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Premium-Post - Fallweise schneller, sicher teurer

  • Premium-Briefe sollen „österreichweit Vorrang“ am Postweg haben.
  • Doch das macht sie nicht unbedingt schneller.

Viele Nachrichten werden heute schon per E-Mail übermittelt – aber ganz ohne Briefbogen und Kuvert kommen selbst Computerfreaks nicht aus. Wer befürchtet, dass seine Korrespondenz auf dem Postweg zu gemächlich ans Ziel gelangt, kann sie seit letztem Herbst per Premium-Brief verschicken. Als ideale Versandform wenn’s eilt beworben, soll das Premium-Service der Post Inlandsbriefen durch „vorrangige Behandlung ... von der Aufgabe bis zur Zustellung ... Beine machen“.

Premium-Kleber

Will man es in Anspruch nehmen, muss man einen Premium-Kleber (erhältlich in Postämtern) auf dem frankierten Kuvert anbringen und den Brief so wie andere Sendungen auch entweder im Postamt abgeben oder in einen Briefkasten einwerfen. So weit, so gut. Aber was konkret heißt vorrangige Behandlung, wie schnell ist so ein Brief unterwegs? Was macht den Unterschied zu einem normalen Brief aus? Das fragen sich viele Konsumenten. Pro Premium-Kleber sind immerhin 1,45 Euro (20 Schilling) zu bezahlen, das Porto kommt noch dazu. Ein Premium-Brief bis zu 20 Gramm kostet mit 1,96 Euro (27 Schilling) rund viermal so viel wie sein nicht bevorzugt behandeltes Pendant.

Keine Extra-Zustellung

Am Anfang und am Ende der Wegstrecke gilt jedenfalls für beide Briefarten das Gleiche: Aus dem Postkasten werden Premium-Briefe nicht extra herausgefischt; wer die (letzte) Leerung eines Tages verpasst, dessen Brief ruht – ob mit oder ohne Kleber – bis zum nächsten Termin. Premium-Briefe werden weiters nicht separat zugestellt (so wie es früher bei Eilbriefen der Fall war), sondern gemeinsam mit der normalen Briefpost gebracht.

Die Sonderbehandlung erfolgt dazwischen: In den Verteilungszentren werden Premium-Briefe von anderen Sendungen getrennt, ihre Bearbeitung kann folglich schneller abgeschlossen werden. Auf diese Art wären der zeitgerechte Transport zu den Zielpostämtern und die Zustellung des Briefes am nächsten Tag mit hoher Sicherheit gewährleistet, heißt es vonseiten der Post. Garantie dafür gibt es freilich keine. Bei Massenbeförderungen funktioniert eben nicht immer alles so, wie es sollte. Das betrifft auch Premium-Briefe.

Ohne Kleber ebenso schnell

Wir haben ausprobiert, inwieweit sich vorrangige oder nicht vorrangige Behandlung auswirkt, und einige Premium-Briefe gemeinsam mit ganz normalen Inlandsbriefen aufgegeben. Das Ergebnis: Die meisten unserer Premium-Briefe waren einen Werktag, nachdem sie aus den Briefkästen am Aufgabeort behoben worden waren, beim Empfänger. Doch das traf auch auf fast ebenso viele Briefe ohne Premium-Kleber zu. Rentiert hatte sich der höhere Preis nur bei einem Drittel der Sendungen. Bei diesen waren die Premium-Briefe schneller.

Ausreißer

Andererseits: Keine Probe ohne Ausreißer, einmal war es auch umgekehrt. Alles in allem ist das Ergebnis dieses Versuchs nicht wirklich überraschend: Premium-Briefe werden zwar mit „Vorrang“ beworben, doch die Statistiken der Post weisen auch für Briefe ohne Kleber keine allzu schlechten Daten auf. Grob berechnet hätten im Jahr 2001, so wurde uns mitgeteilt, zwischen 80 und 85 Prozent der Inlandsbriefe den Empfänger einen Tag nachdem sie aufgegeben wurden erreicht.

Nur für Extremfälle

Und an der Erhöhung dieses Prozentsatzes wird gearbeitet. Derzeit werden Zustellung und Verteilung von Briefen neu organisiert. In Hinkunft soll die Briefvorverteilung österreichweit über sechs Verteilungszentren erfolgen, drei davon (Linz, Salzburg und Graz) sind bereits modernisiert in Betrieb. Ein wesentlicher Teil der 2001 aufgetretenen Verzögerungen wird auf die Startphase der Verteilungszentren Salzburg und Graz zurückgeführt. Sobald alle neuen Zentren in Betrieb und Umorganisationen abgeschlossen sind, sollte die Zustellung von 95 Prozent aller Sendungen binnen eines Tages möglich sein. Premium-Briefe werden dann wohl nur in ganz raren Ausnahmefällen Sinn machen. Denn kürzer als einen Tag kann die Laufzeit nicht sein, daran ändert dieses Pickerl nichts. Andererseits soll das Produkt Premium-Brief heuer nochmals überarbeitet, Zusagen sollen konkretisiert werden. Warten wir’s ab.

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