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Plastikverpackungen bei Obst und Gemüse - Jede Menge Müll

, aktualisiert am

Obst und Gemüse sind im Supermarkt meist mit viel Plastik umhüllt. Wer Müll vermeiden will, tut sich schwer. Oft ist die verpackte Ware auch noch günstiger als die offene. Wir haben untersucht, welche Supermärkte und Produkte die höchsten und niedrigsten Plastikquoten aufweisen.

Der Lebensmittelhandel verpasst sich selbst gerne ein ökologisches Image. Doch wie umweltbewusst sind die Supermärkte wirklich? Wir haben uns ein Bild vor Ort gemacht. Im Juni besuchten unsere VKI-Tester insgesamt 58 Filialen der 13 wichtigsten Lebensmittelanbieter in Österreich. 

Mehr Plastik bei den Diskontern

Auf den meisten Plastikmüll stießen wir bei den Diskontern, aber auch klassische Supermärkte sind keine Vorbilder, wenn es um die Reduzierung von Kunststoffverpackungen geht.

Die Plastikquote gibt den Anteil des verpackten Angebotes wieder.

Karotten und Tomaten am häufigsten verpackt

Die höchste Plastikquote bei unserem Marktcheck hatten Karotten: stolze 82 % des Angebots war in Plastik verpackt. Auch Tomaten fielen durch eine enorm hohe Plastikquote und große Preisunterschiede zwischen verpackter und offener Ware auf.

Plastikquoten bei Äpfeln, Gurken, Karotten, Paprika, Tomaten

Erhoben wurde der verpackte Anteil der Angebote von Äpfeln, Gurken, Karotten, Paprika und Tomaten. Eine Plastikquote von 100 Prozent würde bedeuten, dass keine unverpackten Angebote erhältlich sind. Die Erhebung fand im Juni 2019 statt. 

Äpfel

Bei den Äpfeln ist die Bandbreite besonders groß. Denn´s und Etsan hatten nur unverpackte Ware im Angebot, bei Hofer war dagegen 89 Prozent des Apfelangebotes verpackt. Die Plastikquote lag im Durchschnitt bei 46 ProzentBei den Äpfeln ist die Bandbreite besonders groß. Denn´s und Etsan hatten nur unverpackte Ware im Angebot, bei Hofer war dagegen 89 Prozent des Apfelangebotes verpackt. Die Plastikquote lag im Durchschnitt bei 46 Prozent. (Bild: VKI)

Gurken

Über einzeln verpackte Gurken regen sich Konsumenten schon seit langem auf. Der Handel hat offenbar darauf reagiert. Die Verpackungsquote liegt im Durchschnitt nur noch bei 50 Prozent. Nachholbedarf besteht vor allem bei Interspar und bei Spar Gourmet.  Über einzeln verpackte Gurken regen sich Konsumenten schon seit langem auf. Der Handel hat offenbar darauf reagiert. Die Verpackungsquote liegt im Durchschnitt nur noch bei 50 Prozent. (Bild: VKI)

Karotten

Trauriger „Spitzenreiter“ bei der Plastikquote ist die Karotte. Sie beträgt durchschnittlich 82 Prozent des Angebotes. Bei Etsan, Hofer, Lidl, Penny und Unimarkt fanden wir ausschließlich in Plastik verpackte Karotten vor. Nicht viel besser sieht es bei den meisten anderen Anbietern aus. Trauriger „Spitzenreiter“ bei der Plastikquote ist die Karotte. Sie beträgt durchschnittlich 82 Prozent des Angebotes. Bei Etsan, Hofer, Lidl, Penny und Unimarkt fanden wir ausschließlich in Plastik verpackte Karotten vor. (Bild: VKI)

Paprika

Durchschnittlich 62 Prozent der Paprika sind verpackt. Trauriger Spitzenreiter war Nah&Frisch – hier gab es in den besuchten Märkten nicht eine unverpackte Paprika im Angebot. Durchschnittlich 62 Prozent der Paprika sind verpackt. Trauriger Spitzenreiter war Nah&Frisch – hier gab es in den besuchten Märkten nicht eine unverpackte Paprika im Angebot. (Bild: VKI)

Tomaten

71 Prozent des Tomatenangebotes sind nur in Kunststoffverpackung erhältlich. Zehn Anbieter fallen mit eine Plastikquote von über 75 Prozent negativ auf. 71 Prozent des Tomatenangebotes sind nur in Kunststoffverpackung erhältlich. Zehn Anbieter fallen mit eine Plastikquote von über 75 Prozent negativ auf. (Bild: VKI)

Preisunterschiede: verpackte vs. unverpackte Ware

Unverpackte Ware oft teurer

Oft bleibt dem Konsumenten dabei kaum eine andere Wahl, als zu abgepackter Ware zu greifen. Absurderweise sind abgepackte Produkte zudem oft deutlich günstiger als unverpacktes Obst und Gemüse. Karotten etwa sind in vielen Geschäften als offene Ware überhaupt nicht erhältlich. Werden sie offen angeboten, handelt es sich in der Regel um teurere Bundkarotten. Ebenfalls überwiegend verpackt im Handel sind Paprika. Der Klassiker, das in Folie verschweißte 3er-Set in den Sorten grün, gelb und rot, kommt deutlich günstiger als  eine selbst zusammengestellte Kombination aus unverpackt angebotenen Schoten. 

Große Preisunterschiede

Auch Tomaten fielen durch eine enorm hohe Plastikquote und große Preisunterschiede zwischen verpackter und offener Ware auf. Kleineren Sorten wie Cocktailtomaten werden fast immer nur verpackt angeboten, lediglich die großen Rispentomaten sind auch offen erhältlich. Bei Hofer kosteten diese 1,99 Euro pro Kilo. Greift man zum abgepackten Pendant (ohne Rispen), muss man 50 Cent weniger für das Kilo berappen. Erhebliche Preisunterschiede machten unseren Testern auch bei Äpfel aus. Ein 2-Kilo-Plastisack S-Budget-Äpfel war bei Interspar zum Kilopreis von 0,75 Euro zu haben, offen angebotenen S-Budget-Äpfel kosten dagegen 1,29 Euro, also um 70 Prozent mehr. 

VKI-Tipps

  • Unverpackte Ware einkaufen. Lassen Sie verpacktes Obst und Gemüse möglichst im Regal liegen und greifen Sie zu offen angebotener Ware. Verwenden Sie Mehrweg-Beutel oder legen Sie es direkt in den Einkaufswagen - Sie waschen es ja ohnehin vor dem Verzehr. Damit helfen Sie Plastikmüll zu vermeiden und üben Druck auf die Industrie aus, auf unnötigerweise verpackte Ware zu verzichten.
  • Saisonal einkaufen. Wer bewusst saisonal einkauft, kann erheblich zum Umweltschutz beitragen. Kaufen Sie Früchte wie Birnen oder Erdbeeren im Supermarkt nur dann ein, wenn diese bei uns Saison haben. Obst und Gemüse aus Gewächshäusern, die mit fossilen Brennstoffen beheizt werden, sind keine Alternative, denn auch sie haben meist eine schlechte CO2-Bilanz.
  • Regional einkaufen. Je kürzer die Transportwege, desto besser. Wer die Möglichkeit hat, Obst und Gemüse lokal, am besten direkt beim Bauern zu beziehen, ohne, dass er dafür extra ins Auto steigen muss, schützt Klima und Umwelt. 

Leserreaktionen

Positiv überrascht

Zum Thema Plastikverpackungen bei Lebensmitteln in Supermärkten waren in den letzten Heften ausführliche Berichte und Kommentare von Lesern. Plastik nimmt in unserem Leben leider überhand! Nicht nur im Supermarkt, generell bei jedem Produkt ist Plastik in überbordender Form präsent: Alles wird in Kunststofffolie eingeschweißt, selbst kleinste Teile wie Schrauben und ähnliches Zubehör.

Umso mehr war ich positiv überrascht, als ich letztens eine Wetterstation inkl. 3 Sender, Halterungen, Schrauben etc. der Firma TFA-Dostmann via Amazon bestellte. Die Verpackung und alle Teile waren in Karton bzw. in Papier eingewickelt, Schrauben und Kleinteile in Papiertütchen! Genau so muss es in Zukunft sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Papierverpackung kostenintensiver sein soll als Plastikfolie. Für mich jedenfalls hat TFA-Dostmann verstanden, um was es geht.

DI Alexander Bernegger
Salzburg
(aus KONSUMENT 1/2021)

Verpackung zurücklassen

Ich danke Ihnen dafür, dass Sie sich mit dem Thema Verpackung im Supermarkt beschäftigen. Es gibt eine weitere in Ihrem Artikel nicht erwähnte Möglichkeit, den Verpackungswahn zu stoppen: Verpackte Lebensmittel kaufen, nach der Kassa die Verpackung entfernen, das Lebensmittel in eine mitgebrachte Jutetasche geben und die Verpackung beim Verursacher zurücklassen. Wenn viele Kunden so vorgehen, wird sich der Unfug, alles einzupacken, raschest erledigen. Die Supermarktketten haben kein Personal, die dadurch entstehenden Müllberge zu entfernen.

Im Ursprungsentwurf der Verpackungsverordnung stand, dass der Handel für die Entsorgung des Verpackungsabfalls sorgen muss. Das entspricht auch dem Sinn des Abfallwirtschaftsgesetzes mit dem Grundsatz der Abfallvermeidung. Heute zahlen wir Konsumenten aber eine Abgabe, die der Handel auf den Preis aufschlägt. Somit ist der Handel zwar Verursacher des Abfalls, braucht aber sein Verhalten nicht zu ändern. Dies widerspricht dem Grundsatz der Abfallvermeidung. Man gratuliere dem Handel für diese gelungene Lobbyarbeit!
DI Christoph Schipfer
Pöchlarn
(aus KONSUMENT 10/2019)

Mehr Märkte

Meine Meinung dazu ist:

  1. Keine Plastikflaschen, egal ob Mineral, Saft, Öl, Essig, Most und Sturm usw.; früher hatte man Milch sogar offen bekommen!
  2. Mehr Bauernmärkte einführen, Plätze dafür schaffen, statt der stinkenden Fastfood-Buden!
  3. Regionale Produkte als offene Ware beim Bauern oder am Bauernmarkt kaufen – kommt den Bauern zugute!
  4. Ich kaufe im Supermarkt fast kein Obst, Gemüse oder Eier. Auch kein Fleisch. Ich fahre freitags auf den Markt. Dort kann ich die Größe und Menge kaufen, die ich brauche, und transportiere sie im Korb nach Hause.
  5. Aber wichtig oder wichtiger ist, die vielen Lkw von der Straße zu bekommen, mit Lebensmitteln nicht unnötig spazieren zu fahren. Keine Lebensmittel aus dem Ausland einführen, wenn es genug im Inland gibt!
  6. Den Lebensmittel-Handel besser kontrollieren!

E. Tesarschik
E-Mail
(aus KONSUMENT 12/2019)

Schutz vor seltsamen Kunden

Die viele oft unnötige Verpackung stört mich auch. Dem Ruf, bei Frischware wie Obst und Gemüse auf Verpackung zu verzichten, kann ich jedoch gar nichts abgewinnen. Ich bin hier für mehr Verpackung, die auch einen Druckschutz bieten. Sprechen Sie doch mal mit den Verkäuferinnen bei Lidl oder anderen Läden. Da erfahren Sie viel mehr über das seltsame Verhalten von vielen Kunden. Die Verpackungsgegner sollen sich mal beobachtend in den Laden begeben.
Peter Hasler
E-Mail
(aus KONSUMENT 12/2019)

Aus der Seele gesprochen

Prinzipiell stehe ich abgegriffenen Floskeln wie „Nachhaltigkeit“ usw. skeptisch gegenüber. Auch Plastik ist sehr nachhaltig, was den Abbauprozess betrifft. Ich habe auch eingesehen, als ich so verpackten „Bio-Ingwer“ aus Chile (!) öffnete und ihn komplett verschimmelt vorfand, dass auch Schimmel bio ist und obendrein sehr nachhaltig. Kurz: Der Inhalt Ihres Artikels spricht mir aus der Seele. Selbst das in den ärmsten Ländern Afrikas gesetzlich auferlegte Plastikverbot scheint wirksamer zu sein als die propagierte Plastikvermeidung unserer Märkte.
Dr. Klaus Leber
Graz
(aus KONSUMENT 11/2019)

Es ist noch viel zu tun

Danke für die Titelstory aus 9/2019. Als jemand, der in einer Großstadt versucht, Plastik zu vermeiden, muss ich sagen, dass es auch hier nicht einfach ist. Es sollte eigentlich so sein, dass nachgewiesen werden muss, dass Plastik unbedingt nötig ist zur Verpackung. Und dass der Nutzen höher ist als der Schaden, der damit angerichtet wird.

Warum muss jedes Getreide, Nudeln, also auch Dinge, die trocken sind, in Plastik eingepackt sein?! Schlimm finde ich es auch beim Fleisch. Wäre schön, wenn wieder mehr Menschen eingestellt würden, die das Fleisch ausgeben, anstatt es in Plastik einzuschweißen. Oder auch beim Brot. Das könnte auch jemand verkaufen, statt jedes Brot in eine Plastik-Papiermischung zu verpacken.

Wir waren auch schon weiter, wenn ich mich an die Pfandflaschen aus den 80ern erinnere. Das kommt jetzt für Milch. Ja fein, aber was ist mit Joghurt, Sauerrahm, Schlagobers? (Warum funktioniert das beim Bier?!) Ganz zu schweigen von den Bereichen Kleidung und Kosmetik/Haushalt, wo es ja nicht minder schlimm zugeht. Hier wären sicher noch ganz viele Titelgeschichten möglich. Es ist noch so viel zu tun. Bitte dranbleiben.
Christina Aigner
E-Mail
(aus KONSUMENT 11/2019)
KONSUMENT wird dem Thema Nachhaltigkeit in Zukunft verstärkt Aufmerksamkeit widmen. Dabei werden wir selbstverständlich auch Verpackungen im Auge behalten. Alle Hinweise dazu aus dem Leserkreis sind willkommen!

Die Redaktion

Herausklauben ist auch ein Problem

Ich bin auch fürs Plastikvermeiden, welches gesetzlich auf verschiedene Art und Weise vorgegeben werden sollte, aber bei Obst und Gemüse weiß ich, dass vieles, wenn es nicht verpackt ist, einfach liegen bleibt, weil viele Kunden sich genau die schönsten Stücke herausklauben. Das muss dann weggeworfen werden und belastet somit auch stark die Umweltbilanz ...
Mag. Arnold Thurner
Innsbruck
(aus KONSUMENT 10/2019)

 

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