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Pferdefleisch und Etikettenschwindel - Hersteller tarnen und täuschen

Wochenlang hielt der Pferdefleisch-Skandal die ganze Nation in Atem: ein Minister fordert einen Reisepass für Lebensmittel, der Andere Gütesiegel für Fertiggerichte. Wird jetzt alles besser? - Ein Intern von KONSUMENT-Redakteurin Elisabeth Spanlang.

 KONSUMENT-Redakteurin Elisabeth Spanlang (Foto: VKI/Wilke)
Elisabeth Spanlang
Redakteurin

Pferd statt Rind

Wochenlang hielt er die ganze Nation in Atem: der Pferdefleisch-Skandal. Die Hoffnung, dass es nur die anderen erwischt und uns im Feinkostladen Österreich kein Gaul als Rind angedreht wird, hatte sich schnell erledigt. Auch bei uns tauchten in den Regalen Fertiggerichte mit Pferdefleisch auf.

Etikettenschwindel

Dass die Hersteller tarnen und täuschen ist etwas, das wir bei unseren Lebensmittel-Tests seit Jahren erleben. Wir finden Kürbiskernöl, das auf steirisch macht, obwohl die Kerne dafür aus China stammen. Wir untersuchen Hühnerbrust und stellen fest, dass auf einem Produkt zwar Hendl draufsteht, in Wahrheit aber Formfleisch drinsteckt. Dazu kommt noch Schummelschinken mit viel Wassser statt viel Fleisch; oder Käse, der aus Pflanzenfett und nicht aus Milch besteht. Fast sind wir überrascht, wenn einmal alles passt und den Kunden tatsächlich verkauft wird, was auf der Packung draufsteht. Eines dieser Positivbeispiele ist der Test: Scholle 4/2013.

Uninteressant

Seit wir Lebensmittel untersuchen, fordern wir eine bessere Kennzeichnung. Kunden haben ein Recht darauf, zu erfahren, was sie tatsächlich kaufen. Letztklassig fanden wir immer schon, dass bei Fertiggerichten nicht draufstehen muss, woher die Grundstoffe kommen. Interessiert haben unsere Forderungen nach mehr Transparenz allerdings niemanden. Vielleicht geht wenigstens jetzt etwas weiter! Landwirtschaftsminister Berlakovich forderte bereits einen Lebensmittel-Reisepass, Gesundheitsminister Stöger ein Gütesiegel für Fertiggerichte. Wir sind gespannt, ob etwas draus wird und was. - Immerhin: Unsere Testrubrik Lebensmittel-Check wird von den Konsumenten gut angenommen.

Unschuldsvermutung

Gut, dass wir inzwischen auch wissen, wer am Pferdefleisch-Skandal nicht schuld ist: natürlich nicht ein paar skrupellose Geschäftemacher, die sich mit kriminellen Geschäftsmethoden eine goldene Nase verdienen. Auch nicht die Werbeindustrie, die seit Jahren trommelt, dass Geiz geil ist und jeder ein Idiot, der mehr bezahlt. Und schon gar nicht der Handel, der mit Rabattschlachten versucht, Mitbewerber auszustechen, und mit unsäglichen Nimm-3-zahl-2-Aktionen den Kunden mehr andreht, als diese brauchen. Was wohl auch ein Grund dafür ist, dass immer mehr Lebensmittel im Müll landen. Verursacht haben den Pferdefleisch-Skandal selbstverständlich die Konsumenten, weil sie zum Diskonter einkaufen gehen, statt zum Greißler, Bäcker, Fleischer ums Eck … Was dachten Sie?

Dr. Elisabeth Spanlang
Redakteurin
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