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Haarfarben - Schön günstig

Drogerie- und Supermärkte bieten gute Haarfärbemittel, die zudem nicht viel kosten.

Sich beim Friseur die Haare färben zu lassen, kann ganz schön ins Geld gehen. Schnell ist man zwischen 50 und 100 Euro los. Viele ­greifen deshalb lieber auf das reichhaltige Kolorationen-Sortiment im Drogeriemarkt oder Supermarkt zurück und färben selbst. Doch wie zuverlässig sind die Produkte? ­Decken sie das Grau tatsächlich gut ab und wie ist es danach um die Haarpracht bestellt?

Gute Farben um wenig Geld

Der Test der Stiftung Warentest zeigt: Es gibt eine Reihe guter Haarfarben und der Preis ist – wie so oft im Kosmetikbereich – nicht unbedingt ein Qualitätskriterium. Gut und günstig ist unsere Nummer 2, Garnier Color Intense (4,95 Euro), nur knapp geschlagen vom T­estsieger L’Oréal Paris Excellence Creme (9,90 Euro) mit dem besten Färbergebnis. Nur diese beiden Produkte überzeugten durch wirklich gute Farbgenauigkeit im Vergleich mit der Farbskala auf der Verpackung. Bei Syoss Professional Performance und Schwarzkopf Brillance reicht es nur zu einem durchschnittlichen Ergebnis. Syoss musste beim Färbe­ergebnis Abstriche in Kauf nehmen. Beim Farberhalt und beim Haarzustand nach dem Färben zeigten beide Produkte Schwächen. Auch die Anwendung – bei Produkten für den Hausgebrauch besonders wichtig – ließ etwas zu wünschen übrig.

Koloration gut – Farbskala na ja!

Beim Test hielten 140 Personen ihre Köpfe hin. Untersucht wurde die Haarfarbe Dunkelbraun, und zwar Produkte der Klasse 3. Dabei handelt es sich um permanente Haarfarben, die laut Anbieter nicht auswaschbar sind und sich im Lauf der Zeit herauswachsen. Zu erwarten wäre, dass die Kolorationen graue Haare gut abdecken und die auf der Ver­packung aufgedruckte Farbskala einhalten – und dabei spießt es sich. Das Grau im Schopf bringen zwar alle getesteten Farben zum Verschwinden, bei der Farbgenauigkeit ­bleiben jedoch Wünsche offen. Häufig ist der Ton ein wenig dunkler als versprochen, zum Teil sogar deutlich dunkler, Richtung Schwarz. Besonders Syoss fällt hier negativ auf. Bei Schwarzkopf Brillance fiel negativ ins Gewicht, dass die Metalltube im Test in mehreren Fällen aufplatzte und sich die Farb­partikel nicht alle auflösten.

Problem Lichtbeständigkeit

Vier Wochen sollte die Farbe in jedem Fall halten. Im Test war es um die Haarpracht zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch über­wiegend gut bestellt. Danach tritt das ursprüngliche Grau allerdings zunehmend am Haaransatz zutage. Die Farbpigmente verblassen zudem besonders stark bei Sonne. Das gilt für natürliche wie für künstliche Haarfarben und bestätigte sich auch im Test. Zusätz­liche Laborprüfungen an Naturhaarsträhnen zeigten: Was die Licht­beständigkeit angeht, haben die Hersteller noch Entwicklungsarbeit vor sich.


Lesen Sie auch folgende Artikel zum Thema Haarfarben: Haarfarben 8/2009, Haarfarben 1/2006Wimpern und Augenbrauen 12/2009, Strähnchenhaarfarben 8/2007.

Einwirkzeit genau einhalten

Mousse oder Creme

Waren die Haarfarben bislang hauptsächlich als Cremen auf dem Markt, kommen seit ­einiger Zeit zunehmend Mousse-Produkte in Mode. Dass schaumige Mousses besonders einfach zu handhaben seien, ist jedoch eher eine Erwartung, die sich im Test nicht immer bestätigen ließ. Es sind wohl eher die jewei­ligen Vorlieben und Erfahrungen, die Kon­sumentinnen zu Mousse oder Creme greifen lassen. Einhellig unbeliebt sind dagegen Produkte, die nicht nur die Haare, sondern auch die Kopfhaut nachhaltig anfärben. Besonders auffällig ist das bei Syoss Professional Performance der Fall. Dazu ein Tipp: Anfärbungen der Kopfhaut lassen sich am besten gleich nach dem Färben mit Wasser entfernen, später mit Shampoo, Alkoholpads oder – wem es nicht graust – Zigarettenasche auf Watte. Vorbeugen kann man den ungeliebten Hautanfärbungen, indem die Gesichtskonturen und die Ohren vorher gut mit einer Fettcreme abgedeckt werden.

Ohne Gestank, aber ...

In den Regalen findet man neben Haarfarben mit Ammoniak zunehmend Produkte, in denen auf die chemische Verbindung verzichtet wird. Ohne Ammoniak stinkt es weniger, da der anfangs stechende Geruch wegfällt. Andererseits sind Quellmittel wie eben Ammoniak wichtig, damit die Haarfarbe auch dauerhaft im Haar bleibt. Die statt Ammoniak eingesetzten ­alkalischen Substanzen sind nicht immer vollwertige Alternativen.

Hochreaktive Chemie

Ob mit oder ohne Ammoniak – permanente Haarfarben sind hochreaktive Chemie und keine Wohltat für die Haare. Alle Farben im Test enthalten deshalb zusätzlich wirkungsvolle Pflegemittel, um die angegriffenen ­Haare wieder zu besänftigen. Das klappte auch. Der Haarzustand war direkt nach dem Färben mindestens gut. Voraussetzung ist ­allerdings, dass die Anwendungshinweise auf der Verpackung genau befolgt werden. So sollten Sie die Farbe auf keinen Fall länger als angegeben einwirken lassen und beim Auftragen immer Handschuhe verwenden. Wer die Zeit überzieht, riskiert nicht zuletzt, sich eine Kontaktallergie einzufangen. Ebenfalls abzuraten ist aus diesem Grund von Selbsttests, etwa hinter dem Ohr oder in der Armbeuge.

Tabu für unter 16-Jährige

Auch die beliebten Henna-Tattoos im Urlaub, vor denen wir immer ­wieder warnen, können den Grundstein für eine Haarfarbenallergie legen. Grundsätzlich tabu sind Haarfarben aus unserer Sicht für Jugendliche unter 16 Jahren. Für diese Altersgruppe empfehlen wir – wenn die Haare u­nbedingt farblich aufgepeppt werden sollen – eine Tönung zu verwenden. Ein Mythos ist dagegen wohl der vor allem in den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts diskutierte Zusammenhang zwischen Blasenkrebs und Haarfarben. Nach aktuellem Wissensstand sind die heute angebotenen Produkte diesbezüglich sicher.

Testtabelle: Haarfarben dunkelbraun

Zusammenfassung

  • Anwendungshinweise beachten. Wer seine Haare selber färbt, sollte sich unbedingt an die beiliegende Gebrauchsanleitung halten. Um Unverträglichkeitsreaktionen zu vermeiden, sollte vor allem die Anwendungsdauer nicht überschritten werden.
  • Farbskala. Auf die auf der Verpackung aufgedruckte Farbskala ist leider nicht immer Verlass. Im Test patzte vor allem das Produkt von Syoss, das Ergebnis war deutlicher dunkler als erwartet.
  • Anfärben der Kopfhaut. Lästige Farbflecken auf der Kopfhaut müssen nicht sein. Am besten gleich nach dem Färben mit Wasser entfernen, später mit Shampoo, Alkoholpads oder Zigarettenasche auf Watte. Zur Vorbeugung Konturen und Ohren vorher gut mit einer Fettcreme abdecken.

Testkriterien

Im Test

7 Haarfarben (dunkelbraun), die neben Dauerhaltbarkeit auch perfekte Grauabdeckung versprechen. Die Produkteigenschaften wurden mit je 20 Frauen im Friseurtest geprüft und von zwei ­Friseuren beurteilt. Ergänzend wurde die Anwendung im Praxistest durch 5 geschulte Probanden unter Aufsicht eines Experten beurteilt. Labor­prüfungen an Euro-Naturhaarsträhnen. Ausgangshaarfarbe und Ergrauungsgrad, Auftragen und ­Einwirkzeit der Farben nach Herstellerangabe.

Färbeergebnis

Im Friseurtest wurden Farb­genauigkeit (Vergleich zur Packung), Gleichmäßigkeit und Grauabdeckung getestet. Im Labor erfolgte eine Beurteilung von Strähnen mit unterschied­lichem Grundfarbton, auch mit 80 Prozent Grau. Ebenfalls bewertet wurde die Gleichmäßigkeit der Färbung an definiert geschädigten Strähnen.

Farberhalt

Nach vier Wochen (Haarwäsche jeden zweiten Tag) beurteilten zwei Friseure Farbzustand, Gleichmäßigkeit und Grauabdeckung. Die Wasch­beständigkeit wurde ebenfalls an definiert geschädigtem Naturhaar ermittelt, die Lichtbeständigkeit nach Bestrahlung gefärbter Strähnen mit UV-Licht.

Haarzustand nach dem Färben

Ermittelt im Friseurtest während und nach der Anwendung: Kämmbarkeit, Griffgefühl, Glanz.

Anwendung

Im Praxistest wurden Vorbereiten, Auftragen, Verteilen, Tropfverhalten, Ausspülen, Kopfhautanfärbung, Anwendungshinweise beurteilt. Das Abfärben auf Textilien wurde im Labor nach DIN 54 021 untersucht.

Deklaration und Werbeaussagen

Die Beur­teilung von Warn- und Sicherheitshinweisen erfolgte auf Grundlage der Kosmetikverordnung. 5 Prüfer beurteilten Gebrauchsanleitung und Anwendungshinweise hinsichtlich Verständlichkeit, Vollständigkeit, Eindeutigkeit und Lesbarkeit. Die Werbeaussagen wurden von 3 Experten unter Berücksichtigung der Testergebnisse beurteilt.

Leserreaktionen

Schön giftig

Mit diesem Test versuchen Sie den Teufel mit Beelzebub auszutreiben. Ihr Hinweis auf keinen Blasenkrebs zu bekommen klingt in meinen Ohren zynisch, wenn man weiß, wie schädlich alle diese Haarfarben sind.

Christine Gruber
E-Mail
(aus KONSUMENT 10/2013)

Bei Haarfarben handelt es sich um pure Chemie. Wenn man sie nicht korrekt anwendet (länger einwirken lässt, als auf der Verpackung angegeben), kann es zu gesundheitlichen Schäden kommen. Daher haben wir im Artikel darauf hingewiesen, dass es sich um hochreaktive Chemie handelt, die Allergien auslösen kann und Kopfhaut sowie Haare angreift.

Der in der Vergangenheit immer wieder kolportierte Zusammenhang zwischen der Anwendung von Haarfarben und der Entstehung von Blasenkrebs ist mittlerweile allerdings wissenschaftlich widerlegt. Im Übrigen können auch rein pflanzliche Haarfarben Allergien auslösen. Deshalb greift die Schwarz-Weiß-Malerei „Chemie ist schlecht – Natur ist gut“ zu kurz.

Die Redaktion

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