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Sauna, Infrarot und Dampfbad: Selbstbau - Echt heiß

Vor allem in den kalten Wintermonaten liegen Sauna, ­Dampfbad und Infrarotkabine (IR) voll im Trend. Worauf Sie achten sollten, wenn Sie sich eine private Schwitzkammer zulegen.

Die Palette der Anwendungen, die auf der Wirkung von Wärme – oft in Kombination mit Feuchte – beruhen, ist breit. Sie beginnt bei der finnischen Sauna mit einer Tempe­ratur von 80 bis 95 Grad C und 6 Prozent Luftfeuchte, die beim Aufguss auf 15 Prozent gesteigert wird. Die Beheizung erfolgt durch einen elektrischen Ofen mit Steinen, die gleichmäßig Wärme abgeben. Zwischen 70 und 80 Grad C heiß und zirka 30 Prozent feucht ist die russische Sauna, die Banja. Ihre Benutzer schlagen sich den Körper mit eingeweichten, beblätterten Birkenzweigen ab, was die Blutzirkulation anregt und als Quästen bezeichnet wird.

Biosauna ohne Aufgüsse 

Die Biosauna ist die kreislaufschonende ­Version der finnischen Sauna. Hier liegt die Raumtemperatur niedriger (bei rund 55 Grad), die Luftfeuchtigkeit ist höher. Aufgrund der geringen Hitze gibt es in einer Bio-Sauna ­keine Aufgüsse.

Feuchte Hitze in Sauna und Dampfbad

Das Dampfbad dagegen ist nur 40 bis 47 Grad C warm, während die nahezu 100-prozentige Feuchte als Nebel sichtbar ist. Beide Effekte werden durch eingeblasenen Dampf erzeugt. In der Solegrotte versprüht man zusätzlich Salzlösung. Eine bis zu 90-prozentige Feuchte, die nicht als Nebel sichtbar ist, weist das bereits von den alten Römern geschätzte Caldarium auf. Die 45 bis 50 Grad C hohe Temperatur wird von Wänden, Boden und Bänken als Strahlungswärme ­abgegeben.

Hamam: 35 bis 40 Grad C

Im türkischen Dampfbad oder Hamam liegen die Werte bei 35 bis 40 Grad C und 90 Prozent Feuchte, wobei eine rituelle Abfolge von Wellness-Anwendungen durchgeführt wird – etwa Körpergüsse mit warmem und kaltem Wasser oder Abreiben mit einem Peeling-Handschuh.

Kreislauf, Stoffwechsel, Atmung, Immunsystem

Alle bisher genannten Anwendungen erhöhen das subjektive Wohlbefinden, regen Kreislauf, Stoffwechsel, Atmung und Immunsystem an und lösen Muskelverspannungen. Von einem Besuch absehen sollte man bei Entzündungen, akuten Infekten, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Venenthrombosen und Krampfaderleiden. Im Zweifelsfall am besten den Arzt fragen.

Laconium und Tepidarium

Laconium (45 bis 60 Grad C) und Tepidarium (30 bis 45 Grad C) sind trockene Wärme­kammern, in denen die nur knapp über Körpertemperatur liegende Strahlungswärme über Wände, Bänke und Boden kommt. Sie verbessert die Durchblutung des Gewebes und erleichtert die Entspannung.

Infrarotkabinen: mit Strahlungswärme

Die seit einigen Jahren angebotenen Infrarotkabinen erwärmen den Körper nicht über heiße Raumluft, sondern über Strahlungsquellen, die elektromagnetische Wellen im Infrarotbereich des Lichts aussenden. Zum Einsatz kommen dafür Flächen- oder Stab- bzw. Lampenstrahler. Während Flächenstrahler eine Oberflächentemperatur von maximal 65 Grad C erreichen, geht es bei ­ den anderen Systemen heißer her. Hier sind wegen der Verbrennungsgefahr Abstandshalter besonders wichtig.

Therapeutische Wirkung wird untersucht

Die ideale Temperatur in der Infrarotkabine liegt zwischen 30 und 45 Grad C. Die An­wendung ist angenehm und entspannend, ihre medi­zinisch-therapeutische Wirkung wird zurzeit untersucht. Hersteller müssen international festgesetzte Grenzwerte für die Strahlung einhalten, um eine Schädigung von Augen und Haut zu verhindern.

Risiko Heimsauna

Sauna zu Hause

Immer mehr Menschen wollen die Schwitzkabine im eigenen Heim nicht missen. Damit die unterschiedlichsten Anlagenarten ihre gewünschte Wirkung entfalten, gibt es eine Reihe von technischen Anforderungen, die in der neu überarbeiteten, vierteiligen ÖNORM M 6219 zusammengefasst sind. Die Standards gelten zwar nur für gewerbliche Anlagen, doch können auch private Saunabesitzer ­daraus Nützliches erfahren. Beispielsweise über geeignete Materialien.

Mehr Glas in der Sauna ...

„Bestand die Sauna früher nur aus Holz und winzigen Sichtfenstern, so hat sich heute Glas zu einem zentralen Werkstoff ent­wickelt“, sagt DI Jörg Nachbaur, zuständiger Komitee-Manager im Austrian Standards ­Institute. „Besonders beliebt ist Spezialglas, das nur in eine Richtung durchsichtig ist.“ Damit sind Ausblicke garantiert, aber kein Einblick. ­Dennoch rät der Experte, die Glaselemente sparsam einzusetzen, weil sie ­wenig Wärme abstrahlen, dadurch das ­Saunaklima verschlechtern und den Stromverbrauch erhöhen.

.... und Keramik und Stein

Bei Dampf- und Warmluftkammern ist die Vielfalt der Materialien größer. Keramik und Stein können etwa als Mosaik, Fliesen und großflächige Platte zum Einsatz kommen. Für Wände, Decken und gestaltende Ele­mente dürfen beständiger Putz und Salzstein verwendet werden, Letzterer jedoch nur ­ohne direkten Nutzerkontakt.

Problem Formaldehyd?

In den letzten Jahren haben sich die Ver­arbeitungsweisen von Holz für Saunen und Infrarotkabinen weiterentwickelt: vom bewährten Nut-Feder-Verbund hin zu glatten Holzwänden. Während bei den niedrigen Temperaturen in Infrarotkabinen eine relevante Raumluftbelastung nur bei geringem Luftwechsel oder direkter Flächenbeheizung des Holzes zu erwarten ist, zeigte sich in ­einer 2009 vom Österreichischen Sauna ­Forum beauftragten Studie, dass bestimmte natürlich gewachsene Holzarten bei großer Hitze, wie sie etwa in finnischen Saunen ­vorherrscht, kleine Mengen Formaldehyd freisetzen können.

„Die klassischen Saunahölzer wie Nordische Fichte, Altholz Fichte, Hemlocktanne, Linde und auch Espe liegen jedoch unter den niedrig angesetzten ­Grenzwerten der WHO“, kommentiert Günter Weisgram vom Sauna Forum die ersten ­abgeschlossenen Prüfungen des Österrei­chischen Instituts für Baubiologie und Bauökologie (IBO).

Risiko: Holzwerkstoffe in der Heimsauna 

Riskant wird es dort, wo statt Vollholz sogenannte Holzwerkstoffe eingesetzt werden. Diese stark Formaldehyd-abgebenden ­Materialien kommen beim Eigenbau immer ­häufiger vor, weil sie nicht nur preiswert sind, sondern auch sehr dekorativ und stylish aussehen. „Wir haben vor allem in ­privaten Saunen laufend Konzentrationen, die den WHO-Richtwert zum Teil um mehr als das 10-fache überschreiten (Maximalwert 2 mg/m³, WHO-Wert 0,1 mg/m³) und zu ­genau den Belästigungen und Gesundheitsgefährdungen bei den Nutzern führen, die für Formaldehyd bekannt sind, wie zum ­Beispiel Schleimhaut- und Bindehautrei­zungen“, berichtet DI Peter Tappler vom IBO.

Formaldehydabspaltende Leime

Der Grund für die hohen Konzentrationen sind formaldehydabspaltende Leime sowie Weißleim. „Die einzige Firma, die verleimte Holzwerkstoffplatten speziell für Saunen herstellt, ist im Holzhandel praktisch nicht präsent und ein Spezialanbieter für Saunabauer“, bedauert DI Tappler.

Schwitzen auswärts

Schwitzen auswärts

Eine öffentliche Sauna-Anlage muss nicht nur den gültigen technischen Bestimmungen entsprechen, sondern auch Mindestanfor­derungen an das Raumkonzept erfüllen. DI Nachbaur vom Austrian Standards Insti­tute: „Es genügt nicht, eine Kammer aufzustellen. Auch eine Dusche zur Vorreinigung und Abkühlung, ein Ruhebereich, ein WC und eine Ablagevorrichtung für Garderobe gehören unbedingt dazu.“ Genügend Liegen, Haken für Handtücher und Bademäntel sowie Ablagen für Brillen sollten selbst­verständlich sein. Darüber hinaus können die Betreiber ihren Kunden eigene Umkleide-, Ruhe- und Massageräume, Kalt- und Warmwasserbecken sowie einen Frischluftbereich anbieten.

Optimal erholen

Damit die Badegäste sich optimal erholen, sollte sich der funktionell richtige Bade­ablauf automatisch ergeben. Beispielsweise macht es wenig Sinn, wenn man, aus der Sauna kommend, den Ruheraum durch­queren muss, um zum Freiluftbereich zu ­gelangen. Außerdem schadet es nicht, ein Auge auf die Hygiene der Anlage zu werfen:

  • Werden Fußböden und Liegeflächen regelmäßig gereinigt und desinfiziert?
  • Finden sich Schweißflecken auf dem Holz – etwa, weil die Auflagetücher zu klein sind?
  • Sind die Saunasteine stark verkalkt?
  • Wächst Schimmel in den Nassbereichen?

Intaktes Saunazubehör wie Sanduhr, Klimamesser und Lampen ist für einen angenehmen Aufenthalt ebenso entscheidend wie ein Saunawart, der auf die Einhaltung der Badeordnung achtet.

Sauna im Eigenbau

Tipps vom Experten: Günter Weisgram, Österreichisches Sauna Forum

Günter Weisgram vom Österreichischen Sauna-Forum gibt Tipps für die Sauna im Eigenbau (Bild: Weisgram) 
Günter Weisgram vom
Österreichischen
Sauna-Forum

Darauf sollten Sie achten

  • Bei der Massivbauweise verarbeiten Sie nur 40 bis 70 mm dicke Bretter (Blockbohlen) und stellen die Sauna für eine optimale Hinterlüftung 7 bis 10 cm von den umgebenden ­Wänden entfernt auf.
  • Bei der Elementbauweise nehmen Sie für eine gute Wärmespeicherkapazität mindestens 14 mm dicke, harzarme Profilbretter in Nut-Feder-Verbindung.
  • Aus Gründen der Energieersparnis ist eine ausreichende Isolierung insbesondere der Deckenkonstruktion wichtig. Nicht zu viel Glas verbauen.
  • Achten Sie bei Liegen, Sitzbänken, Rückenlehnen und Trittstufen auf möglichst astfreies, ­harzarmes Holz und planen Sie zirka einen Meter Platz zwischen oberster Bank und Saunadecke ein.
  • Die Mindesthöhe im Stehbereich sollte 190 cm betragen, die Sitzbreite 60 bis 70 cm pro Benutzer. Der Richtwert für den Flächenbedarf je Nutzer beträgt 0,75 m2.
  • Eine gute Entlüftung ist für das optimale Saunaklima entscheidend. Die Abluftöffnung sollte (schräg) gegenüber vom Ofen im unteren Drittel der Saunakabine angebracht sein.
  • Bedenken Sie, dass billige Blechwand-Öfen beim Aufwärmen und Abkühlen oft störende Geräusche erzeugen und nur von Markengeräten langfristig Ersatzteile erhältlich sind.
  • Beachten Sie die Angaben des Ofenherstellers und die gesetzlich vorgeschriebenen Abstände zu brennbaren Materialien. In die Sauna eingebaute Infrarot-Wärmequellen müssen spritzwassergeschützt sein (Schutzklasse IPX4).
  • Wegen der Sturzgefahr empfehlen sich im begehbaren Bereich rutschhemmende Fliesen oder Natursteine. Holzböden und -roste erfordern besondere Pflege.

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