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Rentenversicherung - Nur Garantiertes zählt

Wer in eine private Zusatzrente investieren will, muss klug auswählen. Über die Jahre können die Unterschiede zwischen schlechtestem und bestem Anbieter mehrere Tausend Euro ausmachen.

Folgende Rentenprodukte haben wir verglichen:

  • Allianz: Sofortrente gegen Einmalerlag
  • Bawag PSK Versicherung: Pensionsvorsorge
  • ERGO: Active Capital Pension
  • Generali: Pensionsversicherung (Rentenversicherung)
  • ÖBV: ÖBV Pensionsvorsorge
  • Raiffeisen: Pension Plus Sofort
  • S-Versicherung: s Privat-Pension
  • Uniqa: Pensionsversicherung gegen Einmalerlag
  • Wiener Städtische: Garantiepension
  • Wüstenrot: Wüstenrot Sofortpension

Jeder will es werden, aber keiner will es sein: nämlich reich an Lebensjahren. Auch wenn ältere Menschen in unserer Gesellschaft noch nie so gut aufgehoben und medizinisch versorgt waren wie heute, beschäftigt viele schon in relativ jungen Jahren die Angst ­davor, im Alter ausgeliefert zu sein. Um zumindest die Sorge vor finanzieller Not in der Rente gering zu halten, versuchen viele Menschen, neben den staatlichen Pensionsbeiträgen mithilfe von Finanzdienstleistern zusätzlich vorzusorgen.

Vergleich: Lebenslange private Zusatzpensionen

Dabei ist das einzige Produkt, das eine lebenslange private Zusatzpension zusichern kann, eine private Rentenversicherung: Anders als bei Anlageprodukten, wo man einen gewissen Betrag anspart, der irgendwann einmal aufgebraucht sein wird, zahlen bei der Renten­versicherung viele Versicherte in einen Topf ein, und wer die Leistung braucht, erhält sie. "Gewinner" sind so wie bei der staatlichen Pensionsversicherung jene, die am längsten leben und damit am längsten eine Renten­leistung erhalten.

Möglichst früh oder kurz vor der Rente einzahlen?

Um eine private Zusatzrente beziehen zu können, muss man nicht unbedingt über Jahrzehnte in eine Rentenversicherung einzahlen. Früh zu beginnen hat zwar den Vorteil, dass man dank jahrzehntelanger Einzahlungen auch mit kleinen Beträgen einiges anspart. Andererseits ist einige Jahre vor der Rente schon viel klarer, wie die persönlichen Lebensumstände aussehen (siehe Kapitel "Gestaltung nach Bedarf"), ob bei den Auszahlungsmodalitäten auch Hinterbliebene zu berücksichtigen sind und wo für einen selbst die Schwerpunkte liegen: lieber weniger Zusatzrente, dafür länger, oder nur für eine bestimmte Zeit, dafür aber mehr Rente?

Auch viele Lebensversicherungen bieten die Option auf Rentenauszahlung. Der Vorteil einer echten Rentenversicherung ist allerdings, dass schon bei Abschluss die Berechnungsgrundlagen garantiert sind, während bei späterer Rentenoption alles erst neu kalkuliert werden muss.

Einstieg mit Einmalbetrag

Weiters besteht die Möglichkeit, auch noch kurz vor der Pensionierung mit einem Einmalbetrag – aus einer Abfertigung, einer Erbschaft oder einer anderen Anlageform – in eine Rentenversicherung einzusteigen.

Für den Modellfall in der Tabelle haben wir zum Beispiel angefragt, wie hoch die Rente bei einem Einmalerlag in Höhe von 100.000 Euro ausfallen würde. Dabei verlassen wir uns ausschließlich auf das, was garantiert wird – der Bonusteil, der bei Rentenversicherungen in Aussicht gestellt wird, kann dazu­kommen, muss aber nicht. Demnach lag die garantierte lebenslange Rente im Schnitt bei rund 358,36 Euro.

Wie sicher ist die private Rente?

Unterschied: bis 144 Euro im Jahr

Den höchsten garantierten Wert stellte die Bawag PSK mit 365 Euro in Aussicht, am wenigsten hätte mit 353,38 Euro die Allianz garantiert ­gezahlt. Der Unterschied von rund 12 Euro pro Monat wirkt auf den ersten Blick nicht dramatisch. Übers Jahr summiert er sich aber auf 144 Euro, und wenn man das Glück hat und die Rente 20 Jahre lang bezieht, beläuft sich die Differenz auf 2.880 Euro. Hier gilt es also, vor dem Abschluss gründlich zu ver­gleichen und ­genau nachzurechnen.

Wie sicher ist die private Rente?

Jeden, der sich für das Alter noch mit einem finanziellen Zubrot absichern will, beschäftigt zweifelsohne die Frage, wie sicher das Geld bei den privaten Pensionsversicherern wohl aufgehoben ist. Für die Veranlagung des sogenannten Deckungsstocks, mit dem die Ansprüche der Versicherten beglichen werden müssen, gibt es strenge gesetzliche Richtlinien. Er bildet im Konkursfall des Versicherungsunternehmens ein Sonderver­mögen, das heißt, es ist vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt, die Einhaltung der ­Anlagerichtlinien wird von einem staatlich bestellten Treuhänder überwacht.

Gewinnbeteiligungen: im Geschick des ­Unternehmens

Die hohen Sicherheitsmaßstäbe gelten aber nur für den garantierten Teil der Rente; ­mögliche Gewinnbeteiligungen oder Bonuszahlungen liegen allein im Geschick des ­Unternehmens, aus dem veranlagten Ver­mögen auch in kapitalmarktbewegten Zeiten noch mehr herauszuholen als die riesige Konkurrenz an Pensionsversicherern und -fonds. Dennoch wird in Beratungsgesprächen oder bei Anfragen gerne mit Bonusrenten kalkuliert.

Bonuswerte mit zwei Jahre alten Daten errechnet

Dazu muss man wissen, dass die Höhe der Gewinnbeteiligung aus den Geschäfts­bilanzen von vor zwei Jahren errechnet wird, aktuell also aus den Werten von 2013. Das ist finanztechnisch möglicherweise nicht ­anders zu machen, aber es bedeutet, dass die Kalkulationen der Entwicklung des Kapitalmarkts hinterherhinken; und da sich dieser seit 2013 nicht gerade steil nach oben entwickelte, werden die Bonuswerte in den Folgejahren mit großer Wahrscheinlichkeit noch drastisch sinken. Das führt zu deutlich niedrigeren Zusatzrenten als versprochen.

Wer sich Enttäuschungen dieser Art ersparen will, geht von vornherein nur von der garantierten Rente aus und freut sich, wenn aufgrund unerwarteter Veranlagungsgewinne noch Bonuszahlungen dazukommen.

Nach Rentenbeginn nicht kündbar

Lebenserwartung optimistisch kalkuliert

Auch bei der Lebenserwartung wird mit sehr optimistischen Zahlen kalkuliert: Nach den Sterbetafeln der Statistik Austria beträgt die aktuelle Lebenserwartung für 65-Jährige derzeit 81 Jahre (Männer) bzw. 85 Jahre (Frauen). Aus den Angaben eines Versicherers für unsere Erhebung ließ sich eine durchschnittliche Lebenserwartung von 88 Jahren errechnen. Hier wird also ein ordentlicher Sicherheitszuschlag miteinberechnet – zum Nachteil der Versichertengemeinschaft.

Kosten wegverhandeln

Auch bei der Kostenberechnung sind die ­Anbieter recht großzügig zu sich selbst. Laut Angebotsunterlagen betragen die Abschluss­kosten üblicherweise 4 Prozent der Prämie abzüglich Versicherungssteuer – in unserem Modellfall wären das also rund 3.800 Euro, die gleich zu Beginn für die Beratung und den administrativen Aufwand abgezogen werden. Wer sich zum Beispiel über das ­Internet gut vorinformiert und auf die Beratungsleistung weitgehend verzichten kann, sollte sich nach einer Direktionspolizze ­erkundigen oder zumindest versuchen, die Abschluss- und Verwaltungskosten hinunterzuverhandeln.

Am Beispiel von Wüstenrot würde die lebenslange Rente in unserem Fall bei einer Direktionspolizze monatlich um 26,56 Euro höher sein. Bei der Variante mit einer Leistungsdauer von 20 Jahren sind es 23,13 Euro, die monatlich mehr ausgezahlt würden. Das bedeutet immerhin um 5.551,20 Euro mehr über die 20 Jahre.

Wechseln lohnt nicht

Nicht zu empfehlen ist, dem Ruf eines anderen Anbieters zu folgen und zu wechseln: Beim neuen Vertrag fallen neuerlich Abschlusskosten an, und ältere Verträge sind meist noch mit einem besseren garantierten Zinssatz ausgestattet; für Verträge ab 2015 wurde der Garantiezins auf 1,5 Prozent gesenkt. Der sagenhaft niedrige Garantieteil ist neben der happigen Kostenbelastung das weitere große Minus. Zweifelsohne gibt es Anlageformen (sogar Sparprodukte) mit mehr garantierter Rendite – allerdings eben nicht mit dem Angebot einer lebenslangen Rente.

Nach Rentenbeginn nicht kündbar

Bei der Entscheidung für eine private Rentenversicherung und deren Auswahl ist also ­einiges zu bedenken. Nicht zuletzt deshalb, weil nach Beginn der Rentenzahlung eine Kündigung oder ein Rückkauf der Versicherung nicht mehr möglich ist. Das heißt, wenn die Rente läuft, dann gibt es keinen Zugriff mehr auf das investierte Kapital. Umso wichtiger ist es, vorher genau abzuwägen, was man will – und vor allem, wie viel man investiert. Wer neben den Rentenzahlungen noch mit einem größeren Betrag liquide bleiben möchte, sollte daher nicht alles auf die Rentenversicherung setzen.

Tabelle: Rentenversicherung - sofort beginnende Rente

Gestaltung nach Bedarf

Je nach den persönlichen Lebensumständen kann die Rentenversicherung unterschiedlich gestaltet werden.

Lebenslange Rente: Der Versicherungsnehmer erhält bis zu seinem Tod die vereinbarte garantierte Zusatzrente mit etwaigem Bonus.

Verkürzte Rentenzahlung: Die Rentenzahlung wird nur für einen konkreten Zeitraum erbracht (z.B. 20 Jahre), die monatlichen Rentenleistungen sind dafür aber höher als bei lebenslanger Auszahlung. Eine Variante, die sinnvoll sein kann, wenn man für die Zeit nach der Pensionierung noch viel vorhat, zum Beispiel reisen.

Rentengarantiezeit: Die Rente wird für einen garantierten Zeitraum erbracht, auch wenn der oder die Bezugsberechtigte vor Ablauf dieses Zeitraums sterben sollte. Beispiel: Es wird eine lebenslange Rente ab dem 65. Lebensjahr mit 10 Jahren Rentengarantie vereinbart. Stirbt der Versicherte mit 70 Jahren, erhalten die Hinterbliebenen noch 5 Jahre lang die Rentenzahlung.

Witwen-/Witwerübergang: Damit der hinterbliebene Partner oder die Partnerin nach dem Ableben eines Bezugsberechtigten eine gewisse finanzielle Absicherung genießt, sind verschiedene Varianten möglich. Ein Witwenübergang zu 100 % bedeutet, dass die Rente im Fall des Todes des Versicherungsnehmers zu 100 % an dessen Witwe(r) übergeht; auch ein Übergang von beispielsweise 60 % ist möglich und wird oft angeboten. Die Rente wird dann lebenslang an den/die Hinterbliebene(n) ausgezahlt. Ein niedrigerer Übergang verringert die Rentenhöhe nicht so stark.

Kapitalrückgewähr: Sollte der Versicherungsnehmer während der Rentenphase sterben, wird das noch verbliebene Kapital (also die eingezahlten Prämien abzüglich der bereits ausgezahlten Rentenbeiträge) an die Hinterbliebenen ausbezahlt.

  Vorteile Nachteile
Lebenslange Rente wird lebenslang ausbezahlt,
Planungssicherheit
geringere Rente,
kein Schutz für Hinterbliebene
Verkürzte Rentenzahlung höhere Rente im vereinbarten Zeitraum keine Rentenzahlung mehr nach Ablauf
Rentengarantiezeit höhere Rente
im Garantiezeitraum,
finanzielle Absicherung
für Hinterbliebene
keine Rentenzahlung
mehr nach Ablauf
Witwen-/Witwerübergang wird lebenslang ausbezahlt,
Planungssicherheit,
finanzielle Absicherung für den hinterbliebenen Partner
geringere Rente
Kapitalrückgewähr finanzielle Absicherung
für Hinterbliebene
geringere Rente

 

Steuerlich absetzbar

Bis zur Erreichung des sogenannten kapita­lisierten Wertes sind Renten einkommen­steuerfrei. Das heißt: Erst ab dem Zeitpunkt, wo Sie mehr ausgezahlt bekommen, als Ihnen aufgrund Ihrer Einzahlungen in die Rentenversicherung zustehen würde, müssen Sie die Zusatzrente versteuern.

Wer einen Einmal­erlag getätigt und eine lebenslange Rente vereinbart hat, kann jeweils ein Zehntel des Betrages in zehn aufeinander folgenden ­Jahren im Rahmen der Sonderausgaben ­geltend machen.

Zusammenfassung

  • Das Beste finden. Unbedingt ver­gleichen, aber nur die garantierten ­Renten. Das beste Produkt in unserem Test bringt jährlich um 144 Euro mehr garantierte Rente als der schwächste Anbieter; auf 20 Jahre gesehen um 2.880 Euro mehr!
  • Kein Verlass. Nicht auf die Angaben zu Bonusrenten verlassen. Die aktuelle Bonuskalkulation hinkt der Zinsentwicklung hinterher, es ist daher mit Kürzungen in den folgenden Jahren zu rechnen.
  • Individuell zugeschnitten. Rentenversicherungen können gut auf den persönlichen Bedarf abgestimmt werden. Weitere Begünstigte oder Kapitalrückgewähr schmälern aber die monatliche Rente.

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