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Protektoren für den Wintersport - Sieg der Softies

  • Gute Passform
  • Die Teuren sind die Besten
  • Vor allem für Snowboarder und Freestyle-Skifahrer empfehlenswert

Auf Österreichs Skipisten findet ein Umdenken statt. Die Sicherheit tritt – nicht zuletzt wegen der vermehrten Unfälle – zunehmend in den Vordergrund. So gehört der Skihelm beim Carven für Jung und Alt beinahe zur Standardausrüstung. In einigen Bundesländern ist der Kopfschutz für Kinder und Jugendliche sogar verpflichtend.

Wirbelsäulenverletzungen vorbeugen

Diesen Siegeszug möchten nun auch die Rückenprotektoren antreten, die – ähnlich wie beim Motorradfahren – schlimme Verletzungen der Wirbelsäule vermeiden sollen. Das Potenzial dazu besitzen die Schutzpanzer auch, wie unser Test ergab. Wie sinnvoll eine Investition in Protektoren ist, die jenseits von 200 Euro liegen kann, gilt es allerdings noch zu klären.

Der klassische Skifahrer steht ein bis zwei Mal im Jahr auf den Brettern und genießt eine wohlverdiente Urlaubswoche in den verschneiten Bergen, auf gut präparierten Hängen. In einem solchen Gelände sind Stürze direkt auf den Rücken selten. Nur dann kann ein Protektor aber effektiv schützen. Wer die Piste also nicht verlässt, ist zwar gut damit beraten, einen Helm zu tragen, muss aber nicht zwingend auch einen Rückenprotektor verwenden.

Ausreichend Bewegungsfreiheit

Anders verhält es sich bei Snowboardern und jenen Wintersportlern, die auch in Halfpipes unterwegs sind oder abseits der üblichen Strecken mehr oder weniger waghalsige Sprünge üben. Hier ist das Verletzungsrisiko an der Wirbelsäule ungleich höher und ein Protektor durchaus empfehlenswert. Um die nötige Bewegungsfreiheit muss man sich keine Sorgen machen, die Protektoren wurden diesbezüglich von unseren Probanden sehr positiv bewertet.

Hoher Tragekomfort

Hoher Tragekomfort

Zweierlei Möglichkeiten gibt es, den Schutzpanzer zu tragen: in Form einer Weste oder mit Bändern, ähnlich einem Rucksack. Klarer Favorit unserer Tester war die Weste. Da gibt es kein mühsames Einstellen der Bänder und die Passform ist letztlich auch um einiges besser. Der Tragekomfort an sich wurde aber bei beiden Systemen gut beurteilt. Nach einiger Zeit nimmt man die Protektoren gar nicht mehr wahr und die Bewegungen sind bei keinem Produkt wirklich eingeschränkt.

Schweiß unter dem Panzer

Beim Kauf sollten Sie vor allem auf zu starke Auf- und Abwärtsbewegungen der Protektoren achten. Sie dürfen sich nicht verdrehen und müssen fest sitzen, um einen optimalen Schutz bieten zu können. Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt an kalten Tagen sind die wärmenden Eigenschaften der Rückenprotektoren. Ein zu großer Hitzestau sollte aber nicht entstehen. Wer unter dem Panzer anfängt zu schwitzen – wie es z.B. beim POC Spine Ergo Bug der Fall war –, kann sich schnell eine Verkühlung zuziehen.

Länge beachten

Neben dem Tragekomfort ist auch die Länge des Schutzpanzers wichtig. Er darf weder zu kurz noch zu lang sein. Bei einem Produkt, dem Slytech 2nd Skin back protector, schafften es unsere Probanden teilweise nicht, ihn ordentlich zu justieren – da half kein Schieben und kein Rücken, die Länge wollte einfach nicht so recht passen. Dabei konnte der Drittplatzierte sonst durchwegs gute Noten einfahren.

Weich ist besser als hart

Weich ist besser als hart

Punkto Sicherheit lässt sich kein eindeutiger Vorteil für eines der beiden Systeme herauslesen. Sowohl Westen als auch Protektoren mit Bändern können einen Aufprall ausreichend dämpfen. Was die Härte des Schutzpolsters betrifft, gibt es allerdings eine gewisse Präferenz: Weich ist besser als hart.

Geprüft wurden die Protektoren nach der Norm für Motorrad-Schutzbekleidung, da es für Skiprotektoren noch keine eigene Norm gibt. Dabei waren vor allem die Dämpfungseigenschaften sowie die Größe der Schutzfläche von Bedeutung. Und hier konnten in erster Linie die Produkte mit weichem Kern überzeugen. Stöße, die auf den Protektor wirken, werden von dem weichen Material besser absorbiert.

Die Schutzfläche war bei den meisten Protektoren völlig ausreichend. Schlechte Werte erzielte hier vor allem der Back Protector Pro von TECNOpro, der Eigenmarke von Intersport. Er hat nebst einer unzureichenden Dämpfung leider auch noch eine extrem kleine Schutzzone. Eine solche Ausstattung reichte gerade für den letzten Platz.

Schlecht gekennzeichnet

Für unsere Testergebnisse von nicht allzu großer Bedeutung, aber dennoch eine ärgerliche Tatsache sind die Deklarationen am Produkt. Wenn man von den beiden Erstplatzierten sowie den Komperdell-Modellen absieht, war kein Hersteller imstande, seine Protektoren ausreichend zu beschriften.

Es fehlten ordnungsgemäße Größenangaben und Hinweise, wofür das Produkt eigentlich gedacht ist, ja selbst ganz allgemeine Herstellerkennzeichnungen waren nicht auf jedem Protektor zu finden. Die Beratung durch einen kompetenten Verkäufer ist also ein Muss – allein auf die Hersteller darf man sich in diesem Punkt nicht verlassen.

Testtabelle: Protektoren

Zusammenfassung

  • Anprobe mit Jacke. Es empfiehlt sich, bei Kauf und Anprobe den Anorak mitzunehmen – vor allem, wenn er eng geschnitten ist. Die Protektoren brauchen Platz unter der Jacke.
  • Beratung wichtig. Lassen Sie sich ausführlich über Passform und Größe beraten. Der Rückenschutz darf nicht zu kurz oder zu lang sein und muss fest sitzen. Die Kennzeichnungen der Hersteller sind leider sehr oft mangelhaft.
  • Qualität kostet mehr. Es zahlt sich aus, etwas mehr für den Protektor zu bezahlen. Vor allem Dämpfungseigenschaften als auch die Größe der Schutzzone ließ bei vielen getesteten Billigprodukten zu wünschen übrig.

Testkriterien

Deklaration
Allgemeine Angaben zur Kennzeichnung von Größe, Einsatzzweck und möglicher Normverweise.

Praktische Prüfung
Beurteilt wurden die Eigenschaften beim Fahren durch mehrere Testpersonen (Frauen und Männer) in verschiedenen Leistungsgruppen anhand eines Prüfbogens (fünf Bewertungsstufen). Altersverteilung zwischen 25 und 60 Jahren, durchschnittliche bis sehr gute Skifahrer.
Bewertet wurden:

  • Passform (Einstellung der Gurten
  • Bauchgurt bzw. Weste
  • Passform an der Wirbelsäule (Länge und Breite)
  • Komfort (Wärmebelastung
  • Feuchtigkeit
  • Tragekomfort
  • Bänder (Bauchgurt/Weste)
  • Fixierung (Auf-/Abbewegung, seitliche Fixierung)
  • Bewegungseinschränkung (Oberkörper, Arme)

Aufprallschutz
Die Prüfungen werden in Anlehnung an die ÖNORM EN 1621-2 durchgeführt, wobei nur die Prüfmethode aus dieser Norm verwendet wird und nicht die Grenzwerte, da es sich hier um eine Norm für Motorradschutzkleidung handelt.

Aufpralltest: Ein Fallkörper mit 5.000 g wird senkrecht auf das über einen Prüfamboss gelegte Prüfobjekt fallen gelassen, die kinetische Energie beim Aufprall muss 50 J betragen. Es werden fünf Versuche an verschiedenen Stellen des Protektors durchgeführt und die Kräfte in N festgestellt, die auf den Amboss wirken.
Schutzfläche: Beurteilt wird die gesamte geschützte Zone am Rückenprotektor.

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