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Kunde König: Tomate oder Paradeiser? - Kein europäischer Paradeisapfel

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Kunde König: Von allen Früchten die seltsamste ist die Tomate. Ein satirischer Kommentar von Alois Grasböck.

Tomate oder Paradeiser?

Von allen Früchten die seltsamste ist die Tomate (Proteststimmen: „Wissen Sie nicht, dass das in Österreich gefälligst Paradeiser heißt, Sie, Herr Sie!“). Schon gut. Die seltsamste Frucht ist also der Paradeiser (Proteststimmen: „Hören Sie auf mit diesem sprachlichen Provinzkitsch, die ganze Welt sagt Tomate!“).

Alois Grasböck zu Paradeisern und Mozzarella (Foto: Grasböck)
Alois Grasböck zu
Paradeisern und
Mozzarella
(Foto: Grasböck)

Tomateiser und Paramate

Das könnte der Grund gewesen sein, dass vor Jahren in Supermärkten wahrhaftig „Tomateiser“ angeboten wurden. Da wollte es jemand allen recht machen, aber diese Kreuzung scheint sich nicht durchgesetzt zu haben. Obwohl sie immer noch besser klingt als „Paramate“.

Gemüse aus dem Solarstudio

Wie auch immer, diese seltsame Frucht wächst das ganze Jahr über und grinst sich eins, wenn ihr ein Gartenbuch erzählen will, sie brauche viel Sommersonne. Denn sie hat sich längst von den Menschen abgeschaut, wie man über den Winter kommt: mit Nährlösung – sozusagen als Energy Drink – und Solarstudio.

Nur als Ketchup akzeptiert

An dieser Stelle müssen auch die Paradeiser-Fans zugeben: Zu einer europäischen Wintertomate kann man nicht Paradiesapfel sagen, das wäre so geschmacklos wie sie selbst. Kein Wunder, dass es zunehmend Kinder gibt, die Tomaten nur als Ketchup akzeptieren.

Mozzarella: Parodie auf italienisches Essen

Ein ähnliches Schicksal wie der Paradeiser hat die Mozarella erlitten. Ursprünglich war sie aus würziger Büffelmilch, doch nach ihrer Übersiedlung ins Plastiksackl hat der Preisdruck viel Geschmack aus ihr herausgequetscht. So eignet sie sich hervorragend für eine Parodie auf italienisches Essen.

Harte, aromafreie Tomaten und öde Mozarella abwechselnd in Scheiben anrichten, das dazupassende geschmacksarme Weißbrot lässt sich in einem Backshop auch finden. Danach als Hauptspeise eine Gefrierpizza, und man hat einen Anlass für ein interessantes Tischgespräch: Woran zum Teufel könnte es liegen, dass die italienische Küche so erfolgreich ist?

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