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Kompostieren - Mir stinkt´s

Frisch gemähtes Gras braucht keine vorgefertigten Zusätze, sondern Sauerstoff – sonst können Sie Ihren Komposthaufen bald nicht mehr riechen.

Es gibt kaum einen Garten ohne Rasenfläche. Das bedeutet, dass vom Frühjahr bis zum Herbst die Rasenmäher Hochsaison haben. Zurück bleiben große Mengen Grasabfall und die Frage, wohin damit.

Was sich anbietet, ist der eigene Komposthaufen oder -behälter. Allerdings könnten Sie eine unangenehme Überraschung in Form von Ekel erregendem Gestank erleben, der auch in der Nachbarschaft auf wenig Gegenliebe stößt.

Fäulnis statt Rotte

Beim Nachsehen werden Sie feststellen, dass das Gras fault, statt zu verrotten. Unter Rotte versteht man den Abbau organischer Stoffe durch die rege Fress- und Verdauungstätigkeit von Regenwürmern, Bodenbakterien, Algen, Pilzen etc. Das Endprodukt dieses Verwesungsprozesses ist angenehm erdig riechender Humus.

Frisch gemähtes, feuchtes Gras bildet eine kompakte Masse, in deren Inneres kaum Sauerstoff gelangen kann. Die fleißigen kleinen Lebewesen sind zwar trotzdem am Werk, doch das Ergebnis dieses ohne Luftzutritt (= anaerob) stattfindenden Verwesungsvorgangs sind übel riechende Stoffwechselprodukte. Hinzu kommt, dass einfach auf den Kompost gekippter Rasenschnitt die Durchlüftung des gesamten Haufens beeinträchtigt.

Kompost braucht Luft

Die Sauerstoffzufuhr ist also das Um und Auf, weshalb Sie Gras grundsätzlich mit gehäckseltem Baum-, Hecken- oder Strauchschnitt vermischen sollten (bei kleinen Mengen kann es auch Laub oder Erde sein). Das bedeutet, dass Sie einen Häcksler anschaffen müssen. Tipp: Eine wesentliche Verbesserung bringt es, wenn Sie das Gras zunächst auf der Rasenfläche liegen lassen, damit die Sonne es trocknet. So schaffen Sie eine aufgelockerte Struktur.

Zusätze bei Gras wirkungslos

Anders als Gras ist häckselbares Material nicht die ganze Saison über im Garten verfügbar. Deshalb könnte man auf die Idee kommen, es mit einem Kompostzusatz zu versuchen. Unter Bezeichnungen wie „Kompoststarter“ oder „Schnellkomposter“ versprechen diese Produkte eine Beschleunigung der Rotte, Geruchsbindung oder beides.

Praxistest mit Thermokomposter

Wir haben mit reinem Rasenschnitt einen Praxistest durchgeführt. Dazu haben wir Thermokomposter verwendet, das sind weitgehend geschlossene, wärmeisolierte Kompostbehälter, welche die bei der Rotte entstehende Wärme zurückhalten, um den Vorgang abzukürzen. Den Rasenschnitt haben wir laut Herstellerangaben mit den Kompostzusätzen vermengt und dann abgewartet. Das Ergebnis roch genauso scheußlich, wie es anzuschauen war. Häufig kam es auch zu Schimmelbildung. Fazit: Ohne Strukturmaterial sind Kompostzusätze bei Gras völlig wirkungslos.

Sechs bis acht Monate

Ins Reich der Märchen verweisen möchten wir übrigens die Behauptung mancher Hersteller, dass man bei ordnungsgemäßer Verwendung der Produkte bereits nach sechs bis acht Wochen anwendungsbereiten Kompost erhält. Realistisch sind, bei günstigen äußeren Voraussetzungen, sechs bis acht Monate! In der Zeit davor ist die Rotte noch im Gange, und Sie können das Material nur für ganz bestimmte Zwecke – etwa die Düngung von Gemüse in der Vegetationsphase – einsetzen.

Biotonne oder Abholservice

Stellt sich noch die Frage, wohin mit dem Rasenschnitt, wenn Sie ihn lieber nicht kompostieren möchten. Die Antwort ist: zur nächsten Biotonne beziehungsweise zur zuständigen Sammelstelle bringen. Möglicherweise gibt es auch einen Abholservice. Die Details müssen Sie bei Ihrem zuständigen Gemeindeamt oder Magistrat erfragen, denn sie sind von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich geregelt.

Schnecken, Ratten, Fliegen

Speisereste und tierische Überreste sind – in geringen Mengen, zerkleinert und mit Erde abgedeckt! – für den Komposthaufen nicht tabu, locken aber Fliegen und Ratten an. Besser ist es, sie wegzulassen.

Schneckenzäune aus Metall

Wen Sie hingegen nur mit Mühe werden fernhalten können, das sind die gefürchteten Nacktschnecken, die von Komposthaufen magisch angezogen werden. Im Rahmen eines Tests (veröffentlicht in „Konsument“ 6/2001) haben wir uns mit der Schneckenbekämpfung befasst. Ergebnis: Schneckenfallen sind weitgehend nutzlos, Schneckenkörner wirken gut, können aber Haustiere und Kinder gefährden. Empfehlenswert sind Schneckenzäune aus Metall. Und natürlich: Schnecken täglich einsammeln, mit kochendem Wasser übergießen und vergraben.

Katzenfutter und feuchte Ziegel

Dazu ein Tipp: Ein paar angefeuchtete Katzen-„Brekkies“, an einer schattigen Stelle in der Nähe des Komposthaufens unter einen (Dach-)Ziegel, einen Stein oder ein Brett gelegt, locken die Schnecken an, und Sie können sie leichter einsammeln.

Selbst kompostieren

  • Kein Misthaufen: Der Kompost ist alles andere als ein Abfallhaufen, vielmehr ein sinnvoll eingeplanter und gepflegter Gartenteil. Wenn Sie mit dem Kompostieren beginnen möchten, müssen Sie einen geeigneten Platz finden, den Komposthaufen richtig anlegen und wissen, welche Ausgangsmaterialien Sie überhaupt verwenden dürfen und in welchem Mengenverhältnis.
  • Kein Gestank. Einen richtig angelegten und gepflegten Komposthaufen werden Sie – und Ihre Nachbarn – nicht riechen. Das bedeutet aber, dass Sie sich nicht nur für die Anlage des Haufens, sondern auch für die weitere Betreuung Zeit nehmen müssen. Fassen Sie die Kompostierung also nur ins Auge, wenn Sie sich ausreichend damit befassen können und möchten.
  • Gratis-Kompostabgabe. Die Alternative zur Eigenkompostierung ist die ordnungsgemäße Entsorgung der Bioabfälle, womit Ihre Arbeit bereits getan ist. Im Gegenzug holen Sie sich dann kostenlose Komposterde bei der Gemeinde. Diese Möglichkeit wird immer häufiger angeboten – nicht zuletzt in der Großstadt Wien. Abschließend eine Anregung für Gemeinden, die die Eigenkompostierung fördern möchten: Bereitgestelltes Häckselmaterial würde den Hobbygärtnern die Sache erleichtern, denn dieses ist die meiste Zeit über Mangelware.

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