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Kunde König: Sonnenstudios - Die Bräune des Dachdeckers

Nicht alle müssen für Bräune bezahlen. Ein satirischer Kommentar von Alois Grasböck.

Begabter Farbschinder

Hans hat die bräunste Bräune im ganzen Land. Und wenn sich ein begabter Farbschinder einen Monat lang auf den Äquator legt, wo die Sonne wirklich keine Gnade kennt – gegen Hans wird er immer noch Zweiter sein.

Wie macht der Hans das? Nun, das geht bei ihm nebenbei, denn er arbeitet im Freien. Er ist der Spengler auf dem heißen Blechdach. Nur ganz selten begegnet er einem, der noch eine Spur bräuner ist. Das ist dann immer ein Südländer, der den ganzen Sommer Straßen teert.

Dennoch sieht man keine Werbungen mit dem Slogan „Holen Sie sich die echte Dachdeckerbräune!“. Was uns zu der Vermutung führt, dass Bräune eine komplizierte Sache ist. Das ist wissenschaftlich noch nicht exakt erforscht, aber es gibt vage Hinweise.

Im offenen Ferrari

Einen hohen gesellschaftlichen Wert erzielt Bräune zweifellos, wenn man sie beim Fahren eines offenen Ferrari erworben hat. Spitze ist auch Bräune vom Golfen in Neuseeland. Wohingegen die schönste Bräune sofort grau wirkt, wenn Sie sie mit den Worten „Liege wegen Arbeitslosigkeit pausenlos am Schotterteich“ erklären.

Das wiederum deutet darauf hin, dass der Wert von Bräune in einem Zusammenhang mit dem dafür ausgegebenen Geld steht. Gratisbräune wie die vom Dachdecken oder Asphaltieren hat irgendwie nicht den gewissen Chic. Und weil es nicht genug offene Ferraris für alle gibt und man nicht ständig in Neuseeland golfen kann, springen die Bräunungsstudios helfend ein. Der Besuch dort beweist: Man ist nicht darauf angewiesen, sich dann in die Sonne zu legen, wenn’s ihr passt. Sun dann, wenn ich will und kann! Schließlich gehört man nicht zu den Armen.

White-Body-Studios

Mode hält nicht ewig, und vielleicht wird eines Tages die noble Blässe wieder modern. Man darf gespannt sein, ob es wer schafft, dass sich die Leute dafür in finstere „White-Body-Studios“ legen und dafür zahlen…

Ihr Alois Grasböck 

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