Zum Inhalt

Komfort-Schischuhe - Ein erster Schritt

, aktualisiert am

  • Die echte Innovation steht noch aus
  • Schischuhe und Patschen sind zwei Paar Schuhe
  • Zu viel Komfort ist riskant

Am Ende eines langen Pistentages sehnt sich selbst der begeistertste Schifan danach, die beschönigend als Schuhe bezeichneten „Folterinstrumente“ endlich von den Füßen zu bekommen. Das muss nicht länger so sein, sagen die Hersteller und bieten – in Anlehnung an die Soft-Boots der Snowboarder – seit dieser Saison verstärkt so genannte Soft- oder Komfort-Schischuhe an (wobei die einzelnen Modellbezeichnungen meist keinen Hinweis darauf geben, dass es sich um eine solche Ausführung handelt). Ihre allgemeinen Kennzeichen: geringeres Gewicht, Verwendung von Textilien und Leder statt hartem Kunststoff, zum Teil Schnürungen statt Schnallen. Aber wie schaut’s mit dem versprochenen Komfort aus?

Ideale Füße gibt es nicht

Wir haben 32 Modelle (darunter 15 Damenmodelle, die unter anderem die statistisch erfassten abweichenden weiblichen Körperproportionen im Wadenbereich berücksichtigen) einer technischen und einer subjektiven praktischen Prüfung unterzogen und dabei erhebliche Unterschiede innerhalb der Produktgruppe festgestellt. Zugleich sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die aktuellen Komfort-Schischuhe zwar ein interessanter Ansatz sind, doch sind sie nur ein Schritt auf dem Weg zu einer längst fälligen Innovation in diesem Bereich. Anhaltende Schmerzfreiheit können jedenfalls nicht alle garantieren.

Altbekanntes "Schischuhproblem"

Weiterhin ungelöst bleibt nämlich das altbekannte „Schischuhproblem“: Es gibt auf der einen Seite keine idealen, standardisierten Füße, und auf der anderen Seite schlägt jeder Hersteller seine Schuhe leider immer noch über einen Universalleisten und nimmt keine Rücksicht auf unterschiedliche Fußformen. Deshalb existieren tatsächliche Komfort-Schischuhe nur für Personen, die zufällig jene Fußform haben, die genau in diese Schuhe hineinpasst; somit hat es keinen Sinn, sich vor dem Kauf auf eine bestimmte Marke festzulegen.

Gewisse Normanforderungen notwendig

Darüber hinaus besteht derzeit wenig Aussicht, das grundsätzliche Hindernis für die Entwicklung von Komfort-Schischuhen, die diesen Namen verdienen, in absehbarer Zeit aus der Welt zu schaffen: Schischuhe müssen schließlich bestimmte Normanforderungen erfüllen, denn man soll ja damit Schi fahren können und nicht gemütlich vorm Fernseher sitzen. Eine feste Sohle sowie eine gewisse Seitenstabilität muss daher immer gegeben sein, damit die Sicherheitsbindung bei Bedarf auslöst und damit die mit dem Fuß ausgeübte Kraft möglichst unmittelbar auf den Schi übertragen wird. Diese Anforderungen an die Stabilität des Schuhs sind übrigens das große Unterscheidungsmerkmal zu den Snowboard-Soft-Boots, die somit nur eine entfernte Verwandtschaft aufweisen.

Gut für die „Familienabfahrt“

Fest steht – und das gilt für alle Schischuhe: Ein insgesamt sehr weicher Innenschuh oder ein breites Fersenbett sind zwar druckfrei und daher bequem, doch sie verzögern die Kraftübertragung auf den Schi erheblich. Das ist Kraft raubend und kann zum Sicherheitsproblem werden. Wir sagen bewusst: kann, denn wenn man auf der flachen, gut präparierten, blau markierten „Familienabfahrt“ dahingleitet, wird man keine Schwierigkeiten haben, sicher ins Tal zu kommen. Hier spielt der Kanteneinsatz und somit der Kraftaufwand eine untergeordnete Rolle. Gleiches gilt für das Fahren in frisch gefallenem Tiefschnee.

Heikel sind "rote" Pisten

Heikel wird es hingegen auf den anspruchsvolleren „roten“ Pisten, auf Buckelpisten, bei hartem und schwerem Schnee oder wenn man mit kurzen, schnellen Schwüngen unterwegs ist. Hier ist die rasche und direkte Kraftübertragung vom Bein über den Schuh auf den Schi Voraussetzung dafür, dass man die „Brettln“ beherrscht und heil unten ankommt.

Ausgiebiege Anprobe wichtig

Es klingt einfach, ist aber bekanntlich gar nicht so leicht: Bevor man ein Sportgeschäft betritt, sollte man ungefähr wissen, was man will. Hobbyrennfahrer werden ohnehin keine Komfort-Schischuhe kaufen, und für sportliche Fahrer sind sie nicht wirklich geeignet. Bleiben also die eher gemütlichen Durchschnittsfahrer als Zielgruppe, die sich für ein Komfort-Modell entscheiden können, aber keinesfalls müssen. So oder so ist die ausgiebige Anprobe das Um und Auf beim Schischuhkauf. Auch wenn der Verkäufer nervös auf die Uhr schaut: Erst nach 10 bis 15 Minuten kann man eine Aussage über den am Fuß befindlichen Schuh treffen, denn dann beginnt er gegebenenfalls zu drücken. Während Straßenschuhe aus dünnem Leder beim Tragen nachgeben, wird ein Schischuh, der nicht exakt passt, immer Schmerzen bereiten. Ebenso wenig kann ein zu großer Spielraum zwischen dem Fuß und dem Innenschuh durch die Schnallenstellung oder eine festere Schnürung zufriedenstellend korrigiert werden. Und schon gar nicht durch dicke Socken! Wichtig ist, dass der Innenschuh den Fuß von Haus aus mit gleichmäßigem Druck umschließt.

Atomic Austria GesmbH, Lackengasse 301, A-5541 Altenmarkt im Pongau, (06452) 39 00-0

Dal Bello Sportschuh GesmbH, Rummerweg 1, A-5600 St. Johann im Pongau, (06412) 53 60-0

Dolomite: Völkl Austria GmbH, Hauptstraße 36, A-4770 Andorf, (07766) 40 70

Head Sport AG, Wuhrkopfweg 1, A-6921 Kennelbach, (05574) 608-0

Kneissl & friends GesmbH, Ladestraße 2–10, A-6330 Kufstein, (05372) 69 90-0

Lowa Sportschuhe GesmbH, Breitenaich 50, A-4973 St. Martin im Innkreis, (07751) 89 17-0

Nordica: sport & more HandelsgesmbH & Co KG, Moosfeldstr. 1, A-5101 Bergheim, (0662) 45 30 30-16

Rossignol Österreich GmbH, Bernhard-Höfel-Straße 14, A-6020 Innsbruck, (0512) 36 45 85-0

Salomon Österreich GmbH, Adi-Dassler-Gasse 6, A-9073 Klagenfurt-Viktring, (0463) 29 46 09

Tecnica: Sportivo Sportartikel VertriebsgesmbH, Sportplatzstr. 357, A-5541 Altenmarkt, (06452) 203 57

Alternative für Komfortfahrer. Komfortschuhe sind keine Revolution auf dem Schischuhmarkt, aber eine Alternative für alle, die eher gemütlich als sportlich unterwegs sind.

Ausgiebig Probe tragen. Im Idealfall sollte man mehrere Schuhmodelle Probe fahren. Aber auch nach einer Viertelstunde Probe tragen kann man schon Aussagen treffen. Die alleinige Auswahl anhand der Größenangaben ist nicht sinnvoll, weil es immer wieder Abweichungen gibt.

Nachmittags probieren. Der Besuch im Geschäft sollte nachmittags stattfinden, wenn die Füße bereits angelaufen sind. Dabei sollte man ganz gewöhnliche, dünne Socken tragen.

Druck ohne Schmerzen. Der Innenschuh sollte den Fuß mit gleichmäßigem Druck umschließen, ohne Schmerzen zu verursachen. Ein großer Spielraum zwischen Fuß/Bein und Innenschuh ist schlecht.

Keine Wollsocken auf der Piste. In jedem Schischuh stehen die Füße zwangsläufig „unter Dampf“, selbst wenn sie sich kalt anfühlen. Wollsocken saugen die Feuchtigkeit auf, solche aus Kunstfaser leiten sie hingegen nach außen. Socken mit dicken Nähten verursachen Druckstellen. Am besten Schisocken verwenden.

Getestet wurden 17 Herren- und 15 Damenmodelle.

Technische Prüfung

  • Größenangaben: Überprüfung mittels genauer Messung der Innenschuhlänge und Vergleich mit der am Schuh angegebenen Länge. Abweichungen unter 5 mm wurden toleriert.
  • Verarbeitung Schale/Innenschuh: Beurteilung der Verarbeitung der einzelnen Schalenteile sowie des Materials und der Nahtstellen des Innenschuhs.
  • Gelenk Schale/Schaft besagt, ob die Schaftgelenke in der richtigen Position sind und auch eine Funktion haben.
  • Schließen: Anordnung, Handhabung und Ausführung wurden beurteilt.

Praktische Prüfung

Um den Praxistest weitestgehend zu optimieren und subjektive Eindrücke zu reduzieren, wurden die Füße von 150 Probanden vermessen. Damit konnten Schuhgrößen und Fußlängen gut aufeinander abgestimmt werden.

  • Einstieg: An- und Ausziehen der Schuhe bei Temperaturen um 20 °C; Schuhe, die bei diesen Temperaturen nur durchschnittlich abgeschnitten haben, lassen bei Minusgraden größere Probleme erwarten.
  • Passform: ergab sich aus den Aussagen der Probanden (bei Übereinstimmung von Fußlänge und Schuhgröße) über Druckstellen bzw. zu große Weiten.
  • Kraftübertragung: Die exakte Kraftübertragung vom Bein zum Schi ist ein wesentlicher Faktor für den sportlichen Schilauf. Ist sie verzögert oder unvollständig, kann der Schi nur schlecht dirigiert werden. Beurteilt wurde die Kraftübertragung bei Schwüngen auf einer Piste mit ca. 30 Grad Neigung.
  • Komfort: Ob vorhanden oder nicht vorhanden – vor allem im Vergleich mit herkömmlichen Schischuhmodellen für Allroundfahrer –, war die zentrale Frage. Durchschnittlicher Komfort bedeutet, dass zu den bisherigen Schischuhgenerationen kaum ein Unterschied besteht.

Alle Testparameter wurden gleich hoch bewertet.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Test: Funktionsshirts aus Merinowolle premium

Test: Funktionsshirts aus Merinowolle

Funktionsshirts aus Merinowolle sind für viele Temperaturen und mehrmaliges Tragen ohne Waschen geeignet. Jedoch sind sie nicht so robust wie Leiberl aus Chemiefaser. Wir haben 11 untersucht – zwei Drittel funktionieren gut.

Rückenprotektoren - Schützt und wärmt

Rückenprotektoren für den Wintersport sind zwar noch selten anzutreffen. Doch zumindest unsere Tester hatten sich bald an sie gewöhnt. - Dieser Test ist nur online und nicht im Heft erschienen.

Skihelme - Im Visier


Skihelme mit integriertem Visier bieten Brillenträgern einen besseren Durchblick. Aber auch für Sportler ohne Sehschwäche sind sie inzwischen eine interessante Alternative zu Helm und Skibrille. Verbesserungsbedarf gibt es trotzdem.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang