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Settop-Boxen: DVB-T kommt, VPS geht - Bedienung oft noch zu umständlich

  • Preise haben angezogen
  • MultiText ein Flop

"Nur net hudeln", sagt der Österreicher – und praktiziert das auch. So blieben die „Sponsoren“ für DVB-T-Boxen mit MHP (MultiText-fähig) bislang auf einem guten Teil ihrer freundlichen Gabe in Höhe von 40 Euro pro Gerät sitzen: Für 100.000 schnell entschlossene Frühumsteiger wollte man sich großzügig geben, aber nur 40.000 haben – trotz Verlängerung der Aktion – auch tatsächlich zugegriffen. Die Begeisterung scheint sich also in Grenzen zu halten. Das Restbudget kommt jetzt den Umsteigern auf DVB-C (= digitales Kabelfernsehen) zugute.

Die Schonfrist läuft ab

Aber wie auch immer: Wer heute noch ORF und ATV via Dach- oder Zimmerantenne empfängt, kommt über die Anschaffung einer Settop-Box für den Empfang des „Digital Video Broadcasting-Terrestrial“, also der erdgebunden Ausstrahlung von Rundfunkprogrammen in digitaler Qualität (DVB-T), ohnehin nicht herum – er hat allenfalls noch eine Schonfrist. Weshalb wir uns nach unserem Test in der Februar-Ausgabe nun erneut dieses Themas annehmen.

Wohl wissend, dass es sich für viele unserer Leserinnen und Leser in den westlichen Bundesländern schon erledigt hat – hier wurde ja mit der Abschaltung des analogen Sendebetriebs begonnen, sprich: Wer dort über keine Empfangsmöglichkeit via Satellit oder Kabel-TV verfügt und sich keine DVB-T-Box angeschafft hat, kommt ohnehin nicht mehr in den Genuss von ORF und ATV. Die Großräume Klagenfurt, Graz, St. Pölten und Wien sollen im Herbst folgen – ein exaktes Datum war zu Redaktionsschluss noch nicht bekannt, zuletzt wurde aber der Oktober 2007 genannt.

Von 40 bis über 200 Euro

Richtig vom Hocker gerissen haben uns auch die Ergebnisse dieses Tests nicht: Wie schon zuletzt überwiegt „Durchschnittliches“, nur 4 der 14 Kandidaten brachten es auf das Endurteil „gut“. Wer sich für ein Gerät aus dieser Kategorie entscheidet, muss mit einem Aufwand zwischen rund 100 und 230 Euro rechnen, bekommt aber mehr als nur DVB-T-Empfang. Nimmt man mit einer Stufe darunter vorlieb, ist man ab 40 Euro dabei – kann aber auch einen Hunderter mehr hinblättern. Das mag jene, die bislang mit ihrer Dach- oder Zimmerantenne durchaus das Auslangen fanden, nicht unbedingt erfreuen.

Dieser Test entstand in Kooperation mit der Österreichischen Rundfunksender GmbH & CoKG – ORS. Die Ergebnisse finden Sie in der Tabelle [ Test: Settop-Boxen 8/2007 ].

Die Argumente der Digital-Befürworter sind bekannt: bessere Bildqualität in schlechten Versorgungslagen und – optional – der Nachfolger des Teletext, der MultiText (MHP). Tatsächlich brachten es fast alle Geräte auf eine „gute“ Bildqualität (Ausnahme: Redline); allerdings wird in Einzelfällen immer wieder bemängelt, dass an manchen Standorten, wo bislang zumindest ein leidlicher analoger Empfang möglich war, die digitalen Kastln zu gar keiner Leistung zu bewegen seien. Eben weil „digital“ auch heißt: 0 oder 1, alles oder nichts. Reicht das Signal nicht aus, bleibt der Bildschirm dunkel …

MultiText ein Flop

Was nun den MultiText betrifft, der via „Multimedia Home Platform“ (MHP) ins Gerät kommt: Er macht sich rar, als würden die Hersteller selbst nicht allzu viel davon halten. Nur vier Geräte im Test sind MHP-fähig und vermögen Text- und Bildinformationen (Foto und Grafik) im MultiText-Format darzustellen: schöner, übersichtlicher, leichter bedienbar. Leider kommen Sie dabei über Mittelmaß nicht hinaus – obwohl sie preislich (unter den „Durchschnittlichen“) die Spitzenreiter darstellen. Auffällig weiter:Von den „guten“ Geräten verfügt keines über die MultiText-Funktion. Ist die womöglich doch nicht ganz so zukunftsweisend, wie uns das die Werbung weismachen wollte (und will)? Man erinnert sich vielleicht: Die ursprüngliche 40-Euro-Förderung – bezahlt übrigens aus Steuergeldern, die zusammen mit der ORF-Programmgebühr eingehoben werden – wurde nur für Geräte gewährt, die eben diese Funktion aufwiesen, also die „zertifizierte Settop-Box mit MHP“, am bunten DVB-T-Pickerl erkennbar.

Doppelt hält besser

Wenn man schon Geld für eine Settop-Box ausgeben muss, dann empfiehlt es sich wohl, nach Zusatznutzen Ausschau zu halten. Drei Geräte im Test – und das ist neu – bieten einen solchen beispielsweise in Form der kombinierten Empfangsmöglichkeit sowohl für das terrestrisch ausgestrahlte digitale TV-Signal (eben DVB-T) wie auch für jenes, das über Satellit übertragen wird (DVB-S): Technisat, gran prix und Hirschmann CSTR 280PVR. Diese Geräte werden auch Kombi- oder Dual-Receiver genannt. Damit geht für jene, die bislang an der analogen Sat-Antenne hingen, schon eher das Tor zur großen weiten Fernsehwelt auf. Fungiert der DVB-S-Teil des Gerätes doch als Satelliten-Receiver und vermag als solcher locker um die 150 Programme plus ORF und ATV (über DVB-T) anzubieten. Scharfäugige Zeitgenossen sind sogar der Meinung, dass der Empfang der heimischen Programme über die Satellitenschüssel (die man in diesem Fall natürlich zusätzlich benötigt) besser sei als jener, der über die erdgebundenen TV-Sendemasten ausgestrahlt wird.

Digitale Sat-Anlage mit ORF-Karte

Allerdings könnte man in diesem Szenario auch gleich zu einer „reinen“ digitalen Sat-Anlage greifen, die – mit der entsprechenden ORF-Karte um 38 Euro ausgestattet – natürlich auch den Empfang der digitalen österreichischen Programme gestattet. Dual-Receiver mögen deshalb vor allem in besonderen Anwendungsfällen von Vorteil sein, wenn man etwa daheim via Satellit empfängt, sich den Schrebergarten aber nicht mit einer Schüssel verschandeln will. Dann packt man die Settop-Box einfach ins Auto und schließt das Fernsehgerät im Garten via DVB-T an.

Übrigens: Für diesen Zweck wären wohl auch jene beiden Geräte ganz gut geeignet, die keine „Boxen“ im herkömmlichen Sinn sind, sondern recht unauffällige Adapter, die hinter dem Gerät versteckt werden können und dennoch ihrer Decodierungs-Aufgabe nachkommen. Sie lassen sich auch dort unterbringen, wo wenig Stellplatz vorhanden ist oder wo man einfach kein weiteres Kastl die Wohnlandschaft verschandeln lassen will; DK digital und ProVision sind solche Adapter im Test.

Zwei mit Festplatte

Eine Festplatte eingebaut haben zwei Geräte im Test, ein drittes lässt sich entsprechend nachrüsten: Die schon erwähnte Box von Testsieger Hirschmann (mit 229 Euro allerdings nicht ganz billig) verfügt über eine Festplatte mit 80 Gigabyte, was locker für rund 50 Stunden Filmvergnügen in guter Qualität reicht. Eurosky SL2006PVRT hat eine 40-GB-Festplatte. Die Skymaster DTR 4000 kommt um 99 Euro zwar ohne Festplatte daher, nimmt aber sehr gutmütig eine beliebige IDE-Festplatte auf, die man vielleicht andernorts nicht mehr benötigt; Montage problemlos. Die Aufnahme funktioniert einfach. Die Geräte erlauben auch das zeitversetzte Fernsehen (Time-Shift), wenn man gerade schnell einmal wohin muss. Allerdings kann man diese Aufnahmen dann nicht so einfach auf DVD zur permanenten Sicherung überspielen! Hier kommt vielmehr der gute alte VHS-Recorder wieder zu Ehren, mit dessen Hilfe zumindest das Überspielen auf Band klappt. Also diesen besser nicht voreilig entsorgen.

Kaum mehr VPS

Apropos Videoaufnahme: Leserinnen und Leser haben beim letzten Test nachgefragt, ob die Geräte auch etwas mit der VPS-Kennung zur Steuerung eines Aufnahmegeräts anfangen können. Zwei können: gran prix und Hirschmann; beim Rest kann man nicht sicher sein, auch die Nachspielzeit oder das Ende vom Krimi aufgezeichnet zu erhalten, wenn man nicht mit „Überzeit“ programmiert.

Wenn wir schon bei den Besonderheiten sind: Drei Settop-Boxen verfügen über eine Stromversorgung, die sich mit 12 Volt begnügt. Sie können somit auch dort betrieben werden, wo kein „richtiger“ Stromanschluss vorhanden ist (Technisat, DK digital und gran prix bringen dafür sogar einen Adapter für den Zigarettenanzünder mit). Der ProVison verfügt über einen eingebauten Akku für rund drei Stunden netzunabhängigen Betrieb. Ob das wirklich das Mittel der Wahl ist, sei dahingestellt (für TV via Laptop wird wohl ein USB-Stick praktischer sein), manchmal mag der eine oder andere Gebührenzahler aber vielleicht ganz froh über diese Möglichkeit der Stromversorgung sein.

Hoher Verbrauch

Moderne Fernsehgeräte kommen mit nur 0,3 Watt/h im Stand-by-Betrieb aus; nicht so – zu unserer Überraschung – die Settop-Boxen: Bis zum 30-fachen dieses Wertes wird hier verschlungen (Skymaster). Umso ärgerlicher, wenn es dann nicht einmal einen Ausschalter am Gerät gibt, wie das bei der deutlichen Mehrzahl leider immer noch der Fall ist. Auch in einem anderen Punkt hat sich im Vergleich zu unserem letzten Test kaum etwas geändert: Um das Gerät betreiben zu können, benötigt man unter anderem ein Scart-Kabel für die Verbindung zum Fernsehgerät und – natürlich – eine Antenne.

Da sollte man doch meinen, dass diese den Boxen beiliegen. Nur bei der Hälfte der Prüflinge war dies mit Hinblick auf das Kabel der Fall, eine Antenne spendierten gar nur drei Hersteller ihren Geräten. Bei Produkten, die im Schnitt fast 120 Euro kosten (im letzten Test: 93 Euro), sollte es eigentlich auf so ein Antennen-Staberl nicht ankommen, meinen wir.

Unverständliche Gebrauchsanleitung

Und auch für die nach wie vor lieblos bis unverständlich gestalteten Bedienungsanleitungen vermögen wir kein Verständnis aufzubringen. Da gibt es Menü-Abbildungen, die grau in grau ineinander laufen, da benötigt man zum Lesen eine Lupe, da ist einfach manches fehlerhaft (positive Ausnahmen: DK digital und CityCom) und in Konsequenz dann auch im täglichen Betrieb alles andere als bequem.

Noch eines: Eigentlich hätten wir uns mit DVB-T auch eine Verbesserung der Tonqualität erwartet und sind jetzt doch etwas enttäuscht darüber, dass es in diesem Punkt nur vier Boxen auf ein „gutes“ Ergebnis brachten. Fazit: Nicht alles, was „digital“ heißt, ist automatisch auch sehr gut.

Kurzbeschreibungen

Hirschmann CSTR 280PVR

Doppeltuner DVB-T/DVB-S, 80 Gigabyte Festplatte für Sendungsaufzeichnung eingebaut, gute Handhabung und Tonqualität, rasche Menüdarstellung am Bildschirm, jedoch langsamer Sender-Suchlauf, Teletext leicht unscharf, teuerstes Gerät im Test.

gran prix DSR750TS

Doppeltuner DVB-T/DVB-S, gute Handhabung und Tonqualität, Teletext wird (auch transparent) über TV-Bild eingeblendet, billigstes „gutes“ Gerät; EPG zeigt nur Programm des gerade gewählten Senders an; hoher Stromverbrauch.

Technisat MultyMedia TS1

Doppeltuner DVB-T/DVB-S, Erstinstallation sehr einfach, dauert aber relativ lange; gute Tonqualität, Timer steuert auch Videorecorder, gute Darstellung von Teletext, 12-Volt-Anschluss mit beigelegtem Auto-Adapter.

Eurosky SL 2006PVRT

40-Gigabyte-Festplatte eingebaut, Erstinstallation, täglicher Betrieb und Tonqualität „gut“, Videorecorder-Steuerung über Timer; Aufnahmen und Teletext aber leicht unscharf, zweitteuerstes Gerät im Test.

Settopboxen - digitales Fernsehen: Kompetent mit Konsument

  • Sat als Alternative. Statt zur DVB-T-Box können Sie auch zu einer digitalen Sat-
    Anlage greifen. Diese bietet eine ungleich größere Programmauswahl.
  • Große Preisunterschiede. In derselben Leistungsklasse gibt es Unterschiede bis zu 300 Prozent.
  • Auf Zusatznutzen achten. Festplattenrecorder, Dual-Funktion, externe Stromversorgung oder VPS-Erkennung können in manchen Anwendungsszenarien sinnvolle Ergänzungen sein.
  • Zusatzkosten mitrechnen. SCART-Kabel und Antenne kosten extra.

Testkriterien

In Kooperation mit der ORS wurden DVB-T Boxen – teilweise mit Zusatzfunktionen – in der Preisklasse von € 40,- bis € 230,- getestet. Darunter auch Settop-Boxen mit Kombireceiver für DVB-T/DVB-S, Geräte mit eingebautem Festplattenreceiver (bzw. mit Vorbereitung dafür) und Geräten auch für netzunabhängigen Betrieb.

HANDHABUNG (50%)

Bewertet wurden das Auspacken, der Anschluss und die Programmierung, die Bedienungsanleitung, der tägliche Betrieb und die Fernbedienung sowie (je nach Verfügbarkeit) MHP Multitext, Teletext, EPG und Timer.

BILD- UND TONQUALITÄT (30%)

Die Bild- und Tonqualität wurde von mehreren Testpersonen im direkten Vergleich beurteilt, zusätzlich erfolgten Messungen des Eingangsignals und eine Bewertung der Anschlüsse für Dolby Digital.

Energieverbrauch (20%)

Beurteilt wurden der Energieverbrauch im Betrieb, im Stand-by, ausgeschaltet und mit programmiertem Timer und die mechanische Stabilität des Gerätes und der Fernbedienung

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