Zum Inhalt

Alarmanlagen - Besser als nichts

Alarmanlagen zum Selbsteinbau können mit Profi-Systemen nicht mithalten. Keines der vier getesteten Produkte wusste zu überzeugen. Dennoch gilt: Eine Alarmanlage ist besser als keine.

Diese Alarmanlagen wurden getestet:

  • Abus Smartvest Funk-Alarmanlage
  • Lupus-Electronics Lupusec-XT2 Plus
  • Olympia Protect 9661
  • Somfy Home Alarm

In der Testtabelle finden Sie Infos und Bewertungen zu:

  • Ausstattung: Fernalarmierung über Telefon/SMS/App-Pushnachricht/E-Mail, Betrieb ohne Internet mit Alarm über Telefon/Sirene, Störungsanzeige über Zentrale/App/E-Mail, Panikalarm über Fernbedienung/App/Zentrale, Bewegungsmelder
  • Alarmfunktion: Melden von Einbruchversuchen, Warnen vor offenem Fenster beim Scharfschalten, Schutz vor Sabotage der Zentrale/Sirene/Melder, Funktion bei Stromausfall oder Störung der Datenverbindung
  • Handhabung: Bedienungsanleitung, Montage und Inbetriebnahme, Installation der App, Bedienung per App/über Zentrale, Aufwand für Batteriewechsel
  • Robustheit und Verarbeitung
  • Elektrische Sicherheit
  • Sicherheit gegen Hackerangriffe
  • Datensendeverhalten der App

Lesen Sie nachfolgend unseren Testbericht.


Test: Vier Alarmanlagen zum Selbsteinbau, ergänzt um Zubehör wie Sensoren und Außensirene.

Schutz vor Einbruch

Im Herbst und Winter haben Einbrecher Hochsaison. Alarmanlagen tragen ihr Scherflein dazu bei, diesen dreisten Ganoven die Tour zu vermasseln. 5.000 Euro für die Installation einer Profi-Alarmanlage vom Fachmann sind allerdings keine Seltenheit. Das ist eine Summe, die so manches Haushaltsbudget deutlich übersteigt – trotz Förderung der öffentlichen Hand.

Für viele Konsumenten, die ihr Eigenheim kostengünstiger sichern wollen, sind Alarmanlagen zum Selbsteinbau eine Überlegung wert. Diese sind zum Teil schon für wenige Hundert Euro erhältlich.

Ernüchterndes Ergebnis

Ernüchterndes Ergebnis

Die Stiftung Warentest hat vier derartige Do-it-yourself-Systeme genau unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist ernüchternd. Die am ehesten akzeptable Alarmanlage, die Abus Smartvest, schnitt nur „durchschnittlich“ ab. Zwei Anlagen wurden gar mit „nicht zufriedenstellend“ bewerten.

Problemfelder sehr unterschiedlich

Teils haperte es bei der Alarmfunktion (Olympia Protect, Somfy Home Alarm), teils zeigten sich Schwächen hinsichtlich der Sicherheit bei Hackerangriffen.

Letzteres wurde der Lupusec-XT2-Plus von Lupus-Electronics zum Verhängnis. Das unter den vier Anbietern teuerste System wusste zwar bei Alarmfunktion und Handhabung zu überzeugen; auch Robustheit und Verarbeitung sowie die elektrische Sicherheit waren „sehr gut“. Abgewertet wurde aber wegen unzureichender Verschlüsselung sowohl im heimischen als auch in öffentlichen Netzwerken. Hintergrund sind die harten Testkriterien: Bei einem „nicht zufriedenstellend“ im Bereich „Sicherheit gegen Hackerangriffe“ konnte das Gesamturteil nicht besser sein.

Für Sabotage anfällig

Bei der Olympia gelang es den Testern einfach, Außensirenen und Bewegungsmelder zu sabotieren: Sie ließen sich entwenden, ohne dass Alarm ausgelöst wurde.

Große Unterschiede waren auch bei den Zentralen festzustellen, die alle über Akkus oder Batterien verfügen. Bei Abus und Olympia ließen diese sich sehr einfach entfernen. Wenn dann noch der Stecker gezogen wird, ist die Anlage komplett tot.

Deshalb raten wir, die Alarmzentralen gut zu verstecken. Dort, wo Externe sie nicht einfach finden – beispielsweise im Abstellraum. Der Zugangsbereich sollte zusätzlich mit Bewegungsmeldern gesichert sein.

Hund ist wirksamster Schutz

Hund ist wirksamster Schutz

Trotz dieser wenig erfreulichen Testergebnisse gilt bei der Sicherung der eigenen vier Wände: „Eine Alarmanlage ist besser als keine Alarmanlage.“ Mit der Ergänzung: „Der wirksamste Schutz ist ein Hund.“

Wenn man technisch interessiert ist und handwerkliches Grundgeschick besitzt, dann sind Alarmanlagen zum Selbsteinbau durchaus zu empfehlen. Essenziell ist es, sich mit einer Alarmanlage sehr genau vertraut zu machen, die Handhabung zu verstehen und zu verinnerlichen. Denn was nützt eine Alarmanlage, die man nie scharf stellt, weil man sie als zu kompliziert erachtet und nervige Fehlalarme befürchtet? Man muss mit der Anlage zu leben lernen.

Eine Alarmanlage allein bietet jedenfalls nur unzureichenden Schutz. Mit relativ einfachen Maßnahmen kann man Haus bzw. Wohnung zusätzlich gegen eine erfolgreiche Diebestour absichern. Hier sind – neben widerstandsfähigen Sicherheitstüren und -fenstern (auch im Keller!) – insbesondere mechanische Schutzmaßnahmen zu erwähnen, z.B. einbruchhemmende Sicherheitsrollläden. Grundsätzlich gilt: Wenn Einbrecher so weit behindert werden, dass sie es in drei bis fünf Minuten nicht schaffen, Zugang zu erlangen, werden sie entnervt das Weite suchen.

Weniger Einbrüche

Offensichtlich beherzigen immer mehr Österreicher diese Ratschläge. Denn ein Blick auf die Kriminalstatistiken zeigt ein erfreuliches Bild: Die Zahl der Einbrüche sinkt. Während laut Bundeskriminalamt 2009 noch mehr als 21.000 Einbruchsdiebstähle angezeigt wurden, waren es 2016 nur noch knapp 13.000. Wobei sich 40 Prozent dieser Anzeigen lediglich auf den Versuch bezogen – die Einbrecher konnten ihre Tat nicht vollenden.

In der Kriminalstatistik 2016 hieß es dazu: „Diese Tatsache geht mit dem guten Eigenschutz und den richtig gesetzten Präventionsmaßnahmen der Bevölkerung einher.“ Der Trend setzt sich übrigens fort. Laut den neuesten Statistiken ging die Zahl der Einbrüche im ersten Halbjahr 2017 im Vergleich zur Vorjahresperiode um weitere sechs Prozent zurück.

Testtabelle: Alarmanlagen

Steckbriefe

Abus Smartvest Funk-Alarmanlage
durchschnittlich
Zuverlässig bei Einbruchversuchen. Robust und gut verarbeitet. Zentrale unzureichend vor Sabotage geschützt. Inbetriebnahme (nur via App) und Bedienung einfach.

Somfy Home Alarm
weniger zufriedenstellend
Anlage lässt sich scharf schalten, obwohl Fenster oder die Terrassentür offen steht. Komfortable Inbetriebnahme (nur via App). Bedienungsfreundlichstes Produkt im Test.

Lupus-Electronics Lupusec- XT2 Plus
nicht zufriedenstellend
Beste Alarmfunktion im Test; Anlage reagiert zuverlässig auf Einbruchversuche. Inbetriebnahme und Bedienung einfach. Sicherheitsmängel: Hacker können ans Passwort gelangen und die Anlage so entschärfen oder die Kamera kapern.

Olympia Protect 9661
nicht zufriedenstellend

Lässt sich ohne Warnung scharf stellen (obwohl Fenster offen). Einfach lahmzulegen. Sirene und Bewegungsmelder lassen sich stehlen, ohne Alarm auszulösen. Inbetriebnahme via Zentrale. Handhabung verbesserungsfähig.

VKI-Tipps

  • Umgang lernen. Machen Sie sich mit der Alarmanlage intensiv vertraut. Lernen Sie, mit ihr zu leben.
  • Sichtbarkeit. Einbrechern zeigen, dass man eine Alarmanlage hat, indem die Sirene zwar relativ hoch (Schutz vor Sabotage), aber gut sichtbar montiert wird. Die Alarmzentrale hingegen gut verstecken.
  • Hineinversetzen. Schlüpfen Sie in die Rolle eines Einbrechers. Wo liegen die Schwachstellen? Installieren sie z.B. Bewegungsmelder dem entsprechend.

Testkriterien

Getestet wurden 4 Alarmanlagen zum Selbsteinbau, ergänzt um Zubehör wie Sensoren und Außensirene. Durchgeführt wurde der Test von der Stiftung Warentest.
Einkauf: Juli und August 2017.
Preise: Die Preise wurden ermittelt durch Befragung der Anbieter im Oktober 2017.

Bewertet wurden Alarmanlagen in 6 Disziplinen
•    Alarmfunktion
•    Handhabung
•    Robustheit und Verarbeitung
•    Elektrische Sicherheit
•    Sicherheit gegen Hackerangriffe
•    Datensendeverhalten der Apps

In jeder dieser 6 Disziplinen gibt es ein Urteil. Jedes dieser Urteile erhält eine unterschiedlich starke Gewichtung, die ins Testurteil einfließt. Ergänzend wirken zum Teil Abwertungen. 

Alarmfunktion: 45 %
Im Praxistest wurde geprüft, ob die Anlagen zuverlässig und wunschgemäß Einbruchversuche melden und vor einem offenen Fenster beim Scharfschalten warnen. Es wurde untersucht, wie der Schutz vor Sabotage der Zentrale sowie der Sirene oder Melder (zum Beispiel durch Entfernen der Batterien) funktioniert. Außerdem wurde die Funktion bei Stromausfall oder Störung der Datenverbindung (etwa bei einem Routerausfall) geprüft.

Handhabung: 45 %
Ein Experte beurteilte die Gebrauchsanleitung (unter anderem auf Richtigkeit und Verständlichkeit) sowie die Installation der App. Der Experte sowie drei handwerklich erfahrene Personen erprobten die Montage und Inbetriebnahme aller Komponenten (unter anderem Aktivierung der Sensoren, Testfunktion), die Bedienung per App und per Zentrale (unter anderem Funktionskontrolle, Zustands- und Fehleranzeigen). Den Aufwand für Batteriewechsel ermittelten wir für ein Modellhaus auf Basis von Anbieterangaben zur Batterielebensdauer.

Robustheit und Verarbeitung: 10 %
Ein Experte beurteilte im Zuge der Handhabungsprüfung das Verletzungsrisiko und Beschädigungsgefahren. Bewegungs- und Öffnungsmelder mussten Falltests überstehen.

Elektrische Sicherheit: 0 %
Sicherheits-Check netzbetriebener Komponenten und Akkus, zum Beispiel im Hinblick auf Schutz vor elektrischem Schlag.

Sicherheit gegen Hackerangriffe: 0 %
Unter anderem achteten wir auf Gefahren durch automatisierte Angriffe sowie Voreinstellungen zur Passwortsicherheit und zur Verschlüsselung von Daten in Netzwerken.

Datensendeverhalten der Apps: 0 %
Wir sichteten den Datenstrom, lasen die von den Android- und iOS-Apps (gegebenenfalls auch die der Kameras) gesendeten Daten aus und analysierten sie. Kritisch waren Apps, die etwa die Identifikationsnummer der Anlage übertrugen.

Abwertungen
Abwertungen führen dazu, dass sich Produktmängel verstärkt auf das Testurteil auswirken. Folgende Abwertungen haben wir eingesetzt:

  • War die Alarmfunktion „weniger zufriedenstellend“ oder „nicht zufriedenstellend“, konnte das Testurteil nur eine halbe Note besser beziehungsweise nicht besser sein.
  • Lautete die Note fürs Warnen vor offenem Fenster beim Scharfschalten „nicht zufriedenstellend“, konnte die Alarmfunktion nur eine halbe Note besser sein – bei „nicht zufriedenstellendem“ Sabotageschutz der Zentrale nur eine Note.
  • Bei „nicht zufriedenstellendem“ Schutz vor Sabotage der Sirene oder der Melder konnte die Bewertung für die Alarmfunktion nicht besser sein.
  • War die Bedienung per App „durchschnittlich“, konnte das Urteil für die Handhabung nur eine halbe Note besser sein.
  • Bei „nicht zufriedenstellender“ Sicherheit gegen Hackerangriffe konnte das Testurteil nicht besser sein.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

TP-Link Tapo C200 im Kurztest

TP-Link Tapo C200 im Kurztest

Ist zu Hause alles in Ordnung? Immer mehr verlassen sich auf Überwachungskameras. Wir haben uns ein günstiges und stark verkauftes Produkt angeschaut: die TP-Link Tapo C200.

premium

Rauchmelder - Geräte arbeiten verlässlich

Rauchmelder können Leben retten. Sie bieten einen entscheidenden Vorsprung, um sich in Sicherheit zu bringen. Von 16 untersuchten Geräten erreichten 13 ein „gut“.

Tresore - Panzerknacker unterwegs

Wer seine Wertgegenstände möglichst sicher verwahren möchte, der sollte beim Kauf eines Tresors nicht knausrig sein. Teure Modelle schneiden im Test am besten ab. 

Alarmanlagen-Beratung - Nicht immer gut


Einbruchsicherungsmaßnahmen sollen abschrecken und Tätern Zeit kosten. Alarmanlagen können mechanische Sicherungen aber nur ergänzen. Lesen Sie

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang