, tatsächlich fährt, sind es bei einem Carsharing-Auto etwa 35 Prozent der Zeit.

Umweltentlastung

Das gemeinsame Nutzen eines Autos entlastet die Umwelt. Ein Carsharing-Auto ersetzt acht Pkw. Das schafft Platz für andere Nutzungen des öffent­lichen Raumes – ein vor allem in Ballungsräumen starkes Argument.

In 14 Staaten Europas wird Carsharing angeboten. 12.000 Österreicherinnen und Österreicher nutzen Carsharing (bei 8,4 Millionen Einwohnern). In der fast ebenso großen Schweiz gibt es 100.000 Carsharing-Mit­glieder, in Deutschland 150.000 und in den Niederlanden bei 16,5 Millionen Einwohnern 29.000.

Vom Kleinwagen bis zum Transporter

Beim klassischen Carsharing stehen die ­Autos an fixen Standplätzen und sind dort-hin auch wieder zurückzubringen. Im Fuhrpark des Unternehmens stehen verschiedene Autotypen zur Verfügung, vom Kleinwagen bis zum Transporter. So kann man sich jenes Modell suchen, das gerade benötigt wird.

Carsharing.at

Carsharing.at

Den Markt in Österreich beherrscht die Firma Zipcar Austria mit CarSharing.at (früher Denzeldrive). Das Unternehmen hat Carsharing über die letzten 15 Jahre in Österreich etabliert und wurde im August 2012 vom weltweit größten Carsharing-Anbieter, der amerikanischen Zipcar Inc. (rund 700.000 Mitglieder und 9.000 Fahrzeuge), über­nommen. In Österreich gibt es aktuell rund 10.000 Kunden, zwei Drittel davon in Wien.

Auch Unternehmen angesprochen

Österreichweit gibt es etwas über 100 CarSharing.at-Standorte mit rund 200 Fahr­zeugen, wobei an einem Standort von einem bis zu 20 Autos (Parkgarage Wien Westbahnhof) stehen können. Bewusst werden auch Unternehmen als Kunden angesprochen, um die Auslastung unter der Woche zu erhöhen, da Privatpersonen die Autos eher an Wochenenden nutzen.

Wien setzt auf Carsharing

Etwa 70 der Standorte befinden sich in Wien, meist in Parkgaragen. Eine jüngst gestartete Kooperation mit der Gemeinde Wien ermöglicht nun auch die Schaffung von Standorten auf öffentlichen Parkplätzen – ähnlich wie Taxistandplätze. Bis Ende November 2012 soll es 65 öffentliche Standorte geben. Gleichzeitig wird der Bestand an CarSharing.at-Autos in Wien von 100 auf etwa 130 anwachsen.

Die Stadt Wien sieht im Carsharing eine Abrundung umweltfreundlicher Verkehrspolitik in Ergänzung zu Fahrrad und ­öffentlichem Verkehr. Dafür sei die Sicht­barkeit im öffentlichen Raum wichtig, um Car­sharing ins Bewusstsein der Bevölkerung zur bringen, heißt es.

Ergänzung zum öffentlichen Verkehr

Weitere Carsharing-Unternehmen sind bereits in Verhandlung mit der Gemeinde Wien. Der Autovermieter Easymotion kündigt den Einstieg ins Carsharing-Geschäft in Wien mit einer Mischung aus fixen Standplätzen und frei geparkten Autos noch für 2012 an.

Ergänzung zum öffentlichen Verkehr

Bei CarSharing.at ist eine einmalige Anmeldung nötig; Jahresbeitrag 60 Euro. Kunden diverser Kooperationspartner – z.B.: ÖBB-Vorteilscard-Besitzer, ÖAMTC/ARBÖ-Mitglieder, Studenten, Inhaber von Jahreskarten der Wiener Linien, u.a. – fahren billiger. Zipcar Austria sieht darin strategische Vernetzungen, denn das Unternehmen versteht sich als Ergänzung zum öffentlichen Verkehr. Daher liegen die Autostandorte oft bei Bahnhöfen oder anderen Verkehrs­knotenpunkten. Die Standorte samt verfügbaren Autos und wie man sie findet und entlehnt ist auf www.carsharing.at ersichtlich.

Kosten: Zeit und Kilometer

Dank Internet ist eine Fahrzeugbuchung auch kurzfristig möglich. Die Kosten für die ein­zelne Fahrt errechnen sich aus der gebuchten Zeit und den gefahrenen Kilometern. Die Stundentarife variieren je nach Autotyp im Zeitraum 7 bis 23 Uhr zwischen 1,40 und 4 Euro (nachts kostet die Stunde einheitlich 40 Cent). Der Kilometerpreis beträgt bis zum 100. Kilometer zwischen 39 und 88 Cent, ab dem 101. Kilometer wird es deutlich günstiger.

Im Schnitt wird ein CarSharing.at-Auto acht Stunden entlehnt und etwa 60 km gefahren.

EMIL: E-Autos in Salzburg

E-Autos in Salzburg

In der Stadt Salzburg wurde im März 2012 EMIL gestartet, eine Kooperation von REWE und der Salzburg AG. Es ist das erste ­Elektro-Carsharing in Österreich, mit zehn schwarz-grünen Mitsubishi i-Miev an sieben Standorten (www.fahre-emil.at). Bis 2016 sind rund 40 Stationen geplant. Auch hier müssen die Fahrzeuge an fixen Standorten übernommen und abgestellt werden.

100 km Reichweite

Die einmaligen Registrierungskosten betragen 25 Euro. Tagsüber kostet die Stunde 6 Euro (nachts 2 Euro), Tagespauschale 55 Euro; pro Kilometer werden zusätzlich 29 Cent berechnet. Inhaber von Jahreskarten des Salzburger Verkehrsverbundes genießen Ermä­ßigungen. Die durchschnittliche Reichweite der E-Mobile wird mit etwa 100 km angegeben (40 E-Ladestationen gibt es in Salzburg).

Car2go, drivenow

Nun steigen auch Autohersteller wie Daimler (Car2go) oder BMW (drivenow) in die ge­teilte Autonutzung ein und bieten in Groß­städten eine neue Form des Carsharings für Spontannutzer an, mit niedrigschwelligem Zugang und hohem Fun-Faktor. Zielgruppe sind junge urbane Menschen, bei denen Smartphone & Co dem Autobesitz die Rolle als statusträchtige Leittechnologie abge­laufen haben.

Car2go

Smart unterwegs mit Car2go

Im Dezember 2011 startete Daimlers Car2go mit 500 Fahrzeugen in Wien. Gefahren wird mit dem Zweisitzer Smart fortwo. Innerhalb des Geschäftsgebietes (das sind vor allem die inneren Bezirke) können die auf öffent­lichen Parkplätzen abgestellten Autos übernommen und beliebig – auch in Kurzpark­zonen – wieder abgestellt werden. Auf der Homepage www.car2go.com ist ersichtlich, wo Fahrzeuge abgestellt sind.

Nach Zeit bezahlt

Die Anmeldung und Registrierung kostet 9,90 Euro. Dann wird nach Zeit bezahlt: 29 Cent pro Minute, 12,90 Euro pro Stunde, 59 Euro pro Tag. Wird die Fahrt unterbrochen, kostet die Minute 9 Cent und die Stunde 5,40 Euro. Anmelden kann man sich im Internet. Vor der ersten Fahrt muss aber die Member-Card im Shop im 3. Wiener Bezirk abgeholt, der Führerschein vorgezeigt und mit Bankomatkarte bezahlt werden.

Fahrzeugzustand vor dem Start

Vor Ort gibt es eine kurze Einschulung an einem vor dem Shop geparkten Smart. Die Mitgliedskarte wird zum Öffnen des Fahrzeugs an ein Kästchen an der Windschutzscheibe gehalten. Dann muss der PIN eingegeben und der Zustand des Fahrzeuges (Sauberkeit innen und außen, sichtbare Schäden) bewertet werden.

Fahrten außerhalb Wiens, Flughafen

Fahrten außerhalb Wiens sind erlaubt, allerdings nicht ins Ausland. Mit den Car2go-Smarts kann man auch zum Flughafen Wien fahren und sie können dort auch abgestellt werden; eine Einzelfahrt kostet rund 20 Euro. Die detaillierte Rechnung (Ort der Anmietung und des Abstellens sowie die genaue Zeit der Nutzung und der dafür angefallene Betrag) ist gleich nach Abstellen des Fahrzeugs online einsehbar.

Mietwagen kann sich lohnen

Auch Mietwagen lohnen sich

Wer kein eigenes Auto besitzt, kann auch einen klassischen Mietwagen in Betracht ziehen. Dieser kommt häufig dann günstiger, wenn man viele Kilometer zu fahren plant, eine fixe Destination erreicht werden soll und das Auto dort längere Zeit ungenutzt steht. Beim Vergleich sollte auch berück­sichtigt werden, dass der Vollkaskoschutz (ohne Selbstbeteiligung!) beim Mietwagen im Preis bereits inkludiert ist. Nach Angaben von www.billiger-mietwagen.de kann es sich schon für einen Tag auszahlen, einen Mietwagen zu nehmen.

Vor- und Nachteile

Carsharing ist dann günstiger, wenn vor ­allem gefahren wird und das Fahrzeug nicht lange ungenutzt herumsteht. Vorteil von Carsharing: Einmal angemeldet, ist man an keine Öffnungszeiten gebunden und muss auch nicht jedes Mal Formulare ausfüllen. Zudem sind die Treibstoffkosten beim Car­sharing schon inkludiert.

Gegenüber Modellen wie Car2go hat das klassische Carsharing wie auch der Miet­wagen den Vorteil, dass je nach Fahrzweck die passende Fahrzeuggröße gewählt werden kann.

Fazit: Je kürzer die geplante Autonutzung, desto eher sollte Carsharing gewählt ­werden. Wer ein Auto länger benötigt (etwa für eine Urlaubsreise), nimmt besser einen Mietwagen.

Autoteilen unter Nachbarn, Carsharing-Plattformen

Autoteilen unter Nachbarn

Eine im Wortsinn naheliegende Form der ­gemeinsamen Autonutzung ist das private Autoteilen im Kreis von Freunden, Verwandten und Nachbarn. Erfahrungen zeigen, dass die Gemeinschaftsnutzung vor allem dann gut funktioniert, wenn das Auto nicht auf Dauer von einzelnen Nutzern sehr oft, etwa für den täglichen Arbeitsweg, gebraucht wird.

Carsharing-Plattformen

Wer teilungswillige Partner sucht, kann auch auf Carsharing-Plattformen fündig werden. In Österreich sind diese noch im Aufbau ­begriffen. www.autoshare.at bietet um 9,50 pro Tag einen Vollkasko-Versicherungsschutz für die Mietdauer. www.carsharing247.at bringt Leute zusammen, die entweder in einer Gruppe gemeinsam ein Auto nutzen oder auch tageweise ein Auto ausleihen wollen. Versicherung gibt es noch keine.

www.caruso.mobi aus Vorarlberg bietet ein ausgefeiltes elektronisches Fahrtenbuch für die gemeinschaftliche Abrechnung an. Eine Autoversicherung gibt es vorerst nur für Vorarlberg. Knapp 30 aktive Gruppen, auch in kleinen Dörfern, zeigen, dass Carsharing nicht nur für Stadtbewohner funktioniert.

Checkliste: privates carsharing

Checkliste für privates Carsharing

Bei privatem Carsharing sollte ein Vertrag zwischen den Partnern geschlossen werden, der wesentliche Punkte regelt: Wer ist Eigentümer, Halter, Versicherungsnehmer des Autos? Hat das Fahrzeug einen fixen Standplatz? Wie wird die Nutzung abgesprochen (für kurzfristige, für langfristig geplante Fahrten, bei Nutzungskonflikten)?

Sprit, Service, Reinigung, etc.

Auch Fahrtenbuch, Tanken, Service und Reinigung müssen geregelt werden. Weiters ist zu klären, wer Service und Reparaturen durchführen lässt. Wie werden die anfallenden Kosten abgerechnet? Wie wird das Vertragsverhältnis beendet?

Mustervertrag

Der Verkehrsclub Deutschland VCD www.vcd.org bietet gegen einen Kostenersatz von 2,45 Euro (zuzüglich Versandkosten) einen umfassenden Mustervertrag über die private gemeinschaftliche Nutzung eines Kraftfahrzeuges (Nachbarschaftsauto-Vertrag) an.

Carsharing statt Zweitauto

Eine Entscheidungshilfe fürs Carsharing bietet die jährliche Auto-Fahrleistung: Unter 12.000 km ist Carsharing günstiger. Besonders Zweitautos in der Familie liegen da meist deutlich darunter. Wer auch Bahn, Bus und Rad nutzt oder zu Fuß geht und das Auto eher als Ergänzung verwendet, für den passt Carsharing besser.

Man sollte seine Auto­kosten genau berechnen und auch den ­sonstigen Aufwand prüfen. Dass man sich beispielsweise nicht um Autokauf, Reparaturen, Abstellplatz, Wartung und Reinigung kümmern muss, zählt ebenfalls zu den Pluspunkten des Auto-Teilens.

Checkliste: Carsharing-Angebote

Ehe man sich für ein Carsharing-Angebot entscheidet, sollte man folgende Punkte prüfen (Nutzungsbedingungen):

  • Gibt es eine Altersgrenze, um ein Car­sharing-Fahrzeug auszuborgen? Ab welchem Alter ist man berechtigt?
  • Wie lange muss man den Führerschein schon haben?
  • Gibt es eine Registrierungsgebühr? Gibt es jährliche Mitgliedsbeiträge?
  • Gibt es zeitabhängige Kosten (Kosten, die über die Nutzungsdauer des Fahrzeuges berechnet werden)? Gibt es kilometer­abhängige Kosten (eine zusätzliche Kilometergebühr)?
  • Gibt es unterschiedliche Gebühren für Fahrzeit und Parkzeit? (Manche Anbieter verrechnen für die Parkdauer geringere Minutensätze als für die Fahrzeit.)
  • Fallen bei der Rückgabe zusätzliche Gebühren an (z.B. Tankauffüllung, Reinigung etc.)?
  • Welche über die Haftpflichtversicherung hinausgehenden Versicherungen bestehen noch bzw. können noch abgeschlossen werden?
  • Gibt es Verträge über Pannen- und Notfallhilfe?
  • Wofür haftet der Vermieter, wofür haftet der Nutzer? Wie hoch ist der Selbstbehalt im Schadensfall?

Kostenvergleich: Privat-Pkw und Carsharing

Die durchschnittliche Fahrleistung pro Pkw liegt in Österreich bei 18.000 km, bei Zweit- und Drittfahrzeugen deutlich darunter.

Unter 12.000 Jahreskilometern kommt Carsharing günstiger als ein eigenes Auto.

Kostenvergleich Privat-Pkw und Carsharing Hyundai i30/Renault Megane Kombi (Bild: VKI) 

Zusammenfassung

  • Für Wenigfahrer und als Zweitauto. Unter 12.000 Kilometern Jahres­leistung ist Carsharing eine kostengünstige Alterna­tive zum eigenen Auto. Tat­sächliche jähr­liche Autokosten berechnen.
  • Mobilitätsverhalten überdenken. Wie kann ich Alltagswege zurücklegen: gehen, Rad fahren, öffentlicher Verkehr, (geteilte) Autonutzung, gelegentlich per Mietwagen
  • Erreichbarkeit. Gibt es in der Region einen Standort eines Carsharing-Unternehmens, eine Initiative fürs "Autoteilen", oder lässt sich im persönlichen Umfeld eine initiieren?

 

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

E-Autos in der Praxis

E-Autos in der Praxis

Das Für und Wider wird nicht erst seit dem EU-Beschluss zum Ende der Verbrennungsmotoren heftig diskutiert. Wir wollten wissen, wie sich ein E-Auto in den Alltag einfügt.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang