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Heizkosten - Heizen mit wenig Kohle

Bei den Heizkosten ist neuerlich ein Teuerungsschub zu verzeichnen, vor allem bei Heizöl. Doch der Umstieg auf billigere und erneuerbare Energieträger ist nicht allen möglich.

Die Heizkosten steigen und steigen. Auch im letzten Jahr hat es bei den meisten Energieträgern starke Preissteigerungen gegeben. Dem vorliegenden Vergleich liegen die Preise von November 2011 zugrunde. Im Vergleich zu November 2010 hat sich vor allem Heizöl massiv verteuert – plus 25 Prozent. Erdgas wurde ebenso wie Fernwärme um rund 8 Prozent teurer. Aber auch die erneuerbaren Energieträger haben mitgezogen: Ein Plus von 7 Prozent war bei Pellets zu verzeichnen.

Preise klaffen weit auseinander

Die Preise der unterschiedlichen Energie­formen klaffen weit auseinander. Bei einer Hackgut-Zentralheizung betragen die Kosten pro kWh 2,55 Cent, bei einem mit Tag- strom betriebenen Direktheizgerät hingegen 18,03 Cent. Die gängigen Energieträger ­liegen dazwischen: Erdgas kommt auf 7,77 Cent, Heizöl auf 10,31 (bei jeweils zeitgemäßer Technologie, also neue Heizungs­anlage und Brennwertkessel). Fernwärme kostet (in Wien) 9,51 Cent; die Pellets-Zent­ralheizung liegt mit 5,89 Cent doch deutlich unter den Preisen ihrer Hauptkonkurrenten.

100 Euro oder 6.000

Die Heizkostenbelastung ist je nach den ­Gegebenheiten noch wesentlich unterschiedlicher: So braucht der Besitzer eines Niedrigenergiehauses mit 120 m² Wohnfläche nur 107 Euro für die gesamte Heizsaison zu ver­anschlagen, wenn er mit einer Hackschnitzelanlage heizt. Ein altes, ungedämmtes Ein­familienhaus derselben Größe verschlingt hingegen 4.760 Euro, wenn nur Tagstrom zum Heizen zur Verfügung steht. Wer mit Kohle heizt, muss teilweise noch mehr auslegen: Alte Einzelöfen, mit Briketts befeuert, verbrennen über 6.000 Euro des Haushaltsbudgets.

Hackschnitzel nur für große Häuser

Doch der Umstieg von einem teuren zu einem billigen Energieträger ist alles andere als ­einfach. Generell gilt: Je billiger die Energie, desto höher sind die Investitionskosten. Der Vorteil einer Elektroheizung ist, dass Strom überall und jederzeit zur Verfügung steht, es müssen keine Leitungen verlegt und keine Speicher angelegt werden. Dafür ist er auch exorbitant teuer – eben die erwähnten 18,03 Cent pro kWh.

Elektroheizung plus Erdwärmepumpe

Es gibt aber auch eine sehr billige Variante einer Elektroheizung: in Kombination mit einer Erdwärmepumpe. Dann reduzieren sich die Heizkosten auf ein Viertel. Allerdings ist der Aufwand für die Anschaffung enorm. Preis der Anlage plus Planung und Montage der Anlage und des ganzen Rohrsystems machen zusammen mindestens 20.000 Euro (für ein Einfamilienhaus) aus. Es dauert sieben Jahre oder länger, bis sich die Anschaffungskosten durch die niedrigeren Betriebskosten amortisiert haben, Kredit­zinsen nicht mitgerechnet.

Hackschnitzelheizung nur für große Häuser

Gerade die billigen Energieträger kommen für die Mehrzahl der Haushalte gar nicht in Betracht. Eine Hackschnitzelheizung beispielsweise ist nur für Bauernhäuser oder ­jedenfalls größere Einfamilienhäuser im ländlichen Raum eine Alternative. Sie ist erst ab einer bestimmten Größe sinnvoll (35 kW – ein normaler Haushalt benötigt nicht einmal 20 kW). Und es wird ein großer Lagerraum benötigt, der eine direkte Zufahrt für einen Lkw erlaubt.

Pellets als Alternative

Einzig realistische Variante einer Zentralheizung mit dem erneuerbaren Energieträger Holz für ein Einfamlienhaus ist eine Pelletsanlage: Sie benötigen auch hier einen Lagerraum, der kann aber kleiner sein als der einer Hackschnitzelanlage, und es muss keine ­direkte Zufahrt geben, denn die Pellets ­können über einen Schlauch (bis zu 30 m lang) in den Speicher eingeblasen werden. Andere Holzheizungen können nicht automatisch beschickt werden, sondern es muss händisch nachgelegt werden.

Zwang zur Fernwärme

Noch eine Voraussetzung für eine preiswerte Holzfeuerung: Es sollte eine günstige Zustellmöglichkeit geben. Ausgenommen davon ist lediglich die Pellets-Zentralheizung, für die ­ es ein weitgehend flächendeckendes Zustellsystem gibt. Der Bauer aus dem Nachbardorf wird Ihnen vielleicht einen Anhänger Holz um 40, 50 Euro bringen. Doch eine Lieferung in eine entfernter gelegene Stadt kann den in der Tabelle angegebenen "Brennstoffpreis in Cent/Einheit" spürbar erhöhen (dieser bezieht sich meist auf Selbstabholung im Wald bzw. beim Baumarkt – siehe Fußnoten).

Stromheizung ist ökologisch unsinnig

Händisch beschickte Einzelöfen bieten auch Stadtbewohnern eine breite Auswahl an ­unterschiedlichen Brennstoffen. (Als Zusatzheizung kann das durchaus sinnvoll sein.) Wohnungsinhaber, die eine Heizung mit automatischer Brennstoffversorgung bevorzugen oder benötigen, haben aber eigentlich nur mehr die Wahl zwischen Strom, Erdgas und Fernwärme (Pellets, Heizöl und Flüssiggas ­benötigen ja einen entsprechenden Platz zum Lagern). Für Wohnungen, die nicht an das Erdgas- und Fernwärmenetz angeschlossen sind, bleibt dann nur noch die teure und ökologisch unsinnige Stromheizung.

Verpflichtend ans Nah- bzw. Fernwärmeheizwerk angeschlossen

Aber das ist eher selten der Fall. Recht häufig ist es hingegen so, dass eine Wohnhaus­anlage bzw. eine ganze Siedlung an eine ­gemeinsame Heizung oder an die örtliche Fernwärme angeschlossen ist. Auch in diesem Fall ist eine Wahlmöglichkeit meist nicht gegeben, weil die Hausbewohner verpflichtet sind, diese Heizung in Anspruch zu nehmen. Wenn Sie an so ein Nah- bzw. Fernwärmeheizwerk angeschlossen sind, dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Sie einen wesentlich höheren Preis zahlen müssen als den, der dem zum Einsatz kommenden Brennstoff ­eigentlich entsprechen würde.

Billig ein-, teuer weiterverkauft

Immer mehr Betreiber von Heizwerken lassen sich Hackschnitzel zum Billigsttarif anliefern (vermutlich unter 2 Cent/kWh), der verrechnete Preis hingegen orientiert sich an der Entwicklung der Erdöl- bzw. Erdgaspreise und kann so auch 10 Cent/kWh erreichen – eine schöne Gewinnspanne

Tabelle: Heizkostenvergleich 1/2012

Zusammenfassung

  • Große Unterschiede. Zwischen 2,55 Cent (für Hackschnitzel) und 18,03 Cent (für Strom) kann eine Kilowattstunde ­Heizenergie kosten. Aber auch bei den CO2-Emissionen liegen Welten zwischen den verschiedenen Brennstoffen.
  • Umstieg planen. Ein Umstieg beim Heizsystem ist nicht von heute auf morgen möglich. Wenn sie aber Ihr Eigenheim planen oder die alte Gastherme ihren Geist aufgibt, können Sie ein für Sie geeignetes alternatives Heizsystem auswählen: Kommt eine Pelletsanlage in Betracht oder kommen Sie (dank sehr guter Wärmedämmung) mit einem Holz-Einzelofen aus? Sind die Einsparungen beim Ersatz einer Gastherme durch ein Brennwertgerät groß genug, um die erforderlichen Zusatzinvestitionen in abseh­barer Zeit hereinzubekommen?
  • Dämmung wichtig. Eine Wärmedämmung bringt oft mehr als der Umstieg auf einen anderen Energieträger. Ein perfekt gedämmtes Haus kann die Heizkosten auf ein Sechstel reduzieren.

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